29

Palast des Himmels,
Zi-jin Cheng (Verbotene Stadt), Sian Kommunalität Sian, Konföderation Capella

15. August 3062

Am dritten Tag des Staatsbesuchs Reichsverweser Grover Shraplens auf Sian entschloß sich Sun-Tzu, ihn in einem der eleganteren Säle des Palasts des Himmels zu empfangen. Es würde die erste echte Gelegenheit der beiden Herrscher seit der ersten Audienz und dem formellen Empfang zu Ehren des Reichverwesers bei dessen Ankunft sein, sich zu unterhalten. Drei Tage, in denen er Zeit hatte, Fabriken zu besichtigen, einige für ihn vorbereitete Besprechungen zu besuchen und Sian zu bereisen... Natürlich in entsprechender Begleitung.

Nancy Bao Lee begleitete den Herrscher des Tauruskonkordats in den Saal, eine Hand um seinen Arm geschlungen. Sie trug ein türkisfarbenes Abendkleid mit tiefem Front- und Rückendekollete, dessen Rock an der Seite bis fast zur Hüfte geschlitzt war. Sein Schnitt schrie geradezu canopisch. Und hoffentlich bringt es auch zum Ausdruck, daß die Konföderation offen für den Einfluß ihrer Verbündeten ist, und nicht das Gegenteil.

Und eine schöne Frau in Shraplens Gesellschaft wird ihn ohne Zweifel ablenken, kam ein Flüstern aus den dunkleren Gefilden seines Geistes.

Sun-Tzu versuchte, die Idee, Nancy auf diese Weise einzusetzen, nicht den Einflüsterungen seiner Mutter zuzuschreiben, obwohl Sex für Romano ganz sicher eine Waffe wie jede andere gewesen war. Und in der Kontrolle, die sie über Tsen Shang ausgeübt hatte, hatte sie sich als umwerfend effektiv erwiesen. Dann entschied er, daß es keine Rolle spielte, woher der Gedanke gekommen war.

