Zwei Jahre, bevor Bibulus angeordnet hatte, daß alle Versammlungstage Feiertage sein sollten, hatte der damalige Konsul Pupius Piso Frugi ein Gesetz — die lex Pupia — verabschiedet, die dem Senat untersagte, sich an Versammlungstagen der Volksversammlung zu treffen. Sein Zweck war es gewesen, die Macht des Ersten Konsuls einzuschränken; ergänzt wurde es durch das Gesetz des Aulus Gabinius, das Senatsgeschäfte während des Monats Februar verbot, dem Monat des Zweiten Konsuls. Der größte Teil des Januars aber bestand aus Versammlungstagen, was bedeutete, daß der Senat, dank Piso Frugis Gesetz, an ihnen nicht zusammenkommen konnte.

Caesar war auf Volksversammlungen angewiesen. Denn weder er noch Vatinius konnten Gesetze im Senat erlassen, da dieser sie wohl empfehlen, nicht aber verabschieden konnte. Doch wie sollte Caesar Bibulus’ entmutigenden Erlaß umgehen, der jegliche Versammlungstage zu Feiertagen machte?

Caesar berief eine Sitzung des Priesterkollegiums ein und gab den quindecimviri sacris faciundis Anweisung, in den heiligen prophetischen Bücher nach Beweisen zu suchen, die Bibulus’ Anordnung rechtfertigen. Gleichzeitig ließ der Erste Augur, Messala Rufus, das Kollegium der Auguren zusammentreten. Sämtliche Nachforschungen ergaben, daß Bibulus seine Autorität als Augur mißbraucht hatte; die Versammlungstage konnten nicht auf die bloße Anweisung eines Mannes hin abgeschafft werden.

Während die contiones über das Gesetz zur Landreform ihren Lauf nahmen, entschloß sich Caesar, Pompeius’ Ostbesiedelung zur Debatte zu bringen. Durch geschicktes Lavieren gelang es ihm, den Senat dazu zu bewegen, sich an einem Versammlungstag gegen Ende des Monats Januar zu versammeln, was legal war, solange es nicht eine Volksversammlung war, die zusammentrat. Als die vier boni-Volkstribunen in großer Eile eine Volksversammlung einberufen wollten, um Caesars Pläne zu vereiteln, wurden sie von Mitgliedern des Clodius-Clubs daran gehindert. Clodius war überglücklich, dem Mann gefällig sein zu können, in dessen Macht es lag, ihn zum Plebejer zu machen.

»Es ist unumgänglich, über die Besiedelung des Ostens und die Verträge, die Gnaeus Pompeius Magnus abgeschlossen hat, zu bestimmen«, sagte Caesar. »Wenn Abgaben fließen sollen, so müssen sie vom römischen Senat oder einer der beiden römischen Versammlungen des Volkes gebilligt werden. Die Außenpolitik jedoch ist niemals die Domäne dieser Versammlungen gewesen; es mangelt hier an grundlegenden Kenntnissen und an Verständnis dafür. Der Senat hat dem Schatzamt infolge seiner zwei Jahre anhaltenden Trägheit, der ich ab jetzt ein Ende setzen werde, ernsthafte Unannehmlichkeiten bereitet. Die publicani hatten die Abgaben, die von den Provinzen geleistet werden sollten, zu hoch angesetzt, worauf besagte Provinzen aus Protest dagegen, zuviel zahlen zu müssen, gar keine Beiträge abführten. Damit ist es nun ein für allemal vorbei; doch diese Einkünfte sind beileibe nicht die einzigen, die zur Diskussion stehen. Überall in Roms neuen Territorien oder abhängigen Staaten gibt es Könige und Herrscher, die eingewilligt haben, hohe Summen als Gegenleistung für Roms Protektion zu zahlen. Zu nennen wäre beispielsweise der Tetrarch Deiotarus von Galatia; dieser hat einen Vertrag mit Gnaeus Pompeius abgeschlossen, der, wenn er ratifiziert sein wird, dem Schatzamt fünfhundert Talente jährlich bringt. Ferner sind da: Sampsiceramus, Agbarus, Hyrcanus, Pharnaces, Tigranes, Ariobarzanes, Philopator sowie eine Schar kleinerer Fürsten entlang des Euphrat. Sie alle haben sich zu umfangreichen Abgaben verpflichtet, die bis dato noch nicht eingeholt worden sind; denn die Verträge, die man mit diesen Fürsten abgeschlossen hat, sind nie ratifiziert worden. Rom ist sehr reich, doch sein Reichtum sollte sich noch mehren! Allein für die Befriedung und Besiedlung Italiens benötigt Rom mehr Mittel, als ihm zur Verfügung stehen. Ich habe euch zusammenkommmen lassen, um euch aufzufordern, so lange über dieses Thema zu beraten, bis sämtliche Verträge überprüft und alle Einwände ausgeräumt worden sind.«

Er holte Luft und richtete seine Augen direkt auf Cato. »Und laßt euch warnen: Falls dieses Haus sich weigern sollte, die Ratifizierung der Ostverträge in Angriff zu nehmen, so werde ich dafür Sorge tragen, daß das Volk es tut. Auch werde ich mich als Patrizier weder einmischen noch beratend zur Verfügung stehen. Es ist eure einzige Chance, versammelte Väter. Entweder ihr erfüllt jetzt eure Pficht oder ihr könnt der Plebs dabei zusehen, wie sie aus den Verträgen einen Scherbenhaufen macht. Mir ist es einerlei, denn einen dieser beiden Wege werde ich erzwingen!«

»Nein!« rief Lucullus, der unter den Konsularen saß. »Nein, nein, nein! Was ist mit meinen Abkommen im Osten? Pompeius hat ihn nicht erobert, sondern ich! Der schändliche Pompeius hat lediglich den Ruhm eingestrichen! Ich war es, der den Osten unterworfen hat, ich hatte meine eigenen Abmachungen! Ich sage es dir frank und frei, Gaius Caesar: Ich werde es nicht zulassen, daß der Senat Verträge ratifiziert, die im Namen Roms von einem Bauern aus Picenum abgeschlossen wurden. Er hat keine Ahnenreihe vorzuweisen und spielt sich hier als König auf! Nein, nein und nochmals nein!«

Caesar geriet in Wut. »Lucius Licinius Lucullus, komme hierher!« brüllte er. »Steil dich vor dieses Podium!«

Sie hatten sich nie leiden können, obwohl sie manches verband. Beide waren hohe Aristokraten und beide Sulla verpflichtet gewesen. Vielleicht lag der Grund in Lucullus’ Eifersucht auf den Jüngeren, der Sullas angeheirateter Neffe war. Lucullus war es auch gewesen, der zuerst angedeutet hatte, Caesar sei der Lustknabe des alten König Nicomedes gewesen, Lucullus, der dieses Gerücht in die Welt gesetzt hatte, damit Ekel wie Bibulus es aufgreifen konnten.

In jenen Tagen war Lucullus noch ein magerer, doch schmucker, außergewöhnlich fähiger und tüchtiger Statthalter und Feldherr gewesen; doch die Zeit und seine Leidenschaft für euphorisierende wie einschläfernde Substanzen — von Wein und exotischen Speisen ganz zu schweigen — hatten eine schreckliche Verwüstung angerichtet; sein dickbäuchiger, schlaffer Körper, das aufgedunsene Gesicht, die beinahe blind wirkenden grauen Augen zeugten davon. Der frühere Lucullus hätte niemals auf solch ein Kommando reagiert; dieser Lucullus aber torkelte über den Mosaikfußboden, bis er vor Caesar stehenblieb und mit offenem Mund zu ihm emporstarrte.

»Lucius Licinius Lucullus«, sagte Caesar in milderem Tonfall, wenn auch nicht freundlicher, »ich warne dich. Nimm deine Worte zurück, oder ich werde die Plebs auf gleiche Weise mit dir verfahren lassen wie mit Servilius Caepio! Ich werde dich vor Gericht stellen lassen, weil du mit deinem Auftrag, den Osten zu unterwerfen und zwei Könige zu entmachten, gescheitert bist. Ich werde dich anklagen lassen und dafür Sorge tragen, daß du für immer ins Exil geschickt wirst, und zwar auf die armseligste und verlassenste Insel, die unser Meer sein eigen nennt, und ohne Mittel, um dir auch nur eine neue Tunika leisten zu können! Habe ich mich klar genug ausgedrückt? Hast du verstanden? Stell meine Geduld nicht länger auf die Probe, Lucullus, ich meine, was ich sage!«

Im Hause herrschte absolutes Schweigen. Bibulus und Cato rührten sich nicht. Wenn Caesar diesen Blick aufsetzte, verhielt man sich am besten unauffällig. Auch wenn dieser Caesar ahnen ließ, wozu er sich bald entwickeln würde, wenn man ihm nicht Einhalt gebot. Nicht nur zu einem Autokraten — zu einem König! Ein König aber brauchte Armeen. Und deshalb durfte Caesar niemals die Gelegenheit bekommen, über Armeen zu verfügen. Weder Bibulus noch Cato waren alt genug, um aktiv am politischen Leben unter Sulla teilgenommen zu haben, obgleich sich Bibulus an ihn erinnern konnte; es fiel nicht schwer, ihn oder auch das Bild, das sie von Sulla hatten, in Caesar wiederzuerkennen. Pompeius war ein Nichts, er hatte Sullas Blut nicht. Doch Caesar hatte es, beim Jupiter!

Lucullus brach zusammen, weinte und winselte um Vergebung, wie ein Vasall von König Mithridates oder König Tigranes es vielleicht getan hätte; und der Senat von Rom besah sich angewidert dieses Drama. Solch ein Verhalten war nicht angemessen, es war eine Schmach für jeden anwesenden Senatoren.

