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Terminal eins, Flughafen Heathrow
Rens Gedanken überschlugen sich. Er dachte noch einmal zurück an das Gespräch mit der Pilotin. Lawine war eines der Worte gewesen, die die Pilotin zu hören geglaubt hatte, und was war das andere …?
»Gletscherspalte«, sagte Ren zu Tony. »Ich glaube, sie steckt in einer Gletscherspalte, das war das letzte Wort, das sie über Funk benutzt hat. Ist das möglich?«
»Hören Sie, Mr Hayashi, es ist extrem unwahrscheinlich. Selbst wenn sie irgendwie in eine Gletscherspalte geworfen worden ist, wären die Chancen, dass sie es überlebt hätte, äußerst gering.«
»Ja, aber möglich ist es trotzdem, oder?«
»Nun ja, vielleicht …«
Eine plötzliche Vision flammte vor Rens geistigem Auge auf; ein entsetzliches Foto von einem toten Bergsteiger, das er einmal in einem Buch über den Mount Everest gesehen hatte, ein steif gefrorener Leichnam, der niemals geborgen werden würde. Der Gedanke, dass Kuni ein solches Schicksal drohen könnte, war zu viel, um es auch nur zu erwägen.
»Nichts da ›vielleicht‹, sie muss in einer Gletscherspalte sein. Tony, das war das Wort, das sie benutzt hat. Sie müssen jemanden nach dort oben schicken, der nach ihr sucht. Sie braucht eine Rettungsmannschaft.«
»So einfach ist das nicht«, blaffte Tony. »Unsere nächsten Bergsteiger befinden sich in Lager fünf, und das liegt tausend Meter unterhalb von ihrer Position.«
»Sie müssen jemanden finden, der sie rettet«, flehte Ren. »Sie ist noch am Leben, ich weiß es einfach.«
»Wir werden tun, was wir können, Mr Hayashi. Zwei deutsche Bergsteiger waren zur selben Zeit wie Kuni auf dem Gipfel. Wir werden sehen, ob wir mit ihnen Kontakt aufnehmen können.«
»Ja, tun Sie das. Tun Sie alles, was in Ihrer Macht steht. Und rufen Sie mich auf dem Handy zurück, sobald es etwas Neues gibt.« Ren legte den Hörer auf und begab sich zu einem der nächststehenden Verkaufsschalter.
»Können Sie mir einen Flug nach Kathmandu besorgen?«, fragte er. »Es ist äußerst dringend.«