Es war ein Sieg, kein Zweifel, doch es gärte auch am nächsten Tag noch weiter, als Cicero von der Rostra hinunter zur Menge auf dem Forum sprach. Offensichtlich tief getroffen durch Catilinas abschließende Äußerungen, erhob sich Catulus, als das Haus zwei Tage darauf wieder zusammengetreten war, und las einen Brief Catilinas vor, in dem er seine Unschuld beteuerte und ihn, Catulus, bat, seine Frau Aurelia Orestilla in seine Obhut zu nehmen. Es gingen Gerüchte um, Catilina beabsichtige tatsächlich, ins freiwillige Exil zu gehen, und sei auf der Via Appia in Begleitung von drei unbedeutenden Männern gesehen worden, unter ihnen sein Jugendfreund Tongilius. Das löste nun endgültig eine Gegenreaktion aus; Männer, die Catilina für schuldig gehalten hatten, sahen plötzlich das Opfer in ihm.

Es hätte eine harte Zeit für Cicero werden können, wären nicht ein paar Tage später objektive Nachrichten aus Etruria eingetroffen. Catilina hatte sich nicht nach Massilia ins Exil begeben; statt dessen hatte er die toga praetexta und die Insignien eines Konsuls angelegt, hatte zwölf Männer in scharlachrote Tuniken gekleidet und ihnen die fasces mit der Axt in die Hand gedrückt. Er war in Arretium zusammen mit dem Sympathisanten Gaius Flaminius aus der gleichnamigen heruntergekommenen Patrizierfamilie gesehen worden. Inzwischen zeigte er überall einen silbernen Adler herum und erklärte, es sei das Original, das Gaius Marius seinerzeit seinen Legionen geschenkt habe. Etruria, das schon die Quelle von Marius’ Kraft gewesen sei, sammele sich unter diesem Adler.

Natürlich machte diese Nachricht dem Mißtrauen von Konsularen wie Catulus und Mamercus ein Ende (Hortensius schien die Gicht in Misenum den Kopfschmerzen in Rom vorzuziehen; Antonius Hybridas Gicht jedoch, die er in Cumae auskurierte, wurde eine immer fadenscheinigere Ausrede für sein Fernbleiben von Rom und seinen Aufgaben als Zweiter Konsul).

Trotzdem waren immer noch ein par Hinterbänkler im Senat der Meinung, die Ereignisse seien allein von Cicero forciert worden, und nur seine unerbittliche Verfolgung habe Catilina auf die falsche Bahn gebracht. Unter ihnen war der jüngere Bruder des Celer, Metellus Nepos, der bald sein Amt als Volkstribun antreten würde. Cato, ebenfalls designierter Volkstribun, lobte Cicero für sein Vorgehen — worauf Nepos nur noch lauter zeterte, denn er haßte Cato.

»Wann hat es jemals einen so undurchsichtigen und unsinnigen Aufstand wie diesen gegeben?« klagte Cicero Terentia sein Leid. »Wenigstens Lepidus hat sich erklärt! Patrizier! Die machen keine Fehler! Jetzt habe ich eine Bande von Schurken in der Hand und darf sie nicht einmal wegen groben Unfugs, geschweige denn wegen Hochverrats verurteilen.«

»Kopf hoch, Mann«, sagte Terentia, der es offensichtlich gefiel, daß Cicero inzwischen mißlauniger war als sie selbst für gewöhnlich. »Der Stein ist ins Rollen gekommen, und er wird weiterrollen, warte nur ab. Bald werden alle Zweifler von Metellus Nepos bis hin zu Caesar zugeben müssen, daß du recht gehabt hast.«

»Caesar hätte mir auch eine bessere Hilfe sein können«, erwiderte Cicero sichtlich verstimmt.

»Immerhin hat er Quintus Arrius losgeschickt«, sagte Terentia, die viel von Caesar hielt, seit ihre Halbschwester, die Vestalin Fabia, den neuen Pontifex Maximus in den höchsten Tönen lobte.

»Aber im Senat unterstützt er mich nicht. Er hackt ständig auf mir herum, weil ich seiner Meinung nach das Senatus Consultum Ultimum nicht richtig interpretiere. Er scheint immer noch zu meinen, daß Catilina Unrecht geschehen ist.«

»Das denkt Catulus auch, und Caesar und Catulus sind sich ganz bestimmt nicht wohlgesinnt«, meinte Terentia.

Zwei Tage später traf in Rom die Nachricht ein, daß Catilina und Manlius ihre Truppen schließlich vereinigt hatten; sie besaßen zwei Legionen gut ausgebildeter Soldaten und dazu ein paar tausend Mann, die noch gedrillt wurden. Faesulae war nicht gefallen, das Arsenal war unangetastet, und auch andere etrurische Städte hatten sich geweigert, Catilina ihre Waffenlager zur Verfügung zu stellen. Ein Hinweis darauf, daß große Teile Etrurias kein Vertrauen in ihn setzten.

Die Volksversammlung genehmigte einen Erlaß, in dem Catilina und Manlius zu Feinden des Volkes erklärt wurden; sie verloren ihre Bürgerrechte mit allen Vergünstigungen, und im Falle einer Festnahme mußten sie mit einem Prozeß wegen Hochverrats rechnen. Nachdem Gaius Antonius Hybrida endlich nach Rom zurückgekehrt war, gab ihm Cicero unverzüglich die Anweisung — Gicht hin oder her — sich der Truppen anzunehmen, die in Capua und Picenum rekrutiert wurden — sämtlich Veteranen früherer Kriege —, und mit ihnen nach Norden zu marschieren, um Catilina und Manlius vor den Toren Faesulaes zu stellen. Für den Fall, daß die Gicht sich als allzu großes Hindernis erweisen sollte, gab der Erste Konsul dem Zweiten Konsul einen sehr fähigen zweiten Kommandanten mit — den vir militaris Marcus Petreius. Cicero selbst übernahm die Verantwortung für die Verteidigung Roms und begann jetzt damit, die Waffen zu verteilen — allerdings nicht an Männer, die ihm, Atticus, Crassus oder Catulus (der inzwischen gründlich bekehrt war) suspekt erschienen. Was Catilina im Augenblick im Schilde führte, wußte niemand, auch wenn Manlius einen Brief an den Triumphator Rex geschrieben hatte, der noch im Umbria im Felde stand; es war überraschend, daß Manlius solch einen Brief schrieb, aber ändern würde das nichts.

In diesem Augenblick, als Rom bereit war, einen Angriff aus dem Norden abzuwehren, als Pompeius Rufus in Capua und Metellus das Zicklein in Apulia in Stellung gegangen waren, um dort unten im Süden alles — von einem Sklavenaufstand bis zu einer Gladiatorenarmee — niederzuschlagen, hielt Cato es für geraten, Ciceros Strategien über den Haufen zu werfen und die Verteidigungsbereitschaft der Stadt für die Zeit nach dem kommenden Amtswechsel der Konsuln aufs Spiel zu setzen. Der November näherte sich seinem Ende, als Cato sich im Senat erhob und verkündete, er beabsichtige ein Verfahren gegen den designierten Zweiten Konsul Lucius Licinius Murena anzustrengen, weil er sich sein Amt durch Bestechung beschafft habe. Als designierter Volkstribun, rief Cato, könne er es sich zeitlich nicht leisten, persönlich ein Strafverfahren zu führen; deshalb werde der bei den Konsulatswahlen unterlegene Gegenkandidat Servius Sulpicius Rufus die Anklage führen, und zwar zusammen mit seinem Sohn (der gerade erst das Mannesalter erreicht hatte) als zweitem und dem Patrizier Gaius Postumius als drittem Ankläger. Das Verfahren werde vor dem Bestechungsgerichtshof stattfinden, da die Ankläger ausnahmslos Patrizier seien und deshalb Cato und die Volksversammlung nicht in Anspruch nehmen dürften.

»Marcus Porcius Cato, das kannst du nicht tun!« rief Cicero entsetzt und sprang auf. »Die Schuld oder Unschuld des Lucius Murena ist völlig unerheblich! Wir müssen uns eines Aufstands erwehren! Wir können es uns nicht erlauben, ohne einen der beiden neuen Konsuln ins neue Jahr zu gehen! Wenn du diese Anklage ohnehin im Sinn gehabt hast, warum jetzt, warum so spät im Jahr?«

»Ein Mann muß seine Pflicht tun«, erwiderte Cato ungerührt. »Die Beweise sind jetzt erst ans Licht gekommen, und ich habe es diesem Hause vor Monaten geschworen, persönlich dafür Sorge zu tragen, daß jede versuchte oder vollendete Bestechung zur Anklage kommt. Da ist es mir völlig gleichgültig, in welcher Lage Rom sich im neuen Jahr befinden wird! Bestechung ist Bestechung. Sie muß ausgemerzt werden, um jeden Preis.«

»Und wenn der Untergang Roms der Preis ist? Schieb deine Anklage auf!«

»Niemals!« rief Cato. »Ich bin weder deine noch sonst jemandes Marionette. Ich kenne meine Pflicht, und ich werde sie tun!«

»Du tust auch dann noch deine Pflicht und zerrst arme Teufel vor Gericht, wenn Rom bereits im Tyrrhenischen Meer versinkt!«

»Bis das Tyrrhenische Meer auch mich verschlungen hat!«

»Mögen die Götter uns in Zukunft von Männern wie dir verschonen, Cato!«

»Wenn es mehr Männer wie mich geben würde, wäre Rom ein besserer Ort!«

»Noch ein einziger von deiner Sorte, und Rom wäre lahmgelegt!« schrie Cicero und reckte die Hände flehend gen Himmel. »Wenn Räder so sauber sind, daß sie quietschen, Marcus Porcius Cato, dann klemmen sie irgendwann einmal! Mit ein bißchen schmutzigem Schmierfett läuft alles viel besser!«

»Hat er da nicht recht?« rief Caesar und grinste.