»Liktoren, bringt ihn nach Hause«, sagte Caesar.

Noch immer sprach niemand ein Wort. Zwei der Liktoren des Ersten Konsuls nahmen Lucullus sachte bei den Armen, halfen ihm auf die Beine und geleiteten den unvermindert Weinenden und Wehklagenden aus dem Saal.

»Nun«, sagte Caesar hierauf, »wie habt ihr euch entschieden? Will dieses Haus die Besiedlung des Ostens genehmigen, oder soll ich die Angelegenheit als leges Vatiniae mit vor die Plebs bringen?«

»Bring sie vor das Volk!« rief Bibulus.

»Bring sie vor das Volk!« brüllte Cato.

Als Caesar zur Abstimmung aufrief, ging kaum einer auf die rechte Seite hinüber; der Senat hatte beschlossen, daß jede Alternative besser war, als Caesar nachzugeben. Sollte er sein Gesetz doch vor die Plebs bringen, die es als das entlarven würde, was es war: ein Akt der Anmaßung, für den Pompeius und Caesar gleichermaßen verantwortlich waren. Niemand in diesem Haus ließ sich gern bevormunden, und die Haltung, die Caesar heute einnahm, ließ seinen Willen nach Alleinherrschaft ahnen! Lieber würde man sterben, als unter einem weiteren Diktator leben zu müssen.

»Das hat ihnen nicht gefallen, und Pompeius ist sehr unglücklich darüber«, sagte Crassus nach einer äußerst kurzen Sitzung.

»Sie lassen mir ja keine andere Wahl, Marcus! Was hätte ich denn tun sollen? Gar nichts?« brauste Caesar wütend auf.

»Im Grunde ja«, erwiderte sein treuer Freund, wohl wissend, daß er mit seinen Worten schwerlich Beachtung finden würde. »Sie sind sich klar darüber, daß du deine Arbeit liebst und alles gerne schnell erledigst. Es hat den Anschein, als ob dein Jahr als Konsul zu einem Kräftemessen ausarten würde. Sie hassen es, wenn man sie drängt. Sie hassen es, wenn man sie als einen Haufen entschlußloser alter Weiber bezeichnet. Sie hassen jede Art von Macht, die nach ausufernder Autorität riecht. Dein Fehler ist es nicht, du bist der geborene Autokrat, Gaius; doch langsam bahnt sich etwas an, das mich an zwei Widder auf einem Feld erinnert, die mit ihren Hörnern aufeinander losgehen. Die boni waren immer deine Feinde. Doch allmählich machst du dir das ganze Haus zum Feind. Ich habe ihre Gesichter beobachtet, als Lucullus vor deinen Füßen kroch. Er wollte gar nicht als Opfer auftreten, er war zu stark berauscht, als daß es ihm in den Sinn gekommen wäre, doch genauso hat es gewirkt. Plötzlich stellten sich alle vor, sie selber lägen dir zu Füßen und bettelten um Vergebung, während du wie ein Monarch über ihnen ständest.«

»Das ist doch absoluter Unsinn!«

»Dir mag es so erscheinen, doch ihnen nicht. Wenn du meinen Rat hören willst, Caesar, so tue nichts mehr für den Rest dieses Jahres. Vergiß die Ratifizierung der Ostverträge, vergiß dein Gesetz zur Landreform. Lehn dich zurück und lächele, vertrage dich mit ihnen und krieche ihnen in den Arsch!«

»Lieber säße ich gemeinsam mit Lucullus auf jener Insel in unserem Meer, als ihnen in den Arsch zu kriechen«, antwortete Caesar zähneknirschend.

Crassus seufzte. »Ich dachte mir, daß du das sagen würdest. In diesem Falle, Caesar, trägst du die Verantwortung allein.«

»Bedeutet das, du hast vor, mich im Stich zu lassen?«

»Nein, dafür bin ich ein zu guter Geschäftsmann. Da du Profit für die Geschäftswelt anstrebst, wirst du von den Versammlungen erhalten, was du forderst. Doch du solltest ein Auge auf Pompeius haben, er ist unsicherer als ich. Sein größtes Streben ist es, anerkannt zu werden.«

Und so kam es, daß Publius Vatinius die Ratifizierung des Ostens vor die Plebejische Versammlung brachte: Es handelte sich um eine Reihe von Gesetzen, von denen das erste Pompeius’ Besiedlung bestätigte. Schwierig daran war nur, daß sich das Volk von diesem schier endlosen Gesetzestext schnell gelangweiligt fühlte, nachdem die erste Begeisterung abgeebbt war. Vatinius sah sich gezwungen, rasch zu handeln. Doch der Sohn eines neuen römischen Bürgers aus Alba Fucentia verstand nur sehr wenig von der Festsetzung von Abgaben oder der Festlegung von Grenzen — und Caesar weigerte sich, Vatinius richtungweisend beizustehen. So stolperte die Plebs von Gesetz zu Gesetz, legte die Abgaben durchweg zu niedrig, Grenzen zu unklar fest. Die boni aber ließen all das geschehen, ohne ein einziges Veto gegen Vatinius’ monatelange Bemühungen einzulegen. Sie hatten vor, erst ganz zum Schluß ausgiebig Beschwerde einzulegen und das Gesetz als Beispiel dafür anzuführen, was geschähe, wenn gesetzgebende Körperschaften die Privilegien von Senatoren an sich rissen.

»Bei mir beklagt euch nicht«, war alles, was Caesar dazu sagte. »Ihr hattet eure Chance, doch ihr habt sie nicht genutzt. Beschwert euch doch bei der Plebs. Oder, noch besser, lehrt sie, Verträge zu entwerfen oder Abgaben festzusetzen, da ihr ja augenscheinlich von dieser eurer Pflicht zurückgetreten seid. Es scheint, als übernähme sie jetzt die Aufgabe an eurer Stelle. Der Präzedenzfall ist geschaffen worden.«

All diese Zwischenfälle verblaßten jedoch angesichts der anstehenden Abstimmung über Caesars Gesetz zur Landreform in der Volksversammlung. Nachdem genügend Zeit und zahlreiche contiones verstrichen waren, berief Caesar die Versammlung für den achtzehnten Tag des Februar ein, obschon Bibulus in diesem Monat die Geschäfte führte.

Mittlerweile waren auch Pompeius’ sorgsam ausgewählte Veteranen rechtzeitig zur Wahl in Rom eingetroffen; sie sollten der lex

Iulia agraria die Unterstützung sichern, die das Gesetz zur Verabschiedung benötigte. Die Menschenmenge, die zusammenströmte, war so gewaltig, daß Caesar gar nicht erst versuchte, die Wahl im Komitium abzuhalten; er stieg auf die Rednertribüne, die zum Tempel des Castor und Pollux gehörte, und vertat keine Zeig mit einleitenden Worten. Pompeius fungierte als sein Augur, er selbst leitete die Gebete; sodann ließ er die Reihenfolge auslosen, in der die Tribus kurz nach dem Sonnenaufgang über dem Esquilin abstimmen sollten.

Im selben Augenblick, in dem die Männer des Tribus Cornelia zur Abstimmung gerufen wurden, schlugen die boni zu. Die Liktoren, die die Rutenbündel trugen, gingen voran; dann folgte Bibulus, der sich, umringt von Cato, Ahenobarbus, Gaius Piso, Favonius und seinen vier Volkstribunen mit Metellus Scipio an der Spitze, durch die Menschenmenge vor die Rednertribüne drängte. Am Fuß der Stufen auf der Seite des Pollux blieben die Liktoren stehen; Bibulus schob sich an ihnen vorbei und stellte sich auf die unterste Stufe.

»Gaius Julius Caesar, du führst in diesem Monat nicht die Amtsgeschäfte!« schrie er: »Diese Versammlung ist rechtsungültig, da ich, der amtierende Konsul dieses Monats, nicht meine Einwilligung dazu gegeben habe. Löse sie auf der Stelle auf, oder ich lasse dich strafrechtlich verfolgen!«

Er hatte kaum das letzte Wort gesprochen, als schon die Menge grölend vorwärtsdrängte, zu rasch, als daß die Volkstribunen sich mit einem Veto hätten aufhalten können, vielleicht auch zu ohrenbetäubend, als daß ein Veto überhaupt gehört worden wäre. Bibulus war eine hervorragende Zielscheibe, als das Volk nun begann, ihn mit Dreck zu bewerfen. Die Liktoren, die ihm zu Hilfe eilen wollten, wurden festgehalten, sie mußten, grün und blau geschlagen, zusehen, wie ihre Rutenbündel von zweihundert muskulösen Händen zertrümmert wurden. Dieselben Hände machten sich anschließend über Bibulus her, der, wie auch Cato, mehr geohrfeigt als verprügelt wurde. Die anderen boni machten sich aus dem Staub. Zu guter Letzt wurde ein riesengroßer Korb voll Kot auf Bibulus’ Kopf entleert, und auch Cato bekam seinen Teil ab.

Während die Menge brüllend lachte, flüchteten Bibulus und Cato mit den Liktoren.

Die lex Iulia agraria wurde unter Zustimmung der ersten achtzehn Tribus einstimmig verabschiedet. Anschließend wandte man sich der Wahl derjenigen Männer zu, die Pompeius als Kommissionsbzw. Komiteemitglieder vorgeschlagen hatte. Es war eine hervorragende Auswahl: Unter den Kommissaren befanden sich Varro, Caesars Schwager Marcus Atius Balbus und der große Experte unter den Schweinezüchtern Gnaeus Tremellius Scrofa; die fünf konsularischen Komiteemitglieder waren Pompeius, Crassus, Messala Niger, Lucius Caesar und Gaius Cosconius (der zwar kein Konsular war, dem man jedoch für seine Dienste zu Dank verpflichtet war).

