Zum Schluss

 

Ein Roman ist nicht notwendigerweise der historischen Genauigkeit verpflichtet. Und so wird jemand, der sich die Mühe macht, die eine oder andere Angabe nachzuprüfen auf manch eine Ungereimtheit stoßen. Beispielsweise wurde der große Monolith nicht im Sommer 1925, sondern im Herbst 1928 gefunden. Der Autor sieht seine Aufgabe jedoch darin, zu verdichten, die Wirklichkeit so zu bearbeiten, dass sie kenntlich wird. Deshalb habe ich mir die Freiheit genommen, Begebenheiten und Personen zusammenzuführen, die vormals getrennt waren, Ereignisse und Handlungsträger zu verändern oder gar zu erfinden. Und doch gibt es das Stück Land, das im Mittelpunkt dieser Geschichte steht, es gibt die Marmorberge, und es gibt ihre Arbeiter. Und auch die Geschehnisse während der nationalsozialistischen Besatzung sind nicht fiktiv, so gerne der Leser oder der Autor es hätte.

Vieles, was ich über diese Zeit weiß, verdanke ich Oscar Lalli, meinem Großvater väterlicherseits, der einige Bücher über seine Erlebnisse als Politischer Kommissar einer Partisanenbrigade hinterlassen hat. Und so ist Stefano auch ein wenig Simone, das war der „Kampfname“ Oscars, auch wenn dieser in der Wirklichkeit nicht die Bürde von dessen Vergangenheit getragen hat.

Auch Vieri hat es gegeben, jenen Testflieger der Königlichen Italienischen Marine, der im Sommer 1919 ins Meer stürzt und dessen Foto meine Kindheit und Jugend begleitet hat und noch heute auf der Kommode meiner Mutter steht. Eine Gestalt, die die Phantasie beflügelte, die träumen ließ.

An dieser Stelle möchte ich mich bei meinem Bruder für seine Unterstützung bedanken. Ich bin auch Gian Franco Vené zu Dank verpflichtet. Sein dreibändiges Werk über den Alltag der Menschen im Italien des letzten Jahrhunderts ist unglaublich reich (Mille Lire al mese, Coprifuoco, Vola colomba). Vené versteht es, Geschichte lebendig zu machen. Einiges, was über die Zeit vor und nach dem zweiten Weltkrieg zu lesen ist, wurde von dieser Lektüre inspiriert.

Der Leser, der mehr über die Hintergründe meines Romans erfahren möchte, ist aufgefordert, meine Internetseite zu besuchen: http://www.lalli.de.

 

Heidelberg, September 1999 – Februar 2002

Andere Bücher des Autors:

Die Himmelsleiter

Ein Wissenschaftsthriller

 

Der Schweizer Physiker und Nobelpreisträger Massimo Altomonte kommt bei einem mysteriösen Unfall ums Leben. Thomas Heilant, ein Journalist und früherer Weggefährte Altomontes, begibt sich nach Genf, um die Umstände seines Todes aufzuklären. Im Zuge dieser Ermittlungen gerät er selbst immer mehr ins Zentrum des Geschehens.

Was sich schließlich in einer Nacht Ende Dezember 1989 in der Schweiz erfüllt, hat seinen Anfang mehr als zwanzig Jahre zuvor in Heidelberg genommen. Auf der Suche nach einem eigenen Weg zwischen dem politischen Radikalismus der einen und dem fanatischen Forscherdrang der anderen, gelingt es dem Ich-Erzähler letztlich nicht, sich herauszuhalten. Hatten ihn zunächst dieTäter des Worteseingeholt, sind es jetzt, viele Jahre später, dieJünger des Chaos. Und während Thomas Heilant die Handlungsfäden und die Schicksale der Hauptpersonen über die Jahre 1968 und 1977 zusammenführt, ist da ein anderer, der die Fäden tatsächlich in der Hand hält. Wer es ist, erfährt am Schluss nur der Leser.

Was wie ein Kriminalroman beginnt, entfaltet bald ein facettenreiches Wechselspiel psychologischer, philosophischer und politischer Elemente, die, zu einer verständlichen Einheit verwoben, schließlich eine überraschende Lösung offenbaren. Wie der Ich-Erzähler macht sich auch der Leser auf die Suche nach einer Wirklichkeit, die nach und nach schichtweise freigelegt werden muss.

Die Himmelsleiterist ein Symbol der Suche nach dem Absoluten und gleichzeitig Sinnbild ihres Scheiterns. Aber es sind nicht nur die Frevler, die hinabgestoßen werden. Thomas Heilant muss schließlich erkennen, dass auch ihm eine tragische Rolle zugedacht wurde. Er ist der Henker und, als Marionette einer ihm überlegenen Macht, doch nur das Opfer. Für ihn wirddie Himmelsleiter zum schweren Gang, sich in sein Schicksal zu fügen.

Philosophisch, physikalisch, psychologisch und politisch: ein Wissenschaftskriminalroman, ein Achtundsechzigerroman. Ein Stück Literatur, das an Spannung und Erzählvermögen nichts vermissen lässt. Und ein unheimliches Szenarium, das durchaus Wirklichkeit werden kann.