Nur das Ergebnis zählte.
Shraplen bewegte sich reichlich steif. Er war sich Nancys Aufmerksamkeit sichtlich bewußt und tat sein Bestes, einen zackig militärischen Eindruck zu erwecken. Sie führte ihn wie zuvor angewiesen auf Sun-Tzu Liao zu, so daß die beiden sich dem Kanzler näherten, statt dem Taurier die Gelegenheit zu geben, stehenzubleiben und Sun-Tzu zu zwingen, zu ihm zu kommen, wie er es als Gastgeber hätte tun müssen. Dann löste sie sich von ihrem Begleiter, während die beiden Herrscher sich erst auf capellanische Manier voreinander verneigten und dann wie im Tauruskonkordat üblich alle vier Hände zum Druck aufeinanderlegten.
»Es ist mir eine Ehre, Kanzler Liao.« Shraplens tiefe Stimme drückte das gebotene Maß an Höflichkeit aus. »Sie verfügen über eine wunderschöne Zentralwelt«, stellte er fest und schien es auch ehrlich zu meinen. In seiner Feststellung lag ein Hauch von melancholischem Bedauern, der einen gewissen Neid andeutete. Aber das war leicht genug zu spielen, während sein Blick Nancy folgte, die sich gerade verabschiedete und den Saal verließ. Sun-Tzu hoffte, der Verlust seiner hübschen Begleiterin würde den Taurier verunsichern, aber Shraplens Stimme bot darauf keinerlei Hinweis. »Eine wunderschöne Zentralwelt.«
Diese Stimme war Grover Shraplens beste Eigenschaft, und soweit es Sun-Tzu betraf, ein Organ von nachgerade hypnotischer Kraft. Die körperliche Erscheinung seines Gegenübers beeindruckte den Kanzler hingegen ganz und gar nicht. Er war von mittlerer Größe und hatte einen Bauchansatz. Das dunkle Haar verblaßte stellenweise zu Stahlgrau und befand sich über beiden Schläfen auf dem Rückzug. Haselnußbraune Augen ohne Feuer. Sein einziges körperliches Merkmal, das auf irgendeinen Charakter hindeutete, war ein struppiger Kinnbart, makellos schwarz gefärbt. Kein Mann, dem man die Herrschaft über eine starke Peripherienation zugetraut hätte, und sicher auch niemand, der sein Gegenüber veranlaßt hätte, sich in acht zu nehmen.
Nur nahm Sun-Tzu Liao sich grundsätzlich in acht.
Der Kanzler nahm niemanden auf die leichte Schulter, ganz gleich, wie er sich äußerlich ihnen gegenüber benahm. Er hielt auch nichts von der in der Inneren Sphäre verbreiteten Ansicht, daß Peripheriefürsten den Herrschern der fünf Großen Häuser der Freien Inneren Sphäre in irgendeiner Hinsicht nachstanden. Vier Jahre zuvor hatte er Kontakt mit Magestrix Emma Centrella vom Magistrat Canopus aufgenommen, einer Herrscherin, der Thomas Marik oder Katrina Steiner-Davion nichts voraushatten, und die sicher beeindruckender war als Haakon Magnusson, Walprins der Freien Republik Rasalhaag, oder was davon nach der Clan-Invasion übrig blieb. Emma Centrellas einziger Nachteil war, daß ihr Reich schwächer als die meisten Großen Häuser war, und diese Position verstand Sun-Tzu nur allzu gut. Deshalb unterschätzte er Shraplen keineswegs.
Außerdem ist es beachtlich, wie glatt der Mann nach Jeffrey Calderons vorzeitigem Ableben letztes Jahr die Macht im Tauruskonkordat übernommen hat.
»Zu gütig, Reichsverweser Shraplen.« Sun-Tzu deutete zu zwei hohen Lehnstühlen hinüber, die vor einem großen Panoramafenster standen, das einen Blick auf die vier Stockwerke tiefer liegenden Gärten und über die Mauern des Palasts auf die Verbotene Stadt bot. »Ich habe schon oft ähnliches von Ihrer Heimatkolonie MacLeod's Land und deren...« Er stockte, als suche er nach dem passenden Wort, »...unschuldigem Charme gehört.«
Er strich den Seidenstoff seiner goldenen Hanjakke glatt, über deren Ärmel und Rücken rote Drachen tanzten, bevor er sich mit präziser Sorgfalt setzte. Shraplen konnte eine Erinnerung an die prekäre Position seiner Heimatwelt nahe der Grenzen sowohl der Konföderation wie auch des Vereinigten Commonwealth gebrauchen. Nachdem er von der Maskirovka über die große Sorge des Reichsverwesers um deren Sicherheit informiert worden war, hielt Sun-Tzu es für die geeignete Eröffnung für das bevorstehende Spiel.
Shraplen enttäuschte ihn nicht. »Es ist mir bereits aufgefallen, daß die Nationen der Inneren Sphäre es sich zur Gewohnheit zu machen scheinen, unschuldigen Charme als Einladung zu einem Angriff zu verstehen«, stellte er in einem geschickten Versuch fest, das Gespräch auf substantiellere Themen zu lenken. »Sei es, weil sie ihn mit Schwäche verwechseln, oder auch nur aus Neid auf das, was sie noch nicht besitzen.«
Sun-Tzu nickte zustimmend, und war bereit, die einfühlsame Rolle gegenüber Shraplens subtiler Stärke zu spielen, solange es mithalf, ihn, und mit ihm die Konföderation Capella, in den Augen seines Gastes weniger bedrohlich erscheinen zu lassen »So wie diese fürchterliche Sache auf Detroit«, stellte er mit Augen fest, die sich in vorgetäuschter Empörung weiteten. »Maltins Coup am Vorabend des Winterfests und die Geiselung Emma Centrellas und Jeffrey Calderons. Calderon...« Er ließ den Namen verklingen und runzelte über derartige Methoden mißbilligend die Stirn. »Und daß dann auch noch das Vereinigte Commonwealth dahintersteckt.«