Die boni, fest davon überzeugt, nach dieser schockierenden Demonstration von Volksgewalt im Zuge einer unrechtmäßig einberufenen Versammlung den Sieg davonzutragen, versuchten am darauffolgenden Tage, Caesar zu Fall zu bringen. Bibulus rief den Senat zu einer Sitzung — unter Ausschluß der Öffentlichkeit — zusammen und stellte vor dem ganzen Haus seine Verletzungen zur Schau; auch die Liktoren sowie Cato protzten mit ihren Blutergüssen und Verbänden; langsam schritten sie den Gang auf und nieder, um jedermann zu demonstrieren, was ihnen angetan worden war.

»Ich werde nicht versuchen, Gaius Julius Caesar wegen Abhaltens einer gesetzwidrigen Versammlung vor Gericht zu bringen!« rief Bibulus dem überfüllten Haus zu. »Es wäre sinnlos, da ihn ohnehin niemand verurteilen würde. Was ich hier fordere, ist viel wirkungsvoller! Ich fordere ein senatus consultum ultimum, jedoch nicht in der Form, wie es bei Gaius Gracchus Gültigkeit besaß. Ich fordere, daß ab sofort der Notstand ausgerufen wird und daß man mich so lange als Diktator fungieren läßt, bis es gelungen ist, Gewalttaten des Volkes aus unserem geliebten Forum zu verbannen und diesen wahnsinnigen Caesar für immer aus Italien zu vertreiben! Denn diesmal gehe ich aufs Ganze!

Ich fordere eine korrekte und vorschriftstmäßige Durchführung meines Planes! Ich selbst werde legal gewählter Diktator, Marcus Porcius Cato mein Reiteroberst sein! Jegliche Maßnahmen, die nach der Wahl getroffen werden, obliegen mir — niemand in diesem Haus kann des Verrats beschuldigt, noch kann der Diktator über seine Schritte oder über das, was sein Reiteroberst für notwendig erachtet, zur Rechenschaft gezogen werden. Ich werde darüber abstimmen lassen!«

»Das wirst du ohne Zweifel tun, Marcus Bibulus«, sagte Caesar, »obwohl ich wünschte, du würdest es dir wie uns ersparen. Warum willst du dich selber bloßstellen? Das Haus wird dir doch niemals ein Mandat wie dieses übertragen, es sei denn, es gelänge dir, einige Zoll über dich selbst hinauszuwachsen. Du wärst doch nicht einmal in der Lage, über die Köpfe deiner militärischen Eskorte hinwegzusehen, es sei denn, es würden Zwerge dafür rekrutiert. Den Gewaltausbruch, den es gegeben hat, hast du dir selber zuzuschreiben. Und von einem Aufruhr kann keine Rede sein. Das Volk hat lediglich gezeigt, was es von deinem Versuch hielt, seine legal einberufenen Sitzung zu sprengen; danach nahm die Versammlung wieder ihren Lauf, die Abstimmung wurde durchgeführt. Zugegeben, man ist etwas unsanft mit dir umgesprungen, zum Krüppel hat man dich jedoch nicht gemacht. Die größte Beleidigung war der — wohlverdiente — Korb voll Kot. Der Senat ist nicht die größte Macht im Staat, Marcus Bibulus, das Volk ist es. Du warst es, der versucht hat, seine Souveränität im Namen von nicht einmal fünfhundert Senatoren zu zerstören, die heute hier fast alle anwesend sind. Ich hoffe, daß die meisten Männer soviel Vernunft beweisen, dir deine Forderung zu verweigern, denn sie ist sinnlos und unbegründet. Rom stehen keine Volksunruhen bevor. Eine Revolution ist nicht einmal im entferntesten auszumachen. Du bist ein rachsüchtiger kleiner Mann, der seinen Kopf durchsetzen will und der es nicht ertragen kann, daß man ihm widerspricht. Was Marcus Cato anbelangt, so wird seine Selbstgefälligkeit nur noch von seiner Dummheit übertroffen, Diktator Bibulus! Beim Jupiter, was für ein Scherz! Ich kann mich viel zu gut an dich in Mitylene erinnern, als daß mich der Gedanke an einen Diktator namens Bibulus erschrecken könnte. Du wärst ja nicht einmal in der Lage, ein Bacchusfest im Tempel der Venus Erucina oder ein Saufgelage in einer Taverne auszurichten. Du bist eine unfähige, aufgeblasene kleine Kröte! Nur zu, laß abstimmen! Ich helfe dir gern dabei!«

Die Augen, die denen Sullas so sehr ähnelten, wanderten von Gesicht zu Gesicht, um mit einem Anflug von Bedrohlichkeit auf Cicero zu verweilen. Welche Macht ging von Caesar aus, er schien sie förmlich auszustrahlen! Schlagartig wurde allen Senatoren klar, daß Repressalien, die bei jedem anderen, selbst bei Pompeius, Wirkung zeigen würden, diesen Mann nicht aufhalten konnten. Wenn sie ihn jetzt nicht ernst nahmen, so würde sich das bitter rächen, das wußten sie. Caesar war nicht nur eine Gefahr, er war eine Katastrophe.

Als zur Abstimmung aufgerufen wurde, stand Cato als einziger rechts neben Bibulus; Metellus Scipio und die anderen hatten aufgegeben.

Caesar ging daraufhin zurück zur Volksversammlung, um eine zusätzliche Klausel für seine lex agraria zu beantragen: jeder Senator sollte schwören, daß er das Gesetz auch unterstützen werde, sobald es, nach Ablauf der siebzehntägigen Frist, erlassen worden sei. Es gab Präzedenzfälle, darunter die berühmte Weigerung des Metallus Numidicus, die zu dessen mehrjährigem Exil geführt hatte.

Indes, die Zeiten hatten sich geändert, und das Volk war aufgebracht; es warf dem Senat vor, absichtlich Hindernisse aufzubauen, wo doch Pompeius’ Veteranen ihr Land so dringend brauchten. Zunächst gab es noch einige Senatoren, die sich weigerten, den Eid zu schwören, doch da Caesars Wille nicht zu brechen war, beugte sich schließlich einer nach dem anderen mit Ausnahme von Metellus Celer, Cato und Bibulus. Dann gab auch Bibulus nach, Celer und Cato blieben übrig, die um nichts in der Welt umzustimmen waren.

»Ich schlage vor«, sagte Caesar zu Cicero, »daß du die beiden überredest, den Eid abzulegen.« Er lächelte süßlich. »Ich habe die Genehmigung der Priester und Auguren, eine lex Curiata in Kraft zu setzen; sie wird es Publius Clodius ermöglichen, sich von einem Plebejer adoptieren zu lassen. Bis jetzt habe ich von dieser Möglichkeit keinen Gebrauch gemacht, und ich hoffe auch, niemals in diese Verlegenheit zu kommen. Doch auf Dauer, Cicero, hängt die Entscheidung nur von dir ab.«

Voller Entsetzen machte sich Cicero an die Arbeit. »Ich habe den Großen getroffen«, sagte er zu Celer und Cato, ohne zu merken, daß er mit diesem Spitznamen nicht Pompeius, sondern Caesar bezeichnet hatte. »Er bereitet sich gerade darauf vor, euch bei lebendigem Leib zu häuten, falls ihr nicht schwören wollt.«

»Mit abgezogener Haut in Form zu hängen, das würde mir nicht schlecht stehen«, sagte Celer.

»Celer, er wird euch alles nehmen! Das ist mein Ernst! Wenn ihr nicht schwört, seid ihr politisch ruiniert. Es gibt kein Strafmaß für die Weigerung, einen Eid zu schwören, so dumm ist Caesar nicht. Doch niemand wird sie hier als Heldentat betrachten, zumal keine Geldstrafe oder gar Exil damit verbunden sind. Ihr werdet solche Haßgefühle im Forum auf euch ziehen, daß ihr euer Gesicht nie wieder zeigen dürft. Wenn ihr nicht schwört, wird euch das Volk als obstruktive Querulanten verdammen. Die Leute werden es persönlich nehmen — nicht als Beleidigung Caesar gegenüber. Bibulus hätte niemals vor der Volksversammlung ausposaunen dürfen, daß sie das Gesetz um keinen Preis der Welt bekommen würden. Das Volk interpretierte das als boshaft und gemein; die boni wurden in ein äußerst schlechtes Licht gesetzt. Seht ihr denn nicht, daß es die Ritter sind, die das Gesetz wollen, und nicht nur die Soldaten von Pompeius?«

Celer wirkte unsicher. »Ich sehe keinen Grund, weshalb die Ritter das Gesetz befürworten sollten«, sagte er trotzig.

»Weil sie damit beschäftigt sind, in ganz Italien herumzureisen und Land aufzukaufen, das sie zu einem saftigen Preis an die Kommissare weiterverkaufen wollen?« versetzte Cicero.

