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Kearny-Fuchida Yare Industries, Yare, Kathil Kathil-PDZ, Mark Capella, Vereinigtes Commonwealth7. Dezember 3062
Karen Fallon steuerte den HauptmannOmniMech entlang der früheren Westflanke der 8. RKG, die jetzt zur Hauptfront der Schlacht geworden war. Sie zog sich langsam zur Ortschaft zurück und verlangte der Kathil-Miliz für jeden Meter Boden einen hohen Preis ab. Besser noch, sie verlangte ihn David McCarthy ab, indem ihre schweren Laser wieder eine Lage Panzerung vom bereits schwer mitgenommenen linken Bein seines BattleMechs schnitten.
Glutofenhitze schlug durch das Cockpit, als die Hitze des zur Hochleistung getriebenen Fusionsreaktors in die Luftversorgung strahlte. Sie atmete flach und schnell, während sie darauf wartete, dass die Wärmetauscher des Mechs die Temperatur zurück auf ein erträgliches Maß senkten. Schweiß stand ihr auf der Stirn, lief ihr übers Gesicht und tropfte vom Kinnriemen des Neurohelms. Auf den bloßen Armen und Beinen strömte der Schweiß ungehindert, aber der Neolederbezug der Steuerknüppel verhinderte ein Abrutschen der Hände.
Ein Vollstrecker hämmerte mit einer großkalibrigen Autokanone auf sie ein. Die Granaten nagten an der Torsopanzerung des Hauptmann, richteten aber zu wenig Schaden an, um ihr gefährlich zu werden. McCarthys Destruktor war eine ernstere Sorge, auch wenn er sorgfältig darauf achtete, nie mehr als ein Gaussgeschütz und eine Partikelprojektorkanone gleichzeitig abzufeuern, um Munitionsverbrauch und Wärmeentwicklung im Griff zu behalten. Die PPK geißelte genug Panzerung vom rechten Mecharm, dass der nächste Volltreffer drohte, ihr die Hälfte der Langstreckenbewaffnung zu rauben.
Karen drehte den Hauptmann in der eingeschnürten Taille und zog den rechten Arm hinter den Rücken, um ihn zu schützen. Sie bewegte sich noch zehn Schritte zurück und zog eine neue Frontlinie, an der sich die nahen Katzbalger-Mechs formierten.
Trotz Kommandant Greenes Detailbefehlen hatte Karen Fallon den Eindruck, dass ihre Schlacht sich gar nicht gut entwickelte. McCarthys KampfpanzerÜberraschung hatte der RKG zwar einen recht effektiven Dämpfer versetzt, aber das strategische Gesamtbild bevorzugt weiterhin ihre Seite. Und jetzt rannte Evan Greene mal wieder davon, wild entschlossen, jede Einzelheit der Verteidigung Yares zu kontrollieren, und überließ es ihr David McCarthy zu erledigen, obwohl er dieses Recht zuvor für sich allein beansprucht hatte. Sie wäre bereit gewesen, diesen Sieg mit ihm zu teilen.
Sein Pech.Karen hatte schon vor Jahren gelernt, sich auf dem
Schlachtfeld nicht um jede Kleinigkeit zu kümmern. Möglicherweise rettete man ein einzelnes Leben, aber vielleicht traf man auch eine Fehlentscheidung, wo untergeordnete Offiziere ohne weiteres selbst in der Lage gewesen wären, mit der Situation fertig zu werden. Sie hatte versucht, Greene zu helfen, indem sie einen Teil der Befehlsverantwortung übernahm, aber als sie ihn mit der Feuerkraft des Hauptmann unterstützt hatte, hatte er es als Gelegenheit gesehen, wieder den vollen Befehl über das Bataillon zu übernehmen. Jetzt formierte er den größten Teil der Einheit westlich von Yare und versuchte, die Schlacht um den Ort zu lenken.
