Sonntag, 22:30 Uhr, Briller Viertel
Im Wohnzimmer brannte Licht. Die kleine Laterne über dem bogenförmigen Eingangsportal verteilte ihr diffuses Licht vor der Villa. Mücken schwirrten um das staubige Glas der Lampe, als Stefan und Heike vor der Tür standen. Noch bevor Stefan klingeln konnte, öffnete sich die Tür. Anscheinend wurden sie sehnsüchtig erwartet. Jessica Wittwer trug einen hellen Hausanzug aus Fleecestoff. Sie war dezent geschminkt und wirkte jetzt noch blasser als sonst. Eine feine Parfümwolke hüllte sie ein. »Schön, dass Sie so schnell hier sein konnten. Kommen Sie.« Im Haus herrschte Dämmerlicht. Um diese Zeit kam Stefan das Knarzen der Dielen bei jedem Schritt noch lauter vor als bei Tage. Die rothaarige Spediteursgattin führte ihre Gäste ins Wohnzimmer. Kerzen verbreiteten einen warmen Lichtschein. Lange Schatten tanzten über Wände und Mobiliar. Auf dem flachen Wohnzimmertisch standen eine halb geleerte Flasche Rotwein und ein Glas. Stefan blickte zum Fenster. Scheinbar hatte sie Glück gehabt und einen Glaserei-Notdienst gefunden, der die Spuren des Anschlags schnell beseitigt hatte. Nichts deutete mehr darauf hin, dass jemand auf sie geschossen hatte.
»Nehmen Sie doch Platz.«
Stefan und Heike sanken auf das Sofa, während die Hausherrin sich einen bequemen Sessel zurechtrückte und es sich darauf gemütlich machte. Sie zog die Beine an, stellte die Füße auf die Sitzfläche und verschränkte die Arme. Ihr Blick glitt ins Leere, und sekundenlang hing sie ihren Gedanken nach. Lediglich das Ticken der Standuhr durchschnitt minutenlang die Stille. Erst als Stefan sich räusperte, erwachte Jessica Wittwer aus ihrer Lethargie. »Ich verdanke Ihnen mein Leben«, lächelte sie, an Stefan gewandt.
»Jeder hätte so gehandelt«, behauptete Stefan.
»Was können wir für Sie tun?« Heike wurde ungeduldig. Sie hatte nicht länger vor, der reichen Spediteursgattin beim Süßholzraspeln zuzuschauen.
Jessica Wittwer rang nervös mit den Händen und fuhr sich durchs Gesicht. Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis sie redete.
»Als Journalisten haben Sie doch sicher einen guten Draht zur Polizei, oder?« Das klang wie eine Feststellung, nicht wie eine Frage.
»Wir arbeiten zusammen - im Rahmen der Möglichkeiten«, nickte Heike. »Was nicht heißen soll, dass wir mit den Behörden immer einer Meinung sind.«
»Kann ich auf Ihre Diskretion hoffen?«
»Natürlich«, antwortete Stefan schnell.
»Auch, wenn es … nun, wenn es um ein brisantes Detail geht?«
»Auch dann.«
»Wir werden erpresst.« Sie blickte ihre Besucher an und schien in Stefans und Heikes Gesichtern lesen zu wollen.
»Was … ich meine, wer erpresst Sie?« Stefan hatte zuerst die Sprache wiedergefunden.
»Wenn wir das wüssten.«
»Sie werden bedroht?«, fragte Heike aufgeregt.
Jessica Wittwer lachte auf und deutete auf das Fenster mit dem neuen Glas. »Fragen Sie Ihren Freund, Frau Göbel. Ich glaube, der Anschlag heute Nachmittag war Drohung genug.« Sie legte eine kurze Pause ein, bevor sie fortfuhr. »Das geht seit einigen Tagen so. Geheimnisvolle Anrufe, Drohungen, bislang nur telefonisch, mit Ausnahme von vorhin. Man fordert eine fünfstellige Summe.«
»Haben Sie die Polizei verständigt?« Heike beugte sich im Sitzen vor und warf Stefan einen vielsagenden Blick zu.