»Sie sind verabscheuungswürdig!« rief Cato, der bis jetzt geschwiegen hatte. »Ich bin der Urenkel von Cato dem Zensor und werde mich niemals vor einem dieser überzüchteten Aristokraten verbeugen! Soll er doch die Ritter auf seiner Seite haben! Diese verfluchten Ritter!«

Wohlwissend, daß sein Traum von der Eintracht zwischen den Ritterständen längst der Vergangenheit angehörte, hielt Cicero ihm seufzend beide Hände hin. »Cato, lieber Freund, so schwöre doch! Ich kann dich hinsichtlich der Ritter gut verstehen, glaub mir! Alles und jedes soll nach ihrem Willen gehen, und dabei üben sie ohne jeden Skrupel Druck auf uns aus. Doch was sollen wir tun? Wir müssen mit den Rittern auskommen, weil es ohne sie nicht geht. Wie viele Männer sitzen im Senat? Jedenfalls nicht genug, um ihnen ganz unritterlich den ausgestreckten Mittelfinger zu zeigen, obwohl das die einzig richtige Antwort wäre. Eine Beleidigung von solchem Ausmaß würde der Ritterstand niemals hinnehmen, dazu ist er viel zu mächtig.«

»Ich würde lieber warten, bis sich der Sturm gelegt hat«, sagte Celer.

»Ich auch«, stimmte ihm Cato zu.

»Wann werdet ihr endlich erwachsen?« rief Cicero aufgebracht. »Bis sich der Sturm gelegt hat? Bis auf den tiefsten Grund werdet ihr sinken! Macht euch das endlich klar. Schwört diesen Eid und überlebt, oder weigert euch und seht eurem Ruin entgegen.« In keinem der Gesichter war ein Zeichen des Nachgebens zu entd\1cken, daher machte Cicero einen neuen Anlauf.

»Celer, Cato, schwört, ich flehe euch an! Was habt ihr, nüchtern betrachtet, schon zu verlieren? Was ist denn wichtiger: Caesar dem Großen dieses eine Mal in einer Sache nachzugeben, die euch persönlich nicht betrifft, oder in ewige Vergessenheit zu geraten? Wenn ihr politischen Selbstmord begeht, seid ihr nicht in der Lage, den Kampf fortzuführen. Seht ihr denn nicht, um wieviel wichtiger es ist, in der Arena zu bleiben, als auf dem Schild aus ihr herausgetragen zu werden — bewundert, aber tot?«

Und Cicero fuhr fort. Noch als er Celer längst überzeugt hatte, machte der geplagte Cicero zwei weitere Stunden alle nur erdenklichen Argumente geltend, bis er den starrsinnigen Cato endlich weichgeredet hatte. Celer und Cato leisteten den Eid und schworen ihm auch nicht mehr ab; Caesar hatte von Cinna gelernt und sich versichert, daß keiner der Männer einen Stein in seiner Faust verborgen hielt, um dem Schwur seine Wirksamkeit zu nehmen.

»Was für ein grauenhaftes Jahr!« sagte Cicero zu Terentia, mit echtem Kummer in der Stimme. »Es ist, als ob man einer Gruppe Riesen dabei zusähe, wie sie mit Hämmern eine Wand einschlagen wollen, die zu dick ist, um sie zum Einstürzen zu bringen. Wenn ich es nur nicht mitansehen müßte!

Sie tätschelte ihm die Hand. »Cicero, du siehst so mitgenommen aus. Was hält dich hier? Du wirst noch krank werden, wenn du bleibst. Warum begleitest du mich nicht nach Antium und Formiae? Wir könnten uns dort einen angenehmen Urlaub machen und brauchen vor Mai oder Juni nicht zurückzukehren. Denk an die ersten Rosen! Ich weiß, daß du den Frühlingsanfang in der Campania liebst. Wir könnten unterwegs in Arpinum haltmachen und nach dem Käse und der Wolle sehen.«

Das alles klang sehr verführerisch, doch er schüttelte den Kopf.

»Oh, Terentia, ich würde alles darum geben, wenn ich jetzt mit dir fahren könnte. Doch leider ist es momentan unmöglich. Hybrida ist aus Makedonien zurückgekehrt, und halb Makedonien ist nach Rom gekommen, um ihn wegen Erpressung vor Gericht zu bringen. Der arme Kerl ist ein guter Mitkonsul gewesen, ganz gleich, was sie jetzt über ihn sagen mögen. Er hat mir nie irgendwelche Schwierigkeiten bereitet. Und deshalb muß ich ihn verteidigen. Es ist das mindeste, was ich für ihn tun kann.«

»Dann gib mir dein Versprechen, daß du nachkommen wirst, sobald der Urteilsspruch ergangen ist«, sagte sie. »Ich fahre mit Tullia und Piso Frugi vor — Tullia will unbedingt die Spiele in Antium sehen. Zudem geht es dem kleinen Marcus nicht sehr gut — er klagt zunehmend über Schmerzen, und ich fürchte, er hat meinen Rheumatismus geerbt. Wir haben alle Ferien nötig. Bitte!«

Eine inständig bittende Terentia war so neu für Cicero, daß er einwilligte. Sobald Hybridas Prozeß vorüber wäre, würde er sich ihnen anschließen.

Daß Caesar ihn gezwungen hatte, Celer und Cato ins Gebet zu nehmen, ließ Cicero bis zum Beginn von Hybridas Prozeß nicht mehr los. Als Caesars Lakai fungiert zu haben, war eine Kränkung, die an seinem Herzen nagte; sie paßte schlecht zu jemandem, dessen Mut und Entschlossenheit das Vaterland gerettet hatten.

Es war daher nicht unverständlich, daß Cicero sich außerstande sah, sich vor der Urteilsverkündung gegen Hybrida ganz und gar auf sein Schlußplädoyer zu konzentrieren.

Er machte seine Aufgabe zunächst so gut wie immer, lobte Hybrida in den Himmel, suchte den Geschworenen ein Bild von diesem beispielhaften Vertreter der römischen Aristokratie zu vermitteln, der schon als Kind keiner Fliege etwas zuleide habe tun können, noch als junger Mann in der Lage gewesen wäre, griechische Bürger grausam zu mißhandeln — von all den übrigen Verbrechen, die ihm halb Makedonien nun zum Vorwurf machte, ganz zu schweigen.

»Oh«, seufzte er, als er zum Ende seiner Rede gelangte, »wie sehr vermisse ich die Tage, als Gaius Hybrida und ich gemeinsam Konsuln waren! Was für eine ehrbare und angesehene Stadt war Rom damals! Zwar gab es da einen gewissen Catilina, der drauf und dran war, unsere schöne Stadt zu ruinieren; doch Hybrida und ich waren in der Lage, es mit ihm aufzunehmen, wir beide retteten unser Vaterland! Doch wozu, ihr Herren Geschworenen? Wozu? Ich wünschte, ich könnte eine Antwort darauf geben, könnte euch sagen, warum Gaius Hybrida und ich unseren Pflichten damals treu geblieben sind und jene haarsträubenden Vorfälle ertrugen! Alles umsonst, wenn man sich heute, an diesem fürchterlichen Tag, in Rom umsieht, das von einem Konsul regiert wird, der es nicht würdig ist, die toga praetexta zu tragen. Doch nicht von unserm großen Marcus Bibulus spreche ich hier! Ich meine Caesar, diesen raubgierigen Wolf! Er hat die Eintracht zwischen den Ritterständen zerstört, hat den Senat zum Gespött des Volkes gemacht und das Konsulamt besudelt! Er stößt uns mit dem Gesicht in den Dreck der Cloaca Maxima, schmiert uns vom Kopf bis zu den Füßen damit ein, läßt ihn auf unsere Häupter regnen! Unmittelbar nach Abschluß dieses Prozesses werde ich Rom verlassen, und ich habe nicht die Absicht, bald zurückzukehren. Ich fahre zuerst ans Meer, anschließend werde ich nach Alexandria segeln, die Stätte der Gelehrsamkeit und der vorbildlichen Regierung... «

Die Rede war zu Ende, und die Geschworenen stimmten ab. Das Urteil lautete CONDEMNO. Gaius Antonius Hybrida mußte ins Exil nach Cephallenia, an einen Ort, an dem man ihn gut kannte und der auch ihm nur allzu gut bekannt war. Und Cicero packte seine Sachen und verließ Rom noch am gleichen Nachmittag, um Terentia nachzureisen.

Caesar hatte sich am Morgen unauffällig unter die Menge gemischt, um Ciceros Schlußplädoyer anzuhören. Noch ehe die Geschworenen ihr Verdikt verkündet hatten, war Caesar wieder fortgegangen und hatte eilig Boten in verschiedene Richtungen entsandt.

Für ihn war der Prozeß in mehr als einer Hinsicht interessant gewesen. Zum einen hatte auch er schon einmal versucht, Hybrida mit einer Anklage wegen Mordes und Mißhandlung zu Fall zu bringen, als dieser noch Befehlshaber einer Reiterschwadron von Sullas Kavallerie am Orchomenussee in Griechenland gewesen war. Zum andern hatte ihn der junge Mann, der diesmal den Prozeß gegen Hybrida führte, fasziniert: ein Protege von Cicero, der jetzt den Mut bewies, seinem Förderer von der andern Seite der Gerichtsschranke zu begegnen. Er hieß Marcus Caelius Rufus, ein äußerst gutaussehender junger Bursche, der den Prozeß brillant geführt und Cicero mühelos in den Schatten gestellt hatte.

Caesar war schon nach wenigen Sekunden klar gewesen, daß Hybrida keine Chance hatte. Sein schlechter Ruf war zu weit verbreitet, und niemand wollte daran glauben, daß er als kleiner Junge keinen Fliegenflügel ausgerissen hatte.

Und dann war Cicero vom Thema abgekommen...

