16

Als Ralph das Apartmenthaus in der Zweiundachtzigsten Straße verlassen hatte, ging er die Erste Avenue hinunter und betrat die erste Bar, die er fand. Er bestellte Scotch und Soda, trank das Glas halb leer, dann schlug er im Telefonbuch neben der Garderobe die Nummer des Sussex Arms Hotels nach. Er fragte nach Mr. Gresham. Komischer Name, den Wyncoop sich da ausgesucht hat, dachte er. Er erinnerte ihn an das Greshamsche Gesetz, das Wyncoop vermutlich weder kannte noch wiedergeben konnte und bei dem es sich um eine Theorie handelte, nach der schlechtes Geld gutes verdrängt, da die Menschen dazu verleitet werden, das wertvollere Geld zu horten. Und obwohl es ihm scheinen wollte, als ließe sich vielleicht ein Bezug herstellen zwischen diesem Gesetz und dem möglicherweise wertvollen Mädchen in Pennsylvania, um das zwei Männer kämpften — zumindest hatte er geglaubt, daß Robert um sie kämpfte — , war Ralph noch zu keiner klaren Konzeption gekommen, als Wyncoop ans Telefon kam.

»Ralph Jurgen«, meldete sich Ralph. »Ich möchte Sie gerne heute abend noch sprechen.«

»Heute abend? Ist was passiert?«

»N-nein. Sind Sie zu Hause?«

»Ich hatte eigentlich vor, ein bißchen rauszufahren. Oder ins Kino zu gehen, in die Spätvorstellung.«

»Lassen Sie das. Ich muß mit Ihnen sprechen.« Ralph war ein bißchen angetrunken und obendrein ärgerlich, sonst hätte er es nie fertiggebracht, so energisch zu sein, aber es wirkte. Greg sagte, er werde zu Hause bleiben und auf ihn warten.

Ralph nahm ein Taxi. Das Sussex Arms war ein drittklassiges Hotel in einer Seitenstraße der Vierten Avenue. Die Halle war auf undefinierbare Art schmuddelig und so schäbig, daß man sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, das Haus habe einmal bessere Tage gesehen und distinguiertere Gäste beherbergt. Und es waren ja auch äußerst seltsame Gründe, aus denen Wyncoop sich einen solchen Schlupfwinkel ausgesucht hatte, fand Ralph. Er wohnte hier nicht nur, weil er weniger auffiel als in einem teureren Hotel, sondern hauptsächlich, um sich zu demütigen, um zu demonstrieren, daß er etwas Unredliches tat, vielleicht sogar, um sich ein wenig selbst zu strafen. Nickie hätte seine Hotelrechnung überall bezahlt. Greg hatte natürlich kein Bargeld mehr. Ralph fuhr mit dem Lift in den vierten Stock hinauf. Selbst die Uniform des Liftboys war abgetragen. Ralph Jurgen stammte aus einer mittellosen Familie. Anzeichen von Armut verletzten sein Feingefühl, sein ästhetisches, ja sogar sein moralisches Empfinden. Armut war häßlich, tragisch und unnötig.

Greg war in Hemdsärmeln, offener Weste und Socken. »Na, was gibt’s?« fragte er, als er die Tür geschlossen hatte, doch lächelnd und in einigermaßen höflichem Ton.

Ralph zog den Mantel aus und behielt ihn überm Arm, als er auf einem Stuhl Platz nahm. »Bob Forester war heute abend bei uns. Er wollte Nickie sprechen.«

»Nickie hat eben angerufen«, sagte Greg und grinste leicht.

»Das habe ich mir gedacht«, sagte Ralph. »Sagen Sie, Greg, warum machen Sie nicht Schluß mit dieser Komödie? Sie haben Bob doch nun genug geschadet, nicht wahr? Was wollen Sie denn noch mehr?«

»Jenny«, erwiderte Greg.

