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Der Gefängnisleiter Gordon Imhof saß, das Mikrofon ans Revers geklemmt, am Tisch des spartanisch eingerichteten Konferenzraums tief in der Befehlszentrale des Gefängnisses Herkmoor und blickte in die Runde. Alles in allem ging es ihm gut. Die Reaktion auf den Ausbruchsversuch war prompt erfolgt und ein voller Erfolg gewesen. Alles war wie am Schnürchen gelaufen, ganz nach Vorschrift: Kaum war der Alarm ausgelöst worden, war der gesamte Komplex elektronisch abgeriegelt und alle Ein- und Ausgänge versperrt worden. Die entlaufenen Häftlinge waren eine Zeitlang wie kopflose Hühner herumgerannt – es war ein völlig sinnloser Fluchtplan gewesen –, doch binnen vierzig Minuten hatte man alle wieder eingefangen und entweder zurück in ihre Zellen oder in die Krankenstation gebracht. Die obligatorische Überprüfung der GPS-Fußketten, die jedes Mal automatisch durchgeführt wurde, wenn ein derartiger Alarm aufgehoben wurde, hatte bestätigt, dass sich alle Häftlinge im Gebäude befanden.
Im Strafvollzug, grübelte Imhof, machte man durch Krisen auf sich aufmerksam. Krisen erzeugten Sichtbarkeit. Je nachdem, wie man mit der Krise umging, ergab sich daraus die Chance zur Beförderung oder das Ende einer Karriere. Diese besondere Krise hatte man absolut fehlerfrei gemanagt: ein einziger Wärter verletzt (und das auch nur leicht), keine Geiseln genommen, niemand getötet oder ernsthaft verwundet. Unter seiner Führung hatte Herkmoor seine makellose Bilanz im Vereiteln von Fluchtversuchen aufrechterhalten.
Imhof blickte auf die Wanduhr und wartete, bis der große Zeiger exakt die halbe Stunde anzeigte. 19.30 Uhr. Coffey war nicht erschienen, aber Imhof hatte keine Lust, auf ihn zu warten. Um ehrlich zu sein, gingen ihm der eingebildete FBI-Agent und sein Lakai inzwischen gehörig auf die Nerven.
»Meine Herren, lassen Sie mich damit beginnen, dass ich Ihnen allen ein Lob ausspreche: Gut gemacht.«
Seine einleitenden Worte wurden mit Gemurmel und leichtem Herumrutschen auf den Stühlen quittiert.
»Heute hat sich Herkmoor einer außerordentlichen Herausforderung gegenübergesehen – einem Massenfluchtversuch. Um 14.11 Uhr haben neun Häftlinge den Zaun in einem der Innenhöfe des Gebäudes C aufgeschnitten und sind durch das Gelände der inneren Umzäunung ausgeschwärmt. Ein Häftling ist bis zur Sicherheitsstation am Südende von Gebäude B gekommen. Die Ursache des Ausbruchs wird noch ermittelt. Es genügt zu sagen, dass die Häftlinge in Hof 4 zur Zeit des Ausbruchs nicht unter unmittelbarer Überwachung durch die Wärter standen, aus Gründen, die bislang unklar sind.«
Imhof warf einen strengen Blick in die Runde. »Über dieses Versagen werden wir im Laufe dieser Nachbesprechung noch zu reden haben.«
Dann entspannten sich seine Gesichtszüge. »Insgesamt erfolgte die Reaktion auf den Fluchtversuch prompt und geradezu lehrbuchhaft. Die ersten Kräfte waren um 14.14 Uhr vor Ort, daraufhin wurde sofort der Code Red-Alarm ausgelöst. Mehr als fünfzig Wachleute wurden mobilisiert. Bereits nach weniger als einer Stunde waren alle Flüchtigen wieder eingefangen, und der Verbleib aller Häftlinge geklärt. Um 15.01 Uhr war der Code Red-Alarm zu Ende, und Herkmoor kehrte zur Tagesordnung zurück.«
Imhof legte eine kleine Pause ein. »Abermals möchte ich allen Beteiligten meine Glückwünsche aussprechen. Sie können sich entspannen, aber wie Sie wissen, verlangen die Dienstvorschriften binnen zwölf Stunden nach einem Code Red eine formelle Nachbesprechung. Bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie über Ihre reguläre Arbeitszeit hinaus hierbehalte: Mal sehen, ob wir eventuell noch offene Fragen rasch beantworten können, damit wir alle rechtzeitig zum Abendessen nach Hause kommen. Ich möchte Sie bitten, Ihre Fragen einfach während des Gesprächs zu stellen. Tun Sie sich keinen Zwang an.« Er sah sich um. »Zunächst bitte der Sicherheitsmanager des Gebäudes C, James Rollo. Jim, können Sie etwas zur Rolle von Officer Sidesky sagen? In dieser Frage scheint ein wenig Verwirrung zu herrschen.«
Ein Mann mit einem Bauch, der ihm weit über den Hosenbund hing, erhob sich zum Klang seines klirrenden Schlüsselbunds und rückte seinen Gürtel unter weiterem Geklimper zurecht. Seine Miene verriet größte Ernsthaftigkeit.
