Kapitel 43
Die Polizei war unterwegs und schritt über den Waldboden, angeführt von Heath. Cate wartete neben dem zerbrochenen Fenster auf die Kollegen. Als ihr Blick auf die kaputte Scheibe fiel, rief sie sich ins Gedächtnis, dass niemand erfahren musste, dass sie diejenige gewesen war, die das Fenster eingeschlagen hatte. Doch ihr kamen Bedenken: Was, wenn Heath sie durchschaute? Aber sie würde es wieder tun, wenn es sein müsste. Wichtig war nur, dass sie den Tatort der Morde gefunden hatten; nun würden sie Jagd auf Levitt machen und ihn aufhalten.
»Nun?«
»Das ist es, Sir. Hier hat er es getan.« Sie zeigte hin. »Wenn Sie durch das Fenster schauen, werden Sie das Werkzeug sehen, das er angefertigt hat, um Teresa King zu ermorden. Und ich glaube, auf dem Tisch ist Blut.« Kurz zögerte sie. »Ich habe mich hineingebeugt und umgesehen. Er muss die Frauen beobachtet haben, bevor er sie sich geschnappt hat, Sir. Drinnen sind Fotos von ihnen. Es ist zwar schwierig zu erkennen, aber ich glaube, da ist auch ein Bild von Alice Hyland.«
Heath sprach kein Wort. Stattdessen ging er zum Schuppen und spähte hinein, schaute zurück zu Cate und stemmte sich halb auf den Sims hoch.
»Es ist dunkel«, stellte er fest. »Ich kann nicht das Geringste erkennen. Sind Sie sicher, dass dieses Fenster schon zerbrochen war, als Sie hier eingetroffen sind, Corbin?«
Ihr Mund wurde trocken. Sie wollte ihm gerade antworten, als er sich zu Boden fallen ließ und abwandte. »Holen Sie eine Taschenlampe«, forderte er einen der Beamten auf, und der Mann setzte sich in Richtung der Autos in Bewegung.
Heath begegnete ihrem Blick. »Sehr gut, Corbin«, sagte er. »Sieht so aus, als hätten Sie es gefunden.« Er verzog das Gesicht. »Ich kann es riechen.«
»Ich auch. Aber ich weiß nicht, wo er selbst steckt. Aber wenigstens haben Sie Alice Hyland abholen lassen – so ist sie in Sicherheit. Er muss sie auch beobachtet haben. Das Foto …«
Er holte Luft. »Ich weiß nicht, wie Sie darauf kommen, Corbin. Entweder haben Sie bessere Augen als ich, oder da ist doch jemand eingestiegen, denn ich erkenne nur den Rand einer Pinnwand.« Er hob die Hand, um Einwänden ihrerseits zuvorzukommen. »Vergessen Sie das vorerst mal. Hören Sie, wir haben die Frau nicht. Wir waren zwar bei ihr, aber sie war nicht da.«
»Aber … sie sollte doch abgeholt werden, oder?«
Seine Stimme klang angespannt. »Als Sie das hier gemeldet haben, ließ ich die Beamten aufhören, nach ihr zu suchen, und habe sie zur Zentrale zurückbeordert. Es gab keinen Grund mehr für die Vermutung, Hyland könnte in die Sache verstrickt sein.«
Cate starrte ihn an; dann drehte sie sich dem Wald zu. Unter dem Blätterdach herrschte Dunkelheit.
»Wir müssen die Gegend hier abriegeln«, sagte Heath. »Ich lasse eine Beschreibung von Hyland rausgeben und besorge einen Durchsuchungsbefehl für diesen Schuppen hier. Dann können wir reingehen, in Ordnung, Cate?«
Sie hatte ihm nicht länger zugehört und drehte sich um. Ihre Miene wirkte betroffen. »Ich muss versuchen, sie zu finden.«
»Nein«, widersprach Heath entschieden. »Ich lasse das Team zurück zu ihrem Haus fahren. Wir spüren sie schon auf.« Er griff nach seinem Telefon.
Cate starrte erneut zwischen die Bäume. Sie wusste, dass Heath recht hatte, gleichzeitig war ihr jedoch auch klar, dass es nichts bringen würde: Levitts Auto stand hier, von Levitt selbst hingegen fehlte jede Spur. Er war bereits hinter Alice her, davon war sie überzeugt. Was immer passieren mochte, es würde sich im Wald abspielen, an dem Ort, von dem Alice erzählt hatte; der sie geradezu magisch anzog, als wäre er ein Bestandteil der Märchen, die sie in ihrem Geist sah. Weich nicht vom Weg ab, dachte sie, doch dafür war es zu spät. Alice befand sich bereits irgendwo mitten im Wald, und Levitt war bei ihr.
Sie drehte sich weiter nach Norden, denn sie nahm an, dass in dieser Richtung Alices Haus lag. Im nächsten Augenblick setzte sie sich schon in Bewegung. Hinter sich hörte sie Heaths Stimme, ein Geräusch ohne Worte, doch sie schaute nicht zurück, als sie in die Dunkelheit eilte.