Kapitel 49
Als Lincoln an diesem Abend neben einem Schreibtisch bei einem Drucker den Toner wechselte, hörte er, wie einer der Korrektoren darüber schimpfte, dass in einem Artikel die Zahlen womöglich nicht stimmten. »Wenn man während des Journalismusstudiums auch Mathe belegen müsste, könnte ich wenigstens sicher sein«, sagte er und fegte frustriert den Taschenrechner vom Tisch.
Lincoln hob ihn auf und bot an, ihm bei der Rechnerei zu helfen. Der Korrektor, Chuck, war so dankbar, dass er Lincoln dazu einlud, nach der Arbeit mit ein paar von seinen Kollegen was trinken zu gehen. Sie gingen in eine Bar am anderen Flussufer. In Iowa machten die Kneipen erst um zwei Uhr nachts zu.
Seht mich an, dachte Lincoln. Ich gehe aus. Mit Leuten. Mit neuen Leuten.
Er verabredete sich sogar mit einigen von den Typen für eine Runde Golf am nächsten Tag. Chuck erklärte Lincoln, dass Korrektoren immer alles zusammen machen, weil »die bescheuerten Arbeitszeiten uns nicht die Möglichkeit geben, normale Leute zu treffen«. Ein anderer ergänzte, dass man es auf diese Art und Weise auch nie herausfand, wenn die Ehefrau mit einem Typen ins Bett ging, den sie beim Kirchgang kennengelernt hatte.
Die Korrektoren tranken billiges Bier und wirkten ein wenig verbittert. Über alles. Aber Lincoln fühlte sich bei ihnen wohl. Sie hatten alle viel zu viel gelesen und viel zu viel ferngesehen und stritten sich über Filme, als wäre es etwas, das wirklich passiert war.
Die kleine Blonde, Emilie, setzte sich neben Lincoln und versuchte, ihn in ein Gespräch über Star Wars zu verwickeln. Was natürlich funktionierte. Vor allem, nachdem sie ihm eine Flasche Heineken ausgegeben und verkündet hatte, dass sie keinen Unterschied zwischen dem Originalfilm und der Special Edition bemerkt hatte.
Alles an Emilie – ihre Stupsnase, ihre zarten Schultern, ihr Pferdeschwanz – erinnerte Lincoln an das, was Beth über sie geschrieben hatte. Weshalb er zu viel lachte und häufiger errötete als eigentlich beabsichtigt.
Beim D-&-D-Spiel am Wochenende nahm Christine Lincoln beiseite und fragte ihn nach der Situation bei der Arbeit. »Hast du aufgehört, die E-Mails dieser Frau zu lesen?«, fragte sie.
»Nein«, musste Lincoln zugeben, »aber ich bin diese Woche nicht an ihrem Schreibtisch vorbeigelaufen.«
Christine biss sich auf die Lippe und wiegte nervös das Baby. »Ich bin nicht sicher, ob das als Fortschritt zählt.«