Kiew, Ukraine.
Katya war müde, sie war so unendlich müde. Ihr Aufpasser Jurij hatte sie aus dem Bett geholt, dabei hatte sie die ganze Nacht durchgearbeitet. Jetzt war es noch nicht mal sechs Uhr abends, und sie sollte schon wieder ran. Welcher idiotische Kunde kam so früh ins Bordell? Und verlangte ausgerechnet nach ihr? Sie wusch sich und putzte sich die Zähne. Jurij fuhr sie an, sie solle gefälligst Tempo machen. Katya wusste, dass er zu seinem Pokertisch zurückwollte, an dem er regelmäßig Geschäftsleute ausnahm. Sie beeilte sich, um ihn nicht zu verärgern. Wenn Jurij verärgert war, schlug er zu. Jurij brachte sie durch das noch leere Bordell zu dem Zimmer, in dem der Kunde wartete. Dann ging er zurück zum Pokern.
Katya kannte den Kunden nicht, war aber froh, dass er jung und sauber aussah und gesund schien. Sie wollte sich schon ausziehen, als er sie stoppte.
»Wir werden jetzt hier verschwinden, du und ich. Ich bringe dich nach Rumänien zu deinen Eltern zurück. Sie warten sehnsüchtig auf dich.«
Katya starrte ihn fassungslos an. Was redete dieser Typ da?
Der Typ grinste. »Deinen Jurij habe ich bestochen. Der guckt nicht vom Pokern hoch, wenn wir durch den Hinterausgang verschwinden. Falls doch, werde ich ihn überzeugen, wieder wegzusehen.« Er öffnete seine Jacke. Dort lugte ein Schulterhalfter mit einer Pistole hervor.
Langsam dämmerte Katya, dass der Typ es ernst meinte. »Bist du ein Bulle?«
Der Typ lachte laut. »Ich? Wohl kaum. Ich bin ein Bote und soll dir schöne Grüße vom dem Scheiß-Supergirl aus Moldawien ausrichten. Sie hat dir irgendwann versprochen, dass sie dich rettet. Nun. Ich bin in ihrem Auftrag hier. Ich heiße übrigens Vadim. Können wir los?«
»Sofia«, flüsterte Katya.