»Verschieb die Sache, Cato«, bemerkte Crassus müde.

»Das habe ich längst nicht mehr in der Hand«, erwiderte Cato selbstgefällig. »Servius Sulpicius ist fest entschlossen.«

»Wenn man bedenkt, was für eine hohe Meinung ich einst von Servius Sulpicius hatte!« sagte Cicero am selben Abend zu Terentia.

»Cato hat ihn angestiftet, Mann, das steht fest.«

»Was will Cato eigentlich? Daß Rom untergeht, nur damit die Gerechtigkeit ihren Lauf nimmt? Sieht er denn nicht, wie gefährlich es ist, wenn nur ein Konsul am Neujahrstag sein Amt übernimmt — noch dazu einer, der so krank ist wie Silanus?« Cicero schlug besorgt die Hände zusammen. »Ich glaube langsam, daß hundert Catilinas Rom nicht so gefährlich werden können wie ein einziger Cato!«

»Gut, dann mußt du eben dafür sorgen, daß Murena freigesprochen wird«, sagte Terentia in ihrer praktischen Art. »Verteidige ihn selber, Cicero, und hol dir Crassus und Hortensius als Unterstützung.«

»Es ist nicht üblich, daß ein amtierender Konsul einen designierten Konsul verteidigt.«

»Dann schaffst du eben einen Präzedenzfall. Das kann keiner besser als du.«

»Hortensius sitzt immer noch mit einem dicken Verband um den großen Zeh in Misenum.«

»Dann hol ihn zurück. Und wenn du ihn entführen lassen mußt.«

»Du hast recht, Terentia. Richter am Bestechungsgericht ist ein Patrizier namens Valerius Flaccus. Wir können nur hoffen, daß er genug Verstand besitzt, meine Seite zu sehen, und nicht die von Servius Sulpicius.«

»Keine Angst, das wird er.« Terentia lächelte kämpferisch. »Er wird nicht Sulpicius die Schuld geben, sondern Cato, und für Cato hat kein Patrizier etwas übrig, es sei denn einer wie Servius Sulpicius, der meint, man habe ihn um sein Konsulat betrogen.«

Ein hoffnungsfrohes und auch ein bißchen verschlagenes Leuchten trat in Ciceros Augen. »Ich frage mich, ob Murena mir seine Dankbarkeit nicht mit einem hübschen neuen Haus beweisen könnte, wenn ich ihn freibekomme.«

»Mach dir da keine Hoffnungen, Cicero! Du brauchst Murena, nicht umgekehrt. Da mußt du schon auf verzweifeltere Kunden warten, bevor du an Honorare dieser Größenordnung denken darfst!«

Also ließ es Cicero lieber bleiben, Murena darauf hinzuweisen, daß er ein neues Haus gebrauchen könnte, und verteidigte den designierten Konsul für keine größere Entschädigung als ein hübsches, kleines, höchstens zweihundert Jahre altes Gemälde irgendeines unbedeutenden Griechen. Grollend und nur sehr widerwillig ließ Hortensius sich aus Misenum abberufen, und Crassus eröffnete die Redeschlacht so gründlich und geduldig, wie es seine Art war. Dieses Triumvirat von Strafverteidigern war für den armen Servius Sulpicius eine Nummer zu groß. Sie erreichten für Murena einen Freispruch, ohne auch nur einen der Geschworenen bestechen zu müssen — was ohnehin nicht möglich gewesen wäre, denn Cato hatte sie keine Sekunde lang aus den Augen gelassen.

Was wird wohl noch alles passieren? dachte Cicero, als er vom Forum nach Hause ging, um nachzusehen, ob Murena ihm das Gemälde schon geschickt hatte. Er hatte eine phantastische Rede gehalten, natürlich die letzte vor dem Spruch der Geschworenen. Eine von Ciceros größten Stärken war seine Fähigkeit, den Tenor seiner Ansprachen zu ändern, nachdem er die Stimmung unter den Geschworenen ausgelotet hatte — die er natürlich kannte. Zum Glück hatte er es im Fall Murena mit Männern zu tun gehabt, die einen Spaß verstehen konnten und gern lachten. Also hatte er eine humorige Rede gehalten und sich über Catos Festhalten an der (nicht übermäßig populären) stoischen Philosophie lustig gemacht, die von diesem schrecklichen griechischen Plagegeist Zenon gegründet worden war. Die Geschworenen waren begeistert von jeder kleinen Nuance — und ganz besonders von seinen sehr gekonnten Cato-Imitationen, in denen er die Stimme, die Haltung, ja sogar die gigantische Nase Catos nachgemacht hatte. Und als es ihm dann noch gelang, sich aus seiner Tunika zu schlängeln, hatten die Geschworenen vor Lachen unter den Bänken gelegen.

»Was haben wir für einen Komiker als Ersten Konsul!« hatte Cato mit vernehmlicher Stimme gerufen, nachdem der Freispruch verkündet worden war. Die Geschworenen hatten nur noch lauter gelacht, und Cato hatte als schlechter Verlierer dagestanden.

»Das erinnert mich an die Geschichte, die ich von Cato in Syrien hörte, nachdem sein Bruder Caepio gestorben war«, erzählte Atticus am Nachmittag beim Essen.

»Was für eine Geschichte?« fragte Cicero pflichtschuldigst; er hatte eigentlich kein Interesse an Geschichten über Cato, aber er hatte guten Grund, Atticus — dem Obmann der Geschworenen — dankbar zu sein.

»Nun, er ist damals wie ein Bettler über die Landstraße gezogen — in seiner Begleitung drei Sklaven sowie Munatius Rufus und Athenodorus Cordylion —, als in der Ferne die Tore von Antiochia aufragten. Und vor der Stadt hatte sich eine riesige, jubelnde Menschenmenge versammelt. > Siehst du, welcher Ruf mir vorauseilt?< fragte er Munatius Rufus und Athenodorus Cordylion. >Ganz Antiochia gibt mir die Ehre, weil ich die Verkörperung des idealen Römers bin — bescheiden und sparsam — und dem mos maiorum alle Ehre mache.< Munatius Rufus, der mir die Geschichte erzählte, als wir uns in Rom begegneten, hatte so seine Zweifel gehabt, aber der alte Athenodorus Cordylion hatte Cato jedes Wort geglaubt und sich vor ihm in den Staub geworfen. Dann war die Menge näher gekommen, mit Lorbeerkränzen in den Händen, und kleine Mädchen hatten Rosenblätter gestreut. Dann ergriff der Ethnarch das Wort: >Und welcher von euch ist nun der große Demetrius, Freigelassener des ruhmreichen Gnaeus Pompeius Magnus?< fragte er.

Daraufhin sollen Munatius Rufus und die drei Sklaven vor Lachen in den Staub gefallen sein, und sogar Athenodorus Cordylion fand Catos Gesicht so komisch, daß er mitlachen mußte. Doch Cato war wütend. Er konnte daran überhaupt nichts witzig finden, schon deshalb nicht, weil der von Magnus freigelassene Demetrius nichts anderes war als ein parfümierter Gockel.«

Eine gute Geschichte, Cicero mußte richtig lachen.

»Ich habe gehört, daß Hortensius schnurstracks nach Misenum zurückgehumpelt ist.«

»Es ist seine geistige Heimat — dort laufen lauter sonderbare alte Käuze herum.«

»Und niemand hat sich gestellt, um den Straferlaß des Senats in Anspruch zu nehmen. Was wird als nächstes passieren?«

»Ach, Titus, ich wollte, ich wüßte es!«

Daß die weitere Entwicklung ausgerechnet von einer in Rom weilenden Abordnung von Allobrogern — einer gallischen Völkerschaft von jenseits des Rhodanus in Gallia Narbonensis — ausgehen sollte, hätte niemand ahnen können. Angeführt von einem ihrer Stammesoberen, der sich auf lateinisch Brogus nennen ließ, waren sie gekommen, um beim Senat Protest gegen die Behandlung durch eine Reihe von Statthaltern wie Gaius Calpurnius Piso sowie gewissenlose Geldverleiher einzulegen, die sich als Bankiers tarnten. Sie hatten noch nie von der lex Gabinia gehört, nach der die Anhörungen solcher Abordnungen auf den Monat Februar beschränkt waren, und eine Sonderregelung zur Beschleunigung ihrer Sache hatten sie noch nicht erreichen können. So lautete die Alternative: Entweder sie kehrten nach Gallia Narbonensis zurück, oder sie warteten noch zwei weitere Monate in Rom und gaben für ihre Unterkunft in Gasthöfen und Schmiergelder an bedürftige Senatoren ein Vermögen aus. Sie hatten beschlossen, nach Hause zurückzukehren und Anfang Februar wiederzukommen. Die Männer, vom einfachen gallischen Sklaven bis hin zu Brogus, waren nicht gerade in bester Stimmung. Und so sagte er zu seinem besten Freund in Rom, dem freigelassenen Bankier Publius Umbrenus: »Es scheint mir eine zum Scheitern verurteilte Sache zu sein, Umbrenus, aber wir werden wiederkommen, wenn ich die Stämme dazu bringen kann, Ruhe zu bewahren. Es gibt einige unter ihnen, die bereits vom Krieg reden.«

»Nun, Brogus, der Krieg gegen Rom hat eine lange Tradition unter den Allobrogern«, erwiderte Umbrenus, in dessen Kopf eine brillante Idee Form anzunehmen begann. »Denk nur daran, wie ihr Pompeius Magnus das Tanzen gelehrt habt, als er zum Krieg gegen Sertorius nach Spanien unterwegs war.«

»Ich halte einen Krieg gegen Rom für aussichtslos«, erwiderte Brogus düster. »Die Legionen sind wie unermüdlich mahlende Mühlsteine. Wenn du sie in einer Schlacht vernichtest und dir einredest, du hättest den Krieg gewonnen, dann fangen sie im nächsten Jahr von vorn an.«

»Und wenn du in diesem Krieg römische Rückendeckung bekommen würdest?« sagte Umbrenus leise.