»Hm, hm. Ja, natürlich.« Ralph blickte auf seine verschränkten Finger. Er sehnte sich nach einer Zigarette, doch der Doktor hatte ihm mehr als zehn pro Tag verboten. Die zehnte hob er sich auf, bis er im Bett lag. »Ziemlich schwierig, ein Mädchen zu bekommen, wenn man sich nicht mit ihm in Verbindung setzen kann, wie? Und ein Toter kann sich ja wohl kaum mit jemand in Verbindung setzen, oder?«

»Ich werde den Kerl fertigmachen«, sagte Greg und warf ein Streichholz in den Metallpapierkorb. »Das habe ich Ihnen schon mal gesagt, und das tue ich auch. Warten Sie nur ab! Ich will ihn aus der Stadt haben. Und aus dem Staat. Als erstes soll er seinen Job verlieren. Ich habe Freunde, die schreiben an seinen Chef.«

»An seinen Chef? Was denn?«

»Daß er ein Psychopath ist. Nickie kann’s bezeugen. Und Sie auch. Er hat mit dem Gewehr auf Nickie geschossen. Das wissen Sie doch.«

»Ja, ich weiß von dem Gewehr. Ich kenne beide Versionen. Bobs Version hat mir ein Freund von ihm, Peter Campbell, erzählt. Nickie behauptet ja auch, ich hätte neulich abends mit dem Tischfeuerzeug nach ihr werfen wollen. Das ist nicht wahr. Wir hatten uns gestritten, das stimmt, und ich nahm das Feuerzeug, um mir eine Zigarette anzuzünden. Aber sie behauptet, ich hätte sie damit umbringen wollen.« Ralph lachte und schlug die Beine übereinander. »Wollen Sie das zum Beispiel auch glauben?«

Greg trat näher an Ralph heran und zog heftig an seiner Zigarette. »Warum glauben Sie einem Freund von Forester? Der hat die Geschichte doch nur von ihm gehört. Und was ist mit der Voyeur-Sache, he? Wie soll Forester Jenny sonst kennengelernt haben? Keiner von beiden kann mir erklären, wie sie einander kennengelernt haben.«

Ralph zog die Brauen hoch. Er wußte nicht, was er von der Voyeur-Geschichte halten sollte, und außerdem schien sie nicht zur Sache zu gehören. Ralph bemerkte eine halbleere Whiskyflasche auf dem schäbigen, braunen Schreibtisch.

»Einen Drink?« fragte Greg.

»Nein, danke, Greg. Ich bin gekommen, um Ihnen eines zu sagen: Ich finde, Sie sollten mit dem Spiel Schluß machen. Die ganze Sache ist unredlich und unfair, ganz zu schweigen davon, daß sie keinen Sinn hat.«

»Nutzlos? Und wie kommen ausgerechnet Sie dazu, von Unredlichkeit zu reden? Das ganze Reklamegeschäft ist doch unredlich. Seien Sie erst mal selber redlich.«

»Um zum Thema zurückzukommen: Ich schlage vor, Sie machen Schluß damit.«

»Sonst noch was?« entgegnete Greg. »Ich hab’s angefangen, und ich halte es auch durch, bis zum Schluß.«

»Sie glauben, Sie brauchen Bob bloß von der Bildfläche verschwinden zu lassen, und schon kommt das Mädchen zu Ihnen zurück? Das ist doch unlogisch!«

»Sie liebt mich, das weiß ich. In diesen Kerl da ist sie nur verknallt. Ich bin der erste Mann, den sie gehabt hat. Mit dem sie je geschlafen hat«, sagte Greg und tippte sich mit dem Daumen auf die Brust.

Die Naivität dieser Worte ließ Ralph lächeln. Doch es sprach auch ein Stolz aus ihnen, der Greg gefährlich machen konnte. Seine primitiven Hände, die an langen, lockeren Armen hingen, wirkten, als warteten sie darauf, auf irgend etwas einzuprügeln. »Was hat Nickie vorhin gesagt?«

»Sie hält zu mir«, antwortete Greg und ergriff die Whiskyflasche. Er goß ein wenig in ein Glas, trat hinter einen Wandschirm in der Ecke und drehte den Wasserhahn auf. »Sie sagte, es kann sein, daß Forester Ihnen allmählich leid tut«, sagte Greg, als er zurückkam. »Mein Gott, seit wann gibt’s denn so was, daß ein Kerl, der anderen die Mädchen klaut, noch in Schutz genommen wird!«

»Seit wann werden Mädchen geklaut? Sie sind doch keine Zuckersäcke.«

»Jenny doch«, sagte Greg verträumt. »Jenny ist ein ganzer Sack voll Zucker.«

Jetzt bemerkte Ralph, daß Greg angetrunken war. »Bob hat heute abend gesagt, daß er sich gar nicht für das Mädchen interessiert.«

»Was?«

»Ich habe deutlich gehört, wie er gesagt hat, daß es ihm gar nicht um das Mädchen geht. Er will Sie finden.«

»Natürlich will er mich finden, aber er interessiert sich trotzdem für Jenny. Vielleicht hat er nicht den Mut, das zuzugeben. Vielleicht ist er nicht ganz so begeistert von Jenny, wie sie von ihm, aber er interessiert sich trotzdem für sie. Er trifft sie doch drei-, viermal in der Woche. Und bestimmt schläft er auch mit ihr. Und Jenny hat vermutlich nichts dagegen.« Er tat, als wollte er das Glas an die Wand schmettern. Dann trank er es aus.

