19
Garth, Tory, Kit und Eli versammelten sich an der Luftschleuse mittschiffs. Jeder von ihnen trug einen gereinigten und gebügelten Schiffsanzug. Die kleine Umkleidekammer in der Luftschleuse war überfüllt; außer der menschlichen Besatzung der Austria befanden sich auch Faslorn, Maratel, Neirton und Raalwin in diesem Raum. Die vier Phelaner waren drei Tage zuvor wiederbelebt worden, um ihnen Zeit zu geben, sich von den Nachwirkungen des Kälteschlafs zu erholen. Die Gerüche der wie in einer Sardinenbüchse zusammengedrängten Menschen und Phelaner verdichteten sich zu einem intensiven Odeur, während die acht Individuen darauf warteten, dass die Ausschiffungsbrücke zum Schiff gefahren wurde.
Garth genoss aufgrund seines Ranges das Privileg, als Erster von Bord zu gehen. Faslorn wäre der Nächste, gefolgt von Tory, Maratel, Kit, Neirton, Eli und Raalwin. Sie würden von Prominenten, Journalisten und einer großen Menschenmenge neugierig begrüßt. Trotz der Vorfreude, mit der alle dem Ende der Reise entgegensahen, verspürte Tory bei der Aussicht auf so viel Aufmerksamkeit eine gewisse Nervosität. Die Phelaner zeigten auch Anzeichen von Stress.
»Fertig?«, fragte Garth Faslorn, als der Passagiersteg gesichert war.
»Jawohl, Kapitän.«
Garth öffnete die Luftschleusentür und trat auf das Gittergerüst des Stegs hinaus. Tory sah ihn durch die Öffnung im Stationsschott verschwinden. Faslorn folgte etwas langsamer im Knöchelgang der Phelaner. Sie bemerkte mehrere Menschen, die hinter dem dicken Glasfenster, das die Landebucht überblickte, mit Fingern auf ihn zeigten. Sie hörte fast ihr erstauntes Japsen, als sie Faslorn ansichtig wurden.
Dann war Tory an der Reihe. Sie hielt in der Luftschleusenkammer noch einmal inne und ließ den Blick über den schmalen Ausschiffungssteg schweifen, der sich in zwei Metern Höhe über das Deck der Landebucht spannte. Die örtliche Rotationsschwerkraft betrug ungefähr ein halbes Standard-g. Sie würde auf dem Weg zu den Außendecks noch zunehmen. Als sie die Brücke betrat, war sie im ersten Moment vor Angst wie gelähmt. Sie sog in einem tiefen Atemzug kalte Luft ein und setzte sich dann mit einer Willensanstrengung in Bewegung. Sie wandelte wie in Trance über den langsam schwingenden Steg. Als sie die Stationsluftschleuse erreichte, schlug der Lärm der Menge über ihr zusammen. Erst ertönte ein aufgeregtes Raunen und dann Jubelrufe, als Faslorn das obere Paar Arme hob und der Menge zuwinkte.
Tory schritt über das Süll der inneren Luftschleuse und betrat die eigentliche Station. Die Abteilung war mit Menschen überfüllt, die zum Teil buchstäblich an der Decke hingen. Viele waren mit kleinen Holokameras ausgerüstet. Die Journalisten und Privatleute, die dieses historische Ereignis im Bild festhalten wollten, waren bunt durcheinandergewürfelt.
Sie gesellte sich zu Garth und Faslorn, die vor einer kleinen Gruppe Honoratioren stehen geblieben waren. Sie erkannte das vertraute Gesicht von Botschafter Sadibayan. Dann ließ sie den Blick über die Menge schweifen und entdeckte Ben Tallen im Hintergrund. Er war auch kaum zu übersehen - er grinste bis über beide Ohren und fuchtelte mit beiden Armen wie mit Dreschflegeln überm Kopf, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Sie lächelte ihm zu und winkte dann schüchtern zurück. Sie war sich nur zu bewusst, dass sie im Brennpunkt Dutzender Kameras stand.