»Ja«, bestätigte Shraplen, relativierte seine Feststellung aber sogleich wieder. »Jedenfalls sind wir ziemlich sicher, daß Davion involviert ist. Sherman Maltins sofortige Anfrage nach Anerkennung und Schutz seiner ›Kolonienation‹ deutet sicherlich darauf hin.« Er seufzte und entspannte sich sichtlich in den Polstern seines Stuhls, der erheblich bequemer war als der, auf dem Sun-Tzu Platz genommen hatte. »Ich bezweifle, daß wir jemals handfeste Beweise finden werden.«
Ganz sicher nicht, versprach der Kanzler. Handfeste Beweise lassen sich als Fälschungen entlarven, aber Andeutungen sind unwiderlegbar.
»Sie sollten sich glücklich schätzen, nicht einen beachtlichen Teil des Konkordats verloren zu haben«, erklärte Sun-Tzu in mitfühlendem Ton. Dann gab er vor, sich zu entspannen, zu sinnieren. Das fiel ihm alles andere als leicht, denn die geisterhafte Präsenz Romano Liaos tobte in seinem Schädel. Aber Sun-Tzu mußte den Krieg mit dem Pakt ansprechen, bevor Shraplen es tat, und zwar auf die richtige Weise.
»Die Konföderation weiß, was es bedeutet, Menschen und Systeme an das Vereinigte Commonwealth zu verlieren. Der Versuch, zurückzufordern, was unser ist, hat uns dreißig Jahre gekostet, und selbst jetzt könnten wir noch scheitern.« Das Gespenst seiner Mutter verfluchte ihn für diese Äußerung. Sun-Tzu ignorierte sie, so gut es ging, und beugte sich plötzlich mit um Entschuldigung heischender Miene vor, als habe er seinen Gast beleidigt. »Nicht, daß Ihre Truppen uns keine Hilfe gewesen wären«, erklärte er hastig. »Sie waren von großem Nutzen bei der Neutralisierung der bereits im Pakt stationierten Commonwealth-Einheiten.« Eine Spur von Mißmut. »Nur schickte Victor Davion einfach mehr Regimenter, nachdem Ihre Truppen seine Einheiten erfolgreich ausgeschaltet hatten.« In Wahrheit hat Candace ihn darum gebeten, aber so paßt es besser zum Aspekt der Davion-Einmischung.
Seine Stimme mochte Shraplen in der Gewalt haben, nicht aber sein Gesicht. Sun-Tzu bemerkte das momentane stolze Leuchten in den Augen des Reichsverwesers beim Lob seiner Truppen. »Es schien für alle Betroffenen das Beste«, meinte er. »Das Konkordatsmilitär verlangte Vergeltung für die Ermordung Calderons, aber ich konnte kaum einen Krieg mit dem Commonwealth riskieren.« Er musterte Sun-Tzu kühl. »Und das Magistrat Canopus hat zudem bewiesen, daß es tatsächlich von Vorteil sein kann, mit manchen Fürsten der Inneren Sphäre Geschäfte zu machen.«
So, und nachdem wir jetzt alle wissen, wo wir stehen... Sun-Tzu biß sich nachdenklich auf die Unterlippe und täuschte Unsicherheit vor. »Ja, ich hatte gehofft, Ihnen eine ähnliche Beziehung anzubieten. Wir sind beide mit Canopus verbündet, warum sollten wir dann nicht auch ein Bündnis abschließen?«
Der taurische Reichsverweser runzelte in scheinbar ehrlichem Zögern die Stirn, dann meinte er: »Ich bin nicht sicher, ob das möglich ist.«
Der erste Verhandlungspunkt, übersetzte Sun-Tzu. »Aber warum denn nicht?« fragte er.
»Ihre Truppen in der Region der Neuen Kolonien zwischen dem Konkordat und dem Magistrat beunruhigen mein Volk und mich.« Er versuchte, ein verlegenes Gesicht zu machen und scheiterte. »Mein Verteidigungsministerium gibt zu bedenken, daß Maltins Putsch von Davion-Seite angezettelt worden sein könnte, es aber capellanische Truppen sind, die Detroit jetzt besetzt halten.« Er machte eine Pause und hüstelte verlegen. »Und nach der Terrorwelle, die Ihre Schwester jüngst ausgelöst hat, steht die Konföderation nicht gerade in bestem Licht da.«
Bei dieser Bemerkung zuckte Sun-Tzu zusammen, und das brauchte er nicht einmal vorzutäuschen. Der Geist seiner Mutter drängte ihn, Kali zu verteidigen. Statt dessen übte er sich in melancholischer Resignation. »Meine Schwester ist wahnsinnig«, stellte er bitter fest und bemühte sich, bei der Sache zu bleiben. »Ich hoffe, sie kehrt nie wieder von Atreus zurück.«
Natürlich würde sie zurückkehren. Thomas Marik würde sie ganz bestimmt nicht in seinem Reich haben wollen, und Sun-Tzu hätte es ihm auch gar nicht gestattet. Kali gehört hierher, in die Konföderation, so sehr ich mir auch wünschen mag, es wäre anders. »Ich weiß einfach nicht, was ich mit ihr machen soll.« Und das war die lautere Wahrheit. Aber wenn du dir einbildest, mit einer Anspielung auf den Schwarzen Lenz Detroit frei zu bekommen, bist du auf dem falschen Ast. Die Konföderation hat zu viel in diese Fabriken investiert, um den Anspruch darauf aufzugeben.

