18

Die Anzeigen beherrschen mich, sind ständig in meinen Gedanken und machen mich paranoid. Letzte Nacht habe ich geträumt, dass Katies Gesicht im Anzeigenteil erschien. Und dann, wenige Tage später, wieder ihr Gesicht. In der Times, überfallen, vergewaltigt, ermordet. Schweißgebadet wachte ich auf, ertrug nicht mal, dass Simon die Arme um mich legte, ehe ich nach nebenan gegangen war und mich selbst vergewissert hatte, dass sie schlafend im Bett lag.

Ich werfe meine übliche Zehn-Pence-Münze in Megans Gitarrenkoffer.

»Einen schönen Montag!«, ruft sie. Ich ringe mir ein Lächeln ab. Der Wind peitscht um die Ecke, und ich bin erstaunt, dass Megan mit ihren vor Kälte blauen Fingern spielen kann. Was würde Simon wohl sagen, wenn ich sie eines Tages zum Tee mit nach Hause brächte? Oder könnte Melissa vielleicht hin und wieder eine Portion Suppe für sie zurückstellen? Ich überlege, während ich durch die Ticketschranke gehe, wie ich Megan eine warme Mahlzeit anbieten könnte, ohne dass es sich wie Almosen anhört, denn ich möchte sie ja nicht beleidigen.

Ich bin so in Gedanken versunken, dass ich den Mann in dem Regenmantel gar nicht gleich bemerke. Ich bin nicht mal sicher, ob er mich beobachtet hat, ehe ich ihn sah. Aber jetzt tut er es. Ich gehe den Bahnsteig entlang, als der Zug einfährt, doch als ich einsteige und mich hinsetze, sehe ich ihn wieder. Er ist groß und breitschultrig mit dichtem grauem Haar und einem ebenso grauen Bart. Letzterer ist ordentlich getrimmt. Es ist ein kleiner Punkt getrockneten Bluts an seinem Hals, wo er sich beim Rasieren geschnitten hat.

Er sieht mich immer noch an, und ich gebe vor, den U-Bahn-Plan über mir zu studieren, spüre jedoch, wie er mich von oben bis unten mustert. Mir wird mulmig, und ich sehe auf meinen Schoß, bin unsicher und weiß nicht, was ich mit meinen Händen anfangen soll. Ich schätze, er ist in den Fünfzigern. Er trägt einen gut geschnittenen Anzug und einen Mantel, denn es sieht aus, als würde heute der erste Schnee fallen. Sein Lächeln ist zu vertraut – besitzergreifend.

Heute muss schulfrei sein, denn die Bahnen sind viel leerer als sonst. In Canada Water steigen genug Leute aus, dass drei Plätze mir gegenüber frei werden. Der Mann im Anzug setzt sich auf einen von ihnen. In der U-Bahn sehen einen Leute an – ich sehe ja selbst auch andere an –, aber begegnet man ihrem Blick, wendet man sich sofort verlegen ab. Dieser Mann nicht. Als ich ihm ins Gesicht sehe – und das werde ich nicht noch einmal machen – hält er meinen Blick, als sollte ich mich von seiner Aufmerksamkeit geschmeichelt fühlen. Flüchtig frage ich mich, ob ich es tue, aber das Flattern in meinem Bauch ist Angst, sonst nichts.

Der Londoner Verkehrsverbund hat eine Video-Kampagne veranstaltet, »Report it to stop it« – »Jede Meldung hilft«, die sich gegen sexuelle Belästigung in der U-Bahn richtet. Sie können uns alles melden, was Ihnen unheimlich ist, heißt es in dem Video. Ich stelle mir vor, jetzt auf der Stelle einen Polizisten zu rufen. Was würde ich sagen? Er sieht mich die ganze Zeit an …

Jemanden anzusehen ist kein Verbrechen. Ich denke an die Jugendlichen in Whitechapel, den Jungen mit den Turnschuhen, von dem ich fest glaubte, er würde hinter mir herrennen. Nicht auszudenken, hätte ich da die Polizei gerufen oder auch bloß um Hilfe geschrien. Doch so logisch dieses Argument auch sein mag – das unbehagliche Gefühl werde ich trotzdem nicht los.

