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Mount Everest, Nordwand, Nepal
Kuni kratzte mit den Händen und schob kleinere Brocken Eis von sich weg, um auf diese Weise die Öffnung zu vergrößern. Der stechende Schmerz in ihrem Oberschenkel schwoll sogar noch an, als sie versuchte, das Bein anzuheben. Vorsichtig verdrehte sie ihren Körper, zog sich mit beiden Händen voran und spürte endlich, wie der Druck nachließ.
Schnell rollte sie über ein paar Eisblöcke und stellte fest, dass sie frei war.
Sie lag auf der Seite, traumatisiert und unter Schock. Ihr Geist – der durch die nervenaufreibende Wirkung der extremen Höhe und die Anstrengungen ihrer Besteigung des Mount Everest ohnehin schon wie betäubt war – kämpfte darum, mit der jähen und womöglich tödlichen Wendung zurechtzukommen, die die Dinge genommen hatten.
Am Hang hatte es eine Lawine gegeben. Kurz unterhalb des Gipfels.
Kuni erinnerte sich: Als letzte Aktion hatte sie sich rückwärts in den Schnee gesetzt – und jetzt wurde ihr klar, dass die scheinbar harmlose Kraft, die dazu nötig war, die Lawine ausgelöst und sie mit sich gerissen hatte. Sie reckte den Hals und versuchte, ihre Situation zu erfassen.
Und fragte sich, ob sie aus dieser Falle wohl entkommen konnte.