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Einen Augenblick bevor es Conrads Hals durchtrennen konnte, fiel Taruts Schwert – zusammen mit dem fleischigen Arm, der es führte – zu Boden.

Es geschah so schnell, dass die Überreste von Taruts Arm an Conrads Gesicht vorbeiflogen und ihn mit Blut bespritzten.

Cadeon hatte Tarut von hinten erwischt. Er war gerade noch rechtzeitig aus der Wolke des Rauchdämons gestürzt, um zuzuschlagen.

Sofort begann Conrad sich wie wild gegen die beiden Dämonen zu wehren, die ihn festhielten, um Néomi zu Hilfe eilen zu können. Das Klirren von Stahl übertönte den strömenden Regen und den heulenden Wind, als Cadeons Männer die Kapsliga angriffen.

Und Conrads sterbliche Braut befand sich mitten in dieser Schlacht von Unsterblichen …

Als Tarut sich, einen Dolch in der anderen Hand, zu Cadeon umwandte, brüllte Conrad: „Nein! Tarut hält sie fest!“

Aber Cadeon hatte bereits zugestoßen.

Tarut hatte Néomi als Schutzschild benutzt.

Die Zeit verlangsamte sich. Conrad konnte sie nicht sehen, aber er witterte ihr Blut … Er konnte Cadeons entsetzte Miene sehen, als dieser sein Schwert zurückzog.

Der Dämon hatte sie durchbohrt.

Nein!“, brüllte Conrad, verzweifelt um sich schlagend. „Néomi!“

Als Cadeon erneut das Schwert hob, ließ Tarut Néomi endlich fallen, um den Hieb abzuwehren. Zu spät.

Gleich nachdem Conrad sah, wie Taruts Kopf zu Boden fiel, erhaschte er endlich einen Blick auf Néomi. Sie war zusammengebrochen … lag auf der schlammigen Erde … die Gliedmaßen schlaff, die Augen offen und glasig … Blut strömte aus Mund und Bauch und sammelte sich in Pfützen unter ihr.

Mit lautem Brüllen riss er einem der Kapsliga mit bebenden Fingern die Kehle heraus. Dem anderen verpasste er einen Hieb ins Gesicht, der diesem den Kopf zurückriss und glatt vom Körper trennte. Bei diesem Anblick flüchteten die restlichen Kapsliga.

Endlich frei, stürzte sich Conrad auf seine Braut und sank neben ihr auf die Knie. „Néomi!“ Er riss ihren Körper in seine Arme. „Du bleibst bei mir!“

Sie sah deutlich, dass er kurz davor stand, von seinem alten Wahnsinn überwältigt zu werden. Er war damit beschäftigt, ihren triefend nassen Morgenmantel mit eckigen Bewegungen zurechtzuzupfen, als ob er sie im Regen bedeckt und warm halten wollte.

Néomi weigerte sich, nach unten zu blicken. Seltsam, sie fühlte keinerlei Schmerz, nur Taubheit. Aber die Miene des Dämons hatte ihr alles gesagt. Die Wunde war tödlich.

Cadeon wandte sich um und näherte sich ihnen. Während er auf sie zukam, hörte sie undeutlich die anderen …

„Cade hat was getan?“, brüllte Rydstrom. „Scheiße, was hast du gerade gesagt, Rök?“

„Er hat der Braut von dem Vampir hier den Bauch aufgeschlitzt“, sagte Rök. „Der Blutsauger ist für uns jetzt nutzlos – eine schlimmere Folter gibt’s für die nicht.“

„Ich habe sie nicht gesehen“, versicherte Cadeon Conrad. „Ich habe sie wirklich nicht gesehen.“

Sie verspürte Mitleid mit ihm. Schließlich hatte er Conrad das Leben gerettet. Wenn er ihr nur nicht das ihre genommen hätte.

Selbst Néomi erzitterte angesichts von Conrads Miene. Seine Augen glitzerten in bösartigem Rot, als er antwortete: „Abertausendfach, Dämon! Alles, was du liebst, wird sterben.“ Gleich darauf translozierte er sie in ihr Zimmer.

Während er ihren Kopf hielt, murmelte er pausenlos vor sich hin. „Krankenhaus. Wo? Ein menschliches Krankenhaus …“ Seine Augen schossen wild hin und her. Sein Gesicht war von den Kapsliga übel zugerichtet worden, sein Unterkiefer geschwollen und seine Lippe aufgeplatzt. „Du bleibst bei mir“, flehte er sie mit gequälter Stimme an. „Halte aus, tu’s für mich. Ich muss nachdenken …“

Sie sehnte sich danach, ihn zu streicheln, um ihn zu trösten, aber ihre Arme hingen nutzlos herab. Ich kenne dieses Gefühl. So kalt.

Ich sterbe. Genau wie Nïx vorhergesagt hatte. An dem Tag, an dem ich Conrad das Geheimnis verraten habe, auch wenn es sich nicht so abgespielt hat, wie wir es erwartet hatten. Das Schicksal konnte so grausam sein.

„Ich muss ein Krankenhaus finden …“

Sie schüttelte den Kopf, so gut sie es vermochte. Sie würde nicht so lange durchhalten – es war zu spät für sie. Aber sie musste es erklären, damit er nicht glaubte, es wäre alles sein Fehler. „Conrad … ich wäre sowieso gestorben.“

„Nicht reden!“ Seine Stimme war heiser.

Die Geräusche um sie herum schienen sich immer weiter zu entfernen. Das Blut rann so schnell aus ihrem Körper, als ob es nur auf diese Gelegenheit gewartet hätte.

„Ich habe eine Hexe angerufen … sie kam durch … den Spiegel im Studio.“ Sie sah alles verschwommen. „Hat mich wieder lebendig gemacht … aber nur für kurze Zeit. Ich wusste das … konnte es dir nicht sagen.“

„Bei diesem Pakt mit dem Teufel ging es um deinen Tod?“ Er zitterte am ganzen Leib. „Und du hast nur zwei verfluchte Wochen bekommen?“

Das war es wert!“ Sie hustete schwach. „Liebe dich.“

Bei diesen Worten rann Blut aus seinen Augen, wie Tränen. Aber dann erstarrte sein Körper plötzlich. „Welche Hexe, koeri?“

Mariketa.“

Er presste sie an seine Brust und translozierte sich mit ihr ins Studio. „Bleib einfach nur am Leben, Néomi!“

Nachdem er sie behutsam auf die Bettstelle vor dem Spiegel gelegt hatte, schnappte er sich eine Decke und presste sie auf die Wunde.

„Mein tapferes Mädchen“, sagte er. „Du bleibst bei mir.“ Dann wandte er sich dem Spiegel zu. „Hexe!“, brüllte er. „Komm zu mir!“

Während er unaufhörlich nach Mari schrie, kämpfte Néomi darum, bei Bewusstsein zu bleiben. Sie wollte ihm unbedingt sagen, dass Mari ihnen nicht helfen konnte, dass er unnötig neue Hoffnung schöpfte, bloß um doch wieder enttäuscht zu werden. Aber wenn sie versuchte zu sprechen, hustete sie nur Blut.

Mariketa!“ Er hämmerte wild auf den Spiegel ein, ohne sich darum zu scheren, dass er sich die Hände zerschnitt. „Komm zu mir!“

Als keine Antwort kam, sank er neben Néomi auf die Knie. „Oh Gott, steh uns bei!“