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Chinchewe, Malawi, Ostafrika
Tinas Ehemann Martin war gerade aus der Vordertür der Klinik von Africa Frontline Care getreten, als ein weißer Toyota Land Cruiser die Auffahrt hinaufgerast kam. Der Fahrer brachte sein Fahrzeug in einer Wolke von rotem Staub zum Stillstand, und eine der ortsansässigen Frauen kletterte hinaus und stürmte auf ihn zu. Ein bewusstloses Kind hing ihr schlaff in den Armen.
»Bitte, helfen Sie meinem Sohn«, rief sie und warf Martin das blutverschmierte Kind vor Verzweiflung geradezu in die Arme. »Bitte tun Sie etwas für ihn!«
Martin schlug die Decke, die den Unterkörper des Jungen bedeckte, zurück und zuckte zusammen, als er die tiefe Verletzung auf dem Schenkel sah. Zuerst glaubte er, der Junge sei vielleicht mit einem Messer gestochen worden, dann aber sah er noch einmal genauer hin.
»Das sieht nach einer Bissverletzung aus«, sagte er.
»Das ist richtig. Er ist von einem Pavian angegriffen worden.« Die Mutter weinte jetzt hemmungslos.
»Sind Sie sich sicher? Von einem solchen Vorfall habe ich noch nie gehört.«
»Es stimmt«, beteuerte ihm der Fahrer. »Ich habe ihn bei den Feldern gefunden.«
»Wann ist es passiert?«
»Genau weiß ich das nicht. Er war schon fast bewusstlos, als ich ihn aufgabelte.«
»Dieser Junge hat eine Menge Blut verloren. Es geht ihm sehr schlecht«, erklärte ihnen der Arzt. »Wir müssen ihn in die Klinik schaffen.«
Martin eilte die Treppen hinauf und führte sie durch den Gang in einen Behandlungsraum.