Sonntag, 20:30 Uhr, Westfalenweg
Der hochgewachsene Mann stand am Fenster und blickte scheinbar gedankenverloren hinaus. Die Arme hatte er hinter dem Rücken verschränkt. Sanft breiteten sich die Hügel zwischen Dönberg und Neviges in der Abenddämmerung aus, doch für die Schönheiten der Landschaft hatte er keinen Blick. Das Zwitschern einer Amsel erfüllte die ländliche Idylle. Werner Grotejohann bebte. Hinter seiner hohen Stirn arbeitete es. Schweißperlen standen auf seiner Stirn. »Wie blöd seit ihr eigentlich?«, polterte er, ohne sich zu seinen Besuchern umzublicken. Die beiden Männer warfen sich vielsagende Blicke zu und zuckten die Schultern.
Grotejohann polterte weiter. »Die Karre wird überall gesucht, und ihr habt nichts Besseres zu tun, als sie für einen weiteren Anschlag zu verwenden. Da werden Waffen mitgeführt, und da sitzen vorbestrafte Fahrer in einem meiner Firmenwagen, der gestohlen gemeldet wurde.« Jetzt fuhr Grotejohann herum. Er war fünfundfünfzig, schlank und hatte dichtes Haar, das an den Schläfen bereits ergraut war. Seine grauen Augen blitzten wütend hinter den Gläsern einer rahmenlosen Brille. »Die Frage ist nicht, ob ihr im Knast landet, die Frage ist, wann ihr im Knast landet.«
»Das ist Berufsrisiko.«
»Lasst euch für Wittwer etwas anderes einfallen.«
»Was denn?«
»Das hier ist Wuppertal und nicht Chicago. Auch nicht Palermo. Also geht diskreter vor. Die Geschichte mit Kötter war schon maßlos übertrieben, aber was ihr euch bei Wittwer geleistet habt, schlägt dem Fass den Boden aus. Zumal er gar nicht da war.«
»Es standen zwei Personen am Wohnzimmerfenster«, rechtfertigte sich einer der Männer. Grotejohann wirbelte herum und funkelte seinen Mitarbeiter wütend an. »Es waren die falschen. Wir erwarten Wittwer nächste Woche zurück. Dann könnt ihr beweisen, was ihr draufhabt.«
»Das werden wir tun. Was ist jetzt mit dem Jaguar?«
»Der muss entsorgt werden. Ich kümmer mich darum.« Damit war das Gespräch für Grotejohann erledigt. Er trat hinter seinen Schreibtisch und ließ sich in den Ledersessel fallen. Von einer Sekunde zur anderen ignorierte er die Männer, die schließlich wortlos das Büro verließen. Er ärgerte sich maßlos, was für Schwachköpfe er da engagiert hatte. Er griff zum Telefon, nachdem die Haustür ins Schloss gefallen war. Grotejohann wusste, wer den Jaguar entsorgen sollte. Und dieser Person traute er mehr zu als den beiden Schwachköpfen.