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An Bord des Fluges 492 nach Moskau
Tina hastete durch die Gangway ins Flugzeug, wo sie ihren Kopiloten Graham Ravenscroft mit Handschlag begrüßte. »Es tut mir so leid, dass ich spät dran bin«, sagte Tina und nahm im Kapitänssitz Platz, wobei sie ihr Handy ausschaltete. »Es war einfach einer von diesen verrückten Vormittagen.«
»Da bist du nicht die Einzige«, erwiderte der Kopilot. »Mein Weg hierher war auch die Hölle. Der Heathrow-Express ist ausgefallen, und ich musste die verdammte U-Bahn nehmen.«
»Wie sieht es mit unserer Startzeit aus?«
»Nun ja, provisorisch hatten sie uns schon mal für zwölf Uhr dreißig eingeteilt. Aber sie wollten die Zeit nicht bestätigen, solange wir nicht beide an Bord waren. Ich sende mal eine neue Anforderung.«
Der Kopilot stellte den Kontakt mit dem Kontrollturm her und zog eine Grimasse, als er die Nachricht erhielt.
»Zwölf Uhr fünfzig«, sagte er.
»Verdammt.«
Tina wusste, dass sie ihre Startzeit verpasst hatten, weil sie den Anruf nach Malawi getätigt hatte. Wären sie ein paar Minuten früher im Cockpit gewesen, hätten sie vor dem Abflug zwanzig Minuten gespart. Dennoch war es richtig gewesen, ihrem Mann den Gefallen zu tun – und wenn das Leben des kleinen Kindes gerettet werden konnte, war sie zufrieden.
»Na dann an die Arbeit.« Tina nahm das Flugdossier für Moskau aus ihrer Flugtasche, und die beiden Piloten begannen mit ihren Prüfungen zur Flugvorbereitung.
Tina unterzeichnete das Ladungsformular, und der Flugdienstberater verließ das Cockpit. Im selben Moment meldete sich der Erste Steward und gab bekannt: »Wir haben einen fehlenden Passagier, Kapitän. Eine Nachbuchung unter dem Namen Lawton.«
»Wir haben unsere Startzeit verloren«, erwiderte Tina. »Du kannst ihm noch ein paar Minuten Zeit geben.«