Dann folgten die restlichen Passagiere und Besatzungsmitglieder der Austria. Jedes Mal, wenn ein Phelaner den Empfangsbereich betrat, wurden Beifallsrufe aus der Menge laut. Die Phelaner schienen allerdings leicht irritiert wegen der übertriebenen Aufmerksamkeit, die ihnen zuteil wurde. Dieser Zirkus ging noch ein paar Minuten weiter, bis Botschafter Sadibayan die kleine Bühne betrat, die eigens zu diesem Anlass aufgebaut worden war.
Sadibayan bedeutete der Menge ein paarmal zu schweigen, bevor die Leute endlich verstummten. Er lächelte in die Kameras, die sich auf sein breites braunes Gesicht fokussierten und forderte Faslorn dann mit einer Geste auf, zu ihm zu kommen. Es ging ein Raunen durchs Publikum, als der Phelaner auf die kleine Plattform stieg und Sadibayan zu sprechen anhob.
»Faslorn, ich möchte Sie persönlich sowie im Namen des Ersten Ministers des System-Rats und der Bevölkerung des ganzen Sonnensystems auf der Erde willkommen heißen. Wir haben Ihre Ankunft im Lauf der letzten Monate mit wachsender Vorfreude erwartet. Der Erste Minister hat mich gebeten, Ihnen seine Glückwünsche zu übermitteln und Ihnen mitzuteilen, dass er sich auf eine Zusammenarbeit mit Ihnen und Ihren Leuten freut. Ich bin davon überzeugt, dass wir gemeinsam eine Vereinbarung zum beiderseitigen Vorteil treffen können.«
Die Menge brach wieder in Beifallsrufe und Pfiffe aus. Als der Tumult schließlich abebbte, trat Faslorn im Fokus eines Dutzends Richtmikrofone ans Rednerpult. »Botschafter Sadibayan, Menschen von der Erde und vom Mars und der großen Räume dazwischen. Ich danke Ihnen für den freundlichen Empfang und die Ehre, die Sie uns heute erwiesen haben. An dieser Stelle würde ich gern denen ein Lob aussprechen, die Sie so weit ausgesandt haben, um uns zu treffen. Kapitän Van Zandt und seine Mannschaft haben sich als würdige Vertreter der Menschheit erwiesen. Wir haben viel von ihnen gelernt, und ich darf mit Fug und Recht sagen, dass sie auch viel von uns gelernt haben. Wir haben den Grundstein für das Verstehen und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Spezies gelegt. Unsere Aufgabe besteht nun darin, auf diesem Anfang aufzubauen. Unsere zwei Rassen stehen heute an der Schwelle eines neuen Zeitalters. Lassen Sie uns Hand in Hand in die Zukunft schreiten!«
Es wurden noch mehr Reden gehalten, auch von Garth, in der er allen versicherte, dass es schön sei, wieder zu Hause zu sein. Und dann wurde auch Tory ein Mikrofon unter die Nase gehalten. Nach einem Anflug von Lampenfieber gelang es ihr immerhin, ein paar Worte zu sagen. Später vermochte sie sich aber nicht mehr daran zu erinnern, was sie gesagt hatte. Dann posierten sie alle für Aufnahmen, bevor sie von Sicherheitsleuten zu dem Aufzug geführt wurden, der sie zu den Außendecks befördern sollte.
Nachdem sie im gediegenen Hotel von Elysium Station angekommen waren, wurden sie auf einzelne Suiten verteilt, wo sie sich vor den Feierlichkeiten am Abend ausruhen konnten. Sie würden ein paar Tage an Bord der Station bleiben, während die Ärzte jeden untersuchten. Obwohl niemand glaubte, dass eine Gefahr bestand, sahen die Bestimmungen eine Quarantänekontrolle vor.
Ungefähr zwanzig Minuten nach dem Verlassen des Schiffs war Tory allein. Sie war noch ganz benommen vom Trubel der Heimkehr. Plötzlich schienen ihre wochenlangen Ängste und Sorgen weit weg. Sie weilte wieder unter ihren Leuten und beschloss, es zu genießen, solange sie die Gelegenheit dazu hatte.
Die Suite hatte einen Teppich aus gentechnisch hergestelltem Gras. Auf dem Mars hätte man so etwas als protzig angesehen, und Tory vermutete, dass das wohl auch für Elysium Station zutraf. Mit einem wohlig dekadenten Gefühl zog sie die Schuhe aus und durchkämmte mit den Zehen die kurzen grünen Halme. Dann ging sie ins Schlafzimmer und stellte fest, dass man ihre Reisetasche dort abgestellt hatte. Also machte sie sich ans Auspacken. Dann ertönte die Klingel der Suite, und sie stapfte barfuß und summend zur Tür.