Brogus stockte der Atem. »Wie meinst du das?«

»Rom ist kein zusammenhängendes Ganzes, Brogus, es ist in viele Faktionen zerfallen. Gerade jetzt gibt es eine mächtige Faktion, die von ein paar klugen Männern angeführt wird, die beschlossen haben, an der bestehenden Ordnung des Senats und des Volkes von Rom zu rütteln.«

»Catilina?«

»Catilina. Was wäre, wenn ich dir eine Garantieerklärung Catilinas besorgen könnte, daß den Allobrogern das gesamte Rhodanustal nördlich von... sagen wir, Valentina, zugesprochen wird, sobald er Diktator ist?«

Brogus sah nachdenklich aus. »Ein verlockendes Angebot, Umbrenus.«

»Ein ernstgemeintes Angebot, das versichere ich dir.«

Brogus seufzte, dann lächelte er. »Es gibt nur ein Problem, Publius: Wir haben keine Ahnung, wie hoch du bei einem großen Aristokraten wie Catilina im Ansehen stehst.«

Unter normalen Umständen hätten derlei Zweifel an seiner Reputation Umbrenus sehr verärgert, doch nicht so in diesem Augenblick, als die brillante Idee in seinem Kopf immer deutlicher Gestalt annahm. Also sagte er: »Ja, ich verstehe, was du meinst, Brogus. Natürlich verstehe ich dich! Würde es deine Bedenken zerstreuen, wenn ich für dich ein Treffen mit einem Prätor arrangieren könnte, einem patrizischen Cornelier, dessen Gesicht dir bestens bekannt ist?«

»Das würde meine Bedenken zerstreuen«, erklärte Brogus.

»Sempronia Tuditanis Haus wäre der geeignete Treffpunkt. Es ist in der Nähe, und ihr Ehemann ist nicht da. Aber ich habe keine Zeit, dich dorthin zu bringen, deshalb treffen wir uns in genau zwei Stunden hinter dem Salus-Tempel auf der Alta Semita«, sagte Umbrenus und verließ eilig das Zimmer.

Wie er es fertiggebracht hatte, die Sache in nur zwei Stunden zu bewerkstelligen, konnte er hinterher selbst nicht mehr sagen, aber er schaffte es. Er mußte dazu den Prätor Publius Cornelius Lentulus Sura, die Senatoren Lucius Cassius und Gaius Cethegus sowie die Ritter Publius Gabinius Capito und Marcus Caeparius aufsuchen. Als die zweite Stunde um war, erschien Umbrenus zusammen mit Lentulus Sura und Gabinius Capito in der kleinen Gasse hinter dem Tempel der Salus — einem ziemlich trostlosen Winkel der Stadt.

Lentulus blieb nur so lange, bis er Brogus sehr zuvorkommend begrüßt hatte; ihm schien bei der Sache nicht wohl zu sein, und ihm war daran gelegen, möglichst rasch wieder wegzukommen. Deshalb führten Umbrenus und Gabinius Capito die Verhandlungen mit Brogus, wobei Capito sich zum Sprecher der Verschwörer machte. Die fünf Allobroger hörten aufmerksam zu, aber als Capito schließlich geendet hatte, wollten die Gallier sich nicht gleich festlegen. Sie waren scheu und mißtrauisch.

»Also, ich weiß nicht recht...«, sagte Brogus.

»Womit können wir dich überzeugen, daß wir es ernst meinen?« fragte Umbrenus.

»Ich weiß es nicht», antwortete Brogus. Er wirkte ratlos. »Laß uns heute nacht darüber nachdenken, Umbrenus. Können wir uns morgen früh wieder hier treffen?«

Und so wurde es vereinbart.

Die Allobroger gingen zurück in ihren Gasthof, der am Rand des Forums stand — ein seltsamer Zufall, denn gleich oberhalb davon, auf der Via Sacra, stand der Triumphbogen, den eben jener Quintus Fabius Maximus Allobrogicus errichtet hatte, der vor vielen Jahrzehnten diesen gallischen Stamm (zeitweise) unterworfen und den Namen deshalb seinem eigenen hinzugefügt hatte. Deshalb betrachteten Brogus und seine Allobroger jetzt dieses Bauwerk, das sie daran erinnerte, daß sie eigentlich zur Klientel von Allobrogicus’ Nachfahren gehörten. Ihr gegenwärtiger Patron war Quintus Fabius Sanga, der Großenkel.

»Hört sich in der Tat verlockend an«, sagte Brogus zu seinen Kameraden, während sie hinauf zum Triumphbogen blickten. »Es könnte aber auch in die Katastrophe führen. Wenn die Heißsporne Wind von der Sache kriegen, dann denken sie nicht lange nach und ziehen sofort in den Krieg. Ich sage vom Gefühl her eher nein.«

Da es in der Abordnung keine Heißsporne gab, beschlossen die Allobroger, ihren Patron Quintus Fabius Sanga um Rat zu fragen.

Eine kluge Entscheidung, wie sich zeigen sollte. Fabius Sanga lief auf schnellstem Wege zu Cicero.

»Jetzt haben wir sie, Quintus Fabius!« rief Cicero aus.

»Wieso?« fragte Sanga; er zählte nicht zu den Klügsten, deshalb mußte man ihm alles mehrmals erklären.

»Geh zu den Allobrogern und sag ihnen, daß sie sich von Lentulus Sura und den drei anderen hochrangigen Verschwörern Briefe geben lassen sollen. Ich habe also doch recht gehabt! Ich hab’s ja gewußt! Sie müssen darauf bestehen, daß man sie zu Catilina persönlich nach Etruria bringt — eine absolut verständliche Bedingung, wenn man bedenkt, was von ihnen verlangt wird.

Es bedeutet außerdem, daß ihnen ein Führer aus den Reihen der Verschwörer mitgegeben werden muß.«

»Warum ist der Führer so wichtig?« fragte Sanga und kniff die Augen zusammen.

»Nur wenn sie einen von den Verschwörern bei sich haben, wird die Gruppe bereit sein, sich in dunkler Nacht auf den Weg zu machen.«

»Ist es denn unbedingt nötig, daß sie mitten in der Nacht aufbrechen?«

»Unbedingt, Quintus Fabius, glaube mir! Ich lasse an jedem Ende der Mulvianbrücke Männer postieren, so etwas geschieht besser im Dunkeln. Wenn die Allobroger und ihr Führer auf der Brücke sind, stürzen meine Männer sich auf sie. Dann haben wir endlich den Beweis: die Briefe.«

»Du willst den Allobrogern doch nichts tun?« fragte Sanga, den der Gedanke an ein Handgemenge beunruhigte.

»Natürlich nicht! Das gehört doch zum Plan dazu. Du mußt ihnen sagen, daß sie sich nicht wehren dürfen. Außerdem solltest du Brogus noch einmal einschärfen, daß er die Briefe bei sich haben und sich mit seinen Stammesleuten umgeben soll, falls irgendein Verschwörer versucht, die Beweisstücke noch im letzten Moment zu vernichten.« Cicero sah Fabius Sanga fest in die Augen. »Alles klar, Quintus Fabius? Kannst du das behalten, ohne alles durcheinanderzubringen?«

»Erklär’s mir noch mal im einzelnen«, bat ihn Sanga.

Seufzend kam Cicero der Bitte nach.

Gegen Abend des folgenden Tages erfuhr Cicero von Sanga, daß Brogus und seine Allobroger drei Briefe in Händen hielten: einen von Lentulus Sura, einen von Gaius Cethegus und einen von Lucius Satilius. Lucius Cassius habe sich geweigert, einen Brief zu schreiben. Ihm sei nicht wohl bei der Sache gewesen. Ob Cicero meine, daß drei Briefe genug seien?

Ja, ja! Cicero schickte seinen schnellsten Diener mit der Antwort.

Und so setzte sich im zweiten Viertel der Nacht von Rom aus ein kleiner Trupp in Bewegung; er verließ die Stadt auf der Via Lata, die in die große Straße nach Norden, die Via Flaminia, mündete, nachdem sie auf ihrem Weg zur Mulvianbrücke das Marsfeld überquert hatte. Zusammen mit Brogus und den Allobrogern reiste auch ihr Führer, Titus Volturcius, und außerdem waren ein gewisser Lucius Tarquinius und der Ritter Marcus Caeparius mit von der Partie.