Ralph stand auf. »Warum fahren Sie nicht einfach morgen zurück? Sagen Sie Ihrem Chef und Ihrer Vermieterin, daß Sie eine Woche lang in New York auf Sauftour waren. Ich bin sicher, daß Sie an Ort und Stelle mehr erreichen, als wenn Sie sich in New York in einem Hotel verstecken.«

Gregs dunkle Augen leuchteten böse auf. »Erst will ich abwarten, was auf die Briefe von meinen Freunden passiert. Sie wollen auch Jenny anrufen. Sie werden ihr haargenau erzählen, was Forester für ein übler Zeitgenosse ist. Sie muß es erfahren. Und die Polizei muß es auch erfahren. Und zu allem Überfluß hat er sie auch noch verführt, dieser schleimige Kerl!«

»Und was haben Sie mit ihr gemacht?«

»Ich bin wenigstens nicht so schleimig.« Greg kehrte Ralph den Rücken zu.

»Wollen Sie damit sagen, Sie haben Freunde in Pennsylvania, die wissen, wo Sie sind?«

Greg fuhr wieder herum. Seine Hände baumelten an den langen Armen wie Gewichte einer Pendeluhr. »Ich nehme das zurück mit meinen Freunden. Die wissen nichts. Sie schreiben auch nicht. Sie glauben, ich bin tot. Den Brief hab ich selbst geschrieben. An Foresters Chef.«

Das Telefon klingelte.

»Ich bin nicht hier«, sagte Ralph. »Und ich war auch nicht hier.«

Greg grinste verständnisinnig, als er den Hörer abhob. »Hallo«, sagte Greg. »Nein … Nein, ist er nicht.«

Ralph starrte auf den Reklamezettel eines Filmtheaters, der auf dem Schreibtisch lag. Er stammte von einem Kino in der Zweiundvierzigsten Straße. »Sexualorgien beiden Pygmäen« … »Das Freudenhaus der Oberschüler.«

»Ja«, sagte Greg sanfter. »Ich denke dran. Keine Sorge … Nein …Ja, ich glaube … Ja … Wiedersehn.« Er legte auf. Ralph sah ihn an, die Hand auf der Türklinke. Gregwich seinem Blick aus.

»Ich glaube, Sie sollten New York morgen verlassen. Fahren ren Sie zurück nach Langley, oder wo Sie eben wohnen.«

»In Humbert Corners. Wo Jenny auch wohnt. Dieser Hundsfott wohnt in Langley.«

»Also hauen Sie ab, Greg.«

»So?« Er grinste. »Und warum, wenn ich fragen darf?«

»Einmal, weil Bob bestimmt die Polizei ersuchen wird, in den New Yorker Hotels nach Ihnen zu fahnden. Er weiß nur zu gut, daß Sie hier sind und daß Nickie mit Ihnen unter einer Decke steckt.«

Greg zuckte die Achseln. »Okay, ich geh woandershin.«

»Und wer bezahlt woanders Ihre Rechnungen?«

»Nickie gibt mir ein kurzfristiges Darlehen. Ich habe genug Kies auf der Bank. Aber jetzt kann ich doch schlecht einen Scheck ausstellen, oder?«

»Wenn Sie morgen nicht fort sind, gebe ich der Polizei Bescheid, wo Sie sind«, sagte Ralph.

»Was ist denn jetzt in Sie gefahren?«

»Ich will mit Ihnen so wenig wie möglich zu tun haben!« Ralphs Stimme bebte plötzlich vor Wut. »Aber … Ich kann ja auch jetzt gleich zur Polizei gehen.«

»Wenn Sie das tun, dann …« Greg ging auf ihn los.

