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»Welche Telefonnummern haben wir von Zoe Walker?«, fragte Nick.

Lucinda sah in ihre Unterlagen. »Handy, Arbeit und zu Hause.«

»Ruf die alle an.«

Kelly wählte bereits Zoes Handynummer und schüttelte den Kopf, als die Mailbox ansprang. »Zoe, können Sie bitte sofort bei der Mordkommission anrufen, wenn Sie diese Nachricht hören?«

»Was wissen wir über die Tochter?«, fragte Nick.

»Sie heißt Katie«, antwortete Kelly und versuchte fieberhaft, sich an alles zu erinnern, was Zoe Walker gesagt hatte. »Sie will Schauspielerin werden, aber im Moment kellnert sie in einem Restaurant beim Leicester Square – ich weiß nicht, in welchem.« Kelly überlegte, ob Zoe jemals etwas anderes über ihre Kinder gesagt hatte; sie hatte einen Sohn und einen Lebensgefährten, aber eigentlich hatten sie bisher immer nur über den Fall geredet.

»Nick, Zoe Walker ist heute nicht im Büro«, sagte Lucinda, während sie ihren Telefonhörer auflegte. »Ihr Chef hat sie gestern nach Hause geschickt. Er sagt, dass sie sich auf nichts anderes konzentrieren konnte als – und ich zitiere – diesen beknackten Fall. Ich habe ihn gebeten, Zoe auszurichten, dass sie uns anrufen soll, falls er von ihr hört.«

»Ruf sie zu Hause an.«

»Da geht keiner ran.«

»Haben wir keine anderen Nummern von ihr im System?« Nick ging auf und ab, wie er es immer tat, wenn er schneller denken wollte.

»Nicht von Zoe und auch nicht von Katie. Wir haben eine alte Mobilnummer von ihrem Sohn, Justin. Er wurde 2006 wegen Ladendiebstahls verwarnt und 2008 wegen Besitzes von Drogen Klasse C zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Seitdem nichts mehr, obwohl er ein Dutzend Mal überprüft wurde.«

»Was sagen die Leute von der Telefonüberwachung?«

»Auf Katie Walker ist kein Telefon unter ihrer Anschrift registriert. Entweder benutzt sie ein Prepaid-Handy, oder sie hat einen Nebenanschluss, der auf ihre Mutter läuft. Ich sage ihnen, dass sie da mal reinsehen sollen.«

»Von wo kam die E-Mail mit Katie Walkers Profil?« Nick bombardierte Andrew mit Fragen, und der schien vollkommen gelassen zu bleiben.

»Nicht von Espress Oh!, falls Sie das denken. Sie kam von einer anderen IP-Adresse, und für die brauche ich erst eine Genehmigung.«

»Wie lange dauert das?« Nick sah auf seine Uhr und wartete die Antwort nicht ab. »Egal wie lange, es wird zu lange sein. Die British Transport Police ist unterwegs zum Leicester Square, aber es ist nicht sicher, dass sie Katie rechtzeitig finden. In der Zwischenzeit könnte Zoe in ernster Gefahr sein.«

»Sie ist immer noch nicht zu Hause«, sagte Lucinda, die abermals den Telefonhörer auflegte. »Und ihr Mobiltelefon ist abgeschaltet.«

»Ich will, dass es geortet wird. Findet raus, wann und wo ihr Telefon zuletzt benutzt wurde. Kelly, in dem Moment, in dem Lucinda ihre Koordinaten hat, will ich Officers dort haben.«

»Bin dran.« Kelly setzte sich zu Lucinda, die schon anfing, die Handydaten für die Ortung einzugeben. Nick ging wieder auf und ab und gab Anweisungen, ohne Luft zu holen. Kelly kam ein diffuser Gedanke, ausgelöst von etwas, das jemand eben erst gesagt hatte. Sie versuchte, ihn festzuhalten, doch er entglitt ihr inmitten des Chaos.

»Können wir die Handynummer der Tochter auf Zoe Walkers Rechnung finden?«, fragte Nick.

»Möglich ja«, sagte Lucinda. »Aber das dauert, und ich habe keine Suchparameter. Ich müsste mir die zuletzt gewählten Nummern ansehen und tippen, welche am ehesten zur Familie gehören.«

»Dann mach das … bitte«, ergänzte Nick. Es war das erste Mal, dass Kelly den DI so aufgewühlt erlebte. Seine Krawatte war bereits gelockert, doch jetzt nahm er sie ab und warf sie auf den Tisch, während er den oberen Hemdknopf öffnete und den Nacken hin und her beugte.

»Andrew, behalten Sie die Website im Auge und sagen Sie mir sofort Bescheid, wenn sich etwas rührt. Tun Sie alles, was Sie können, um herauszufinden, woher die letzte E-Mail kam. Wenn es nicht Espress Oh! war, kam sie vielleicht von einem anderen Café. Kelly, falls ja, schicken Sie sofort Leute hin, die sich die Kunden auf den Kameraaufzeichnungen aus der entsprechenden Zeit ansehen.«

Espress Oh!

Das war es. Der Gedanke nahm endlich Form an: Das Treffen mit Zoe in dem Café in Covent Garden. Die Freundin mit der Café-Kette; die neue Filiale in Clerkenwell. Die junge Australierin bei Espress Oh! und die abwesende Geschäftsführung mit der Ladenkette.

»Keine Kunden«, sagte Kelly, denn plötzlich war sie sicher, nach wem sie suchten. Die Person hinter der Website; die Person, die in diesem Moment die neunzehnjährige Katie in Lebensgefahr brachte und womöglich Zoe Walker als Geisel festhielt.

Nick sah sie erwartungsvoll an, und Kelly spürte einen Adrenalinschub. »Wir müssen beim Handelsregister anfragen«, sagte sie. »Es ist kein Kunde, der die Website über das WLAN von Espress Oh! betreut. Es ist die Besitzerin.«