Alles ging gut, bis die kleine Gruppe etwa vier Stunden vor Sonnenaufgang die Mulvianbrücke erreicht hatte und im eiligen Trab die gepflasterte Rampe hinauftritt. Als das letzte Pferd den Huf auf die Brücke gesetzt hatte, machte der Prätor Flaccus am südlichen Ende dem Prätor Pomptinus am nördlichen Ende ein Zeichen mit der Lampe; beide Prätoren, unterstützt von je einer Hundertschaft gut ausgebildeter Bürgermiliz, gingen in aller Ruhe daran, die Brücke abzuriegeln, Marcus Caeparius zog sein Schwert und versuchte zu kämpfen, Volturcius ergab sich, und Tarquinius, ein guter Schwimmer, stürzte sich über das Geländer in die dunklen Fluten des Tiber. Die Allobroger standen gehorsam in einem Grüppchen zusammen, die Zügel ihrer Pferde hielten sie so fest in den Händen wie die Briefe, die Brogus in einem Beutel unter seinem Wams trug.

Cicero wartete schon, als Pomptinus, Valerius Flaccus, die Allobroger, Volturcius und Caeparius kurz vor Sonnenaufgang in seinem Haus eintrafen. Natürlich war auch Fabius Sanga anwesend — er mochte nicht der Hellste sein, aber er wußte sehr wohl, was seine Pflichten als Patron waren.

»Hast du die Briefe, Brogus?« fragte Fabius Sanga.

»Vier Briefe«, antwortete Brogus, öffnete den Beutel und zog drei schlanke Schriftrollen sowie einen gefalteten und versiegelten Bogen Papier daraus hervor.

»Vier?« fragte Cicero erwartungsvoll. »Hat Lucius Cassius seine Meinung geändert?«

»Nein, Marcus Tullius. Der gefaltete ist ein privater Brief des Prätors Sura an Catilina, hat man mir gesagt.«

»Pomptinus«, sagte Cicero und nahm eine aufrechte Haltung an, »geh zu den Häusern von Publius Gabinius Lentulus Sura, Gaius Cornelius Cethegus, Publius Gabinius Capito und Lucius Statilius. Bring sie auf schnellstem Wege hier in mein Haus, aber nenne ihnen nicht den Grund dafür. Verstanden? Und vergiß deine Milizionäre nicht.«

Pomptinus nickte feierlich; die Ereignisse der Nacht kamen ihm wie ein Traum vor, er hatte gar nicht genau gewußt, worum es eigentlich ging, als er an der Mulvianbrücke auf die Allobroger wartete.

»Flaccus, dich brauche ich hier als Zeugen«, sagte Cicero zu einem anderen Prätor, »aber deine Männer sollen um den Tempel der Concordia herum Posten beziehen. Sobald ich hier einiges erledigt habe, werde ich dort den Senat zusammenrufen.«

Alle Augen waren auf ihn gerichtet, auch Terentia beobachtete ihn aus einer dunklen Ecke, wie er lächelnd bemerkte. Warum auch nicht? Sie hatte ihm während der ganzen Affäre zur Seite gestanden; einen Platz in der hintersten Reihe hatte sie sich bei diesem Schauspiel wohl verdient. Nach kurzer Überlegung schickte er die Allobroger (außer Brogus) zu Essen und Wein ins Speisezimmer und setzte sich zu Brogus, Sanga und Valerius Flaccus, um auf die Männer zu warten, nach denen er Pomptinus und seine Leute geschickt hatte. Volturcius stellte keine Gefahr dar, er kauerte in der Ecke schräg gegenüber von Terentia und weinte, aber Caeparius sah aus, als sei ihm die Kampfeslust noch nicht ganz vergangen. Cicero ließ ihn schließlich in einen Schrank sperren; es wäre ihm lieber gewesen, den Mann unter Bewachung wegbringen zu lassen — wenn Rom nur einen sicheren Verwahrungsort gehabt hätte!

»Dein improvisiertes Gefängnis ist zweifellos sicherer als die Steinbrüche«, sagte Lucius Valerius Flaccus und deutete auf den Schrankschlüssel.

Gaius Cethegus traf als erster ein, er wirkte müde, aber aufsässig, kurz darauf kamen auch Statilius und Gabinius Capito, gefolgt von Pomptinus herein. Auf Lentulus Sura mußten sie länger warten, aber schließlich trat er ebenfalls durch die Tür; Gesicht und Körperhaltung verrieten nichts als Verärgerung.

»Cicero, das geht wirklich zu weit!« brüllte er, und dann erst sah er die anderen. Er ließ sich seine Verwunderung kaum anmerken, doch Cicero war sie nicht entgangen.

»Geh nur hinüber zu deinen Freunden, Lentulus«, sagte er.

Plötzlich hämmerte jemand gegen die Haustür. Pomptinus und Valerius Flaccus — wegen der nächtlichen Mission noch in voller Rüstung — zogen die Schwerter.

»Öffne die Tür, Tirol« rief Cicero.

Aber es kamen weder Mörder noch sonst eine Gefahr von der Straße herein, sondern Catulus, Crassus, Curio, Mamercus und Servilius Vatia.

»Nachdem uns der Erste Konsul per Eilorder in den Tempel der Concordia gerufen hat«, sagte Catulus, »wollten wir lieber erst beim Konsul selber nachfragen.«

»Seid herzlich willkommen«, erwiderte Cicero dankbar.

»Was ist los?« fragte Crassus und warf einen Blick auf die Verschwörer.

Während Cicero es ihm erklärte, klopfte es immer wieder an der Tür; weitere Senatoren drängten sich — beinahe platzend vor Neugier — hinein.

»Wie konnte sich das so schnell herumsprechen?« fragte Cicero, und er vermochte seine Freude kaum zu verbergen.

Erst als der Raum zum Bersten voll mit Männern war, kam der Erste Konsul schließlich zur Sache. Er erzählte die Geschichte von den Allobrogern und der Festnahme an der Mulvianbrücke und zeigte ihnen die Briefe.

Dann wurde er auf einmal förmlich und sagte:»Und nun, Publius Cornelius Lentulus Sura, Gaius Cornelius Cethegus, Publius Gabinius Capito und Lucius Statilius, muß ich euch bis zur endgültigen Klärung eurer Beteiligung an der Verschwörung des Lucius Sergius Catilina in Haft nehmen lassen.« Er wandte sich an Mamercus. »Princeps Senatus, ich gebe dir diese drei Schriftrollen in Verwahrung. Sorge dafür, daß die Siegel unverletzt bleiben, bis der Senat sich vollständig im Tempel der Concordia versammelt hat. Dann wird es deine Aufgabe als Princeps Senatus sein, uns die Briefe zu verlesen.« Den zusammengefalteten Briefbogen hielt er hoch, damit ihn alle sehen konnten. »Diesen Brief werde ich jetzt und hier vor euer aller Augen öffnen. Wenn sein Schreiber, der Prätor Lentulus Sura, sich damit kompromittiert, dann soll uns nichts mehr daran hindern, mit unseren Ermittlungen fortzufahren. Ist der Inhalt jedoch unverfänglich, dann müssen wir entscheiden, was mit den drei Schriftrollen geschehen soll, bevor der Senat zusammentritt.«

»Nur zu, Marcus Tullius«, sagte Mamercus, ganz gefangen von diesem alptraumhaften Augenblick und immer noch unfähig zu begreifen, daß Lentulus Sura, einst Konsul und zweimal Prätor, tatsächlich zu den Verschwörern gehören sollte.

Wie gut das tut, alle Blicke auf sich gerichtet zu fühlen, und das in einem so gewaltigen und bedeutungsvollen Drama wie diesem, dachte Cicero, als er — vollendeter Schauspieler, der er war — das gehärtete Wachs, das alle Anwesenden als Lentulus Suras Siegel erkannt hatten, mit lautem Knacken aufbrach. Er schien eine Ewigkeit zu brauchen, um den Bogen auseinanderzufalten, einen Blick darauf zu werfen und den Inhalt in sich aufzunehmen; dann erst begann er, laut vorzulesen:

Lucius Sergius, ich bitte Dich, Deine Meinung zu ändern. Ich weiß, Du möchtest unsere Unternehmung nicht mit einer Sklavenarmee in Verruf bringen, aber glaube mir, wenn Du Sklaven in die Reihen der Soldaten aufnimmst, dann wird der Sieg in wenigen Tagen unser sein. Rom kann nicht mehr als vier Legionen gegen Dich aufbieten, je eine von Marcius Rex und Metellus Creticus und zwei, die unter dem Kommando des vollgefressenen Faulpelzes Hybrida stehen.

Es wurde einst prophezeit, daß drei Mitglieder der gens Cornelia Rom regieren würden, und ich weiß, daß ich der dritte Mann mit dem Namen Cornelius sein werde. Ich weiß auch, daß Dein Name, Sergius, viel älter ist als der Name Cornelius, aber Du hast bereits angedeutet, daß Du lieber in Etruria als hier in Rom regieren würdest. Ich bitte Dich, Deine Vorbehalte gegen die Sklaven noch einmal zu überdenken. Ich nehme sie in Kauf. Bitte, gib Deine Zustimmung.«

Die letzten Worte verhallten in einem tiefen Schweigen, kein Atemhauch schien die Luft in diesem überfüllten Raum zu stören.

Dann ergriff Catulus, zornig und entschieden, das Wort: »Lentulus Sura, du bist erledigt!« sagte er. »Ich spucke auf dich!«

»Ich denke«, sagte Mamercus mit ernster Stimme, »daß du jetzt auch die Schriftrollen öffnen solltest, Marcus Tullius.«

»Wie bitte? Damit Cato mich beschuldigen kann, offizielle Beweismittel manipuliert zu haben?« rief Cicero. »Nein, Mamercus, die bleiben versiegelt. Ich möchte doch unseren heißgeliebten Cato nicht verärgern, und wenn es noch so wichtig wäre, die Briefe jetzt zu öffnen!«

Cicero stellte fest, daß der Prätor Gaius Sulpicius unter den Anwesenden war. Um so besser! Sollte der auch etwas tun, damit es nicht aussah, als würde er jemanden bevorzugen. Cato sollte nicht den geringsten Verfahrensfehler entdecken können.