Die Tür glitt in der Führung zurück und offenbarte Ben Tallen, der im Gang stand. Er hatte einen großen Blumenstrauß in der Armbeuge stecken und ein breites Lächeln im Gesicht.
»Willkommen, Liebling.« Er trat vor, nahm sie in den Arm und senkte den Kopf, um sie zu küssen. Nach dem ersten Überraschungsmoment konzentrierte sie sich darauf, den Kuss zu erwidern. Schließlich ließ er sie wieder los. »Darauf habe ich drei Jahre gewartet.«
»Ich würde sagen, dass es das wert war«, erwiderte sie und versuchte wieder zu Atem zu kommen. »Komm doch bitte rein.«
Er trat über die Schwelle. Daraufhin bemerkte ein Sensor in der Wand, dass die Tür nicht mehr blockiert war. Sie schloss sich lautlos wieder. Ben überreichte ihr schwungvoll die Blumen. »Für die schönste Frau zwischen hier und Tau Ceti.«
Sie nahm die Blumen und steckte die Nase in die Blüten. Der Duft war eine willkommene Abwechslung nach dem Atmen recycelter Luft. Er erinnerte sie an den Geruch der Sträucher, die den steinernen Pfad säumten, den Maratel und sie am ersten Tag an Bord der Far Horizons abgeschritten hatten. »Ich sage dem Zimmerservice, dass er eine Vase für die Blumen bringen soll.«
»Später. Wir haben viel nachzuholen.«
»Das haben wir«, pflichtete sie ihm bei und führte ihn zur Couch. Er hob die linke Augenbraue, um ihr zu signalisieren, dass er dabei eher an das Schlafzimmer gedacht hatte.
»Es war ein langer Flug, Ben«, beantwortete sie die unausgesprochene Frage.
»Und du bist müde. Ich verstehe.« Er setzte sich ihr gegenüber. Sie setzte sich im Schneidersitz hin und musterte ihn. Er hatte sich verändert. Er hatte an Gewicht zugelegt, hatte einen blasierten Gesichtsausdruck und war äußerlich mehr als drei Jahre älter geworden. Sie erinnerte sich daran, dass er die lange Zeit gelebt hatte, während sie sich in der suspendierten Animation befunden hatte. Effektiv war Ben nun zwei Jahre älter als sie. Das war zwar ein unbedeutender Unterschied, der ihr dennoch irgendwie bedeutend erschien.
Es trat ein unbehagliches Schweigen ein, während sie sich gegenseitig musterten. »Du hast es weit gebracht in meiner Abwesenheit.«
»Nicht annähernd so weit, wie du es gebracht hast. Ihr alle seid echte Helden. Aber diejenigen von uns, die hier geblieben sind, waren auch nicht ganz unbeteiligt daran.