Caesars Geduld war jetzt am Ende. Er saß in seinem Arbeitszimmer im Domus Publica, nagte an seiner Unterlippe und wartete auf die Männer, nach denen er geschickt hatte. Da glaubte also Cicero tatsächlich, man könne ihm nichts anhaben? Glaubte, er könne sagen, was er wolle, ohne Furcht vor Vergeltung? Nun, Marcus Tullius Cicero, da hast du dich getäuscht! Ich werde dir das Leben sauer machen, denn du hast es verdient. Du hast jedes Friedensangebot von mir ausgeschlagen, sogar dann noch, als dein geliebter Freund Pompeius dir den Wink gab, mich zu unterstützen. Ganz Rom weiß ja, warum du Pompeius liebst — weil er dich während des Italischen Krieges vor dem Schwert bewahrt und dich geschützt hat, als ihr unter Pompeius’ Vater, dem Schlächter, als Kadetten dientet. Nicht einmal Pompeius zuliebe würdest du mir dein Vertrauen schenken. Und deshalb muß ich dafür sorgen, daß es Pompeius ist, der dich — mit meiner Hilfe — zu Fall bringt. Während des Rabirius-Prozesses habe ich dich nicht nur bloßgestellt, sondern dir auch bewiesen, daß du keineswegs in Sicherheit bist. Nun wirst du bald erproben können, wie man sich fühlt, wenn man dem Exil ins Auge sieht.

Warum sind alle nur so überzeugt davon, daß man mich ungestraft beleidigen kann? Vielleicht wird ihnen das, was ich mit Cicero vorhabe, eine Lehre sein. Ich habe Macht genug, um mich zu rächen. Der einzige Grund, weshalb ich mich bis jetzt zurückgehalten habe, ist, daß ich fürchte, einmal angefangen, nicht mehr aufhören zu können.

Publius Clodius traf als erster bei Caesar ein; platzend vor Neugierde nahm er den Becher Wein entgegen, den Caesar ihm reichte, und setzte sich. Gleich sprang er wieder auf, setzte sich erneut und rutschte unruhig hin und her.

»Kannst du denn niemals stillsitzen, Clodius?« fragte Caesar.

»Ich hasse es.«

»Versuch es.«

Da Clodius spürte, daß gute Neuigkeiten auf ihn warteten, bemühte er sich redlich. Doch während es ihm noch gelang, den Körper ruhig zu halten, hüpfte sein Spitzbart auf und ab, weil er emsig die Unterlippe vor- und zurückschob. Das sah so komisch aus, daß Caesar in Gelächter ausbrach; doch Clodius, der sich so oft über Ciceros Humor ärgerte, schien nicht im mindesten gekränkt zu sein.

»Warum«, fragte ihn Caesar, als seine Heiterkeit sich endlich legte, »bestehst du nur auf diesem lächerlichen Bärtchen?«

»Wir alle tragen es«, antwortete Clodius, als sei dies eine Erklärung.

»Das ist mir bereits aufgefallen. Mit Ausnahme meines Vetters Antonius, wohlgemerkt.«

Clodius kicherte. »Leider war nichts zu machen beim armen alten Antonius. Sein Bärtchen stand nicht ab, es stand nach oben und kitzelte ihn ständig an der Nasenspitze.«

»Darf ich raten, weshalb ihr euch alle diesen sonderbaren Gesichtsschmuck wachsen laßt?«

»Ich denke doch, du weißt es, Caesar.«

»Um damit die boni zu ärgern.«

»Und jeden anderen, der so töricht ist, darauf zu reagieren.«

»Ich will, daß du dir dieses blöde Bärtchen abrasierst, Clodius. Und zwar sofort.«

»Nenn mir nur einen guten Grund, weshalb!« entgegnete Clodius in gereiztem Ton.

»Ein Patrizier darf sich derlei Überspanntheiten erlauben, doch der Plebejer hat sich nach dem mos maiorum zu richten.«

Clodius grinste verzückt von einem Ohr zum anderen.

»Heißt das, du hast die Zustimmung der Priester und Auguren?«

»Ja. Ordnungsgemäß unterschrieben und überbracht.«

»Obwohl sich Celer immer noch in Rom aufhält?«

»Celer hat sich verhalten wie ein Lamm.«

Clodius leerte sein Glas und sprang auf. »Ich sollte Publius Fonteius suchen — meinen Adoptivvater.«

»Setz dich, Clodius! Nach deinem neuen Vater ist bereits geschickt worden.«

»Nun kann ich Volkstribun werden — der größte Volkstribun in der Geschichte Roms, Caesar!«

Clodius’ letzte Worte waren noch nicht ganz verklungen, als Publius Fonteius den Raum betrat. Er grinste töricht, als er hörte, daß er mit seinen zwanzig Jahren der Vater eines zweiunddreißigjährigen Mannes werden würde.

»Bist du bereit, Publius Clodius von deiner väterlichen Autorität zu entbinden und dieses Ding da abzurasieren?« wollte Caesar von Fonteius wissen.

»Ja doch, Gaius Julius, ja!«

»Ausgezeichnet!« sagte Caesar herzlich und erhob sich von seinem Schreibtisch, um Pompeius zu begrüßen.

»Stimmt etwas nicht?« fragte Pompeius, eine Spur besorgt, dann starrte er die beiden anderen Männer an. »Was geht hier vor?«

»Nichts, Magnus, glaube mir«, antwortete Caesar und nahm wieder Platz.

»Ich brauche die Dienste eines Augurs, das ist alles, und ich dachte, du würdest mir den Gefallen vielleicht gern erweisen.«

»Jederzeit, Caesar. Doch wozu?«

»Du weißt sicherlich, daß Publius Clodius sich schon seit langem wünscht, Plebejer zu werden. Dies hier ist sein Adoptivvater, Publius Fonteius. Ich würde die Angelegenheit gern heute nachmittag erledigen, falls du als Augur fungieren könntest.«

Pompeius war alles andere als dumm. Er hatte Sinn und Zweck des Manövers schon begriffen, bevor Caesar noch zu Ende sprechen konnte. Denn auch Pompeius war auf dem Forum gewesen, um Cicero zu hören, und hatte unter dessen Attacken mehr gelitten als Caesar. Seit Jahren ließ er sich nun Ciceros Wankelmut gefallen. Ärgerlich war auch gewesen, daß Cicero sich stets gedrückt hatte, wenn er, Pompeius, ihn nach seiner Rückkehr aus dem Osten einmal um seine Hilfe bat. Fürwahr ein schöner Retter seines Landes! Sollte der eingebildete Narr ruhig ein wenig leiden! Oh, wie er es mit der Angst zu tun bekäme, wenn er erführe, wie dicht ihm Clodius auf den Fersen war.

»Diesen Gefallen tue ich dir gern«, sagte Pompeius.

»Dann wollen wir uns alle in einer Stunde im Komitium treffen«, sagte Caesar. »Ich werde dafür sorgen, daß die dreißig Liktoren der curiae anwesend sind, dann schreiten wir ans Werk. Ohne die Bärte.«

Clodius zögerte noch an der Tür. »Wird es sofort geschehen, Caesar, oder muß ich siebzehn Tage warten?«

»Die Tribunatswahlen werden erst in ein paar Monaten abgehalten, Clodius, daher spielt es eigentlich keine große Rolle«, meinte Caesar lachend. »Doch um ganz und gar sicher zu gehen, werden wir nach Ablauf von drei nundinae eine zweite kleine Zeremonie durchführen.« Er machte eine Pause. »Ich gehe davon aus, daß du sui iuris bist und nicht mehr unter der Autorität des Appius Claudius stehst?«

»Ja, seit meiner Hochzeit ist er nicht mehr mein pater familias.«

»Dann sehe ich keinen Hinderungsgrund.«

Es gab tatsächlich keinen. Nur wenige der Männer, die in Rom eine Rolle spielten, waren anwesend, um dem Verfahren der adrogatio (Annahme an Kindes Statt) beizuwohnen, das aus Gebeten, Gesängen, Opferungen und archaischen Ritualen bestand. Publius Clodius, ehemaliges Mitglied der patrizischen gens Claudia, wurde für einige Augenblicke Mitglied der plebejischen gens Fonteia, um darauf wieder seinen eigenen Namen anzunehmen und wiederum Mitglied der gens Claudia zu sein — jetzt allerdings von einem neuen, plebejischen Zweig, der sich von dem der Claudii Marcelli unterschied. Er gründete sozusagen eine neue Familie. Da Fulvia den Bereich, in dem die religiösen Handlungen vorgenommen wurden, nicht betreten durfte, beobachtete sie die Zeremonie von einer nahe gelegenen Stelle aus. Und anschließend posaunte sie gemeinsam mit Clodius auf dem ganzen Forum aus, daß Clodius im nächsten Jahr Volkstribun werde — und Ciceros Tage als Bürger der Stadt Rom gezählt seien.

Cicero erfuhr davon in der kleinen Kreuzwegsiedlung Tres Tabernae, auf seinem Weg nach Antium; denn dort traf er zufällig den jungen Curio.

»Mein lieber Freund«, sagte Cicero herzlich, als er Curio in seine Suite im besten der drei Gasthäuser führte, »das einzige, was mich an der Begegnung mit dir betrübt, ist, daß du offensichtlich deine glänzenden Attacken gegen Caesar noch nicht wiederaufgenommen hast. Was ist geschehen? Letztes Jahr so gesprächig und dieses Jahr so schweigsam?«

»Es fing an, mich zu langweilen«, sagte Curio kurz angebunden. Eine der Strafen dafür, daß man mit den boni kokettierte, war ohne Zweifel, daß man Männer wie Cicero ertragen mußte, die ihrerseits den boni schöne Augen machten. Doch ganz sicher würde er Cicero nicht erzählen, daß er seine Attacken gegen Caesar deshalb eingestellt hatte, weil Clodius ihm aus einer finanziellen Verlegenheit herausgeholfen hatte — für den Preis, das Thema Caesar totzuschweigen. So setzte sich denn Curio recht leutselig mit Cicero zusammen und ließ die Unterhaltung eine Zeitlang in die Richtung fließen, die dieser wünschte. Dann plötzlich fragte er: »Was hältst du denn von Clodius’ neuem plebejischen Status?«

Die Wirkung seiner Frage war ungleich stärker, als er es erhofft hatte. Cicero wurde kreidebleich, tastete nach der Tischkante und klammerte sich daran fest, als könne sie sein Leben retten.