»Vielen Dank, Sir. Wie Sie erwähnten, wurde der Code Red-Alarm um 14.14 Uhr ausgelöst. Die ersten Einsatzkräfte kamen aus Wachstation 7. Vier reagierten, so dass Officer Sidesky allein die Wachstation bemannte. Allem Anschein nach hat dann einer der entlaufenen Häftlinge Officer Sidesky überwältigt, betäubt, gefesselt und in der nahe gelegenen Herrentoilette zurückgelassen. Er ist immer noch desorientiert, aber sobald er wieder bei klarem Verstand ist, wird er eine Aussage machen.«
»Sehr gut.«
An diesem Punkt erhob sich ein unruhig wirkender Mann in Pflegeruniform. »Ich bin Oberpfleger Kidder, Sir, verantwortlich für die Krankenstation in Gebäude B.«
Imhof sah ihn an. »Ja?«
»Es scheint da irgendeine Art Verwechslung gegeben zu haben. Zu Beginn des Fluchtversuchs haben die Rettungssanitäter einen verletzten Wärter, in Uniform und mit seiner Dienstmarke und seinem Ausweis, zu uns auf die Station gebracht, der behauptete, Sidesky zu sein. Er ist danach verschwunden.«
»Das lässt sich leicht aufklären«, sagte Rollo. »Wir haben Sidesky gefunden, allerdings ohne Uniform und ohne Dienstmarke. Er muss die Krankenstation verlassen haben. Und danach hat offenbar einer der Häftlinge Sidesky niedergeschlagen und ausgezogen.«
»Das klingt logisch, finde ich«, sagte Imhof. Er zögerte. »Nur: Alle entlaufenen Sträflinge wurden in Gefängniskleidung festgenommen. Keiner trug die Uniform eines Wärters.«
Rollo rieb sich den Wanst. »Der Häftling, der Sidesky ausgezogen hat, hatte wahrscheinlich keine Zeit, die Uniform anzuziehen.«
»Das muss es sein«, sagte Imhof. »Mr. Rollo, bitte notieren Sie folgende Gegenstände als vermisst: Sideskys Uniform, Dienstmarke und Ausweis; sie werden wahrscheinlich im Abfall oder irgendwo in einer dunklen Ecke gefunden. Diese Sachen dürfen auf keinen Fall in die Hände der Häftlinge geraten.«
»Ja, Sir.«
»Damit wäre das Rätsel ja gelöst. Fahren Sie fort, Mr. Rollo.«
»Entschuldigen Sie, wenn ich Sie unterbreche«, sagte Kidder, »aber ich bezweifle, dass das Rätsel damit tatsächlich gelöst ist. Dieser Mann, der behauptete, Sidesky zu sein, wurde in der Krankenstation zurückgelassen und wartete auf den Radiologen, während ich einige der Flüchtigen versorgt habe. Er hatte mehrere gebrochene Rippen, Prellungen, eine Schnittwunde im Gesicht, eine …«
»Wir benötigen nicht die vollständige Diagnose, Kidder.«
»Gewiss, Sir. Jedenfalls war er nicht in der Verfassung, irgendwo hingehen zu können. Und als ich zurückkam, war Sidesky – ich meine, der Mann, der behauptete, Sidesky zu sein – verschwunden, und in seinem Bett lag die Leiche des Häftlings Carlos Lacarra.«
»Lacarra?«
Imhof runzelte die Stirn. Dieser Teil der Geschichte war ihm bislang noch nicht zu Ohren gekommen.