»Gaius Sulpicius, würdest du bitte die Häuser von Lentulus Sura, Cethegus, Gabinius und Statilius aufsuchen und nachsehen, ob es dort irgendwelche Waffen gibt? Nimm Pomptinus’ Milizionäre mit; sie sollen auch die Häuser von Porcius Laeca, Caeparius, Lucius Cassius, unserem Freund Volturcius und einem gewissen Lucius Tarquinius durchsuchen. Die Männer können die Suche allein fortsetzen, nachdem du persönlich die Häuser der beteiligten Senatoren inspiziert hast. Ich brauche dich so bald wie möglich im Senat. Dort kannst du mir berichten, was ihr gefunden habt.«

Niemand wollte etwas essen oder trinken, also ließ Cicero Caeparius aus dem Schrank und die Allobroger aus dem Speisezimmer holen. Mochte Caeparius auch voller Tatendrang gesteckt haben, als man ihn einsperrte, jetzt war davon nichts mehr zu spüren; Ciceros Schrank war nahezu luftdicht, und Caeparius zitterte am ganzen Körper, als er herauskam.

Ein amtierender Prätor und doch ein Verräter! Ein ehemaliger Konsul! Wie ließ sich das ausschlachten? Wie konnte Cicero es bewerkstelligen, daß er, der Emporkömmling, der Hungerleider aus den Bergen Arpiniums, am Ende in einem guten Licht dastand? Cicero ging quer durch den Raum hinüber zu Lentulus Sura und nahm mit festem Griff die schlaffe rechte Hand des Mannes.

»Komm, Publius Cornelius«, sagte er ausgesprochen höflich, »es wird Zeit, daß wir zum Tempel der Concordia gehen.«

»Sonderbar!« meinte Lucius Cotta. als die Männer wie die Schulkinder in Zweierreihen über das untere Forum und die Treppe der Vestalinnen zum Tempel der Concordia zogen, den nur die Gemonianische Treppe vom Tullianum, der Hinrichtungsstätte des Mamertinusgefängnisses, trennte.

»Sonderbar? Was findest du sonderbar?« fragte Cicero, der immer noch den kraftlosen Lentulus Sura an der Hand hielt.

»Genau in diesem Moment lassen die Baumeister die neue Statue des Jupiter Optimus Maximus auf ihren Sockel im Tempel stellen. Längst überfällig! Es ist fast drei Jahre her, daß Torquatus und ich es geschworen haben.« Lucius Cotta erschauerte. »Diese vielen Vorzeichen!«

»Ausgerechnet in deinem Jahr«, sagte Cicero. »Ich war sehr traurig darüber, daß der Blitz der alten etruskischen Wölfin ihr säugendes Kind genommen hat. Ich mochte ihr hochnäsiges Gesicht. Sie gibt Romulus ihre Milch, ohne die geringste Sorge um ihn erkennen zu lassen.«

»Ich habe nie verstanden, warum sie nicht zwei Kinder gesäugt hat«, sagte Cotta und zuckte die Achseln. »Vielleicht haben die Etrusker für ihre Legende nur ein Junges gebraucht. Die Statue stammt sicher noch aus der Zeit vor Romulus und Remus, und die Wölfin ist uns ja geblieben.«

»Du hast recht«, meinte Cicero, während er Lentulus Sura dabei half, die drei Stufen zur Vorhalle des niedrigen Tempels zu bewältigen, »es ist ein Vorzeichen. Ich hoffe, es bedeutet Gutes, den Großen Gott nach Osten schauen zu lassen!« An der Tür blieb er abrupt stehen. »Bei Pollux, was für ein Andrang!«

Die Sache hatte sich herumgesprochen. Der Concordia-Tempel wimmelte von Menschen. Alle römischen Senatoren waren erschienen, selbst die kranken und gebrechlichen. Nicht aus einem Aberglauben heraus hatte Cicero diesen Ort gewählt, auch wenn für ihn die Fähigkeit zur Eintracht unter den Eigenschaften des römischen Mannes einen besonderen Platz einnahm; eine Versammlung, die sich mit den Konsequenzen eines Hochverrats befassen sollte, gehörte nicht in die Curia Hostilia; und da dieser Verrat die ganze Palette der negativen Eigenschaften römischer Männer offenbarte, war der Tempel der Concordia genau der richtige Versammlungsort. Leider ließen sich hier keine hölzernen Tribünen aufbauen, wie man es bei ähnlichen Anlässen in Tempeln wie dem Jupiter Stator gemacht hatte. Jeder blieb dort stehen, wo er Platz gefunden hatte, und sehnte sich nach besserer Luft.

Schließlich gelang es Cicero, in dem Gedränge wenigstens die Andeutung einer Ordnung herzustellen, indem er die Konsulare und Magistrate auf Schemeln vor den pedarii, den Senatoren zweiten Ranges, Platz nehmen ließ. Die kurulischen Magistrate schickte er in die Mitte des rückwärtigen Teils, und zwischen die beiden Reihen von Schemeln, die sich gegenüberstanden, setzte er die Allobroger, Volturicus, Caeparius, Lentulus Sura, Cethegus, Statilius, Gabinus Capito und Fabius Sanga.

»Gaius Cethegus hatte die Waffen in seinem Haus gelagert«, berichtete Sulpicius, der atemlos hereingestürzt kam. »Hunderte von Schwertern und Dolchen, ein paar Schilde, aber keine Brustharnische.«

»Ich bin leidenschaftlicher Waffensammler«, erklärte Cethegus gelangweilt.

Cicero dachte gerade über ein weiteres Problem nach, das sich aus den beengten Verhältnissen ergab. »Gaius Cosconius«, sagte er zu dem Prätor dieses Namens, »ich habe gehört, daß du sehr gut die Kurzschrift beherrschst. Ehrlich gesagt, ich sehe hier drinnen keinen Platz mehr für ein halbes Dutzend Sekretäre, also verzichte ich auf sie. Wähle dir drei pedarii, von denen du weißt, daß sie in der Lage sind, das gesprochene Wort mitzuschreiben. Dann könnt ihr die Arbeit unter euch vieren aufteilen. Das müßte reichen; ich glaube nicht, daß es eine lange Sitzung wird, ihr habt also hinterher genügend Zeit, die Notizen zu vergleichen und ein Protokoll zusammenzustellen.«

»Nun sieh ihn dir an«, flüsterte Silanus Caesar ins Ohr — ein ungewöhnlicher Vertrauter, zog man die Beziehung zwischen den beiden Männern in Betracht. Vermutlich hat er in dem Gedränge um ihn herum keinen anderen Mann gefunden, den er der Ansprache für würdig befand, dachte Caesar. »Endlich auf der Höhe seines Ruhms!« Silanus gab einen Laut von sich, den Caesar als Ausdruck des Abscheus interpretierte. »Ich für meinen Teil finde die ganze Angelegenheit ausgesprochen unangenehm!«

»Auch Gutsherren aus Arpinum haben einmal ihren großen Tag«, erwiderte Caesar. »Eine Tradition, mit der Gaius Marius angefangen hat.«

Schließlich eröffnete Cicero die Versammlung mit den traditionellen Gebeten und Opfern, den Auspizien und Begrüßungsformeln. Aber seine erste Einschätzung war richtig gewesen; es wurde keine langwierige Sitzung. Der Führer Titus Volturcius hörte die Zeugenaussagen von Fabius Sanga und Brogus, brach darauf in Tränen aus und bat darum, alles erzählen zu dürfen. Und das tat er dann auch; er antwortete auf jede Frage und belastete Lentulus Sura und die anderen vier Männer immer mehr. Lucius Cassius, so erklärte er, sei ganz plötzlich nach Gallia Transalpina aufgebrochen, ins freiwillige Exil nach Massilia, wie Volturcius vermutete. Auch andere waren geflohen, einschließlich des Senators Quintus Annius Chilo, der Gebrüder Sulla und Publius Autronius. Ein Name nach dem anderen wurde offenbart — Ritter und Bankiers, Blutsauger und Mitläufer. Als Volturcius am Ende seines Berichts angelangt war, hatte er siebenundzwanzig Römer schwer belastet, darunter waren sowohl Catilina als auch er selbst. Dem Neffen des Diktators, Publius Sulla — der nicht namentlich genannt worden war —, stand der Schweiß auf der Stirn.

Danach brach Mamercus Princeps Senatus die Siegel der Briefe und las sie vor.

In Vorfreude auf seine Rolle als großer Advokat Roms auf der gnadenlosen Suche nach Wahrheit befragte Cicero als ersten Gaius Cethegus. Zu seinem Bedauern brach Cethegus sogleich zusammen und gestand alles.

Als nächster war Statilius dran. Das Ergebnis war ähnlich.

Dann kam Lentulus Sura an die Reihe, und der wartete mit seinem Geständnis nicht einmal die erste Frage ab.

Gabinius Capito schlug eine Weile lang zurück, doch gerade als Cicero ein wenig in Fahrt gekommen war, gestand auch er.

Schließlich kam die Reihe an Marcus Caeparius, der in lautes Schluchzen ausbrach und dessen Schuldbekenntnis immer wieder von Weinkrämpfen unterbrochen wurde.