Es ist nicht bloß dieser arrogante Mann, der mich mit seinem Blick in Besitz nimmt. Da ist schon mehr als ein Mann nötig, um mir Angst zu machen. Es ist alles. Es ist der Gedanke an Cathy Tanning, die in der U-Bahn schläft, während jemand ihre Tasche durchwühlt. Es ist Tania Beckett, die erdrosselt im Park liegt. Es ist Isaac Gunn und die selbstsichere Art, mit der er sich in Katies Leben drängt, in mein Haus. Gestern Abend hatte ich mir sein Facebook-Profil angesehen, als alle weg waren, und war enttäuscht, weil so viel gesperrt war, dass ich nur sein Profil-Bild sehen konnte. Ich starrte es an: das selbstbewusste Lächeln, die ebenmäßigen weißen Zähne, das wellige schwarze Haar, das lässig über ein Auge fällt. Er sieht aus wie ein Filmstar, keine Frage, aber ich fröstle bei dem Anblick; als wäre er schon für die Rolle des Schurken ausgewählt.

Der Mann im Anzug steht auf, um seinen Platz einer Schwangeren zu überlassen. Er ist groß, und seine Hand schlüpft mühelos durch den Haltegriff an der Decke. Die Schlaufe umfängt sein Handgelenk, da er sie weiter oben hält, wo sie in der Wagendecke verankert ist. Jetzt sieht er mich nicht mehr an, doch er ist kaum fünfzehn Zentimeter entfernt, und als ich meine Tasche anhebe und vor meinen Oberkörper drücke, denke ich wieder an Cathy Tanning und ihren Taschendieb. Der Mann sieht auf seine Uhr, wieder weg und blickt desinteressiert zu irgendwas weiter hinten im Wagen. Jemand anders bewegt sich, und der Mann rückt ein wenig zur Seite. Sein Bein berührt meines, fest, und ich zucke zusammen, als hätte ich mich verbrannt. Ich verdrehe mich komisch auf meinem Sitz, um ihm auszuweichen.

»Verzeihung«, sagt er und sieht mich direkt an.

»Kein Problem«, höre ich mich sagen. Aber mein Herz rast, und mein Puls rauscht in meinen Ohren, als würde ich rennen.

In Whitechapel stehe ich auf. Es ist offensichtlich, dass ich aussteigen will, trotzdem rührt sich der Mann nicht, sodass ich mich an ihm vorbeiquetschen muss. Für eine Sekunde bin ich an ihn gepresst, und ich fühle eine Berührung an meinem Oberschenkel, die so leicht ist, dass ich mir nicht mal sicher bin, ob es wirklich passiert ist. Überall um mich herum sind Leute, sage ich mir. Es kann nichts passieren. Aber in meiner Hast, die Bahn zu verlassen, stolpere ich beinahe. Ich sehe mich um, als die Türen sich schließen. Prompt ist mir wohler, weil einiger Abstand zwischen mir und dem Mann ist, der mich beobachtet hat.

Nur ist er nicht im Zug.

Vielleicht hat er sich hingesetzt, denke ich. Immerhin ist mein Platz frei geworden. Aber es ist niemand mit einem Bart in dem Wagen. Keiner mit einem dunkelgrauen Mantel.

Der Bahnsteig leert sich. Pendler eilen zu ihren Anschlussbahnen, Touristen suchen nach dem Ausgang und rempeln sich gegenseitig an, weil sie auf ihre Stadtpläne konzentriert sind, nicht auf ihre Umgebung. Ich stehe wie angewurzelt da, als sie an mir vorbeiströmen.

Dann sehe ich ihn.