»Ganz genau. Irgendjemand hat seinen Leichnam unbefugt entfernt und in Sideskys Bett gesteckt.«
»Da hat sich wohl einer einen schlechten Scherz erlaubt.«
»Ich weiß nicht, Sir. Ich habe mich gefragt, ob … na ja, ob das irgendwie mit dem Fluchtversuch zusammenhängen könnte.« Schweigen.
»Wenn ja«, sagte Imhof schließlich, »dann haben wir es hier mit einem ausgeklügelteren Plan zu tun, als wir ursprünglich angenommen haben. Aber eines steht fest: Jeder einzelne Häftling wurde wieder eingefangen. Wir werden in den kommenden Tagen alle vernehmen, um herauszufinden, was genau geschehen ist.«
»Es gibt da noch eine Sache, die mich beunruhigt«, fuhr Kidder fort. »Zur Zeit des Fluchtversuchs kam ein Bestattungsfahrzeug, um Lacarras Leiche abzuholen. Der Wagen hielt während des Alarms draußen vor dem Tor.«
»Und?«
»Als der Alarm aufgehoben wurde, ist der Leichenwagen aufs Gefängnisgelände gefahren und hat die Leiche eingeladen. Der Leitende Arzt war anwesend und hat die Papiere unterzeichnet.«
»Wo ist da das Problem?«
»Das Problem ist, Sir, dass ich eine Viertelstunde danach Lacarras Leiche in Sideskys Bett gefunden habe.«
Imhof hob die Augenbrauen. »Also ist in dem ganzen Durcheinander die falsche Leiche abgeholt worden. Das kann passieren. Seien Sie nicht zu streng mit sich. Rufen Sie einfach im Krankenhaus an, und klären Sie die Sache.«
»Das habe ich getan, Sir. Aber als ich das tat, sagte man mir, dass unser Auftrag, die Leiche abzuholen, unmittelbar nachdem wir dort heute Morgen angerufen hatten, wieder storniert worden sei. Das Krankenhaus schwört, kein Bestattungsfahrzeug losgeschickt zu haben.«
Imhof schnaubte verächtlich. »Dieses Krankenhaus verbockt ständig Sachen, die haben da ein Dutzend Verwaltungsebenen mit Leuten, die von nichts eine Ahnung haben. Rufen Sie da morgen Vormittag an; sagen Sie denen, dass wir die falsche Leiche geschickt haben und dass man nach ihr suchen soll.« Er schüttelte angewidert den Kopf.
»Aber das ist ja gerade das Problem, Sir. Wir hatten keine andere Leiche in Herkmoor. Ich komme einfach nicht dahinter, was da ins Krankenhaus eingeliefert worden ist.«
»Sie haben gesagt, dass der Leitende Arzt die Papiere unterzeichnet hat?«
»Ja. Er ist am Ende seiner Schicht nach Hause gegangen.«
»Dann bekommen wir morgen von ihm eine Aussage. Zweifelsohne haben wir morgen früh das ganze Durcheinander wieder in Ordnung gebracht. Wie auch immer, im Vergleich zu dem Ausbruchsversuch spielt es ja ohnehin nur eine untergeordnete Rolle. Fahren wir mit unserer Besprechung fort.«
Kidder hielt zwar den Mund, wirkte aber trotzdem irgendwie besorgt.