So schwer es Cato auch fiel — nachdem man mit den Verhören fertig war, richtete er eine Dankadresse an Roms hervorragenden, wachsamen Ersten Konsul.

»Ich beglückwünsche dich. Du bist unser pater patriae — der Vater des Vaterlandes!« lautete Catos Beitrag.

»Meint er das ernst oder ironisch?« wollte Silanus von Caesar wissen.

»Das weiß man bei Cato nie so genau.«

Cicero wurde bevollmächtigt, Haftbefehle für die nicht anwesenden Verschwörer zu erlassen, und danach war es Zeit, die fünf anwesenden Verschwörer fünf Senatoren in Gewahrsam zu geben.

»Ich nehme Lentulus Sura«, sagte Lucius Caesar traurig. »Er ist mein Schwager. Eigentlich sollte er zu einem anderen Lentulus gehen, aber rechtlich fällt er mir zu.«

»Ich nehme Gabinius Capito«, sagte Crassus.

»Und ich Statilius«, sagte Caesar.

»Gebt mir den jungen Cethegus«, rief Quintus Cornificius.

»Und mir Caeparius«, sagte der alte Gnaeus Terentius.

»Was machen wir mit einem verräterischen Prätor im Amt?« wollte Silanus wissen, der in dieser stickigen Luft besonders grau aussah.

»Er soll seine Insignien abgeben und die Liktoren entlassen«, antwortete Cicero.

»Ich glaube nicht, daß dies legal wäre«, meinte Caesar ein wenig müde. »Niemand hat das Recht, einen kurulischen Magistraten des Amtes zu entheben, bevor sein Jahr abgelaufen ist. Strenggenommen dürft ihr ihn nicht einmal festnehmen.«

»Doch, unter dem Senatus Consultum Ultimum dürfen wir das!« erwiderte Cicero gereizt. Warum suchte Caesar bloß ständig nach Unkorrektheiten? »Wenn es dir lieber ist, nennen wir es eben nicht Amtsenthebung. Wir entkleiden ihn lediglich seiner kurulischen Insignien.«

Crassus, der von dem Gedränge genug hatte und nur noch an die frische Luft wollte, sprang auf und unterbrach den gereizten Wortwechsel mit der Ankündigung, daß ein öffentliches Dankesfest für die rechtzeitige Aufdeckung der Verschwörung innerhalb der Stadtmauern stattfinden würde. Cicero erwähnte er in diesem Zusammenhang nicht.

»Wenn du schon mal dabei bist, Crassus, warum verleihst du unserem lieben Marcus Tullius Cicero nicht gleich die Bürgerkrone?« knurrte Poplicola.

»Aber das war nun wirklich die pure Ironie«, sagte Silanus zu Caesar.

»Den Göttern sei Dank, er löst die Versammlung auf«, lautete Caesars Antwort. »Hätte er nicht einen Grund finden können, die Sitzung im Jupiter Stator oder im Bellona anzuberaumen?«

»Morgen zur zweiten Tagesstunde wieder hier!« rief Cicero in das allgemeine Aufstöhnen hinein und stürzte zum Tempel hinaus, um die Rostra zu erklimmen und die große, ungeduldige Menschenmenge mit einer Rede zu besänftigen.

»Ich weiß nicht, warum er es so schrecklich eilig hat«, sagte Crassus zu Caesar, als sie wieder unter freiem Himmel standen, die Glieder streckten und tief einatmeten. »Nach Hause kann er nicht. Seine Frau bewirtet heute die Bona Dea.«

»Richtig«, sagte Caesar und seufzte, »meine Frau und meine Mutter sind auch dort, und alle meine Vestalinnen. Julia wohl ebenso. Sie wird langsam erwachsen.«

»Wenn man das nur von Cicero behaupten könnte.«

»Ach, laß nur, Crassus. Er ist endlich in seinem Element! Gönnen wir ihm doch seinen kleinen Sieg. Es war ja keine große Verschwörung, sie hätte kaum größere Chancen gehabt als Pan gegen Apollo. Ein Sturm im Wasserglas, weiter nichts.«

»Pan gegen Apollo? Aber der hat doch gewonnen, oder?«

»Nur weil Midas der Richter war, Marcus. Und dafür mußte der arme Kerl bis an sein Ende Eselsohren tragen.«

»Midas entscheidet immer mit, Caesar.«

»Die Macht des Goldes.«

»So ist es.«

Sie schlenderten über das Forum, nicht im geringsten versucht, stehenzubleiben und Ciceros Rede an das Volk zu hören.

»Du hast natürlich Verwandte, die mitgemacht haben«, sagte Crassus, als Caesar die Via Sacra links liegenließ und ebenfalls in Richtung Palatin ging.

»Allerdings. Eine äußerst törichte Base und ihre drei tölpelhaften Söhne.«

»Glaubst du, daß sie bei Lucius Caesar ist?«

»Bestimmt nicht. Lucius Caesar ist viel zu korrekt. Er hat den Mann seiner Schwester bei sich in Gewahrsam. Und da meine Mutter in Ciceros Haus die Bona Dea feiert, schau ich schnell bei Lucius vorbei und sage ihm, daß ich mit Julia Antonia reden werde.«

»Ich beneide dich nicht darum«, meinte Crassus und grinste.

»Ich mich auch nicht, das versichere ich dir!«

Noch bevor er an die Tür von Lentulus Suras hübschem Haus geklopft hatte, konnte er Julia Antonia hören und straffte die Schultern. Warum mußte ausgerechnet heute der Abend der Bona Dea sein? Julia Antonias ganzer Kreis würde sich in Ciceros Haus versammeln, und die Bona Dea war nicht gerade eine Gottheit, die man wegen einer in Not befindlichen Freundin vernachlässigte.

Alle drei Söhne des Antonius Creticus kümmerten sich mit einer Geduld und Freundlichkeit um ihre Mutter, die Caesar erstaunte — was Julia Antonia jedoch nicht daran hinderte, aufzuspringen, und sich Caesar an die Brust zu werfen.

»Oh, Vetter!« stammelte sie. »Was soll ich bloß tun? Wo soll ich hingehen? Sie werden Suras gesamtes Vermögen konfiszieren. Dann habe ich nicht einmal mehr ein Dach über dem Kopf.«

»Laß den Mann los, Mama«, sagte Marcus Antonius, ihr Ältester, nahm sie an beiden Händen und führte sie an ihren Platz zurück. »Setz dich und hör auf, dein Unglück zu beklagen. Das hilft uns auch nicht weiter.«

Vielleicht war sie vom vielen Jammern schon erschöpft, jedenfalls gehorchte Julia Antonia ihrem Sohn. Lucius, ihr Jüngster, ein ziemlich feister, plumper Bursche, setzte sich in den Sessel neben ihr, nahm ihre Hand und fing an, tröstende Laute von sich zu geben.

»Er ist an der Reihe«, sagte Antonius und zog seinen Vetter hinaus in das Peristylium. Gaius, der mittlere Sohn, folgte ihnen.

»Es ist ein Unglück, daß die Cornelii Lentuli inzwischen die Mehrheit der Cornelier im Senat stellen«, sagte Caesar.

»Und keiner von ihnen wird glücklich darüber sein, einen Verräter im Schoß der Familie zu wissen«, fügte Marcus Antonius grimmig hinzu. »Ist er denn ein Verräter?«

»Ohne jeden Zweifel, Antonius.«

»Bist du ganz sicher?«

»Das sagte ich doch eben! Was ist los? Hast du Angst, es könnte herauskommen, daß du auch mit drinsteckst?« fragte Caesar plötzlich besorgt.

Antonius wurde rot, sagte aber nichts; statt dessen antwortete Gaius, nachdem er kräftig mit dem Fuß aufgestampft hatte: »Wir stecken nicht mit drin! Wieso nehmen alle immer nur das Schlimmste von uns an, sogar du?«

»Man nennt so etwas: sich einen Ruf erwerben«, erwiderte Caesar geduldig. »Ihr habt alle drei einen verheerenden Ruf — Glücksspiel, Wein, Huren.« Er sah Marcus Antonius ein wenig belustigt an. »Und hin und wieder auch einen kleinen Freund.«

»Das mit mir und Curio stimmt doch gar nicht«, antwortete Antonius beschämt. »Wir tun nur so, als wären wir Liebhaber, um Curios Vater zu ärgern.«

»Eben, und so erwirbt man sich einen Ruf, Antonius. Aber ihr werdet es schon noch begreifen. Jeder Köter im Senat wird euch am Hintern herumschnüffeln. Wenn ihr doch beteiligt seid, dann solltet ihr es mir jetzt sagen.«

Die drei Söhne des Creticus waren sich schon lange darüber einig, daß Caesar von allen Männern, die sie kannten, den beunruhigendsten Blick hatte — kalt, durchdringend, allwissend. Und deshalb mochten sie ihn nicht; dieser Blick zwang sie in die Defensive, gab ihnen das Gefühl, weniger wert zu sein, als sie insgeheim von sich glaubten. Dabei machte er sich nicht einmal die Mühe, sie wegen kleinerer Missetaten zu kritisieren; er ließ sich nur blicken, wenn wirklich etwas schiefgegangen war, so wie jetzt. Und so hatten seine Besuche etwas von bösen Vorzeichen, die ihnen jede Möglichkeit nahmen, zurückzuschlagen, sich zu verteidigen.