Wenn er es unbedingt so haben wollte! Fallon würde McCarthy auseinander nehmen und die Capella-Dragoner stoppen. Danach würde sie für die Aufräumarbeiten wieder den Befehl über das Bataillon übernehmen, wie es ihr zustand. Evan fehlte einfach der Blick für die großen Zusammenhänge. Seine Erfolge würden immer ein Teil der ihren sein. Nur wenn man sich aus dem Zugriff der Vorgesetzten befreite, wie sie es getan hatte, als sie aus District City nach Yare gekommen war, konnte man wirklich selbst glänzen. So wie sie es tat. Sie verschaffte sich einen eigenständigen Erfolg. Sollte Mitchell Weintraub ruhig weiter seine politischen Spielchen spielen. In der Zwischenzeit würde Karen Fallon für die Prinzessin Siege erringen. Die Lautsprecher ihres Neurohelms knackten. »Lieutenant General Fallon, hier ist Yare Zentrale. Wir haben «bei eine Nachricht von Generalhauptmann Weintraub erhalten. Kommodoreleutnant Kerr hat die Dragoner gestellt.«
Verdammt. Karen zog sich einen Schritt von der Front zurück und erteilte den anderen Piloten schnell Befehl, sich langsam zu Evans Position zurückzubewegen. Sie und die zerschossenen Mechs aus seiner ursprünglichen RudelLanze marschierten zu einer kurzen Kampfpause in den Ort. Ein paar flackernde Ortungssignale auf der Sichtprojektion ließen vermuten, dass sich bereits ein oder zwei andere RKGEinheiten dort in der teilweisen Deckung der Gebäude aufhielten.
»Gestellt?«, fragte sie nach. »Oder zerstört?«
»Gestellt. Kommodoreleutnant Kerr konnte die meisten Dragoner bis
jetzt von Kathil fernhalten, auch wenn ein beschädigtes
Landungsschiff in Thespia aufgesetzt hat. Aber er hat noch keines
zerstört.«
»Warum haben Sie dann noch nichts getan?«, herrschte sie den Mann
am anderen Ende der Leitung an. An der Landung in Thespia ließ sich
nichts machen. Falls das Schiff in extremer Entfernung
eingeschwenkt und unter dem Horizont angeflogen war, hätte Yare es
beim besten Willen nicht treffen können. Aber sie weigerte sich zu
glauben, dass kein Dragoner-Landungsschiff sich in ihrem
Zielbereich aufhielt. »Sie haben mir erklärt, dass wir die
Robert Davion und alle Landungsschiffe
in ihrer Nähe verfolgen.«
Eine andere Stimme drang über die Verbindung. Paul Allison, der
Werksleiter, klang aufgeregt. »LLieutenant General«, stammelte er.
»Wir arbeiten hier nicht mit einem Feuerleitprogramm. Wir ziehen
Sensordaten aus dem Satellitennetz und unsere Computer
extrapolieren die meisten Flugbahnen aus bekannten Umlaufbahnen und
den gemeldeten Kursabweichungen aller Schiffe in der Nähe einer
Flugverbotszone.«
»Was ist aus Ihrem Versprechen geworden, die Punkte auf die ›I‹s
und die Striche in die ›T‹s zu setzen, Allison?«
»Die Robert Davion ist ein ziemlich
großes Ziel, Lieutenant General. Bei Landungsschiffen ist das schon
etwas anderes. Und im Augenblick tobt über Kathil das Chaos. Es
findet irgendeine Raumschlacht zwischen den Wachschiffen der
Werftanlage statt. Wenn Sie mir ein Ziel anweisen, kann ich es
zerstören, aber die Computer können kein bestimmtes Schiff
annähernd sicher identifizieren, erst recht nicht in dem Gewimmel
Ausweichmanöver fliegender Landungsschiffe da oben.«
Kathil hatte den Hauptmann inzwischen
auf die Straßen Yares gelenkt, während sie mit verkniffenem Mund
zuhörte, wie Allison ihr zu erklären versuchte, warum er nicht
liefern konnte, was sie bestellt hatte. Die Gründe interessierten
sie nicht. Sie wollte Resultate. Fliegende Hitze stieg ihren Nacken
empor.