»Nein, was denken Sie?« Jessica Wittwer griff nach dem Weinglas und leerte es in einem Zug. »Möchten Sie auch etwas trinken?« Heike und Stefan schüttelten die Köpfe. »Sie müssen die Polizei alarmieren«, riet Stefan ihr. »Wenn das vorhin eine Warnung war, dann brauchen Sie Schutz.«
»Sie wissen, was ich von unseren Behörden halte.«
»Trotzdem - wenn Sie nicht zur Polizei gehen, sind Sie den Erpressern schutzlos ausgeliefert.«
»Vielleicht sollte ich einen Privatdetektiv beauftragen oder eine Security-Firma mit dem Schutz des Hauses betrauen.« Sie schenkte Wein nach.
»Das ist nicht das Gleiche«, gab Heike zu bedenken.
»Die Polizei kann mir nicht helfen. Nicht mehr.«
»Haben Sie einen Verdacht, wer hinter der Erpressung stecken könnte?«, fragte Stefan aufgeregt. »Ich meine, ist Ihnen etwas Besonderes aufgefallen?«
»Nichts dergleichen.« Jessica Wittwer schüttelte den Kopf. »Mein Mann ist geflüchtet, um den Tätern aus dem Weg zu gehen. Er wollte mich überreden, mit ihm zu fliegen. Aber ich hatte hier etwas zu erledigen.« Dass sie log, bemerkte Stefan sofort, doch er schwieg und tauschte einen raschen Blick mit Heike, die den Faden nun aufnahm.
»Es kann nicht so wichtig gewesen sein, dass Sie dafür Ihr Leben aufs Spiel setzen«, erwiderte Heike.
»Oh doch.« Es klang leise, aber sehr bestimmt. Jessica Wittwer starrte in die Flamme einer Kerze. Ihr Gesicht war starr, eine Maske. »Ich musste Schluss machen.«
»Schluss? Mit wem? Oder besser - womit? Wie meinen Sie das?« Stille. Ein schwer zu deutendes Lächeln stahl sich auf das aparte Gesicht der Frau. »Da ist noch etwas, das Sie wissen sollten.«
Die Spannung in dem spärlich beleuchteten Wohnzimmer wuchs. Stefan und Heike tauschten Blicke, während Jessica Wittwer die Dielen des Fußbodens anstarrte. Dann ruckte ihr Kopf hoch. Jede Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen. Ihre feingliedrigen Hände zitterten. Rhythmisch hoben und senkten sich ihre Schultern. Dann öffnete sie die Lippen, verschloss sie, presste sie zu einem schmalen Strich zusammen und schüttelte den Kopf, bevor sie neu ansetzte.
»Ich habe Fritz Plunger getötet.«
*
Es dauerte einige Sekunden, bis Heike und Stefan diese Neuigkeit verarbeitet hatten. Die Sekunden zogen sich zäh wie Gummi. Das Ticken der Standuhr in der Ecke klang wie Donnerschläge. Stefans Mund stand ungläubig offen. Er hatte als Erster seine Fassung wiedergewonnen. »Sind Sie sicher… ich meine, es ist doch…«
»Natürlich bin ich sicher«, hauchte Jessica Wittwer. »Ich habe ihn gestern nach dem Spiel in seiner Kabine erschossen. Mit der Waffe meines Mannes.« Sie lachte trocken auf. »Welch Ironie des Schicksals. Ich erschieße Fritz mit der Pistole meines Mannes. Eigentlich wollte Karl die Waffe mitnehmen, um sich verteidigen zu können. Aber er hatte sie schlichtweg vergessen. Und da kam mir der Gedanke, dass ich die Pistole selber gut gebrauchen könnte. Ich benutzte sie, um endlich einen Schlussstrich zu ziehen.« Stefans Gedanken rasten ihm durch den Kopf. Dann erinnerte er sich an die Putzfrau, die ihm auf seinem Weg zu Plunger entgegengekommen war. Nur den Bruchteil einer Sekunde hatte er sie gesehen. Sie war seinem Blick ausgewichen, daran erinnerte er sich.