»Was hast du gesagt?« flüsterte der Retter seines Vaterlandes.

»Clodius ist Plebejer geworden.«

»Seit wann?«

»Vor ein paar Tagen erst — wo warst du denn die ganze Zeit, Cicero, du scheinst ja mit schneckengleicher Geschwindigkeit zu reisen. Ich selbst war nicht dabei, doch Clodius hat es mir in bester Laune erzählt. Er will für das Volkstribunat kandidieren, obgleich ich keine Ahnung habe, was ihn dazu bewegt — sieht man mal von der Rechnung ab, die er mit dir begleichen will. Erst konnte er Caesar gar nicht genug loben, weil dieser für ihn eine lex Curiata bewirkt hat, doch gleich darauf versicherte er mir, er werde sämtliche Gesetze Caesars außer Kraft setzen, sobald er sein Amt angetreten habe. Aber so ist Clodius nun einmal!«

Das Blut kehrte in Ciceros Wangen zurück, und zwar mit solcher Heftigkeit, daß Curio sich fragte, ob ihn wohl gleich der Schlag treffen werde.

»Und Caesar hat ihn zum Plebejer gemacht?«

»Am Tage von Hybridas Prozeß, dem Tag, an dem deine Zunge mit dir durchging. Noch mittags herrschten Ruhe und Frieden, drei Stunden später schon posaunte Clodius seinen neuen Status von den Dächern. Und er behauptete, daß er dich vor Gericht bringen werde.«

»Es gibt keine Redefreiheit mehr!« stöhnte Cicero.

»Das merkst du erst jetzt?« fragte ihn Curio grinsend.

»Wenn Caesar ihn zum Plebejer gemacht hat, warum droht er ihm dann damit, seine Gesetze außer Kraft zu setzen?«

»Oh, nicht etwa, weil er etwas gegen Caesar hätte«, sagte Curio. »Er haßt Pompeius. Caesars Gesetze aber kommen in erster Linie Pompeius zugute. So einfach ist das. Clodius hält Magnus für den Tumor in Roms Eingeweiden.«

»Bisweilen teile ich da seine Meinung«, murmelte Cicero.

Was Cicero keineswegs davon abhielt, Pompeius voller Freude zu begrüßen, als er ihn ebenfalls in Antium traf; Pompeius, der sich als Landkomiteemitglied von einem schnellen Abstecher in die Campania auf dem Rückweg nach Rom befand, legte dort eine Rast ein.

»Hast du gehört, daß Clodius Plebejer ist?« fragte Cicero, sobald er es für angemessen hielt, den Austausch von Höflichkeiten zu beenden.

»Ich habe es nicht gehört, Cicero, ich war daran beteiligt«, antwortete Pompeius und seine blauen Augen zwinkerten verschmitzt. »Ich habe die Auspizien durchgeführt, und sie waren sehr gut. Die Leber ohne einen Makel!«

»Und was wird jetzt mit mir geschehen?« jammerte Cicero händeringend.

»Nichts, Cicero, gar nichts!« sagte Pompeius herzlich. »Clodius nimmt den Mund nur voll, glaub mir. Weder Caesar noch ich werden es zulassen, daß er dir auch nur ein Haar deines altehrwürdigen Kopfes krümmt.«

»Altehrwürdigg!« protestierte Cicero lautstark. »Du bist nicht jünger als ich, Pompeius!«

»Wer sagt, daß nicht auch ich altehrwürdig bin?«

»Ich bin verloren!«

»Nicht doch«, sagte Pompeius und tätschelte besänftigend Ciceros hängende Schulter. »Ich gebe dir mein Wort darauf, daß er dir nichts tun wird!«

Nur allzu gerne hätte Cicero Pompeius’ Versprechen geglaubt; aber war Clodius überhaupt zu bremsen, wenn er eine Zielscheibe vor Augen hatte?

»Wie willst du wissen, daß er mir nicht schaden wird?« fragte er.

»Weil ich es ihm bei der Adoptionszeremonie geraten habe. War höchste Zeit, daß es ihm einmal jemand sagte! Denn er erinnert mich an einen wichtigtuerischen und anmaßenden jungen Militärtribun, der sich für wer weiß wie talentiert hält. Mit dieser Sorte habe ich oft zu tun! So einem muß ein richtiger Mann, ein Feldherr, irgendwann die Augen öffnen.«

So war das also. Begriff Pompeius denn noch immer nicht? Ein Mann, der vom Lande kam, durfte sich — auch wenn er von recht achtbarer Herkunft war — nicht erdreisten, einem römischen Patrizier Anstandsregeln beizubringen. Wenn Clodius nicht schon längst entschieden hätte, daß er Pompeius haßte, dann war dies jetzt geschehen. Mußte er sich ausgerechnet von Pompeius wie ein junger Militärtribun behandeln lassen, obwohl er gerade einen Sieg davongetragen hatte?

Im März brodelte es in Roms Gerüchteküche, teils wegen der politischen Ereignisse, teils wegen des aufsehenerregenden Todes von Metellus Celer. Celer, der noch immer müßig in Rom weilte und Gallia Transalpina seinem Legaten Gaius Pomptinus zur Verwaltung überlassen hatte, schien nicht recht zu wissen, wie es weitergehen sollte. Daß Clodia aufgrund ihrer heftigen Affäre mit Catullus eine Spur an Roms gesellschaftlichem Himmel hinterlassen hatte, war schlimm genug gewesen; doch das war nun vorbei. Der Dichter aus Verona war außer sich vor Liebesleid, sein Weinen und Wehklagen von der Carinae bis zum Palatin für jeden zu vernehmen — und seine herrlichen Gedichte ebenfalls. Erotisch und leidenschaftlich, wie er war, hatte Catullus schon seit langem nach dem geeigneten Liebesobjekt gesucht; in seiner angebeteten Clodia hätte er wahrlich kein besseres finden können. Ihre Falschheit, Gerissenheit, Herzlosigkeit und Habgier hatten es vermocht, ihm Worte zu entlocken, die ihn selbst verblüfften.

Clodia gab Catullus in dem Augenblick den Laufpaß, in dem sie Caelius entdeckte, der gerade im Begriff war, seine Anklage gegen Gaius Antonius Hybrida vorzubereiten. Was sie zu Catullus hingezogen hatte, fand sie in abgeschwächtem Maße auch bei Caelius; er jedoch war aus römischerem Holz geschnitzt. Der Dichter war ihr zu gefühlsbetont, launenhaft, zu anfällig für düstere Melancholie gewesen. Caelius dagegen war gebildet, geistreich und besaß eine natürliche Heiterkeit. Er kam aus gutem Hause und hatte einen wohlhabenden Vater, der sehr darauf bedacht war, daß sein brillanter Sohn die Familie Caelius in den Adelsstand erheben würde, indem er einmal Konsul wurde. Caelius war zwar ein neuer Mann, doch ganz und gar nicht von der anstößigen Sorte. Catullus’ Leidenschaftlichkeit hatte Clodia entzückt, doch Caelius’ Muskelkraft und sein nicht minder anziehendes Gesicht taten es ihr noch mehr an; es konnte auf die Dauer ziemlich quälend werden, die Geliebte eines Dichters zu sein.

Kurz, Catullus begann Clodia in dem Moment zu langweilen, in dem sie Caelius erspähte. Da hieß es, schleunigst Abschied zu nehmen von dem Gewohnten, um mit dem Neuen zu beginnen. Wie mochte sich ein Ehemann in diesen Reigen einfügen? Nicht unbedingt harmonisch. Clodias Leidenschaft für Celer hatte etwa bis zu ihrem dreißigsten Lebensjahr gewährt, dann war sie erloschen. Die Zeit und ihr wachsendes Selbstbewußtsein hatten sie von dem Vetter und Gefährten ihrer Kindheit entfernt und sie dazu gebracht, in Catullus zu entdecken, wonach sie suchte; er war nun schon ihr zweites außereheliches Verhältnis — zumindest von der lauten, aufsehenerregenden Art. Der Inzestskandal, den sie, Clodius und Clodilla seinerzeit heraufbeschworen, hatte bei Clodia einen Liebeshunger geweckt, der unbedingt befriedigt werden wollte. Clodia stellte zudem fest, daß sie es genoß, von all jenen Leuten verachtet zu werden, die sie selbst ebenfalls verachtete. Dem armen Celer blieb nichts anderes übrig, als den Part des hilflosen Zuschauers zu übernehmen. Clodia war zwölf Jahre älter als der dreiundzwanzigjährige Marcus Caelius Rufus, als sie ihn für sich entdeckte. Seit Caelius drei Jahre vor dem Konsulat Ciceros nach Rom gekommen war, um bei diesem zu studieren, war er recht wetterwendisch gewesen. Er hatte mit Catilina geliebäugelt und war dann in Ungnaden in die Provinz Africa gesandt worden, um dem dortigen Statthalter zu assistieren, bis der Wirbel sich gelegt haben würde; sein Vater, Caelius Senior, besaß zufällig einen großen Teil der Weizenanbaugebiete entlang des Bagradas- Flusses in ebendieser Provinz. Erst vor kurzem war Caelius heimgekehrt, um seine Forumslaufbahn wiederaufzunehmen, doch diesmal wollte er es ernsthaft und so aufsehenerregend wie möglich tun. Und so entschloß er sich, die Anklage gegen Gaius Antonius Hybrida zu übernehmen, dessen Verurteilung selbst Gaius Caesar nicht gelungen war.