»Aber sicherlich können die taurischen Bürger den Unterschied zwischen einem vernunftgesteuerten Militärfeldzug und Wahnsinnstaten, die von geistiger Umnachtung ausgelöst werden, erkennen«, erklärte er, verbarg seine wahren Gedanken und sah Shraplen hoffnungsvoll an. Deutlicher wagte Sun-Tzu den Verfolgungswahn nicht anzusprechen, für den Jeffrey Calderons Vater Thomas bekannt gewesen war. Wegen des Fehlsprungs eines Frachtraumers das gesamte Konkordat acht Jahre in militärische Alarmbereitschaft zu versetzen, ließ sich kaum als geistig gesund bezeichnen.

Der Reichsverweser des Tauruskonkordats kam wahrscheinlich zum selben Schluß, auch wenn es ihm gelang, es sich nicht anmerken zu lassen. »Mag sein«, war alles, was er dazu sagte.

Shraplen wollte, was Sun-Tzus Reich anzubieten hatte, sonst hätte er die Diskussion an diesem Punkt beendet. Aber ebenso offensichtlich weigerte er sich, aus einer Position der Schwäche zu verhandeln. Oder zumindest aus einer Position, die er als die schwächere empfand. Und seine Argumentation leuchtete ein. Sun-Tzu versuchte es auf anderem Weg.

»Die Konföderationseinheiten auf Detroit sind Teil einer Vereinbarung mit dem Magistrat«, erinnerte er den Reichsverweser. »Technisch unterstehen sie Naomi Centrella.« Er seufzte leicht, wie in teilweiser Kapitulation. »Aber ich verstehe Ihren Einwand.«

Er dachte einen Augenblick nach, um Shraplen Zeit zu geben, sich im Siegesglanz zu sonnen. Laß ihn den Moment genießen. »Würde es Sie beruhigen, wenn ich taurische Einheiten im Konföderationsraum akzeptierte, als einzige Garnison auf Rollis, Larsha und Zanzibar?« Aus allen drei Systemen hatte Zahn erst vor kurzem Truppen abziehen müssen, und jetzt brauchten sie neue Garnisonen zum Schutz vor Übergriffen des Commonwealth. Romanos Geist fluchte bei dem Gedanken, auch nur eine ihrer Welten aufzugeben. »Das würde eine neutrale Pufferzone zwischen unseren Reichen etablieren, und ich spräche Ihnen die Rohstoffrechte dieser Planeten zu, ähnlich wie in der Vereinbarung mit dem Magistrat.« Genaugenommen hatte Canopus die Rohstoffrechte auf zwei Welten erhalten, die beide von sehr viel höherer Ertragsqualität waren.

Shraplen wurde vorsichtig und suchte eine Bestätigung der gewonnenen Konzessionen. »Sie werden Maßnahmen zur Modernisierung unserer Streitkräfte auf die Stufe Ihrer eigenen einleiten?« Sein Ton blieb zögernd, beinahe uninteressiert, aber die Habgier in seinem Blick war nicht zu mißdeuten.

Sun-Tzu nickte. »Ich werde zuerst die Aufrüstung der Einheiten anordnen, die im Pakt im Kampf stehen«, versprach er. Eine Maßnahme, die mir mehr nützt als dir. »Gefolgt von Ihren Garnisonstruppen in meinem Reich. Ersatzteile können von der ShengliFabrik auf Victoria ausgeliefert werden.«

»Dem Magistrat haben Sie erheblich mehr versprochen«, stellte Grover Shraplen fest. »Sie haben ihm Lehrer und Instrukteure geschickt. Techs, Ingenieure, Militärberater.«

Beutegierige, heimtückische, verräterische Bastarde! Romano spritzte ihr Gift ungehindert auf Shraplen im besonderen und die Peripherie im allgemeinen.