Das Einzige, woran er sich erinnerte, waren die schwarzen Haare. Sie hatten geglänzt…
Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Peer war, als er nach dem Anschlag den Verbandskasten aus dem Keller geholt hatte, eine schwarze Perücke aufgefallen. Davon hatte er vorhin im Brauhaus berichtet. Und trotzdem hatte Stefan keine Schlüsse daraus gezogen. Er schalt sich einen Narren. Darauf hätte er sofort kommen müssen!
»Die schwarze Perücke«, rief Stefan. Der Kreis begann sich zu schließen. Oder war es eine Schlinge, die sich schloss? Um Jessica Wittwers hübschen Hals?
»Sie waren die Putzfrau, die mir in die Arme gerannt ist, als ich auf dem Weg zu Plunger war«, stieß Stefan fassungslos hervor.
Jessica Wittwer nickte. »Ich habe mich verkleidet, um möglichst unbehelligt nah an seine Kabine zu kommen. Und heute Mittag bin ich vor Schreck fast in Ohnmacht gefallen, als Sie an meiner Haustür klingelten. Mein erster Gedanke war, dass Sie mich im Stadion erkannt haben.«
»Was ändert das jetzt noch?«
»Nichts. Er ist tot. Unwiederbringlich tot, und ich habe ihn ermordet!« Jessica Wittwer brach schluchzend zusammen. Stefans Gedanken fuhren in seinem Kopf Karussell. Plötzlich verstand er, warum die Tatwaffen verschiedene Kaliber aufgewiesen hatten - die Opfer waren von zwei völlig voneinander unabhängigen Menschen erschossen worden. Aber was war mit den zerstörten Pinguin-Skulpturen? Was hatte das eine mit dem anderen zu tun? Er fühlte sich, als würde er vor einem großen Abgrund stehen. Wie konnte eine elegante und reiche Frau wie Jessica Wittwer einen Mann so eiskalt ermorden? Stefan warf Heike einen hilfesuchenden Blick zu.
»Aber warum haben Sie das getan?«, fragte Heike an Jessica Wittwer gewandt und rutschte nervös auf der Vorderkante des Sofas herum. Sie hatte sichtlich Mühe, ihre Erregung zu verbergen.
Emotionen waren fehl am Platze. Die Spediteursfrau hatte ein ganz großes Problem: ihr eigenes Leben. Sie hatte sich selber eine Grube gegraben und sich hineinfallen lassen. Heike verstand die Welt nicht mehr. Was musste im Kopf dieser Frau vorgegangen sein, als sie sich zu dieser Tat entschlossen hatte?
Die Wittwer beruhigte sich ein wenig. Sie betrachtete Heike wie einen Geist und wischte sich durch die verheulten Augen. Das Make-up war dahin und verwandelte ihr Gesicht in eine schaurige Maske. »Ich… wir hatten ein Verhältnis.« Sie flüsterte nur und wich Heikes und Stefans Blicken aus. »Wie Sie wissen, ist mein Mann Sponsor des Wuppertaler Fußballclubs. So lernte ich Fritz kennen.«
»Kennen und lieben?«
»Ja, sozusagen. Sie müssen wissen, dass mein Leben an Karls Seite die Hölle ist. Wir haben viel zu früh geheiratet. Ich war gerade mal neunzehn.« Sie schüttelte den Kopf. »Jung und naiv.« Als sie kurz aufblickte, sahen Stefan und Heike Tränen in ihren Augen schimmern. »Ich mochte seinen Lebensstil. Er konnte mir Reichtum und Wohlstand bieten, genau das, worauf man als junges Ding steht. Wenn ich Klamotten brauchte, gingen wir shoppen. Nicht bei Peek & Cloppenburg, nicht bei C&A, nein, wir flogen übers Wochenende nach Paris oder Rom. Das konnte mir kein gleichaltriger Junge zu dieser Zeit bieten. Karl las mir jeden Wunsch von den Augen ab, und ich redete mir damals wirklich ein, ihn zu lieben. Der Millionär und das kleine Mädchen aus der Arbeiterwelt. Es war fast wie im Märchen. Viel zu spät bin ich aus diesem Traum erwacht. Er hat mich ständig belogen und betrogen. Und er gab mir zu verstehen, dass er mich fertigmachen würde, wenn ich abhaute. Ich fühlte mich in die Enge getrieben und hasste mein Leben im Luxus.«
»Und dann kam Plunger?«, fragte Heike. Sie reichte Jessica Wittwer ein Taschentuch, das sie dankbar annahm und sich die Nase schnäuzte.