Aber ihre Entgegnung wurde von einer neuen, panischen Stimme
aufgehalten, die jäh aus dem Funkgerät schlug. »Hinterhalt!
Elementare! Holt sie weg, holt sie weg!«
So unwahrscheinlich es gewesen wäre, genetisch manipulierte
Clan-Infanterie auf den Schlachtfeldern Kathils zu finden, der
Alarmschrei des MechKriegers schockte Karen für einen Augenblick.
In größerer Zahl waren Elementare ein Angst einjagender Gegner. Die
gepanzerten Infanteristen hielten Treffern von Mechwaffen stand und
sprangen auf die Kampfkolosse ihrer Gegner, um mit den mechanischen
Krallen ihrer Arme die Panzerung wegzureißen. Plötzlich wimmelte
die Sichtprojektion von roten Gefahrensymbolen dieser Truppen, die
im ganzen Ort aus der Deckung schwärmten. Mehrere kamen schnell auf
sie zu.
Fallon schaltete auf die schweren Laser, um sich zu verteidigen und
halbierte zwei Gefechtspanzer, bevor sie erkannte, welchen Fehler
der Pilot begangen hatte. Das waren keine Elementare, sondern
ChevalierKröten - das für Haus Davion entwickelte Gegenstück der
Inneren Sphäre zur gepanzerten Infanterie der Clans. Mit ihrer
dünneren Panzerung und den schwächeren Armen waren sie kein Grund
zur Panik, auch wenn es ein Fehler gewesen wäre, sie zu
unterschätzen.
McCarthy! Während alle Aufmerksamkeit auf die Schlacht im Tal
gerichtet war, hatte er in einer zweiten Falle für ihre Leute eine
Kröteneinheit in den Ort geschleust. Was für eine Verschwendung,
dass sie auf verschiedenen Seiten kämpften.
Der Mech, dessen Pilot die Warnung ausgestoßen hatte, ein
Lichtbringer, war von den Infanteristen
übersät. Sie attackierten ihn mit Krallen und leichten Lasern,
stachen und rissen an der fünfundsiebzig Tonnen schweren
Kampfmaschine wie Rote Ameisen, die eine Gottesanbeterin angriffen.
Karen verfluchte sich selbst für den anfänglichen Moment der Panik,
steuerte den Hauptmann zu dem um sich
schlagenden Mech und stieß ihn um. Der Kreiselstabilisator im
Innern des Mechs half der Maschine, vom Rücken sofort wieder auf
die Vorderseite zu rollen, bereit, wieder aufzustehen. Aber einige
zerquetschte Leiber blieben auf der geborstenen Straßendecke
zurück.
»Stehen, Fallen, Rollen, du Idiot!«, herrschte sie ihn
an.
Es war ein jahrhundertealter Merkspruch für die beste Methode,
brennende Kleidung zu löschen, den MechKrieger als Erinnerung an
die einfachste Gegenwehr gegen Krötenangriffe adoptiert hatten.
Indem er sich auf den Boden warf, was die Infanteristen erledigte,
die das Pech hatten, zwischen den harten Boden und die zig Tonnen
Gewicht eines Mechs zu geraten, konnte ein Mech mit den Beinen
austreten, um sich schlagen und sich generell zu einer tödlichen
Bedrohung für alle Infanteristen in seiner Nähe verwandeln, ganz
gleich ob gepanzert oder nicht. Endlich dachte auch der
Lichtbringer-Pilot daran, diese Regel
zu beherzigen und befreite sich von den meisten Chevaliers, bis auf ein paar besonders hartnäckige,
die Karen vorsichtig mit den mittelschweren Lasern
erledigte.
Aber die Kröten hatten auch ihre Erfolge. Ein bis dahin
unbeschädigter Caesar lag zertrümmert
auf der Straße, das linke Mechbein vom Torso gesprengt. Aus einem
klaffenden Loch in seinem Rücken fielen die Trümmerreste des
Gyroskops. Die Kröten sprangen von Dächern und aus Gassen und boten
kaum ein brauchbares Ziel, als sie versuchten, in den toten Winkel
des Hauptmann zu gelangen. Ihre
Sensoren entdeckten mindestens zwei Chevaliers, die sich bereits an seine Unterschenkel
klammerten.