Also antwortete Marcus Antonius schmollend: »Wir haben nicht das geringste damit zu tun. Clodius hat uns gewarnt; Catilina ist ein Verlierer, hat er gesagt.«

»Und was Clodius sagt, das stimmt, was?«

»Meistens.«

»Ihr habt recht«, stimmte ihm Caesar überraschend zu. »Er ist mit allen Wassern gewaschen.«

»Und was passiert jetzt?« fragte Gaius Antonius.

»Euer Stiefvater wird wegen Hochverrats angeklagt und verurteilt«, antwortete Caesar. »Er hat gestanden, ihm blieb nichts anderes übrig. Ciceros Prätoren haben bei den Allobrogern zwei belastende Briefe von ihm gefunden, und ich kann euch versichern, daß es keine Fälschungen sind.«

»Dann hat Mama recht. Sie wird alles verlieren.«

»Ich will versuchen, das zu verhindern, und dabei stehe ich sicher nicht allein. Es wird höchste Zeit, daß Rom damit aufhört, die ganze Familie für das Verbrechen eines Mannes zu bestrafen. Wenn ich Konsul bin, werde ich versuchen, ein entsprechendes Gesetz durchzubringen.« Er schlenderte zurück ins Atrium. »Persönlich kann ich nichts für eure Mutter tun, Antonius. Sie braucht weibliche Gesellschaft. Sobald meine Mutter von der Bona Dea zurück ist, schicke ich sie zu euch.« Im Atrium sah er sich um. »Schade, daß Sura keine Kunst gesammelt hat, sonst hättet ihr etwas zum Verkaufen, bevor der Staat alles beschlagnahmt. Aber ihr dürft mich beim Wort nehmen; ich werde versuchen, dafür zu sorgen, daß das wenige, was Sura besitzt, nicht auch noch konfisziert wird. Wahrscheinlich hat er nur an der Verschwörung teilgenommen, um sein Vermögen zu vergrößern.«

»O ja, zweifellos«, sagte Antonius, der Caesar an die Tür gebracht hatte. »Er hat ständig darüber gejammert, daß der Ausschluß aus dem Senat ihn ruiniert hat, und was für ein Unrecht das war. Er behauptet, daß der Zensor Lentulus Clodianus ihn hereingelegt hat. Der Grund ist wohl irgendein Familienzwist aus der Zeit, als Clodianus von den Lentuli adoptiert worden war.«

»Magst du ihn?« fragte Caesar, als er über die Schwelle trat.

»Aber ja! Sura ist ein feiner Kerl, der Beste von allen!«

Sehr interessant, dachte Caesar auf dem Weg hinunter zum Forum und zum Domus Publica. Es wäre bestimmt nicht jedem Stiefvater gelungen, sich bei diesem Trio beliebt zu machen! Es waren typische Antonii: leichtsinnig, leidenschaftlich, impulsiv, Vergnügungen aller Art zugetan. Kein einziger Kopf mit politischem Format ruhte auf diesen breiten Schultern. Rohlinge von wuchtiger Statur waren sie alle drei, und auf eine Weise häßlich, die auf Frauen offenbar unheimlich anziehend wirkte. Was in aller Welt würden sie im Senat anstellen, wenn sie erst einmal alt genug waren, um für das Amt eines Quästors zu kandidieren? Immer vorausgesetzt, sie bekamen das nötige Kleingeld zusammen. Creticus hatte in seiner Schande Selbstmord begangen, aber niemand hatte etwas unternommen, um ihn posthum der Verbrechen gegen den Staat anzuklagen; ihm hatte es an Verstand und Urteilsvermögen, aber nicht an Loyalität gegenüber Rom gemangelt. Jedenfalls war sein Besitz bereits dahingeschmolzen, als Julia Antonia Lentulus Sura geheiratet hatte, einen Mann ohne eigene Kinder — aber eben auch ohne großes Vermögen. Lucius Caesar hatte einen Sohn und eine Tochter; von dieser Seite konnten die Antonii sich nichts erhoffen. Also mußte er, Caesar, versuchen, die finanzielle Situation der Familie aufzubessern. Er hatte keine Ahnung, wie er das anstellen sollte, aber er würde es versuchen. Wenn man unbedingt Geld brauchte, ließ sich auch welches auftreiben.

Den flüchtigen Lucius Tarquinius, der von der Brücke in den Tiber gesprungen war, hatte man auf der Straße nach Faesulae festgenommen und zu Cicero gebracht, noch bevor der Senat am Tag nach der Bona Dea wieder im Concordia-Tempel zusammentrat. Nachdem sein eigenes Haus ihm verschlossen war, hatte Cicero die Nacht bei Nigidius Figulus verbracht, der so aufmerksam gewesen war, Atticus und Quintus Cicero zum Essen zu bitten. Sie hatten einen angenehmen Abend miteinander verbracht, und er war noch angenehmer geworden, als Terentia ihm durch einen Boten mitteilen ließ, daß plötzlich, nachdem das Feuer der Bona Dea auf dem Altar bereits verloschen war, eine riesige Flamme emporgelodert sei — nach Meinung der Vestalinnen ein Zeichen dafür, daß Cicero sein Land gerettet habe.

Was für ein köstlicher Gedanke das war! Vater seines Landes. Retter seines Landes. Er, ein Pächter aus Arpinum!

Aber dennoch war ihm nicht leicht ums Herz. Trotz seiner beschwichtigenden Rede von der Rostra waren ihm die Klienten, die ihn heute morgen in Nigidius Figulus’ Haus ausfindig gemacht hatten, besorgt und sogar ängstlich vorgekommen. Wie viele Menschen in Rom mochten sich eine neue Ordnung wünschen — und einen allgemeinen Schuldenerlaß? Offensichtlich sehr viele; gut möglich, daß es Catilina tatsächlich gelungen wäre, die Stadt während der Nacht der Saturnalien von innen her zu erobern. Die Hoffnung in allen diesen, von finanzieller Not gepeinigten Herzen war gestern endgültig zerstört worden; und die Menschen, in denen diese Hoffnung gekeimt war, wußten seit gestern, daß es keinen Aufschub geben würde. Rom wirkte friedlich, aber Ciceros Klienten behaupteten, daß es unter der Oberfläche brodle. Das glaubte auch Atticus. Und da stehe ich nun, dachte Cicero und verspürte eine leise Angst, und ich trage die Verantwortung für die Verhaftung von fünf Männern, Männern mit viel Einfluß und vielen Klienten, vor allem Lentulus Sura. Aber Statilius stammte aus Apulia und Gabinius Capito aus dem Süden Picenums, zwei Landschaften, die von jeher mehr der italischen als der römischen Sache verschrieben waren. Und was Gaius Cethegus betraf — sein Vater war als der König der Hinterbänkler bekannt gewesen! Ungeheuer reich und mit großem Einfluß. Und er, Cicero, Erster Konsul, war ganz allein für die Festnahme und die Sicherungsverwahrung dieser Männer verantwortlich. Er hatte die unumstößlichen Beweise geliefert, die alle fünf Männer zu Geständnissen gezwungen hatten. Deshalb würde man auch in niemand anderem als in ihm den Urheber sehen, wenn diese Männer in einem Prozeß verurteilt werden sollten, und es würde ein unendlich langer Prozeß werden, in dessen Verlauf die Unterströmungen der Gewalt offen ausbrechen konnten. Keiner der diesjährigen Prätoren würde sich darum reißen, zum Vorsitzenden eines Sondergerichts in einer Hochverratssache ernannt zu werden — Hochverratsprozesse waren in letzter Zeit so rar gesät gewesen, daß seit zwei Jahren kein Prätor mehr damit beauftragt worden war. Und deshalb würden seine Gefangenen bis ins neue Jahr hinein in Sicherheitsverwahrung in Rom bleiben, und das bedeutete, Volkstribunen wie Metellus Nepos würden nicht aufhören zu zetern, daß Cicero seine Befugnisse überschreite, und andere Volkstribunen wie Cato würden unablässig darauf lauern, sich wie die Raubvögel auf jeden Verfahrensfehler zu stürzen.

Wenn man diesen elenden Hunden den Prozeß doch nur ersparen könnte! dachte Cicero, während er seinen Gefangenen Tarquinius zum Tempel der Concordia brachte. Sie waren schuldig, jeder hatte es aus ihrem eigenen Mund erfahren. Sie würden verurteilt werden, kein noch so nachsichtiges oder korruptes Gremium von Geschworenen würde sie freisprechen können. Und möglicherweise würde man sie sogar — hinrichten. Aber ein Gericht konnte sie nicht zum Tode verurteilen, es konnte sie höchstens in ein lebenslanges Exil schicken und ihr gesamtes Eigentum konfiszieren lassen. Auch eine Verhandlung vor der Volksversammlung würde nicht zum Todesurteil führen. Um das zu erreichen, müßte man ihnen in den Zenturien den Prozeß als Staatsfeinde machen, und wer wollte vorhersagen, was für ein Urteil dabei herauskommen würde, gerade jetzt, wo die Rede vom »allgemeinen Schuldenerlaß« überall die Runde machte. Prozesse, dachte ausgerechnet der Meister aller Gerichtshöfe, während er langsam über das Forum ging, konnten manchmal ein rechtes Ärgernis sein.

Lucius Tarquinius hatte wenig Neues zu bieten, als im Concordia-Tempel die Befragung begann. Cicero behielt sich das Recht vor, die Fragen persönlich zu stellen, und ging mit Tarquinius die ganze Geschichte bis zur Festnahme auf der Mulvianbrücke noch einmal durch. Danach eröffnete der Erste Konsul die Befragung für das Haus; vielleicht war es ein kluger Schachzug, auch anderen ein wenig von dem eigenen Ruhm abzugeben.