Ralph rührte sich nicht. »Was ist dann?« Ralph öffnete die Tür, verließ das Zimmer und warf die Tür hinter sich zu. Er ging zum Lift, drückte auf den Knopf und sah sich noch einmal nach Gregs Tür um. Sie war noch immer geschlossen. Dann drehte er sich wieder zum Lift. Langsam machte er die Augen auf und zu, doch sein Atem ging heftig, als habe er eine Schlägerei hinter sich. Nickie tändelte mit Greg herum. Ralph war sich klar darüber, daß nur die Eifersucht ihn so mutig gemacht hatte. Er hatte Nickie in Verdacht, und bei Nickie war Verdacht gleichzusetzen mit Gewißheit. Morgens oder hier und da am Nachmittag, wenn er im Büro war. Und war es noch nicht geschehen, so würde es noch geschehen. Greg war wieder ein neuer, kleiner Triumph für Nickie, wenn auch ein schäbiger. Auch das war eine ihrer Waffen, mit denen sie ihn zu demütigen suchte: ihn im vierten Monat ihrer Ehe mit einem unbedeutenden jungen Mann zu betrügen. Eine ihrer Waffen, mit denen sie Greg an sich zu fesseln suchte, wie schon so viele Nullen, Säufer und Scheinexistenzen, die im Haus herumlungerten — mit Schmeichelei, Gefälligkeiten, großzügiger Gastfreundschaft und manchmal eben auch durch das Bett.

Doch als Ralph auf der Straße ein Stück zu Fuß ging, um sich zu beruhigen, bevor er ein Taxi heranwinkte, wurde ihm klar, daß er die Polizei nicht benachrichtigen würde, heute abend nicht und morgen vermutlich auch nicht. Er hatte Greg einen Schrecken eingejagt, das war genug, fand er. Greg würde morgen verschwinden, vielleicht sogar schon heute nacht. Das idiotische Spiel würde in Philadelphia oder sonstwo seinen Fortgang finden, doch wenigstens nicht direkt unter seiner Nase.

Als Ralph heimkam, war Nickie nicht da.

Sofort ging es in seinem Kopf drunter und drüber, und er grinste dumm, wie um sich einzureden, daß es ihm gleichgültig sei. Es fiel ihm ein, daß er dasselbe Grinsen vor zwei Stunden auf Roberts Gesicht gesehen hatte. Ralph war sicher, daß Gregs erstes »Ja« am Telefon die Antwort auf die Frage gewesen war, ob er, Ralph, da sei, und das zweite »Ja« bedeutete vermutlich Gregs Einverständnis damit, daß sie zu ihm kommen wollte.

Ralph legte Mantel und Jackett ab und wanderte durch die Wohnung. Er warf einen Blick ins Schlafzimmenr mit dem riesigen Doppelbett, wandte sich unter Wirren Gedanken wieder ab und machte plötzlich auf der Schwelle zu Nickies Arbeitszimmer halt. Mit Leinwand bespannte, hölzerne Rahmen hingen schief an den Holzleisten, die rings die Wände entlangliefen. Sein Blick fiel auf Farbkleckse, er blinzelte und runzelte die Stirne. Der Fußboden war nicht mit Teppichen belegt, und sie war offenbar in einen Klecks grüner Farbe getreten, denn überall auf dem Boden leuchteten grüne Fußstapfen. Es wirkte wie ein Farbmotiv auf Bildern von Pollock. Auf der Staffelei entdeckte er die mit gestrichelten Linien skizzierte Kopie eines Augustus John, auf dem Kopf stehend. Nickie hatte den Einfall gehabt, den Rhythmus der Augustus-John-Zeichnungen zu kopieren und aus ihnen, auf den Kopf gestellt, abstrakte Bilder zu machen. Diese Neuigkeit hatte sie ihm keineswegs von sich aus erzählt, sondern er hatte sie gefragt, was alle die auf den Kopf gestellten Bilder in der Wohnung bedeuten sollten, und daraufhin erst hatte sie es ihm erklärt. Kein Mensch würde erkennen, daß es Johns Zeichnungen waren, und er solle ja kein Wort davon verlauten lassen. Ralph wandte sich ab. Er fand, er hatte kein Recht, in ihren Arbeitsraum einzudringen, wenn sie auch seine ganze Post aufmachte, lasr und hinterher wieder zuklebte, und zwar so ungeschickt, daß sogar noch Spuren von Klebstoff zu sehen waren. So war Nickie, mißtrauisch, wo kein Grund dazu vorhanden war. Doch eines Tages, dachte er düster, eines Tages würde sie vielleicht Grund haben.

