43
In Coffee-Shops hört man eine Menge.
Ich denke, dass die Arbeit in einem gut besuchten Café der eines Barkeepers oder eines Friseurs ähnelt. An den Gesichtern unserer Kunden lesen wir das Auf und Ab des Alltags ab, hören Bruchstücke von Unterhaltungen zwischen Freunden. Wir profitieren von euren Boni – ein Mittagessen, das mit einem druckfrischen Zwanziger bezahlt wird, oder eine achtlos auf den Tisch geworfene Pfundmünze –, und wir kriegen die Folgen eines schlechten Monats zu spüren, wenn ihr euer Kleingeld abzählt, um für einen kleineren Kaffee als sonst zu bezahlen, und so tut, als würdet ihr das Trinkgeldglas auf dem Tresen nicht sehen.
Ein Café ist eine perfekte Geldwaschanlage, muss man größere Summen bewegen. Wen schert schon, wie viele Gäste da sind? Auch unsichtbare Gäste können Rechnungen bezahlen. Schmutziges Geld kommt rein und geht sauber wieder raus.
Mit der Zeit werden die Stammkunden gesprächiger. Wir erfahren von euren Geheimnissen, euren Zielen, euren Bankdaten. Gelegenheitskunden öffnen sich; der Resopal-Tresen wird zur Therapeuten-Couch. Ihr redet; wir hören zu.
Es ist die ideale Umgebung, mehr Mädchen auszusuchen, und – nur hin und wieder – mehr Kunden. Eine Karte, die einem Mann in die Jackentasche geschoben wird, der die richtige Einstellung hat. Der schon mit den anzüglichen Bemerkungen gegenüber der Kassiererin seinen Mumm bewiesen hat und dessen Nadelstreifen und Hosenträger ihn als Typen mit Geld ausweisen. Ein Mann, der später die Einladung in seiner Tasche ansehen wird und sich geschmeichelt genug fühlt, um es sich mal anzusehen.
Ein exklusiver Club. Die besten Mädchen.
Zugang zu einem Service, den er nirgends sonst in der Stadt findet.
Zugang zu dir.