Er steht genauso still dort wie ich, ungefähr zehn Meter entfernt auf dem Bahnsteig, zwischen mir und dem Ausgang. Er beobachtet mich nicht, sondern sieht auf sein Telefon. Ich strenge mich an, meine Atmung zu kontrollieren, denn ich muss eine Entscheidung treffen. Wenn ich an ihm vorbeigehe und weiterfahre, könnte er mir folgen. Und wenn ich zurückbleibe, damit er vorgeht, könnte er bleiben. Der Bahnsteig ist fast leer, und gleich werden nur noch wir beide übrig sein. Ich muss mich jetzt entscheiden!

Ich gehe, die Augen nach vorn gerichtet. Ich gehe schnell, aber ich laufe nicht. Nicht laufen! Lass ihn nicht sehen, dass du Angst vor ihm hast. Er steht in der Mitte des Bahnsteigs, und hinter ihm ist eine Bank, sodass ich vor ihm vorbeimuss. Als ich näher komme, spüre ich seinen Blick auf mir.

Drei Schritte noch.

Zwei.

Einer.

Ich kann nicht anders. Ich laufe los Richtung Ausgang. Meine Tasche schlägt gegen meine Seite, doch mir ist egal, wie ich aussehe. Ich rechne halb damit, dass er mir folgt, aber als ich den Tunnelabschnitt erreiche, der mich zur District Line führt, drehe ich mich um und sehe ihn noch auf dem Bahnsteig stehen. Er beobachtet mich.

Ich will mich auf die Arbeit konzentrieren, nur spielt mein Kopf nicht mit. Immer wieder ertappe ich mich dabei, wie ich blind auf den Bildschirm starre und versuche, mich an das Admin-Login unserer Accounts zu erinnern. Ein Mann kommt herein und erkundigt sich nach bestimmten Büroräumen, die zur Miete angeboten werden, und ich drücke ihm einen Stapel Unterlagen für eine Kaufimmobilie in die Hand. Als er wiederkommt und sich beschwert, breche ich in Tränen aus. Er ist höflich mitfühlend.

»Davon geht die Welt nicht unter«, sagt er, als er endlich hat, was er will. Unsicher sieht er sich nach Taschentüchern um und ist erleichtert, weil ich ihm sage, dass alles gut ist und ich lieber allein wäre.

Ich zucke zusammen, als die Tür aufgeht und die Glocke oben am Rahmen bimmelt. Graham sieht mich seltsam an.

»Alles in Ordnung?«

»Bestens. Wo waren Sie? Es steht nichts im Kalender.«

»Es steht nichts im Büro-Kalender«, korrigiert er, zieht seinen Mantel aus und hängt ihn auf den Garderobenständer in der Ecke. »In meinem Kalender steht immer etwas.« Er streicht sich das Jackett über dem Bauch glatt. Heute sind es Weste und Jackett in grünem Tweed, kombiniert mit einer roten Hose. Das Ensemble verleiht ihm den Look eines Country-Living-Models, das aus dem Leim gegangen ist. »Ein Kaffee wäre nett, Zoe. Haben Sie die Zeitung gesehen?«

Ich beiße die Zähne zusammen und gehe zur Küche. Bei meiner Rückkehr sitzt er in seinem Büro, die Füße auf dem Schreibtisch, und liest den Telegraph. Ich weiß nicht, ob es das Adrenalin von heute Morgen ist oder meine Verärgerung, weil ich die Einzige bin bei Hallow & Reed, die zu arbeiten scheint; auf jeden Fall rede ich schon los, ehe ich meine Worte durch einen Filter jagen kann.

»Die London Gazette. Sie hatten einen riesigen Stapel von denen hier – mindestens zwanzig. Wofür waren die?«

Graham ignoriert mich. Seine hochgezogenen Brauen sind das einzige Anzeichen, dass er mich gehört hat.

»Wo sind die jetzt?«, frage ich.

Er schwingt die Füße vom Schreibtisch, setzt sich auf und bedeutet mir mit einem Seufzen, dass mein Ausbruch enervierend, aber nicht direkt unverschämt ist. »Zu Brei gematscht, würde ich meinen. Passiert das nicht mit allen Zeitungen? Auf zu einer neuen Karriere als Klorolle in einem Billigsupermarkt.«

»Aber was wollten Sie mit den Zeitungen?« Das nagt schon seit Tagen an mir, und die kleine Stimme in meinem Kopf erinnert mich an das, was ich gesehen habe: all die Zeitungen aufgestapelt auf seinem Schreibtisch. Ich erinnere mich an den Moment, in dem ich Cathy Tannings Foto sah, diesen Augenblick des Wiedererkennens, als ich dem Gesicht einen Namen zuordnen konnte.