»Also gut. Die nächste Frage lautet: Warum gab es in Hof 4 zur Zeit des Ausbruchs offenbar keine Überwachung? Auf meinem Arbeitszeiterfassungsbogen steht, dass Fecteau und Doyle zur Zeit des Ausbruchs in Hof 4 Dienst taten. Fecteau, könnten Sie bitte Ihre Abwesenheit erklären.«
Ein nervöser Wächter am anderen Ende des Tischs räusperte sich. »Ja, Sir. Officer Doyle und ich hatten an jenem Tag Dienst …«
»Die neun Häftlinge wurden pünktlich zum Hof eskortiert?«
»Ja, Sir. Sie sind exakt um 14 Uhr dort eingetroffen.«
»Wo waren Sie beide?«
»Auf unseren Posten, genau wie vorgeschrieben.«
»Was also ist passiert?«
»Na ja, ungefähr fünf Minuten später erhielten wir einen Anruf von Special Agent Coffey.«
»Coffey hat Sie angerufen?«
Imhof war ehrlich erstaunt. Was hatte der FBI-Mann sich da erlaubt? Er blickte sich um: Der Agent war immer noch nicht erschienen.
»Erzählen Sie uns von dem Anruf, Fecteau.«
»Er hat gesagt, dass er uns sofort braucht. Wir haben ihm erklärt, dass wir Dienst im Hof tun, aber er hat darauf bestanden.«
Imhof spürte, wie er wütend wurde. Davon hatte Coffey ihm nichts erzählt. »Berichten Sie uns bitte, was Agent Coffey genau gesagt hat.«
Fecteau zögerte. Er wurde rot. »Na ja, Sir, er hat so was gesagt wie: ›Wenn Sie nicht in neunzig Sekunden hier vor mir stehen, dann lasse ich Sie nach North Dakota versetzen.‹ Etwas in der Art, Sir. Ich habe versucht, ihm zu erklären, dass nur Doyle und ich im Hof Dienst tun, aber er hat mir das Wort abgeschnitten.«
»Er hat Ihnen gedroht?«
»Streng genommen, ja.«
»Und deswegen haben Sie den Hof unbeaufsichtigt gelassen, ohne beim Sicherheitschef oder bei mir nachzufragen?«
»Es tut mir leid, Sir. Ich hab gedacht, dass Agent Coffey von Ihnen die Genehmigung erhalten hatte.«
»Warum, zum Teufel, Fecteau, sollte ich den beiden einzigen Wärtern, die Hofdienst hatten, diese Erlaubnis erteilen und damit eine Gang von Häftlingen sich selbst überlassen?«
»Es tut mir leid, Sir. Ich habe angenommen, dass es … wegen des Sonderhäftlings ist.«
»Wegen des Sonderhäftlings? Wovon reden Sie?«
»Na ja …« Fecteau verhaspelte sich. »Wegen des Sonderhäftlings, der Hofgang in Hof 4 hatte.«
»Ja, aber er hat sich zu keinem Zeitpunkt in Hof 4 befunden. Er ist in seiner Zelle gewesen.«
»Äh, nein, Sir. Wir haben ihn in Hof 4 gesehen.«
Imhof holte tief Luft. Da war doch größere Scheiße gebaut worden, als er geglaubt hatte. »Fecteau, Sie bringen da etwas durcheinander. Der Häftling ist den ganzen Tag in seiner Zelle gewesen und wurde nie in Hof 4 verbracht. Ich habe das persönlich überprüft – vor mir liegen die elektronischen Protokolldateien. Die GPS-Daten der Fußketten zeigt, dass er seine Einzelzelle zu keinem Zeitpunkt verlassen hat.«
»Nun ja, Sir, soweit ich mich erinnere, war der Sonderhäftling jedenfalls im Hof.« Er blickte Doyle, den anderen Wärter, fragend an, aber der sah genauso verdattert aus.
»Doyle?«, fragte Imhof schroff.
