Interview mit Matt Dickinson

Was hat Sie dazu inspiriert, Ihre Geschichte auf der Chaostheorie aufzubauen?

Die Chaostheorie ist einfach die coolste Sache innerhalb der Naturwissenschaften. Ohne sie wäre das Universum ein ziemlich langweiliger Ort, und dasselbe gilt für unser Leben. Immer wenn mir etwas von Bedeutung geschieht, verschafft es mir einen echten Energiestoß, zurückzudenken und mich zu fragen: Wie ist das wirklich passiert? Es ist unglaublich, wie oft große Ereignisse in unserem Leben durch kleine, scheinbar unwichtige Ursachen ausgelöst werden. Dieses Gefühl des Staunens brachte mich dazu, Die Macht des Schmetterlings zu schreiben.

Glauben Sie, dass die Chaostheorie der Wahrheit entspricht?

Die Chaostheorie muss der Wahrheit entsprechen. Wäre das nicht der Fall, so wären wir immer in der Lage, vorauszusagen, was als Nächstes geschieht! Die Physik, die Mathematik, die Ökonomie und die Biologie – jeder einzelne Aspekt unseres Lebens wird vom Chaos beeinflusst. Die winzigste Veränderung in den ursprünglichen Bedingungen führt zu unvorhersehbaren Ergebnissen. Ohne das hätte das Leben gar nicht erst begonnen.

Sind Sie wie Kuni auf den Mount Everest gestiegen? Was war das für ein Gefühl?

Wie Kuni hatte auch ich das Glück, auf dem Gipfel des Mount Everest zu stehen. Ich war dort, um einen Dokumentarfilm zu drehen, und konnte den höchsten Punkt der Erde fast vierzig Minuten lang filmen. Es war ein unglaubliches Privileg, an diesen Ort zu gelangen, auch wenn ich zugeben muss, dass ich starr vor Angst war, wieder hinunterzusteigen. Siebzig Prozent der Menschen, die dort oben zu Tode kommen, sterben während des Abstiegs. Ein paar Filmaufnahmen von meinem Aufstieg sind auf der Website zu Die Macht des Schmetterlings (www.mortalchaos.com) zu sehen.

Von Ihrer Zeit auf dem Mount Everest abgesehen, haben Sie noch andere gefährliche Situationen durchlebt?

Meinen schlimmsten Augenblick habe ich erlebt, als ich in der Antarktis drehte. Wir bestiegen den Mount William, kletterten einen steilen Eishang hinauf, als eine Lawine donnernd auf uns niederging. Ein paar Sekunden lang war ich wirklich sicher, dass wir alle getötet werden würden. Es war das seltsamste Gefühl, die Gewissheit, dass man in diesem Moment von dieser ehrfurchtgebietenden Kraft ausgelöscht würde. Aber der Hang, an dem wir uns befanden, war fast gerade, und die Lawine schoss über uns hinweg und prallte auf den Hängen unter uns auf. Dieses Mal hatten wir Glück gehabt.

Meinen Sie, Ihre Erfahrungen haben Ihnen geholfen, als Sie Die Macht des Schmetterlings geschrieben haben?

Viele Situationen, die ich beim Filmen erlebt habe, haben Einzug in Die Macht des Schmetterlings gefunden. Momente, die ich erlebt habe. Menschen, die ich in den entlegensten Winkeln dieser Erde kennengelernt habe. Das ist mit das Tollste am Schreiben: Man kann die Erlebnisse und Erfahrungen in seinem Gedächtnis abheften, um sie später in einem Buch zu verwenden. Es gibt also eine Menge »gelebte Wirklichkeit« in Die Macht des Schmetterlings.

Es passiert so viel in Die Macht des Schmetterlings. Haben Sie sich irgendeine Art von Plan gemacht, bevor Sie mit dem Schreiben anfingen, damit Sie sehen konnten, wie all die unterschiedlichen Geschichten miteinander verwoben werden würden?

Ich habe mir einen genauen Plan gemacht, um den Plot von Die Macht des Schmetterlings auszuarbeiten. Tatsächlich waren irgendwann praktisch alle Wände meines Büros mit Notizzetteln tapeziert. Ich liebe es, die Verbindungen herauszufinden, und es gibt immer wieder jenen Heureka-Moment, wenn man auf eine verrückte und wundervolle Verknüpfung zwischen den Figuren stößt. Die Handlung basiert auf Ursache und Wirkung, ich musste also von Anfang an eine klare Vorstellung von dem haben, was vor sich gehen würde. Eine fehlende Verbindung, und die ganze Sache wäre zusammengebrochen.

Es gibt eine Menge erstaunlicher Figuren in dem Buch, und sie erwachen wirklich zum Leben. Haben Sie einen speziellen Favoriten? Oder gibt es eine Figur, die Ihnen ähnlich ist?

Meine Lieblingsfigur ist Bakili. Ich habe einmal in Malawi gedreht, und dabei haben wir Jungen wie ihn kennengelernt, die die ganze Nacht in den Feldern Wache stehen, um Raubtiere und Aasfresser zu vertreiben. Er ist mutig und hält treu zu seiner Familie, er lässt sich von seinem Wachposten im Maisfeld nicht vertreiben, obwohl er entsetzliche Angst vor den Pavianen hat. Auf die Frage nach der Figur, die mir am ähnlichsten ist, muss ich wohl Kuni nennen. Sie liebt das Bergsteigen – genau wie ich.

Sie haben ein zweites Buch über die Chaostheorie geschrieben. Ist Ihnen das Schreiben leichter oder schwerer gefallen als beim ersten Mal?

Ich habe jede Minute geliebt, die ich am ersten Band von Die Macht des Schmetterlings geschrieben habe, und wenn das überhaupt möglich ist, hat der zweite Band noch mehr Spaß gemacht. Das lag daran, dass ich mehr Zutrauen in das Konzept hatte und sicherer zu wissen glaubte, woran der Leser Freude hätte. Es gibt darin also ein bisschen mehr aberwitzige Handlung und sogar noch merkwürdigere Verbindungen als im ersten Band. Und was den dritten Band betrifft – nun, ich lasse von mir hören.

Haben Sie ein paar Tipps für Leser, die sich selbst einmal als Schriftsteller versuchen wollen?

Ja. Ich würde sagen: Schreibt über die Dinge, die euch interessieren, die Sachen, die euch in Begeisterung versetzen. Seht euch eure eigene Welt an, das, was euer Interesse weckt oder euch wütend macht, und ihr werdet auf Themen stoßen, die stark genug sind, um eine Kurzgeschichte oder ein Buch daraus zu machen. Ein langes Buch oder einen Roman zu schreiben, kann einschüchternd wirken, also ist es hilfreich, es sich als eine Reihe von Kurzgeschichten vorzustellen. Vor allem glaubt nicht, es müsste perfekt sein. Die meisten der erfolgreichen Autoren, die ich kenne, gehen nach der folgenden Taktik vor: Schreibt erst einmal den ersten Entwurf – so schnell, wie ihr nur könnt. Dann überarbeitet und verbessert es, bis es so ist, wie ihr es haben wollt. Und holt euch Feedback von euren Freunden und Verwandten.

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Die Macht des Schmetterlings
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