Graham seufzt abermals. »Wir sind ein Immobilienunternehmen, Zoe. Wir kaufen und vermieten Immobilien. Büros, Einkaufszentren, Gewerberäume. Was denken Sie, wie Leute von unseren Immobilien erfahren?«

Ich halte es für eine rhetorische Frage, doch er wartet. Ihm reicht es nicht, herablassend zu sein, er will mich auch noch lächerlich machen.

»Aus der Zeitung«, sage ich in einer Art Stakkato, mit stummen Punkten zwischen den Wörtern.

»Welcher Zeitung?«

Ich balle die Fäuste an meinen Seiten. »Der Gazette

»Und was glauben Sie, wo unsere Konkurrenz inseriert?«

»Okay, ich hab’s verstanden.«

»Haben Sie das, Zoe? Mir macht ein wenig Sorge, dass Sie nicht zu wissen scheinen, wie dieses Geschäft funktioniert. Denn wenn Sie es zu schwierig finden, könnte ich sicher eine andere Bürokraft finden, die sich mit Buchhaltung auskennt.«

Schachmatt.

»Ich verstehe, Graham.«

Seine Lippen dehnen sich zu einem Lächeln. Ich kann es mir nicht leisten, den Job zu verlieren, und das weiß er.

Auf dem Heimweg von der Arbeit kaufe ich mir eine Zeitschrift, fest entschlossen, die Gazette nicht mal anzusehen. Der U-Bahnhof ist rappelvoll, und die Wintermäntel machen alle Leute doppelt so breit. Ich dränge mich auf dem Bahnsteig zu meiner üblichen Stelle durch. Die Mühe wird sich gelohnt haben, wenn ich zur S-Bahn wechseln muss. Unter meinen Füßen kann ich die Erhebungen fühlen, die Blinden helfen sollen, sich zu orientieren. Meine Schuhe ragen etwas über die gelbe Linie, und ich rücke so weit zurück, wie es das Gedränge der Pendler zulässt. Ich sehe auf das Titelblatt meiner Zeitschrift, auf dem es von zunehmend unglaubwürdigen Überschriften wimmelt.

DIE GROSSMUTTER, DIE DEN TOD ÜBERLISTETE – DREIMAL!

ICH HABE DIE FRAU MEINES SOHNES GEHEIRATET!

MEIN ZEHN MONATE ALTES BABY WOLLTE MICH UMBRINGEN!

Ich spüre den warmen Luftzug auf dem Gesicht, der mir sagt, dass die Bahn in wenigen Sekunden da ist. Ein tiefes Rumpeln schwillt im Tunnel an, und mein Haar weht mir ins Gesicht. Ich will es wegstreichen und entschuldige mich, als ich mit dem Ellbogen die Frau neben mir anstoße. Noch ein Schwall Pendler drängt auf den Bahnsteig, und um mich herum rücken alle dichter zusammen. Unwillkürlich trete ich einen Schritt vor.

Die Zugfront füllt die Tunnelöffnung, und ich rolle die Zeitschrift in meiner Hand zusammen. Ich will sie in meine Tasche stopfen, als ich das Gleichgewicht verliere und an den Bahnsteigrand kippe. Dabei fühle ich etwas Festes zwischen meinen Schulterblättern – einen Ellbogen, eine Aktentasche, eine Hand? Ich spüre die Hubbel unter meinen Füßen, als ich nach vorn stolpere, genauso wie den aufwirbelnden Schmutz unter den Gleisen, der vom Luftzug der einfahrenden Bahn rührt. Da ist ein Gefühl von Schwerelosigkeit, als sich mein Gewichtszentrum nach vorn verlegt und meine Füße nicht mehr fest auf dem Boden verankert sind. Ich sehe den Lokführer, nehme das Entsetzen in seinem Gesicht wahr. Sicher denken wir beide dasselbe.