Celers Elend war im gleichen Maße gewachsen, wie Clodias Interesse an ihm schwand. Das Maß schien noch nicht damit voll zu sein, daß man ihm deutlich machte, er habe keine andere Wahl, als zu schwören, er werde Caesars Gesetz zur Landreform unterstützen; nein, in dieser Lage mußte er auch noch erfahren, daß Clodia einen neuen Liebhaber mit Namen Marcus Caelius Rufus hatte. Die Bewohner der umliegenden Häuser wurden unfreiwillig Zeugen der heftigen Auseinandersetzungen, die Tag und Nacht aus Celers Peristyl zu hören waren. Celer und Clodia begannen schließlich, sich gegenseitig mit Mord zu drohen. Man vernahm das Geräusch von Schlägen, von zerbrechendem Geschirr und Glas, die Stimmen ängstlicher Diener und Schreie, die das Blut gefrieren ließen. So konnte es nicht lange weitergehen, das wußten alle Nachbarn, und jeder fragte sich, wie die Sache wohl ausgehen würde.

Doch wer hätte ein solches Ende vorhersehen können? Bewußtlos und mit einer grauenhaften Kopfwunde, die das Gehirn austreten ließ, wurde der nackte Celer von den Dienern aus der Badewanne gezogen, während Clodia schreiend danebenstand. Ihr Gewand war naß und blutdurchtränkt, da sie selbst zuvor in die Wanne gestiegen war, um ihn herauszuziehen. Erst als sich Appius Claudius, Publius Clodius und der entsetzte Metellus Nepos einfanden, war sie in der Lage, zu erzählen, was geschehen war. Celer war sehr betrunken gewesen, so ihre Worte, hatte jedoch darauf bestanden, ein Bad zu nehmen — und das, obschon er sich gerade übergeben hatte. Wie konnte man mit einem betrunkenen Mann vernünftig reden oder ihn gar von dem abhalten, was er sich in den Kopf gesetzt hatte? Wieder und wieder hatte sie auf ihn eingeredet, er sei zu betrunken, um zu baden, hatte ihn ins Badezimmer begleitet und weiter angefleht; doch Celer hatte sich entkleidet. Dann war er, auf der höchsten Stufe der Wanne stehend, um ins lauwarme Wasser hinabzusteigen, plötzlich gefallen und hatte sich den Kopf an der rückwärtigen vorspringenden Umrandung des Beckens angeschlagen.

Als die Männer das Badezimmer betraten, um den Ort des Geschehens zu begutachten, entdeckten sie an der Umrandung Blut, Knochensplitter und etwas Gehirnmasse. Die Ärzte und Chirugen legten den komatösen Celer behutsam in sein Bett, und die untröstliche Clodia war nicht davon abzubringen, an seiner Seite zu wachen.

Zwei Tage später starb er, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben. Clodia war jetzt Witwe, und Rom versank in Trauer um Quintus Caecilius Metellus Celer. Sein Bruder Nepos war sein Haupterbe, doch auch Clodia war ein äußerst ansehnliches Vermögen hinterlassen worden, da kein Verwandter väterlicherseits sich auf die lex Voconia hätte berufen können.

Cicero war gerade bei der Vorbereitung seiner Verteidigung von Hybrida, als Publius Nigidius Figulus Atticus (der sich während des Winters in Rom aufhielt) ihm die Einzelheiten wiedergab, die Appius Claudius ihm im Vertrauen mitgeteilt hatte; Cicero lauschte gebannt und plötzlich schoß ihm ein Gedanke durch den Kopf; er mußte kichern. »Klytämnestra!« sagte er.

Von den beiden anderen kam kein Kommentar, doch die Beklommenheit war ihnen deutlich anzumerken. Beweise gab es nicht, denn außer Clodia war kein Zeuge dagewesen. Doch zweifelsohne hatte Metellus Celer die gleiche Wunde davongetragen wie König Agamemnon, den seine Frau, die Königin Klytämnestra, im Bad mit einer Axt erschlagen hatte, um ungehindert ihre Liasison mit Aegisthus fortsetzen zu können.

Wer mochte die Verantwortung für die Verbreitung dieses bösen Spitznamens tragen? Es konnte nie nachgewiesen werden. Aber von jener Zeit an war Clodia unter dem Namen Klytämnestra bekannt, und viele Leute glaubten im geheimen, daß sie ihren Mann im Bad getötet hatte.

Die Aufregung legte sich auch nicht, als Celer schon bestattet war; da er ein Amt im Kollegium der Auguren hinterlassen hatte, trachtete jeder ehrgeizige Mann in Rom danach, bei dieser Wahl zu kandidieren. Früher, als die Auguren noch in das priesterliche Kollegium berufen worden waren, wäre Nepos, als Bruder des Verstorbenen, neuer Augur geworden. Was heute kommen würde, wußte niemand. Die boni hatten stimmgewaltige Befürworter auf ihrer Seite, doch keine Mehrheit. Vielleicht war sich Nepos dieser Tatsache bewußt, denn er verkündete, er würde wohl nicht kandidieren; er sei so gebrochen, daß er die Absicht hege, für mehrere Jahre lang ins Ausland zu verreisen.

Die Auseinandersetzungen um das Amt des Augurs erreichten vielleicht nicht das Ausmaß jener grauenhaften Streitigkeiten, die man vor Celers Tod aus seinem Haus hatte vernehmen können; doch sie belebten das Forum. Als der Volkstribun Publius Vatinius bekanntgab, daß er kandidieren wolle, verhinderten Bibulus und der Erste Augur, Messala Rufus, dies auf ganz banale Weise. Sie behaupteten, daß Vatinius einen verunstaltenden Tumor auf seiner Stirne habe, sei er zu unvollkommen für dieses Amt.

»Zumindest«, ließ Vatinius gutmütig verlauten, »sitzt mein Geschwür an einer Stelle, die niemandem verborgen bleibt! Bibulus dagegen trägt seins auf dem Arsch, obwohl er darin noch von Messala Rufus übertroffen wird — der hat zwei Geschwüre, wo einstmals seine Eier saßen. Ich werde bei der Plebs beantragen, daß alle zukünftigen Kandidaten für das Amt des Augurs sich nackt ausziehen und auf dem Forum auf und ab stolzieren müssen.«

Im April führte der Zweite Konsul Bibulus — in Anbetracht der auswärtigen Angelegenheiten des Monats Februar — die Amtsgeschäfte zum erstenmal allein. Er begann seine Arbeit in dem Bewußtsein, daß es mit der Durchführung der lex Iulia agraria nicht zum Besten stand. Zwar waren die Kommissare ungeheuer eifrig, und auch die fünf Komiteemitglieder erwiesen sich als äußerst hilfreich, doch jede Siedlung in Italien, die staatlichen Grund zurückhielt, behinderte das Unternehmen; auch der Verkauf von privatem Grund ging nur zäh vonstatten, da es seine Zeit dauerte, bis die Ritter Land erworben hatten, um es an den Staat weiterzuverkaufen. Das Gesetz war so brillant durchdacht, daß man angenommen hatte, die Dinge würden sich von selbst regeln! Der Haken war nur, daß Pompeius eigentlich mehr Veteranen ansiedeln mußte, als ihm möglich war, und das zudem rasch zu geschehen hatte.

»Was sie jetzt brauchen, das sind Maßnahmen«, sagte Bibulus zu Cato, Gaius Piso, Ahenobarbus und Metellus Scipio, »doch die sind leider nicht am Horizont auszumachen. Sie brauchen eine Riesenfläche staatlicher Ländereien, die ein früherer Gesetzgeber bereits vermessen und in Parzellen von je zehn iugera aufgeteilt hat.«

Catos riesige Nase zuckte, und seine Augen funkelten vor Zorn. »Das würden sie nie wagen!« sagte er.

»Was würden sie nie wagen?« fragte Metellus Scipio.

»Sie werden es aber wagen«, beharrte Bibulus.

»Was wagen?«

»Ein weiteres Gesetz zur Landreform, um den Ager Campanus und das Gemeinland von Capua nutzen zu können. Zweihundertfünfzig Quadratmeilen Land, das seit Tiberius Gracchus beinahe jeder einmal parzelliert hat und das nur darauf wartet, in Besitz genommen und besiedelt zu werden.«

»Sie werden das Gesetz durchbringen«, meinte Gaius Piso zähneknirschend.

»Der Meinung bin ich auch«, stimmt ihm Bibulus zu.

»Das muß verhindert werden«, kam es von Ahenobarbus.

»Ja, wir müssen es verhindern.«

»Aber wie?« fragte Metellus Scipio.

»Ich hatte ja gehofft, mit meiner List, alle Versammlungstage zu Feiertagen zu erklären, mehr Erfolg zu haben; allerdings hätte ich wissen müssen, daß Caesar seine Autorität als Pontifex Maximus nutzen würde. Es gibt jedoch eine religiöse List, die weder er noch die Kollegien durchkreuzen können. Mag sein, daß ich meine Autorität als Augur in der Feiertagsangelegenheit überzogen habe, doch das kann nicht passieren, wenn ich die Sache in meinen beiden Funktionen — der des Augurs und des Konsuls — anpacke.«

Sie alle beugten sich gespannt vor. Vielleicht war Cato der wichtigste Mann in ihrem Grüppchen, doch ohne Frage hatte Bibulus’ heroische Tat, ein untergeordnetes, degradierendes Prokonsulat vorzuschlagen, ihn bei den Privattreffen der boni-Führer Cato gegenüber in eine vorteilhafte Lage gebracht. Doch Cato nahm ihm das nicht übel, ihm lagen Führungsambitionen fern.