»Ja, ich lernte ihn auf einem Ball des WFC kennen. Er war viel jünger als Karl, gutaussehend, sportlich. Ich habe mich sofort in ihn verliebt, vom ersten Moment an. Er war natürlich, stammte aus einfachen Verhältnissen. Seine Eltern lebten am Nützenberg und waren normale Arbeiter. Er hat schon immer Fußball gespielt. Schließlich hat man ihn in den Vorstand des WFC gewählt. Für den Jungen aus kleinen Verhältnissen war ein Traum in Erfüllung gegangen. Ich liebte ihn einfach so, wie er war.« Jetzt lächelte sie matt. »Und ihm erging es anscheinend nicht anders.«
»Liebe auf den ersten Blick?« Heike betrachtete die junge Frau jetzt fast mit einem mitleidvollen Blick. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass Jessica Wittwer den Mann, den sie liebte, eiskalt in seiner Kabine erschossen hatte.
»Es war eine Qual«, fuhr Jessica Wittwer fort. Das Lächeln war auf ihren Lippen gefroren. Nervös rang sie mit den Händen. »Ich war hier in einem goldenen Käfig gefangen, und er konnte mich nicht befreien.«
»Warum?«, fragte Stefan.
»Fritz ist verheiratet. Mit seiner Frau hat er ein schwer behindertes Kind. Er hat es nicht übers Herz gebracht, sie damit alleine zurückzulassen.« Jessica Wittwer winkte ab. »Das heißt, er war verheiratet.«
Betroffenes Schweigen kehrte ein.
»Aber Sie haben es übers Herz gebracht, ihn umzubringen und damit dem Kind seinen Vater zu nehmen?« Heike hatte als Erste die Fassung wiedergewonnen und ging hart mit Jessica Wittwer ins Gericht.
»Immer und immer wieder hat er mich vertröstet. Ich habe ihn geliebt und ihm vertraut, war immer fest im Glauben, dass er mich eines Tages aus diesem verdammten Haus hier befreit und mit mir ein neues Leben beginnt.« Erneut waren Tränen in ihre Augen getreten. »Ich will ehrlich zu Ihnen sein: Irgendwann schlug meine Liebe in Hass um. Verständnis wurde zu Hohn. Ich musste einen Weg finden, um diese Qual zu beenden.«
»Was sollen wir jetzt tun?«
»Bitte rufen Sie die Polizei!« Jetzt war es mit ihrer Fassung endgültig vorbei. »Ich bin bereit, meine verdiente Strafe anzutreten. Nur bringen Sie mich endlich aus diesem Haus.«
Stefan stand auf und trat ans Fenster. Die Dielen der alten Villa knarzten leise unter seinen Füßen. Sein Gesicht spiegelte sich im Fenster, dahinter das von Heike und das der Hausherrin. Stefan blickte hinaus in die laue Sommernacht. Irgendwo zirpten Grillen. Eine fast ländliche Idylle, wenn sie sich nicht mit einer Mörderin in einem Raum befinden würden. Das Briller Viertel lag dunkel vor ihm. »Von wem werden Sie erpresst?«, fragte er, ohne sich umzuwenden.
»Wie ich Ihnen schon sagte, Herr Seiler. Mein Mann ist einer der Hauptsponsoren des WFC. Und ich habe mitbekommen, dass es in den letzten Wochen Turbulenzen rund um das Vereins-Sponsoring gab. Es ging um eine recht hohe Summe, mehr weiß ich nicht.«
»Warum stand Ihr Mann auf der Liste des Pinguinmörders?«
»Ich weiß es wirklich nicht.«
»Haben Sie den Pinguin des Wuppertaler Fußballclubs geköpft?« Stefan löste sich vom Blick in die Nacht und drehte sich zu ihr um.