Ralph duschte und ging zu Bett. Eine halbe Stunde lang beschäftigte er sich noch mit einem Dutzend langweiliger Broschüren einer Firma für alkoholfreie Getränke, für die seine Agentur einen sechsmonatigen Werbefeldzug starten sollte. Die Agentur hatte den Plan für diese Kampagne schon in allen Einzelheiten aufgestellt, doch die Herstellerfirma war nicht damit zufrieden. Es war nun Ralphs Aufgabe, das Material daraufhin zu sichten, ob noch etwas verbessert werden konnte, und einen neuen Knüller zu finden. Doch es fielen ihm nur völlig unmögliche Wortspiele ein. Er hatte Wortspiele so satt. Seine zehnte Zigarette war längst zu Ende geraucht. Er legte die Broschüren auf den Boden und machte das Licht aus.

Als die Wohnungstür ins Schloß fiel, wachte er auf.

Ralph blinzelte und sah auf das Leuchtzifferblatt der Uhr: Viertel nach zwei.

Nickie öffnete die Schlafzimmertür und sagte: »Hallo!« Sie hielt sich am Türrahmen fest. »Wie geht’s?«

Ralph sah sofort, daß sie nicht betrunken war. Sie tat ein wenig schüchtern, vielleicht sogar schuldbewußt. »Gut, danke. War’s schön?«

»Greg fährt noch heute nacht ab. Ich glaube, das wird dich freuen«, sagte sie, drehte sich um und warf den Mantel über die Schulter.

Der Lampenschein aus dem Wohnzimmer tauchte das Schlafzimmer in mattes, deprimierendes Licht. Ralph sah auf die hellgelbe Wolldecke, unter der seine Zehen eine kleine Erhöhung bildeten. »Wo fährt er hin?« fragte er.

Nickie zog sich den weißen Angorapullover über den Kopf, schüttelte ihn und legte ihn über die Stuhllehne. Sie trug niemals einen Büstenhalter und kannte keine Scham, weder falsche noch echte. Sie stemmte die Hände in die Hüften und stellte sich vor Ralph hin. »Hat er mir nicht gesagt.«

»Hoffentlich nach Humbert Corners, oder wo er daheim ist.«

»O nein. Nach Humbert Corners nicht.« Sie löste die Sandalen, schüttelte sie von den Füßen, ging zum Schrank und öffnete den Reißverschluß ihrer langen Hose. »Was geht’s dich an, Ralphie? Was hat’s für einen Zweck, ihm zu sagen, du erzählst alles der Polizei, wenn du genau weißt, daß du’s doch nicht tust? Wieso spielst du dich päpstlicher auf als der Papst?« Sie legte ihre Hose über einen Bügel und hängte sie geräuschvoll in den Schrank.

Ralph verhielt sich Stumm. Er war gewarnt werden, ehe er Nickie heiratete. Sie heiratet nur Männer, denen sie auf der Nase herzuntanzen kann. »Hast du ihm Schecks gegeben?« fragte Ralph.

»Nein, nur Bargeld, Liebster, und ich weiß genau, daß ich es zurückbekomme.«

Er hörte, wie Nickie im Badezimmer Wasser einlaufen ließ. Irgendwie mußte der Abend erfolgreich für sie verlaufen sein. Das war aus ihrer guten Laune zu schließen. Greg spielte sein Spiel weiter, sie hätte ihm moralisch den Rücken gestärkt und ihm zweifellos versichert, daß er von Ralph nichts zu befürchten habe. Greg würde fortgehen und einen anderen Namen annehmen. Was hast du gegen Robert Forester, wollte Ralph fragen, als sie im Schlafanzug auf das Bett zukam, doch er wußte, sie würde nur antworten: Das ist meine Sache, Liebling, oder noch schnippischer: Ich spiele mein Spiel, spiel du dein eigenes. Er spannte die Muskeln, als sie sich mit dem Gesicht nach unten neben ihm (aufs Bett fallen ließ. Er hatte das Gefühl, daß sie ihm noch etwas sagen wollte. Doch es war noch keine Minute vergangen, da hörte er schon ihre gleichmäßigen, flachen Atemzüge. Sie war fest eingeschlafen.