»Ich habe vor, mich in mein Haus zurückzuziehen, um bis zum Ende meines Konsulats den Himmel zu beobachten.«

Keiner sprach ein Wort.

»Habt ihr gehört, was ich gesagt habe?« fragte Bibulus lächelnd.

»Das haben wir, Marcus Bibulus«, entgegnete Cato, »doch wird es sich so ohne weiteres machen lassen?«

»Es wurde schon einmal praktiziert und ist im mos maiorum fest verankert. Außerdem habe ich heimlich die Auguralbücher geprüft und darin eine Weissagung gefunden, die ohne Schwierigkeiten so gedeutet werden könnte, daß der Himmel in diesem Jahr ein Omen von außergewöhnlicher Bedeutung hervorbringen wird. Um welches Zeichen es sich dabei handelt, das sagt die Prophezeiung nicht, und genau diese Tatsache macht meine List erst möglich. Wenn sich der Konsul in sein Haus zurückzieht, um den Himmel zu beobachten, so müssen alle öffentlichen Angelegenheiten aufgeschoben werden, bis er zurückkehrt, um die Amtsgeschäfte wiederaufzunehmen — was freilich nicht in meiner Absicht liegt!«

»Damit wirst du dir keine Freunde machen«, sagte Gaius Piso beunruhigt.

»Vielleicht nicht gleich zu Anfang; doch wir alle müssen uns darum bemühen, den Plan populärer zu machen, als er tatsächlich ist. Ich habe vor, Catullus dafür einzusetzen — er beherrscht die Fähigkeit, andere bloßzustellen; und jetzt, da Clodia mit ihm gebrochen hat, hat er nur noch den Wunsch, sie oder ihren jüngeren Bruder Clodius zu verletzen. Am liebsten wäre mir, Curio stände uns wieder zur Verfügung, doch er wird uns den Gefallen nicht mehr tun. Wie dem auch sei, auf Caesar werden wir uns nicht konzentrieren, er scheint gegen alles gefeit zu sein. Pompeius Magnus erklären wir ab jetzt zu unserer Hauptzielscheibe. Wir müssen sicherstellen, daß sich für den Rest des Jahres tagtäglich so viele unserer Anhänger auf dem Forum sammeln, wie wir zusammentrommeln können. Die große Zahl der Anhänger allein wird uns jedoch nicht weiterbringen — Unruhe und zahlenmäßige Übermacht auf dem Forum, das ist es, worauf es jetzt ankommt. Die Mehrheit der Bevölkerung in Stadt und Land will Caesars Gesetze, doch hält sie sich kaum je auf dem Forum auf, es sei denn, eine Abstimmung oder eine wichtige contio werden einberufen.«

Bibulus sah Cato an. »Cato, dir fällt eine besondere Aufgabe zu. Ich möchte, daß du dich so oft wie möglich so ungebärdig aufführst, daß Caesar die Geduld verliert und dich ins Lautumiae- Gefängnis schaffen läßt. Aus irgendeinem Grund verliert er sie leichter, wenn du — oder Cicero — aufwühlende Reden hältst. Anscheinend seid ihr ihm ein besonderer Dorn im Auge. Wann immer wir können, werden wir die notwendigen Vorkehrungen treffen und dafür sorgen, daß das Forum voll von Männern ist, die dich unterstützen und die Oppostion niedermachen wollen. Pompeius ist das schwache Glied; was wir auch tun, es sollte darauf ausgerichtet sein, ihn zu verletzen.«

»Wann willst du dich in dein Haus zurückziehen?« fragte Ahenobarbus.

»Am zweiten Tag vor den Iden, dem einzigen Tag zwischen der Megalesia und dem Ceresfest, an dem Rom überfüllt mit Menschen und das Forum voll von Reisenden sein wird. Die Aktion ist nur dann sinnvoll, wenn sie vor den Augen eines möglichst großen Publikums geschieht.«

»Und glaubst du wirklich, daß alle öffentlichen Angelegenheiten brachliegen werden, weil du dich in dein Haus zurückziehst?« fragte Metellus Scipio.

Bibulus runzelte die Stirn. »Ich hoffe sehr, daß das Gegenteil eintreten wird! Sinn und Zweck meiner List liegen ja darin, Caesar und Vatinius zu Gesetzen zu zwingen, die in Widerspruch zu den Omen stehen. Denn das bedeutet, daß wir ihre Gesetze außer Kraft setzen können, sobald sie ihre Ämter niedergelegt haben. Ganz zu schweigen von einer Anklage wegen maiestas. Klingt eine Verurteilung wegen Hochverrats nicht wundervoll?«

»Was ist, wenn Clodius Volkstribun wird?«

»Ich wüßte nicht, was dieser Umstand ändern sollte. Clodius hat — aus welchem Grund auch immer — eine Abneigung gegen Pompeius Magnus entwickelt. Wenn er im nächsten Jahr gewählt wird, ist er unser Verbündeter, nicht unser Feind.«

»Er hat es aber auch auf Cicero abgesehen.«

»Auch hier gilt: Was hat das mit uns zu tun? Cicero ist kein boni, er ist ein Schandfleck. Beim Jupiter, ich würde ohne Bedenken jedem Gesetz zustimmen, daß ihm das Maul stopft, wenn er mit seiner Prahlerei beginnt, wie er sein Vaterland gerettet hat!«

»Aber wenn Clodius es auf Cicero abgesehen hat, dann auch auf dich, Cato«, sagte Gaius Piso.

»Wie könnte er?« fragte Cato. »Ich habe nichts getan, als meine Meinung im Senat zu äußern; ich war weder Erster Konsul noch Volkstribun. Die freie Meinungsäußerung ist nicht mehr ungefährlich heutzutage, und doch gibt es bis jetzt keine Gesetzestafeln, die einem Manne untersagen würden, seine Gedanken in einer Sitzung des Senats frei auszusprechen.«

Ahenobarbus war es schließlich, der die eigentliche Schwierigkeit zur Sprache brachte: »Ich kann mir sehr wohl vorstellen, wie wir die Gesetze, die von Caesar und Vatinius bis zum Ende dieses Jahres verabschiedet werden, außer Kraft setzen können«, sagte er, »doch zunächst gilt es, im Senat zahlenmäßig überlegen zu sein. Und das bedeutet, daß unsere Männer im nächsten Jahr in die kurulischen Ämter berufen werden müssen. Doch wen können wir als Konsul durchsetzen, geschweige denn als Stadtprätor? Soweit ich höre, hat Metellus Nepos vor, Rom zu verlassen, um über seinen Kummer hinwegzukommen; somit kommt er für uns nicht in Frage. Ich selber werde Prätor sein, genau wie Gaius Memmius, der Pompeius Magnus unsäglich haßt. Doch wer soll Konsul werden? Philippus ist ganz auf Caesars Seite, das gleiche gilt für Gaius Octavius, den Mann von Caesars Nichte. Weder Lentulus Niger noch Ciceros jüngerer Bruder Quintus haben eine Chance. Und alle, die vor ihnen Prätor waren, werden auch keinen Erfolg haben.«

»Du hast recht, Lucius, wir müssen unsere eigenen Konsuln durchbringen«, sagte Bibulus stirnrunzelnd. »Aulus Gabinius wird kandidieren, ebenso Lucius Piso. Sie haben beide einen Fuß im Lager der Popularen und beide großen Einfluß auf die Wähler. Wir werden Nepos überreden müssen, in Rom zu bleiben, um zunächst für das Amt des Augurs, dann für das Konsulamt zu kandidieren. Als zweiten Kandidaten sollten wir Messala Rufus aufstellen. Wenn wir im nächsten Jahr keine kurulischen Beamten haben, die auf unserer Seite stehen, so wird es uns auch nicht gelingen, Caesars Gesetze außer Kraft zu setzen.«

»Was wird mit Arrius, der, wie ich hörte, sehr verärgert über Caesar ist, weil dieser ihn als Kandidat für das Amt des Konsuls nicht unterstützen will?« erkundigte sich Cato.

»Zu alt, zu wenig Einfluß«, kam die verächtliche Antwort.

»Ich habe auch etwas gehört«, sagte Ahenobarbus leicht beleidigt, denn niemand hatte seinen Namen im Zusammenhang mit dem Augurenamt erwähnt.

»Was?« fragte Gaius Piso.

»Daß Caesar und Magnus daran denken, Cicero das Amt von Cosconius im Komitee der Fünf anzubieten. Wie günstig, daß Cosconius tot umgefallen ist! Cicero würde ihnen mehr behagen.«

»Cicero ist ein zu großer Tor, um es anzunehmen«, sagte Bibulus naserümpfend.

»Auch, wenn sein Favorit Pompeius ihn inständig bitten würde?«

»Ich hörte, daß Pompeius zur Zeit gar nicht sein Favorit ist«, meinte Gaius Piso lachend. »Es ist ihm nämlich zugetragen worden, wer bei der Adoption von Publius Clodius die Auspizien durchgeführt hat!«

»Man sollte meinen, Cicero sähe darin einen Hinweis auf seine derzeitige Popularität«, äußerte Ahenobarbus höhnisch.

»Nun ja, von Atticus stammt das Gerücht, daß Cicero der Meinung ist, Rom habe allmählich genug von ihm!«

»Falsch liegt er nicht damit«, sagte Bibulus, theatralisch seufzend.

Die boni trennten sich in großer Heiterkeit, sie waren glücklich und zufrieden.