Unmöglich kann er rechtzeitig bremsen.

Jemand schreit. Ein Mann ruft. Ich kneife die Augen fest zu. Ein schrilles Geräusch von Metall an Metall ertönt, gefolgt von einem lauten Dröhnen in meinen Ohren. Ein stechender Schmerz durchfährt mich, als meine Schulter nach hinten gerissen wird, sodass ich mich umdrehe.

»Alles okay?«

Ich öffne die Augen. Unmittelbar um mich herum sind die Leute besorgt, aber die Zugtüren öffnen sich, und die Pendler sind in Eile. Sie verschwinden, und die Bahn beendet ihren Fahrgastaustausch, ehe sie sich wieder in Bewegung setzt.

Wieder, noch drängender diesmal, höre ich: »Alles okay?«

Der Mann vor mir hat dichtes graues Haar und einen ordentlich gestutzten Bart. Er ist groß genug, dass ich den Flecken getrockneten Bluts links von seinem Adamsapfel sehen kann. Prompt mache ich einen Schritt rückwärts, und er packt meinen Arm.

»Ganz ruhig. Ich weiß nicht, ob ich zwei Rettungsaktionen an einem Tag schaffe.«

»Rettungsaktionen?« Ich versuche zu begreifen, was gerade passiert ist.

»Stimmt, Rettungsaktion ist wohl übertrieben.« Er lächelt verlegen.

»Sie sind das«, sage ich völlig blöd. Er sieht mich verwundert an. »Aus der District Line heute Morgen.«

»Oh.« Er lächelt höflich. »Stimmt. Tut mir leid, ich …«

Jetzt kapiere ich gar nichts mehr. Heute Morgen war ich so sicher, dass er mich verfolgt, dabei hat er mich offenbar überhaupt nicht beobachtet. Er erinnert sich nicht mal an mich!

»Nein, klar, warum sollten Sie?« Ich komme mir bescheuert vor. »Jetzt haben Sie meinetwegen Ihre Bahn verpasst. Tut mir leid.«

»In einer Minute kommt die nächste.« Während wir reden, hat sich der Bahnsteig erneut gefüllt mit Leuten, die sich beeilen, vorn in der Schlange zu sein. Menschentrauben bilden sich hinter Pendlern, die wissen, wo die Türen aufgehen.

»Hauptsache es geht Ihnen gut.« Er zögert. »Falls Sie Hilfe brauchen, gibt es Leute, die zuhören … die Telefonseelsorge zum Beispiel.«

Zunächst bin ich verwirrt, dann wird mir klar, was er meint. »Ich wollte mich nicht umbringen.«

Er glaubt mir nicht. »Schon gut. Wie dem auch sei, die sind zum Helfen da. Sie wissen schon, falls Sie mal Hilfe möchten.«

Noch ein warmer Luftzug und das Rumpeln eines nahenden Zugs.

»Ich sollte lieber …« Er zeigt auf die Gleise.

»Ja, natürlich. Entschuldigen Sie, dass ich Sie aufgehalten habe. Und nochmals, danke. Ich denke, ich gehe lieber. Ein bisschen frische Luft schnappen.«

»Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen …« Er hebt die Stimme am Ende, wodurch es zu einer Frage wird.

»Zoe. Zoe Walker.«

»Luke Friedland.« Er reicht mir die Hand. Nach kurzem Zögern schüttle ich sie. Dann steigt er in die Bahn und lächelt mir höflich zu, als sich die Türen schließen und der Zug losfährt. Ich sehe den Anflug eines Lächelns, bevor der Zug im Tunnel verschwindet.

Ich gehe nicht zu Fuß, sondern warte auf die nächste Bahn, achte allerdings darauf, möglichst weit weg von der Bahnsteigkante zu stehen. Der Gedanke, der in meinem Hinterkopf lauerte, nimmt Gestalt an.

Bin ich gestolpert?

Oder wurde ich geschubst?