Ich habe mich zum Beispiel als politischer Strippenzieher betätigt und Staatssekretär Sadibayan zu seiner neuen Position verholfen. Wie du dir sicher vorstellen kannst, war die Konkurrenz ziemlich stark.«
»Echt?«
»Ja, wirklich. Wir mussten gegen mehrere Ratsmitglieder in den Ring steigen. Ein paar von ihnen tragen uns das heute noch nach.«
»Ich hätte gedacht, dass man den Umgang mit den Außerirdischen den Fachleuten überlassen würde.«
»Machst du Witze? Hast du überhaupt eine Vorstellung davon, wie der Botschafter bei den Phelanern im Lauf der nächsten Monate im Rampenlicht stehen wird? Ein Politamateur ist doch gar nicht in der Lage, sich so öffentlichkeitswirksam zu verkaufen. Wenn wir unsere Karten geschickt ausspielen, könnte Botschafter Sadibayan der nächste System-Administrator sein.«
»Meinst du wirklich?«
»Absolut! Und rate mal, wer seine rechte Hand sein wird, wenn er zur Rechten des Ersten Rats sitzt?«
Sie lachte. »Null Ahnung!«
»Jau, niemand anderer als der kleine blonde Bub von Frau Tallen. Aber jetzt haben wir genug über mich geredet. Erzähl mir etwas von deinem Flug.«
Sie zuckte die Achseln. »Da gibt es außer den Berichten mit ein paar Millionen Worten, die wir übermittelt haben, nicht viel zu erzählen.«
»Komm schon, Tory. Ich bin's, der alte Ben. Erinnerst du dich an mich? Wir überlassen diesen trockenen technischen Kram den Jungs mit den dicken Hornbrillen. Ich interessiere mich eher dafür, was diese Aliens wirklich wollen.«
»Sie suchen eine Zuflucht. Sie wollen, dass wir ihnen irgendwo ein kleines Stück Land geben, wo sie Essen für ihre Leute anbauen können«, log sie. »Sie wollen in die menschliche Gesellschaft integriert werden, damit sie ohne die Furcht leben können, dass ihre Umweltsysteme irgendwann verschleißen und sie alle ersticken. Mit anderen Worten, sie fordern das Gleiche, was wir an ihrer Stelle verlangen würden.«
»Eine Zuflucht ließe sich sicher arrangieren - aber das kostet natürlich etwas. Sag mir nur, was du glaubst, wie viel man aus ihnen rausholen kann. Wir sind hier schließlich nicht bei der Heilsarmee, oder?«
»Offen gesagt, Ben, ich glaube nicht, dass es einen Sinn hätte, mit ihnen zu feilschen. Sie haben eine Schatztruhe an Bord dieses Schiffs.« »Hä?«
»Wissen. Das gesammelte Wissen einer mehrere tausend Jahre alten Zivilisation. Wenn wir ihnen helfen, werden sie uns das alles überlassen.«
Tallen stieß dieses schrille Lachen aus, das Tory schon immer leicht genervt hatte. »Mein armer naiver Schatz! Manche Leute werden einen politischen Vorteil aus dieser Situation ziehen, andere werden leer ausgehen. Wie können wir also das meiste Kapital aus der Situation schlagen, in der diese Phelaner sich befinden? Komm schon, du musst dir auf dem Rückflug doch Gedanken darüber gemacht haben.«
»Ich bin eigentlich kaum zum Denken gekommen.«
»Gut. Wie soll die Administration also in Verhandlungen mit diesen Außerirdischen eintreten? Du hast doch bei ihnen gelebt. Du musst doch einen Einblick in ihre Denkweise erhalten haben.«
Torys Lachen war humorlos. »Du würdest dich wundern, Ben.«
»Dann überrasch mich. Wie deichseln wir die Sache,
dass es uns zum Vorteil gereicht ... und natürlich auch dem guten alten Homo sap.«
»Tut mir leid, aber ich kann dir da nicht weiterhelfen.«
»Natürlich kannst du das.«
»Nein, kann ich nicht. Eigentlich dürfte ich überhaupt nicht mit dir darüber sprechen.«
»Wie? Wieso denn nicht?«
»Weil ich nicht für dich arbeite.«
Sie sah förmlich, wie sein Kalkül sich in Rauch auflöste. Sein Blick wurde plötzlich berechnend. »Verstehe ich nicht.«
»Wir stehen nicht auf derselben Seite, Ben.«
»Hat ein anderer Rat dir eine Stelle angeboten?«
Sie lachte. »Du liegst völlig falsch. Ich habe das Angebot von Faslorn angenommen, bei den kommenden Verhandlungen als Vertreter der Phelaner zu fungieren.«
»Unmöglich! Weshalb solltest du dich auf so etwas einlassen?«
Sie schaute in seine vertrauten Augen und sah einen Fremden. Es war ein Anblick, von dem sie wusste, dass sie ihn in den kommenden Monaten oft sehen würde, und das erschreckte sie zutiefst. Als sie ihm dann antwortete, sprach sie so leise, dass er sie kaum verstand.
»Ich hatte meine Gründe.«
Wenn Praesert Sadibayan verärgert gewesen war, als er die Neuigkeit vernahm, war Boerk Hoffenzoller außer sich vor Wut.