»Nein, damit habe ich nichts zu tun, das müssen Sie mir glauben.«
»Und?«
»Rufen Sie die Polizei. Und dann lassen Sie mich bitte allein.«
*
Sie traten bedrückt hinaus in die laue Sommernacht. Über dem Nützenberg schälte sich ein klarer Sternenhimmel aus dem Tiefblau über Elberfeld. Stumm stiegen sie die Stufen der Villa herab, durchschritten den kleinen Vorgarten und standen schließlich am Käfer. Heike stützte sich auf das runde Dach. »Und?«
Stefan schloss die Tür auf. »Was - und?«
»Was hältst du von ihr und ihrer Geschichte?«
Schulterzucken. Stefan kletterte hinter das Lenkrad und beugte sich hinüber, um den Verriegelungsknopf der Beifahrertür aufzuziehen. Auf den Einbau einer Zentralverriegelung hatte er bewusst verzichtet. Unnötigen Schnickschnack brauchte er einfach nicht. Was nicht eingebaut war, das konnte auch nicht kaputtgehen. »Sie ist eine Mörderin, und schon alleine aus diesem Grund bin ich froh, dass wir jetzt hier stehen.« Stefan grinste und fummelte den Schlüssel ins Zündschloss. Der Motor sprang ohne Murren an und blubberte zufrieden im Heck. »Und Peer ist verknallt in sie.« Er schüttelte den Kopf, doch Heike ging nicht darauf ein.
»Ich habe das seltsame Gefühl, dass wir Jessica Wittwer nicht Wiedersehen werden«, erwiderte sie und blickte Stefan von der Seite an. Er lenkte den Käfer durch die Moltkestraße herunter. In den meisten Fenstern brannte längst kein Licht mehr. Morgen war Montag, und für viele Wuppertaler würde der Arbeitsalltag wieder beginnen. Stefan nahm den gleichen Weg, den der Jaguar wahrscheinlich am Nachmittag genommen hatte. An der Katernberger Straße blieb er kurz stehen. Von hier aus würden die Täter ganz unbehelligt fortgekommen sein. In kaum mehr als fünf Minuten hätten sie die Autobahn erreichen und über alle Berge sein können.
»Da kannst du Recht haben«, brummte Stefan. »Immerhin wird sie gleich als geständige Mörderin verhaftet werden.«
»Wir haben ihr versprochen, die Polizei zu rufen«, erinnerte Heike ihn. Stefan nickte nachdenklich. »Also - wann?«
»Die Frage ist nicht wann, sondern wen«, murmelte Stefan. »Wie bitte?«
Stefan lenkte den Käfer an einer Haltestelle rechts ran und zückte sein Handy. »Wen wir anrufen sollen, meine ich. Informieren wir die Polizei, oder rufen wir gleich Kommissar Verdammt an.«
»Verdammt?«
»Na klar, er ist doch als Leiter der Mordkommission für alle Tötungsdelikte zuständig. Und Jessica Wittwer hat eben einen Mord gestanden. Oder habe ich mich verhört?«
Heike rollte mit den Augen. »Natürlich nicht.« Sie dachte einen Augenblick lang nach. »Verdammt«, sagte sie dann. »Wir sollten ihm den Mord an Fritz Plunger melden, schließlich hat er gestern im Stadion die Ermittlungen aufgenommen.«
»Allerdings«, seufzte Stefan. Er erinnerte sich mit einem Drücken in der Magengegend an den gestrigen Nachmittag im Stadion am Zoo. Auf übelste Art war er mit Ulbricht aneinandergeraten. Vielleicht passte es dem Kommissar ja nicht, dass er ihm schon wieder einen Schritt voraus war, weil er wusste, wer Plunger auf dem Gewissen hatte. Trotzdem tippte Stefan Ulbrichts Handynummer ein und wartete auf ein Freizeichen.