Montag, 16:12 Uhr, Villa am Westfalenweg
»Es gibt gar keinen Grund, mich festzunehmen.«
Ulbricht lächelte. »Aber ich habe einen verdammten Haftbefehl vom Richter in der Tasche, und der reicht fürs Erste. Also, bitte kommen Sie. Ich denke, Sie möchten nicht in Handschellen aus dem Haus geführt werden, oder?« Um kurz nach vier hatten Ulbricht und Heinrichs in Begleitung von zwei uniformierten Kollegen das luxuriöse Haus im Norden von Elberfeld betreten und waren auf einen ziemlich deprimiert wirkenden Werner Grotejohann gestoßen. Er hatte getrunken. Auf dem Schreibtisch standen eine zu drei Vierteln geleerte Whiskyflasche und ein leeres Glas. Der Tod von Peggy Bach war ihm verdammt nahe gegangen, näher, als er je geglaubt hätte. Als er gerade dabei war, seine Trauer im Alkohol zu ertränken, waren die Polizisten aufgetaucht.
»Ich will erst wissen, wie Sie darauf kommen, dass ich mit den ganzen Zwischenfällen in Zusammenhang stehe«, erwiderte Grotejohann trotzig und verschanzte sich hinter seinem Schreibtisch.
»Das sollen Sie erfahren«, nickte Ulbricht. »Es gibt eine Zeugin, die ausgesagt hat, dass Sie, beziehungsweise Ihre Leute, mit dem Mord an Karlheinz Kötter in Verbindung stehen. Und das war für den Haftrichter Grund genug, einen Haftbefehl auszustellen. Also - bitte kommen Sie.«
»Woher wollen Sie wissen, dass …«
Ulbricht brummte unwillig. »Der Jaguar ist Ihrer. Ob mit an- oder abgeschraubten Kennzeichen - unsere Kollegen haben anhand der Fahrgestellnummer des verbrannten Wracks das Fahrzeug als Ihres identifiziert. Und wir haben eine Zeugin, die ausgesagt hat, dass dieser Wagen am Tatort auftauchte, als Kötter ermordet wurde.«
»Es ist nicht der einzige Jaguar X-Type in Wuppertal«, wiegelte Grotejohann mit schwerer Zunge ab. »Woher wollen Sie wissen, dass es mein Wagen war?«
»Sie haben ihn als gestohlen gemeldet. Beziehungsweise Ihre Firma in Düsseldorf, denn der Wagen war ja ein Geschäftsfahrzeug. Die Fahrgestellnummer passt auch hier. Und wir haben die Videoaufzeichnung vom Parkplatz der Stadthalle, auf der die markanten Felgen Ihres Wagens ebenfalls zu sehen sind.« Ulbricht winkte ab. »Hören Sie, ich weiß nicht, was die Fahrerin des Jaguar dazu bewegt hat, sich umzubringen, oder ob sie nur den Sicherheitsgurt nicht lösen konnte, aber hier passt eins zum anderen, das werden Sie zugeben. Und deshalb …«, er bedeutete den uniformierten Kollegen, Grotejohann festzunehmen. Die Streifenbeamten traten vor und führten Grotejohann zur Tür.
»Ich will meinen Anwalt sprechen.«
»Sollen Sie«, nickte Heinrichs gönnerhaft. »Aber erst im Präsidium. Da werden wir alles ganz in Ruhe besprechen können. Und wer weiß? Vielleicht fällt Ihnen doch das eine oder andere ein?« Heinrichs grinste. Am liebsten hätte Ulbricht ihm eine runtergehauen. Aber er schwieg und sah dem Kommissar-Anwärter dabei zu, wie er seine erste Verhaftung vornahm. Der Junge musste noch verdammt viel lernen …