»Ja, Sir?«
»Lassen Sie dieses Sir-Gerede. Ich will nur eines wissen: Haben Sie den Sonderhäftling heute in Hof 4 gesehen?«
»Ja, Sir. Ich meine, soweit ich mich erinnern kann, Sir.«
Langes Schweigen. Imhof blickte zu Rollo hinüber, der aber bereits irgendetwas in sein Funkgerät murmelte. Es dauerte nicht lange, dann legte der Sicherheitsmanager das Gerät beiseite und sah wieder hoch. »Laut unserem elektronischen Überwachungsmonitor befindet sich der Sonderhäftling noch immer in seiner Zelle. Und hat sie nie verlassen.«
»Schicken Sie lieber jemanden los, er soll in der Zelle nachsehen, nur um sicherzugehen.« Imhof kochte vor Wut. Wo zum Teufel steckte Agent Coffey? Das war alles seine Schuld. Wie aufs Stichwort flog die Tür auf, und da war ja Special Agent Coffey, mit Rabiner im Schlepptau.
»Das wurde aber auch Zeit«, sagte Imhof mit drohendem Unterton.
»Das kann man wohl sagen«, entgegnete Coffey und schritt mit hochrotem Kopf in den Konferenzraum. »Ich habe ausdrücklich Anweisung erteilt, dass der Sonderhäftling in Hof 4 gesteckt wird, und jetzt stelle ich fest, dass dem nie Folge geleistet wurde. Imhof, wenn ich einen Befehl gebe, dann erwarte ich, dass er …«
Imhof erhob sich. Er hatte die Schnauze voll von diesem Arschloch, und er würde es nicht zulassen, dass Coffey ihn drangsalierte, vor allem nicht vor Mitarbeitern. »Agent Coffey«, sagte er in eisigem Tonfall, »wie Sie sicherlich wissen, hatten wir heute einen gravierenden Ausbruchsversuch.«
»Was geht mich das …«
»Wir führen gerade eine Nachbesprechung in Bezug auf den erwähnten Ausbruchsversuch durch. Sie haben uns unterbrochen. Wenn Sie sich bitte setzen und warten, bis Sie an die Reihe kommen, wir wollen weitermachen.«
Coffey blieb stehen und starrte Imhof an. »Ich schätze es gar nicht, wenn man in diesem Ton mit mir redet.«
»Agent Coffey, ich bitte Sie nochmals, Platz zu nehmen, damit wir mit unserer Nachbesprechung fortfahren können. Wenn Sie weiterhin sprechen, ohne dass Sie an der Reihe sind, lasse ich Sie aus dem Gebäude entfernen.«
Höchst betretenes Schweigen. Coffeys Gesicht verzerrte sich vor Wut; er wandte sich zu Rabiner um. »Wissen Sie was? Ich denke, unsere Anwesenheit bei dieser Besprechung ist nicht erforderlich.« Dann drehte er sich zu Imhof um. »Sie werden noch von mir hören.«
»Ihre Anwesenheit ist absolut erforderlich. Ich habe hier nämlich zwei Wärter, die behaupten, Sie hätten ihnen Befehle erteilt und mit Entlassung gedroht, wenn sie diese nicht befolgten – und das trotz des Umstands, dass Sie hier absolut keine Befugnisse haben. Infolge Ihrer Zuwiderhandlung sind mehrere Häftlinge unbeaufsichtigt gelassen worden und haben einen Fluchtversuch unternommen. Sie, Sir, sind verantwortlich für diesen Fluchtversuch. Ich gebe diese Aussage zu Protokoll.«
Wieder knisternde Stille. Coffey blickte in die Runde. Als ihm aufging, wie schwerwiegend die Anschuldigung war, verlor seine Miene allerdings alles Herrische. Sein Blick fiel auf den Kassettenrekorder, der mitten auf dem Tisch stand, und auf die Mikrofone vor jedem der Anwesenden.
Recht unbeholfen nahm er Platz. »Ich bin mir sicher, dass wir dieses, äh, Missverständnis ausräumen können, Mr. Imhof. Es besteht keinerlei Anlass, vorschnelle Anschuldigungen auszusprechen.«
Mitten hinein in das nachfolgende Schweigen meldete sich Rollos Funkgerät – der Rückruf wegen der Zellenüberprüfung bezüglich des Sonderhäftlings. Unter Imhofs Blicken hob der Sicherheitsmanager sein Funkgerät ans Ohr und hörte zu, während langsam jede Farbe aus seinem Gesicht wich.