Mit der Antwort, die Tarquinius gleich auf die erste, von Marcus Porcius Cato gestellte Frage aus dem Plenum gab, hatte er allerdings nicht gerechnet.

»Was wolltest du eigentlich bei den Allobrogern?« fragte Cato mit seiner lauten, schneidenden Stimme.

»Ha?« antwortete Tarquinius, ein vorlauter Bursche mit wenig Respekt vor den feinen Herren Senatoren.

»Man hatte den Allobrogern einen Führer mitgegeben, Titus Volturcius. Marcus Caeparius war dabei, um den Verschwörern in Rom über das Ergebnis des Treffens zwischen den Allobrogern und Lucius Sergius Catilina zu berichten. Und du, Tarquinius, warum warst du dabei?«

»Ach, mit den Allobrogern hatte ich eigentlich nichts zu schaffen, Cato!« erwiderte Tarquinius gut gelaunt. »Ich bin mit der Gruppe gereist, weil es sicherer und unterhaltsamer war, als wenn ich allein nach Norden geritten wäre. Ich hatte mit Catilina etwas ganz anderes zu besprechen.«

»Ach ja? Und was hattest du mit ihm zu besprechen?« fragte Cato.

»Ich sollte ihm eine Botschaft von Marcus Crassus überbringen.« In dem überfüllten kleinen Tempel herrschte auf einmal atemlose Stille.

»Sag das noch einmal, Tarquinius.«

»Ich hatte eine Botschaft von Marcus Crassus für Catilina.« Gemurmel breitete sich aus und wurde lauter, bis Cicero seinen Ersten Liktor aufforderte, ein paarmal mit dem Rutenbündel auf den Boden zu schlagen. »Ruhe!« brüllte er.

»Du hattest eine Botschaft von Marcus Crassus für Catilina?« wiederholte Cato. »Und wo ist diese Botschaft. Tarquinius?«

»Ach so, nein, nein, die ist nicht aufgeschrieben worden!« antwortete Tarquinius lässig. »Die hatte ich im Kopf.«

»Und? Hast du sie immer noch in deinem Kopf?« fragte Cato und sah dabei Crassus an, auf dessen Gesicht sich alle Anzeichen des Erstaunens zeigten.

»Ja. Willst du sie hören?«

»Ich wäre dir äußerst verbunden.«

Tarquinius wippte auf den Zehen. »>Marcus Crassus sagt, du sollst den Mut nicht verlieren, Lucius Catilina. Rom steht nicht vereint gegen dich, immer mehr wichtige Männer laufen zu dir über<«, skandierte Tarquinius.

»Der ist gerissener als eine Kanalratte!« knurrte Crassus. »Es genügt, mich zu beschuldigen, und ich muß ganz automatisch einen großen Batzen von meinem Vermögen dafür ausgeben, um Männer wie ihn freizubekommen, damit ich mich selber reinzuwaschen kann!«

»Hört, hört!« rief Caesar.

»Nun, Tarquinius, ich denke nicht daran!« sagte Crassus. »Sucht euch einen Dümmeren! Marcus Cicero weiß sehr genau, daß ich der allererste war, der ihm einen Beweis gegen die Verschwörer geliefert hat. Und daß ich dabei in Begleitung der zwei unbescholtenen Männer Marcus Marcellus und Quintus Metellus Scipio war.«

»Das ist absolut richtig«, sagte Cicero.

»Es ist die Wahrheit«, sagte Marcellus.

»Es ist die Wahrheit«, sagte Metellus Scipio.

»Nun, Cato, möchtest du die Sache noch weiter verfolgen?« fragte Crassus, der Cato haßte.

»Nein, Marcus Crassus, das möchte ich nicht. Es ist offensichtlich ein Märchen.«

»Ist das Haus ebenfalls dieser Meinung?« wollte Crassus wissen.

Viele erhobene Hände zeigten, daß das Haus ebenfalls dieser Ansicht war.

»Das bedeutet lediglich«, sagte Catulus, »daß unser lieber Marcus Crassus ein großer Fisch ist, der den Haken wieder ausspucken kann, ohne sich das Maul aufzureißen. Aber ich richte nun dieselbe Beschuldigung gegen einen wesentlich kleineren Fisch! Ich beschuldigte Gaius Julius Caesar, an der Verschwörung des Catalina beteiligt zu sein!«

»Und ich schließe mich der Beschuldigung des Quintus Lutatius Catulus an!« rief Gaius Calpurnius Piso.

»Beweise?« fragte Caesar und befand es nicht einmal für nötig, sich zu erheben.

»Beweise werden geliefert«, sagte Catulus selbstgefällig.

»Was sind das für Beweise? Briefe? Verbale Botschaften? Oder reine Hirngespinste?«

»Briefe!« sagte Gaius Piso.

»Und wo sind diese Briefe?« fragte Caesar mit unerschütterlicher Ruhe. »An wen sind sie adressiert, falls ich sie geschrieben haben soll? Oder hast du Probleme, meine Handschrift zu fälschen, Catulus?«

»Es handelt sich um Korrespondenz zwischen dir und Catilina!« rief Catulus.

»Ich glaube, ich habe ihm einmal geschrieben«, erinnerte sich Caesar. »Es muß damals gewesen sein, als er Proprätor in Africa war. Aber seitdem habe ich ihm ganz sicher keinen Brief mehr zukommen lassen.«

»Doch, das hast du!« sagte Piso und grinste. »Wir haben dich, Caesar, da kannst du soviel zappeln, wie du willst. Wir haben dich!«

»Nein, Piso«, erwiderte Caesar, »ihr habt mich nicht. Frag Marcus Cicero, wie ich ihm in seiner Sache gegen Catilina geholfen habe.«

»Spar dir die Mühe, Piso«, sagte Quintus Arrius. »Ich erzähl’s dir gern, und Marcus Cicero kann es bestätigen. Caesar hat mich nach Etruria geschickt, damit ich mich bei Sullas Veteranen da oben in der Gegend von Faesule erkundige. Er wußte, daß außer mir keiner ihr Vertrauen gewinnen würde, und ich habe ihm gern geholfen. Ich hätte mich ohrfeigen können, weil ich nicht selber auf die Idee gekommen bin. Ich habe nicht nachgedacht. Man muß wohl ein Mann wie Caesar sein, um die Dinge klar zu sehen. Wenn er zu dieser Verschwörung gehören würde, hätte er nicht gehandelt.«

»Quintus Arrius sagt die Wahrheit«, bestätigte Cicero.

»Also setzt euch hin und haltet den Mund!« fuhr Caesar die beiden an. »Wenn ein besserer Mann dich bei den Wahlen zum Pontifex Maximus besiegt, dann füge dich darein, Catulus! Und dich, Piso, muß es ein Vermögen an Schmiergeldern gekostet haben, einer Verurteilung an meinem Gericht zu entgehen! Warum macht ihr euch aus reiner Boshaftigkeit die Finger schmutzig? Dieses Haus kennt euch, dieses Haus weiß genau, wozu ihr fähig seid!«

Zu dem Thema wäre noch mehr zu sagen gewesen, aber ein Bote kam hereingestürzt und teilte Cicero mit, eine Gruppe von Freigelassenen, Klienten von Cethegus und Lentulus Sura, habe mit einigem Erfolg damit begonnen, in der Stadt Männer anzuwerben, mit der Absicht, die Häuser von Lucius Caesar und Cornificius anzugreifen, ihre Herren zu befreien und als Konsuln einzusetzen, um danach die anderen Gefangenen zu befreien und die Macht in der Stadt zu übernehmen.

»Solche Dinge«, sagte Cicero, »werden von nun an immer wieder geschehen, bis diese Verfahren beendet sind! Das geht noch Monate so, versammelte Väter, Monate! Wir müssen darüber nachdenken, wie wir diese Zeit verkürzen können, ich beschwöre euch!«

Er löste die Versammlung auf, seine Prätoren riefen die Bürgermiliz zusammen und schickten Abordnungen zu allen Häusern, in denen Gefangene verwahrt wurden; jeder wichtige öffentliche Platz wurde besetzt, und eine Gruppe von Rittern der Achtzehn, unter ihnen Atticus, begab sich zum Kapitol, um den Tempel des Jupiter Optimus Maximus zu bewachen.

»Ach, Terentia, ich will nicht, daß mein Jahr als Konsul mit einem Debakel zu Ende geht, nicht nach diesem Triumph!« klagte Cicero seiner Frau, als er nach Hause kam.

»Solange diese Männer in der Stadt sind und Catilinas Armee in Etruria steht, ist der Ausgang ungewiß.«

»So ist es, meine Liebe.«

»Und dir wird es so gehen wie Lucullus — du machst die Drecksarbeit, und Silanus und Murena ernten die Lorbeeren, weil sie die Konsuln sind, wenn die Sache zum Abschluß gekommen ist.«

Daran hatte er überhaupt noch nicht gedacht, aber jetzt, wo seine Frau es ihm so unmißverständlich klarmachte, schauderte es ihn. Natürlich, so würde es kommen! Betrogen von Zeit und Tradition.

»Gut«, sagte er und straffte die Schultern, »ihr werdet ohne mich essen müssen. Ich ziehe mich zurück, um über eine Lösung nachzudenken.«

»Du kennst die Lösung doch längst, Mann. Aber ich verstehe dich. Du mußt jetzt deinen ganzen Mut zusammennehmen. Und vergiß nicht — die Bona Dea ist auf deiner Seite.«