Kapitel 13
Der Raum hatte sich für die frühe Lagebesprechung gefüllt. Heath nahm niemanden zur Kenntnis und begegnete niemandes Blick, als er eintrat. Er legte einfach los, informierte über neue Entwicklungen, beschrieb die Fortschritte und nannte Maßnahmen, die ergriffen worden waren. Es herrschte eine stille, angespannte Atmosphäre. Auf dem Weg herein hatte Cate ihren Kollegen Len Stockdale gesehen, mittlerweile jedoch war er nicht mehr da. Wahrscheinlich zog er bereits auf Streife umher. Er hatte sie nicht gegrüßt, ihr nur quer durch den Raum zugenickt. Sein Gesichtsausdruck hatte von schweigsamem Interesse gezeugt.
Nun wäre er bestimmt besonders interessiert gewesen, da sich der Ermittlungsleiter dem Thema Matt Cosgrove zuwandte.
»Kommissar Grainger hat mit Cosgrove über die Nacht der Tanzveranstaltung gesprochen, in der das erste Opfer verschwand. Er behauptet, danach nirgendwo anders als zu Hause und lediglich verwirrt darüber gewesen zu sein, wann er dort ankam. Seiner Aussage zufolge blieb er bis zum Ende der Veranstaltung – was uns von anderer Seite bestätigt worden ist –, hatte dann jedoch Probleme damit, den Alarm einzuschalten. Er ging immer wieder los, und Cosgrove musste ihn deaktivieren und von vorn beginnen. Letztlich habe er das Gebäude mehrfach überprüfen müssen, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung ist. Dieser Teil ist unbestätigt, und bei der Alarmüberwachungsfirma sind keine Alarmeingänge registriert. Es wurden überhaupt keine Probleme gemeldet, aber wenn Cosgrove die Anlage jedes Mal gleich deaktiviert und von vorn begonnen hat, werden dort weder Alarme noch eine Störung angezeigt.
Unabhängig davon hat Cosgrove seit unserer ersten Befragung kaum das Haus verlassen – und das wissen wir, weil wir ihn observieren. Es kann ihm unmöglich gelungen sein, dieses neue Opfer zu entführen und im Wald abzuladen.«
Der Ermittlungsleiter schaute auf und ließ den Blick durch den Raum wandern. Seine Miene war düster, seine Augen wirkten jedoch wach.
»Wir müssen herausfinden, wer sie ist. Sie alle wissen, was Sie zu tun haben. Dan: vermisste Personen. Laughlin, Sie haken bei der Spurensicherung nach. Der Fundort bleibt bis auf Weiteres abgeriegelt. Fangen Sie an, jeden zu befragen, der in der Gegend des Waldes war. Oder befragen Sie überhaupt jeden, den Sie finden können. Falls es auf den Parkplätzen Überwachungskameras gibt, will ich, dass Kommissar Searl die Aufzeichnungen überprüft, bis ihm die Augen bluten. Alles verstanden?«
Alle nickten.
»Tja, worauf zum Teufel warten Sie dann noch? Da draußen läuft ein Mörder frei herum. Und ich werde nicht jünger, so viel steht mal verdammt fest.«
Die Anwesenden erhoben sich, um zu flüchten, dann sagte Heath: »Ein kurzes Wort, Wachtmeister Corbin.«
Cate folgte ihm zu seinem Büro und ignorierte die neugierigen, in ihre Richtung geworfenen Blicke. Heath sprach erst wieder, als sie sich drinnen befanden und die Tür geschlossen hatten.
»Sie leisten gute Arbeit, Corbin, aber ich möchte, dass Sie vorsichtig sind.«
»Sir?«
»Diese Expertin, wie sind Sie auf die gekommen?«
»Über die Universität. Sie leitet einen Kurs über …«
»Märchen und Sagen, richtig. Sie weiß also alles über diesen Kram. Trotzdem schlendert sie in den Wald davon, unmittelbar nachdem sie sich eine Leiche angesehen hat – sie macht einen Spaziergang. Einen Spaziergang. Kommt Ihnen das nicht seltsam vor? Ein Mörder entsorgt einen Leichnam im Wald, und sie bekommt eine kurze Kostprobe vom Fundort und stürmt zwischen die Bäume davon.«
»Ich denke, sie war vermutlich verwirrt, Sir. Die Menschen reagieren unterschiedlich darauf.«
»Worauf?«
»Auf den Anblick ihrer ersten Leiche.«
Heath straffte die Schultern, ein deutliches Zeichen für Cate, zu gehen. »Tja, dann hoffen wir, dass es nicht nur ihre erste Leiche ist, Corbin. Hoffen wir, dass es auch ihre einzige Leiche ist, in Ordnung?«