Zuerst habe ich gedacht, dass ich sterben muss. Sterben erschien mir eine gute Wahl, denn das Krabbelzeugs unter meiner Haut, das ist so ekelhaft, dass damit kein Mensch leben will. Das Problem war, dass ich keine Hilfe hatte. Keiner hat mir geglaubt. Die Parasiten scheinen genau zu merken, wenn ich jemanden nachsehen lasse. Dann stellen sie sich tot. Man nennt das »Vorführeffekt«. Klappt nie. Trotzdem hab ich lange gehofft, dass mir jemand glaubt. Ich bin ja nicht verrückt, im Gegenteil! Aber alle haben mich im Stich gelassen. Deshalb wollte ich mich aufgeben. Wollte meinen Körper wehrlos den Parasiten überlassen. Sollten sie doch meine Hautschüppchen fressen und meine Muskeln und Sehnen und mein Blut und meine Leber und Nieren und von mir aus auch das Herz. Dann hab ich mich erinnert: Ich war ja mal ein ganz normaler Mensch, ohne Parasiten und ohne Befund. Ich habe Hoffnungen und Träume gehabt! Würde ich mir das alles von den Milben und Würmern und Käfern kaputt machen lassen? Ich konnte mich doch wehren!
Mein erster Gedanke war, dass ich beweisen muss, was mit mir passiert, das ist das Wichtigste. Also habe ich mich darauf konzentriert, meinen Körper noch intensiver zu beobachten. Ich bedauere immer noch, keinen Fotoapparat zu haben, denn ich könnte fantastische Makroaufnahmen von den Parasiten und ihren verschlungenen Wegen unter meiner Haut machen. Aber da ich das nicht dokumentieren kann, muss ich die Biester fangen, damit mir jemand glaubt. Und mir nicht sagt, dass ich verrückt bin.
Mit meinen Fingernägeln bin ich viel zu langsam. Kaum habe ich meine Haut an einer befallenen Stelle aufgekratzt, sind die Viecher schon einen halben Meter weiter durch meinen Körper geglitscht – etwa von der Wade in den Oberschenkel oder vom Bauch in den Hals.
Mit einer Rasierklinge bin ich schneller. Ich kann ihre Bahn inzwischen blitzartig verfolgen, ja sogar vorausahnen. Den einen oder anderen Wurm habe ich mir so erfolgreich aus dem Körper gezogen. Das hat mich zwar eine Menge Blut gekostet, aber Blut wächst ja nach.
Das Problem ist, dass ich immer nur einzelne Viecher erwische und die Blutverluste dabei immer größer werden. Das schwächt meinen Körper. Und ich hab festgestellt, dass meine Hand zu zittern anfängt beim Jagdschlitzen. Das ist nicht gut. Ich brauche eine ruhige und sichere Hand.