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Chinchewe, Malawi, Ostafrika
Noch immer stolperte Bakili mit seinem Bruder auf dem Rücken den Pfad hinunter, als er aus einiger Entfernung das Röhren eines Motors hörte. Ein Auto. Er musste es anhalten.
Er schleppte seinen älteren Bruder zur Straße hinunter und kauerte sich auf den Seitenstreifen, gerade als der Toyota mit Vierradantrieb vorüberraste. Eine Sekunde lang sah es aus, als würde der Fahrer nicht anhalten, doch dann trat er auf die Bremse und setzte im Rückwärtsgang bis zu den zwei Jungen zurück.
»Was ist hier los?«, fragte er durch das Fenster.
Bakili erkannte den Fahrer, es war einer der Arbeiter, die hier in der Nähe auf einer Papaya-Plantage beschäftigt waren. Aber Bakili war zu schüchtern, um zu sprechen.
»War er in einen Kampf verwickelt?« Der Fahrer stieg aus und nahm Bakili den nahezu bewegungslosen Körper ab.
»Er ist von einem Pavian gebissen worden.«
»Rede kein dummes Zeug.«
Dann sah der Fahrer sich die Wunde genauer an. »Es sieht allerdings nach einem Biss aus«, gab er zu. »Ich kann ihn in die Klinik fahren. Wo wohnst du?«
Bakili wies auf das nahe Dorf. Der Fahrer bettete Kamuzu sanft auf den Rücksitz.
»Steig ein«, sagte der Fahrer zu ihm. Bakili schloss kurz die Augen und überdachte die Situation. Jeglicher Instinkt befahl ihm, bei seinem verwundeten Bruder zu bleiben und zu versuchen, sich um ihn zu kümmern. Außerdem wusste er, dass die Paviane jetzt, wo sie Blut geleckt hatten, schlimmer sein würden als je zuvor. Bakili hatte immer Angst vor ihnen gehabt – noch mehr als Kamuzu –, und das Letzte, was er wollte, war, jetzt den Hügel zu diesem einsam gelegenen Feld hinaufzusteigen. Aber auf der anderen Seite kannte er seine Pflicht – und er wusste, dass seine Familie ohne den kostbaren Mais Hunger leiden würde.
»Ich kann nicht«, sagte das Kind. »Ich muss gehen und das Feld hüten. Wenn ich es unbewacht lasse, nehmen uns die Affen alles, was wir haben.«
»Ganz wie du willst. Ich fahre und frage im Dorf nach deiner Mutter.« Der Mann stieg wieder ins Auto ein und fuhr davon. Bakili hob den Stock seines Bruders auf und begann, den Hügel hinaufzusteigen. Sein Herz war erfüllt von Furcht.