Sun-Tzu nahm ihren Geist mit eiserner Hand an die Kandarre. Aus den Beziehungen mit Canopus wußte er, wieviel Wert die Peripherienationen auf Bildung legten. Sie haben lange vor der Inneren Sphäre gelernt, daß Wissen noch weit wertvoller ist als Technologie, weil Technologie zu leicht verlorengehen kann.

»Ich würde Ihnen natürlich dasselbe versprechen«, beruhigte Sun-Tzu ihn. »Einzulösen, sobald das entsprechende Personal verfügbar ist.« Sobald ich mich entschließe, es verfügbar zu machen. Er gestattete sich einen Anflug von Verzweiflung. »Sie verstehen natürlich, daß ein Großteil unserer Mittel zur Zeit darauf gerichtet ist, den Konflikt mit dem St. IvesPakt zu beenden. Ich kann die Anstrengungen meiner Heimatnation nicht gefährden, unser rechtmäßiges Territorium wiederzuerlangen.« Das Schlüsselwort dieses Satzes schien ihm fast im Halse steckenzubleiben. Territorium. Ein Konzept, das für die Peripherie von Bedeutung ist. Dabei sind es nicht die Welten, sondern die Menschen, die eine Nation ausmachen.

Nachdem seine Forderungen erfüllt waren, drängte Shraplen zur Beschleunigung des Zeitplans. »Zwei meiner Regimenter befinden sich auf Castrovia«, erwähnte er, wie um Sun-Tzu an ihre Vereinbarung zu erinnern. »Wenn ich ihnen gestattete, zu den anderen zu stoßen, die sich zur Zeit im Pakt aufhalten, vielleicht noch weitere aus dem Konkordat hole...« Er ließ den Satz vielversprechend verklingen.

Als ob ich eine Erinnerung bräuchte, dachte SunTzu, zeigte sich äußerlich aber erfreut und nahm den Faden auf, den der Taurier fallengelassen hatte, »...würde ich sofort deren Aufrüstung in Angriff nehmen«, versprach er. »Und ich bin sicher, das würde der Konföderation gestatten, eine sofortige Lieferung ins Konkordat zu schicken.« Eine kleine Lieferung. Ich würde mit zahlreichen Verzögerungen rechnen. »Sie könnten sie nach Hause begleiten.«

Shraplen lächelte, das erste Zeichen einer Einigung. »Wir werden ausschließlich gegen DavionEinheiten eingesetzt«, verlangte er. »Dieselben Bedingungen wie bisher. Taurische Einheiten werden nur zur Selbstverteidigung gegen Paktstreitkräfte kämpfen. Ich möchte keine dauerhaften Mißklänge in der Beziehung zu Ihren zukünftigen Untertanen.«

Das nützt dir mehr als mir, dachte Sun-Tzu, nickte aber. Glücklicherweise läßt sich Selbstverteidigung liberal auslegen. »Was für eine Vorstellung«, meinte er, als er sich in seinen Lehnstuhl sinken ließ. »Unsere Einheiten Seite an Seite im Kampf für ein neues Zeitalter, Tauruskonkordat...« Er achtete sorgfältig darauf, Shraplens Reich an erster Stelle zu nennen. »...Magistrat Canopus und Konföderation Capella, als gleichberechtigte Partner.« Aber manche sind gleicher als andere. Eine Erinnerung an Romano Liao und ihre geflüsterte Bemerkung über die anderen Großen Häuser während der Outreach-Konferenz 3050.

Sun-Tzu unterdrückte den Gedanken. Er wollte nicht, daß seine Mutter diesen Moment verdarb. Ich habe, was ich will und was Talon Zahn braucht. Jetzt muß ich nur noch dafür sorgen, daß das Konkordat einen Fortschritt sieht. Aber nicht so schnell, wie die Taurier sich das wünschen, niemals so schnell wie sie es sich wünschen. Was sind zwei Regimenter? Ich kann es sie erheblich mehr kosten lassen.

In seinem Hinterkopf lachte Romano Liao Grover Shraplen aus, als Sun-Tzu sich umdrehte und ihn engelsgleich anlächelte. »Willkommen im Bündnis.«

Battletech 46: Die Natur des Kriegers
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