Kapitel 3

Beth Fremont

Jennifer Scribner-Snyder

: Frei., 20. 08. 1999, 10:38 Uhr

Ich frage ja nur äußerst ungern, aber …

Ist die Sache mit der angeblichen Schwangerschaft jetzt endlich gegessen?

Nicht für die nächsten 40 Wochen. Inzwischen vielleicht auch nur noch 38 …

Heißt das, wir können über nichts anderes mehr reden?

Nein, das heißt, wir sollten sogar über etwas anderes reden.

Guter Plan.

Okay. Also. Gestern hat mich meine kleine Schwester angerufen. Sie wird heiraten.

Hat ihr Mann denn nichts dagegen?

Meine andere kleine Schwester. Du hast ihren Freund doch kennengelernt … ihren Verlobten, Brian, bei meinen Eltern zu Hause, am Memorial Day. Weißt du nicht mehr? Wir haben uns über das Sigma-Chi-Tattoo an seinem Fußgelenk lustig gemacht …

Richtig, Brian. Ich erinnere mich. Den mögen wir, oder?

Wir lieben ihn sogar. Er ist toll. Genau der Typ Mann, von dem du dir wünschst, dass deine Tochter ihn bei einer Upside-down-Margarita-Party kennenlernt.

Ist das eine Anspielung auf fetale Alkoholiker?

Für diese Hochzeit tragen deine Eltern ganz allein die Schuld. Die haben sie schließlich Kiley genannt. Sie war von Geburt an dazu verdammt, bei einem muskelbepackten Verbindungstypen zu landen, der mal Arzt werden will.

Anwalt. Kiley glaubt allerdings, dass er eher die Firma seines Vaters übernehmen wird – Klempnerbedarf.

Es hätte schlimmer kommen können.

Es könnte kaum besser werden.

Oh, tut mir leid. Ich habe gerade erst begriffen, dass das offenbar keine guten Nachrichten sind. Was sagt Chris denn dazu?

Das Übliche. Dass Brian nur ein Mittel zum Zweck ist. Dass Kiley viel zu viel Dave Matthews hört. Außerdem kam dann noch: »Ich hab gleich Probe, also warte heute Abend lieber nicht auf mich, und kannst du mir mal die Blättchen rübergeben? Bist du bei der Hochzeit dabei? Cool, dann kriege ich dich wenigstens mal wieder in einem von diesen Scarlett-O’Hara-Kleidern zu Gesicht. Komm her, Baby, du bist eine scharfe Brautjungfer. Hast du dir eigentlich die Kassette angehört, die ich für dich aufgenommen habe? Danny sagt, ich übertöne seinen Bass total, aber, hey, damit tu ich ihm doch eher einen Gefallen.«

Und dann hat er mir einen Antrag gemacht. In Bizarro World.

Im wirklichen Leben wird Chris nie um meine Hand anhalten. Und ich weiß nicht so recht, ob ihn das zu einem absoluten Idioten macht – oder ob ich hier der Idiot bin, weil ich es mir so sehr wünsche. Und ich kann nicht einmal mit ihm darüber reden, also übers Heiraten, weil er dann nämlich behaupten würde, dass er ja eigentlich heiraten will. Bald. Wenn für ihn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Wenn es mit der Band wieder bergauf geht. Dass er mir eben nicht zur Last fallen möchte, er sich nicht von mir aushalten lassen will …

Und sag jetzt bitte nicht, dass ich ihn ja sowieso schon aushalte – denn das stimmt ja nur fast.

Nur fast? Du zahlst immerhin seine Miete.

Ich zahle die Miete. Wenn ich allein wohnen würde, müsste ich doch sowieso Miete zahlen … und die Gasrechnung und das Kabelfernsehen und alles andere. Ich würde keinen Cent sparen, wenn er ausziehen würde.

Außerdem stört es mich überhaupt nicht, dass ich jetzt die meisten Rechnungen übernehme, und ich hätte auch nichts dagegen, das weiterhin zu tun, wenn wir heiraten. (Mein Dad hat immer alle Rechnungen für meine Mum bezahlt, und niemand bezeichnet sie als Schmarotzerin.)

Diese ganze Wer-zahlt-die-Rechnungen-Geschichte ist gar nicht das eigentliche Problem. Es geht vielmehr darum, sich wie ein Erwachsener zu benehmen. In der Welt, in der Chris lebt, ist es völlig in Ordnung, in der Wohnung deiner Freundin zu hausen, während du an einem Demo-Tape arbeitest. Aber es ist so gar nicht cool, deiner Gitarren-Fantasie nachzujagen, während deine Ehefrau arbeitet.

Wenn du einen Ring am Finger trägst, bist du erwachsen. Und das will Chris nicht sein. Vielleicht bin ich auch diejenige, die das gar nicht will.

Wer soll er denn für dich sein?

Normalerweise? Ich glaube, an den meisten Tagen will ich den Musiker mit den Wuschelhaaren. Den Typen, der dich nachts um zwei weckt, um dir das Gedicht vorzulesen, das er gerade auf deinen Bauch geschrieben hat. The boy with kaleidoscope eyes.

Wenn Chris sich einen richtigen Job zulegen würde, dann gäbe es vermutlich keine nächtlichen Bauchgedichte mehr.

Stimmt.

Also ist bei dir alles okay?

Nein. Ich muss mal wieder zur Anprobe für ein Brautjungfernkleid. Trägerlos, Kiley hat’s schon für mich ausgesucht. Ich bin Lichtjahre entfernt vom Okay. Aber vermutlich darf ich nicht meckern, oder? Ich will ihn. Und er will noch warten. Und ich will ihn immer noch. Also darf ich mich wohl nicht beschweren.

Natürlich darfst du dich beschweren. Das ist doch unvermeidlich. Und sieh’s mal so – du bist wenigstens nicht schwanger.

Du auch nicht. Mach endlich einen Schwangerschaftstest!

Liebe auf den zweiten Klick
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