»Raus aus der Stadt«, befahl Karen in einer blitzschnellen
Entscheidung. »Yare sofort verlassen.« Sie beschleunigte den Omni
und marschierte rückwärts. Der Lichtbringer kam wieder auf die Beine und folgte
ihr. Sie halfen einander, ein paar der Miliz-
Chevaliers vom Rücken des anderen zu schießen. »Alle
Einheiten, hier spricht Lieutenant General Fallon. Yare ist von
Kröten infiziert, aber nicht, ich wiederhole, nicht von Elementaren.« Es handelte sich mit
Sicherheit um Elemente des 2. NAIWKaders. »Auf Kommandant Greenes
Position zurückziehen. Meiden Sie Yare, aber achten Sie mit darauf,
die Kröten in der Stadt zu halten.«
Noch ein kleiner Erfolg für McCarthy, aber diesmal einer, der sich
leicht eindämmen ließ. In der Enge der Strassenzüge hatte die
Kröteninfanterie einen leichten Vorteil, doch falls sie sich in das
freie Gelände um den Ort wagten, waren die Infanteristen kaum mehr
als Zielscheiben. Der Mikrowellensender und die Steueranlagen von
Yare Industries befanden sich ohnehin in weiter Entfernung von der
Stadt. Apropos...
»Allison!«, knurrte sie, und schaltete zurück auf die Verbindung
zur K-F-Yare-Zentrale. »Allison, Sie haben erklärt, wir verfolgen
den Kurs der Robert Davion. Bedeutet
das, wir haben zumindest deren Position sicher fixiert?«
»Ja, Lieutenant General. Das Kriegsschiff bietet ein ziemlich
offensichtliches Sensorprofil. Wie die Raumwerften und mehrere
große Fabrikstationen in hoher...«
»Worauf ich hinaus will«, unterbrach Fallon den Manager. »Sie sind
ja wohl in der Lage, den Unterschied zwischen dem Kreuzer und einen
Landungsschiff zu erkennen.«
»Natürlich.« Eine kurze Pause, dann: -»Lieutenant General, ich kann
nicht...«
»Sie können - und Sie werden«, schnappte Fallon, während sie die
Lanze in schneller Bewegung zu Evan Greenes neuer
Verteidigungslinie im Westen führte. Ob es Kerr wusste oder nicht -
ob er es wollte oder nicht -, er würde Hilfe vom Boden erhalten.
Sie lächelte grimmig, als sie sich das Gesicht des
Kommodoreleutnants vorstellte, wenn ihr Reserveplan die ersten
Erfolge zeigte.
»Yare Zentrale, Major Simmons! Schaffen Sie den Mann an die
Konsole«, ordnete sie an. »Alles außer dem Kriegsschiff, was da
oben herumfliegt, ist entbehrlich. Sie werden auf der Stelle Ziele
auswählen und abhaken, bis wir diese verdammten Dragoner erwischt
haben! Es ist mir gleich, ob sie sämtliche Satelliten, Jäger,
Landungsschiffe und Raumstationen vom Himmel holen. Jetzt ist
Schluss!«
Auf einem der Hauptsichtschirme der Robert Davion wogte ein rotorangefarbener Feuerball, als ein explodierender Fusionsantrieb ein Landungsschiff verzehrte, ir einem grellen Lichtblitz die gesamte Luft an Bord verzehrte und das Schiff ausweidete. Die Explosion erlosch ebenso plötzlich, wie sie aufgeflammt war, und ließ nur ein verkohltes Wrack vor der Schwärze des Alls zurück
Vom lautlosen Lichtblitz der Explosion vom Holotank abgelenkt, drehte Kerr den Kapitänssessel zu Deborah Watson um. »War das ein DragonerLandungsschiff?«
Watson schüttelte den Kopf. Ihr kurzes Haar wogte sanft in der an- und abschwellenden Schwerkraft. Der Hauptantrieb des Kreuzers wechselte ständig zwischen Voll- und Minimalschub, wie es gerade nötig war, um zu verhindern, dass eines der Dragoner-Landungsschiffe nach Kathil durchbrach. »Nein, Sir. Ein Maultier-Rawndock leichter.«
