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Champlain, Bezirk Columbia, USA
Shelton Marriner fuhr den Trampelpfad von seinem Landhaus hinunter und bog in die Straße ein, die ihn zur Interstate-Autobahn 95 bringen würde. Um diese Zeit am Morgen herrschte nur wenig Verkehr, lediglich die ersten Pendler und Bauarbeiter waren bereits unterwegs. Der Tag würde heiß werden, die Luft war schwer und feucht. Shelton konnte spüren, wie sich Schweißtropfen unter seinen Achseln und in seinem Nacken bildeten. Er hielt sich auf der Interstate-Autobahn, solange er um die Stadt herumfuhr, dann aber bog er, um seine Fahrt fortzusetzen, in eine der ruhigeren staatlichen Straßen ein, weil er nicht riskieren wollte, an einer Mautstation angehalten zu werden. Während er fuhr, fragte er sich, ob er es wohl wagen durfte, irgendwo anzuhalten, um sich einen Kaffee und ein Stück Gebäck zu kaufen.
Ein letztes Frühstück. Der Gedanke gefiel ihm.
Und warum zum Teufel nicht? Zwar war es im Plan nicht vorgesehen, aber Hunger hatte er reichlich. Er hielt an einem Autobahnrestaurant und achtete darauf, eines auszusuchen, von dem aus er den Transporter im Auge behalten konnte, während er für sein Frühstück bezahlte.
Wieder in seinem Transporter, nahm Shelton einen Schluck von seinem Kaffee und zuckte zusammen, als die zu heiße Flüssigkeit ihm die Lippen verbrannte. Warum zum Teufel lernen diese Leute einfach nicht dazu?, fragte er sich, und blitzschnell kochte der Ärger in ihm hoch. Was war so schwer daran, einen gottverdammten Kaffee zu kochen, an dem man sich nicht verbrannte?
Er war versucht, zurückzugehen und den Inhalt des Bechers dem Verkäufer ins Gesicht zu schütten. Dann aber sah er das Bild seiner beiden Jungen auf dem Armaturenbrett und erinnerte sich daran, dass er Wichtigeres zu tun hatte.
Er stellte den Kaffee in den Getränkehalter und bog auf die Nationalstraße ein. Er hielt sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung und schaltete den örtlichen Radiosender ein, um auf seinem Weg in die Stadt den Verkehrsfunk abzuhören.