»Was zum Teufel geht hier vor, Sadibayan?«, blaffte er auf dem Telefonmonitor. »Ich habe Sie dort hochgeschickt, um eine banale Begrüßungszeremonie abzuwickeln, und Sie erzählen mir jetzt, dass einer unsrer >Helden< zum Feind übergelaufen sei?«
»Das entspricht leider der Wahrheit, Erster Minister.«
Sadibayan mochte den Führer des Rats nicht besonders, musste aber zugeben, dass er sein Handwerk beherrschte. Außerdem verfügte er über die Stimmen, die in der Welt der Politik die einzige Empfehlung von Bedeutung war.
»Hat diese Assistentin Ihres ... ?«
»Tallen, Sir. Benjamin Tallen.«
»Hat er Ihnen gesagt, weshalb Victoria Bronson zu den Aliens übergelaufen ist?«
»Sie wollte es ihm nicht sagen. Er hat sie eine Stunde lang bearbeitet. Weil die Lage dann zu eskalieren drohte, hat er sie in Ruhe gelassen. Er glaubt nämlich, dass er in das Mädchen verliebt sei, müssen Sie wissen.«
»Wäre es möglich, dass das nur ein Zwist unter Verliebten war? Vielleicht hatte sie ihm das bloß gesagt, weil sie wütend auf ihn war.«
»Unmöglich. Das Chef-Alien hat vor zwei Stunden eine Pressemitteilung herausgegeben. Sie beinhaltete, dass er diese Bronson als seine Adjutantin betrachtet. In dieser Mitteilung ist auch die Rede davon, dass sie friedliche Bande zwischen unseren zwei großen Rassen knüpfen möchte.«
»Und was sollen wir jetzt tun? Sie verhaften?«
»Mit welcher Begründung?«
Die Verärgerung stand Hoffenzoller ins Gesicht geschrieben. »Was weiß ich? Bezichtigen Sie sie des Schmuggels seltener außerirdischer Edelsteine, des Verrats oder der Gefährdung eines Weltraumhabitats, weil sie das Fenster offen gelassen hat. Lassen Sie sich etwas einfallen, um Himmels willen!«
»Ich würde davon abraten, Sir. Die Presse scheint Miss Bronson nämlich ins Herz geschlossen zu haben. Sie ist die attraktivere der zwei Frauen, die an dieser Expedition teilgenommen haben, und wirkt so sympathisch-hilflos, wenn ihr vor den Kameras die Worte fehlen.«
»Was schlagen Sie also vor? Dass wir gar nichts tun?«
»Fürs Erste. Wir könnten das aber noch in einen Vorteil ummünzen. Auch wenn sie für sie arbeitet, ist sie schließlich immer noch ein Mensch. Vielleicht können wir sie als eine Art Doppelagentin einsetzen, die uns mit Informationen aus dem Lager der Aliens versorgt.«
»Sie meinen, dass sie für uns spionieren würde?«
»Vielleicht.«
»Haben Sie irgendeinen Einfluss auf sie?«
»Tallen.«
»Ich dachte, sie hätten eine Auseinandersetzung gehabt.«
»Nur ein Zwist, wie Sie bereits sagten, Sir. Ich bin sicher, dass Tallen sie überreden kann, ihm zu verzeihen.«
Hoffenzollers schmerzlicher Blick verschwand plötzlich. Seit der Entdeckung des Lichtsegels hatte er nämlich nichts mehr zu lachen gehabt. Diese Außerirdischen bescherten ihm eine Reihe von Problemen — hauptsächlich schwerwiegende. Und doch erwächst aus jedem Problem zugleich auch eine Chance. Falls es ihnen gelang, Victoria Bronson umzudrehen und als Spionin ins Lager der Außerirdischen einzuschleusen, vermochte er ihren Seitenwechsel vielleicht zu seinem Vorteil zu nutzen.
»Also gut, Pert! Sie haben freie Hand. Ich erwarte einen wöchentlichen Bericht sowie zusätzlich bei jedem besonderen Vorkommnis.«
»Jawohl, Sir.«
»Auf Wiedersehen und viel Glück.« Dann unterbrach der Erste Minister die Verbindung, und der Telefonmonitor wurde dunkel.
Praesert Sadibayan starrte noch für eine Weile auf das dunkle Display. Er hatte soeben seine Jagdlizenz erhalten. Fragte sich nur, wie er sie am besten nutzte.