Kerr stieß ein ärgerliches Knurren aus. »Leichter und Jäger interessieren mich nicht. Genauso wenig wie irgendein Landungsschiff, das keine Dragoner an Bord hat. Sorgen Sie für eine anständige Zielauflösung, verdammt!« Er warf sich zurück in die Polster und starrte Lieutenant Myers an, der den Funkverkehr weiter überwachte. »Geben Sie durch, dass ich unsere Infanteristen, in den Geschützbuchten sehen will. Die Leute strengen sich nicht richtig an.«
Seit er Maat Olsen des Postens enthoben hatte, war Kerr gezwungen, alle Geschütze von Kanonieren abfeuern zu lassen. Bis jetzt hatten zwei Schiff sPPKs eines der Hilfsschiffe der Capella-Dragoner in ein lebloses Wrack verwandeln können, aber eines der größeren Landungsschiffe war entkommen und hatte auf dem Inselkontinent Thespia aufgesetzt. So etwas durfte nicht noch einmal passieren.
Watson ließ sich nicht so leicht abservieren. »Sir, das war keine unserer Salven. Die Ortung hat ein Umschwenken eines der Mikrowellenstrahler von Kathil registriert. Bei Yare Industries. Er ist mitten durch diesen Bereich geschlagen, obwohl das eine freie Flugzone ist.«
Bodenfeuer zur Unterstützung einer Flottenoperation? Kerr hatte zu seiner Zeit schon Seltsameres gehört, wenn auch nicht viel. Aber es klang bekannt. Dieser eingebildete ehemalige Ulanenoffizier auf dem Weg zu einem Posten bei der Miliz, McCarthy. Er hatte so etwas erwähnt.
Kerr schaute auf den Sichtschirm. »Da unten bildet sich also jemand ein, er wäre Morgan HasekDavion.« Weintraub? Seine Miene verdüsterte sich. Er hätte in derartige Plane eingeweiht werden müssen.
Er nahm sich vor, den Generalhauptmann später zur Rede zu stellen und konzentrierte sich auf den Schirm. Kathil hing groß im Bild, ein gelblich-grüner Globus, der den größten Teil der Fläche einnahm. Die Atmosphäre war nur ein paar hundert Kilometer entfernt, und der Steuermann schwitzte bei jeder größeren Kurskorrektur, die sie näher an die unsichtbare Grenze zwischen Weltraum und Planet brachte, Blut.
»Noch einer«, meldete Watson mit mechanisch unbeteiligter Stimme das Ende eines weiteren Landungsschiffes. »Die Manxkatze.« Ein Schiff, das die Robert Davion eine Weile zuvor zu beschützen versucht hatte. Sein Kapitän war ein treuer Anhänger Katrina Steiner-Davions.
Gewesen, verbesserte Kerr sich, wütend über die Einmischung der Bodenstation. »Na schön, wenn das ein Wettrennen werden soll, wer die Dragoner zuerst erwischt, an mir soll's nicht liegen«, erklärte er grimmig. »Komm! Schicken Sie eine Nachricht an Yare und direkt an Generalhauptmann Weintraub, dass er diesen Schwachsinn sofort einstellt. Wenn ich noch einen archontreuen Kapitän verliere oder auch nur einer der Mikrowellenstrahlen auf einen Kilometer an dieser Kreuzer herankommt, kann sich Yare Industries auf eine Lektion in Raum-BodenTreffsicherheit gefasst machen. Bis dahin würden sie versuchen, den offensichtlich halbblind tastenden Mikrowellenstrahlen bei der Jagd nach dem wahren Preis zuvorzukommen. Anscheinend musste er beiden Seiten beweisen, wozu ein Kriegsschiff in der Lage war.
Kerr suchte im Holotank nach Schiffen, die er für Dragoner auf Ausweichkurs hielt. Zwei hielten auf den Planeten zu. Eines plante offenbar auf die Nachtseite des Globus zu fliegen und im Dunkeln aufzusetzen. Indem sie sich aufteilten, war beinahe sicher, dass eines der beiden Schiffe es schaffen würde.
Aber nicht auf seiner Wache. »Armierung, weisen Sie die Barracuda-Raketenlafetten an, das als D-2 Beta markierte Schiff abzufangen. Wenn sie das verdammte Ding nicht treffen können, rate ich ihnen, es zumindest abzuschrecken. Ruder, bringen Sie uns tiefer.«
Maat Erikson schaute ängstlich zum diensthabenden Bordingenieur, Hauptmann Tremmar. Dann fragte er: »Tiefer, Sir?«
»Tiefer, Sie Trottel. Tiefer! Bringen Sie uns über Muran und in die Flugbahn des ersten Landungsschiffs, oder Sie werden es mir büßen. Armierung! Steuerbordgeschütze für eine Breitseite fertig machen. Ich will nicht, dass er entkommt.«
Die Brückencrew machte sich an die Arbeit, und Kathil wurde immer größer. Der Planet schob sich als solide Wand in den Holotank. Bei diesem Maßstab war keine Krümmung auf der Oberfläche zu erkennen. Die Robert Davion näherte sich dem Rand ihres Operationsbereichs und ließ die Schlacht bis auf die Anflugbahn des Dragoner-Schiffs und ein anderes großes Symbol hinter sich, was von der Nachtseite des Planeten heranraste.
»Kontakt«, meldete Watson eine Sekunde, nachdem Kerr es bemerkt hatte. »Vektor Eins-siebenneun Komma Eins-fünnef. Auf Abfangkurs.«
Kerr runzelte die Stirn. »Das Dragoner-Schiff, das uns vorhin entwischt ist? Er kann uns unmöglich angreifen wollen!« Selbst das größte Landungsschiff war kaum eine Gefahr für den Kreuzer, es sei denn, es kam bis auf nächste Nähe heran. Und selbst dann hätte die Robert Darion es zerquetschen können, ohne mehr als einen oberflächlichen Schaden zu nehmen.
»Nein, Sir.« Watson rief ein verschwommenes Bild auf den Schirm. Es sah nach einer Doppelkugel komplett mit zwei Triebwerksflammen aus. »Das ist die Guardian, Kommodoreleutnant«, identifizierte sie das Landungsschiff, das Kerr beim Abflug des Kriegsschiffes aus dem Raumdock ausgeschaltet hatte. »Der Oktopus, der ihr nachgesetzt hat, hat sie abgefangen und schleppt sie zurück zur Werft.«
Ein paar Tage, um das Schiff abzufangen, den Kurs der Guardian zu stabilisieren und sie zurück in eine Umlaufbahn um Kathil zu ziehen, während die Reparatur des Schiffsantriebs lief. Nicht schlecht, entschied Kerr, selbst für Davionisten nicht, und kümmerte sich nicht weiter um sie.
»Beide Triebwerke sind einsatzbereit, auch wenn die Flugcharakteristik darauf hindeutet, dass der Oktopus alle Kurskorrekturen übernimmt«, blieb Watson hartnäckig bei der Sache und tippte hektisch auf der Konsolentastatur. »Ich markiere sie als D-7 und D-8. Wir müssen wohl davon ausgehen, dass sie weiterhin ProMiliz sind.«
Kerr winkte ab. »Ich habe gesagt, Hilfsschiffe interessieren mich nicht. Sie haben die Guardian also geborgen. Wenn sie zurück in den Kampf geschleppt werden muss, kann sie keine sonderliche Bedrohung sein. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Aufgabe, Watson, und schaffen Sie mir das Dragoner-Schiff in Reichweite! Vergessen Sie die anderen. Die weichen aus. Und wenn nicht«, stellte er mit einem bösartigen Lächeln fest, das auf halbem Weg zu den Augen erstarb, »wäre ich gezwungen, die Bekanntschaft aufzufrischen.«