13

Das Wohnmodul an Bord der Galileo war in drei Ebenen aufgeteilt. Obwohl es selbstverständlich die üblichen Einrichtungen wie eine Kombüse, eine Toilette, eine Schwerelosigkeitsdusche sowie Grundversorgungen wie geschlossene Luft- und Wasser-Recyclingsysteme gab, hatten die Designer für jedes der drei Teammitglieder eine Ebene als persönliches Rückzugsgebiet konzipiert. Und in den Stunden und Tagen, die auf die Zündung ihres Antriebs und den Beginn ihrer interplanetaren Reise folgten, zeigte sich Frank Wood von der Weisheit dieses Entwurfs mehr als beeindruckt.

Die zusammengewürfelte Besatzung der Galileo war nämlich alles andere als ein geselliger Haufen.

Was die Routinetätigkeiten anging, arbeiteten sie natürlich zusammen. Jeder von ihnen musste die Staubfilter säubern, den Luftdruck überprüfen oder die Wände abwischen, um Schimmel- und Algenbildung zu verhindern, was bei fehlender Schwerkraft in abgelegenen Ecken nicht selten vorkam. Sally und Willis folgten willig den Dienstplänen, die Frank erstellte, und sie gewöhnten sich auch ziemlich schnell an die Zubereitung ihrer Mahlzeiten, von denen die meisten auf den einige Jahrzehnte zurückliegenden Errungenschaften der russischen Weltraumküche basierten: Büchsen mit Fisch, Fleisch und Kartoffeln, Trockensuppen, Kartoffelbrei und Fruchtpaste, Nüsse und Schwarzbrot, dazu Kaffee, Tee und Fruchtsaft in Ballons. Frank wusste, dass so manche Besatzung sich mit viel Aufwand um die Erfindung ausgeklügelter Menüs aus diesen begrenzten Zutaten bemüht hätte. Nicht so die neue Besatzung der Galileo. Frank bestand auch darauf, dass alle regelmäßig Sport trieben, um die Auswirkungen wochenlanger Schwerelosigkeit auf ihre spätere Leistungsfähigkeit auf dem Mars auszugleichen. Zu diesem Zweck standen ihnen ein Stepper sowie elastische Rahmen zur Belastung von Muskeln und Knochen zur Verfügung. Allein diese Übungen nahmen für jeden von ihnen täglich mehrere Stunden in Anspruch.

Trotzdem blieb in jedem Vierundzwanzigstundenzyklus mehr als genug Zeit übrig, die Vater und Tochter zumindest am Anfang dazu nutzten, einander so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen.

Willis Linsay zog sich sofort zu seinen eigenen Forschungen und Experimenten zurück, für die er die Computerausrüstung und das kleine Labor benutzte, die er sich in seinem Privatbereich hatte einbauen lassen. Die Tatsache, dass er in einer kleinen Blechbüchse durchs All geschleudert wurde, schien ihn nicht weiter zu stören.

Derweil zog sich seine Tochter, auch sie eine ausgesprochene Einzelgängerin, ganz in sich selbst zurück. Sie schlief viel, absolvierte verbissen mehr als das täglich erforderliche Körpertraining und las stundenlang in der elektronischen Bordbibliothek, an deren Bestückung sie selbst mitgewirkt hatte. Willis Linsay hörte viel Musik: Chuck Berry, Simon and Garfunkel. Das alte Gedudel, das im gesamten Wohnmodul widerhallte, schien Sally zu verstören. Frank vermutete, dass es sich um den Soundtrack ihrer Kindheit handelte, an die sie sich nicht allzu gerne erinnerte.

Obwohl Frank Sally seit dem Troll-Zwischenfall bei GapSpace einige Jahre zuvor kannte, konnte er ihr anfangs kaum ein Wort entlocken. Doch trotz ihrer ruppigen Art nahm er eine gewisse Besorgnis an ihr wahr. Er rief sich ins Gedächtnis, dass sie die Lücke überhaupt erst entdeckt hatte, zusammen mit Joshua Valienté und Lobsang. Vielleicht hatte ihr Verhalten etwas damit zu tun, dass sie nicht einmal wusste, warum sie überhaupt hier war, weshalb ihr Vater sie auf diese Reise mitgenommen hatte.

Was Frank anging, so war er hellauf begeistert, endlich hier draußen zu sein, und in den ersten Tagen gab er sich einfach seiner überschäumenden Freude hin. Er war schon vorher mehrere Male auf dem Backsteinmond gewesen, aber jetzt war er endlich im Weltraum. Unterwegs zum Mars! Jedenfalls zu einem Mars.

Und die Aussicht war, zumindest am Anfang, wirklich sensationell. Von außen gesehen war der Backsteinmond ein knollenförmiges, mehrteiliges Gebilde, umgeben von funkelnden Lichtern und wuseliger Betriebsamkeit; sobald der Antrieb der Galileo zugeschaltet wurde, sah Frank zu, wie dieser riesige, geschäftige Komplex sich von ihnen entfernte, als hätte ihn jemand in einen Brunnenschacht geworfen. Ein spektakulärer Anblick, das schon, aber Frank würde es immer bedauern, dass er, im Gegensatz zu den Astronauten des legendären NASA-Zeitalters, nie die Erde vom All aus sehen würde. Denn genau das war der springende Punkt. In der Lücke musste man der Erde nicht entkommen, um ins All zu gelangen, weil es dort keine Erde gab. Andererseits war die ganze Sache dadurch natürlich längst nicht so spektakulär.

Wie auch immer, nachdem der Backsteinmond nach den ersten paar Stunden ohnehin nicht mehr zu sehen war, hielt sich Frank an den Trost der Sterne, die ihn von überall her in unendlicher Zahl begrüßten, egal, in welche Richtung er von der Sonne wegschaute. Am liebsten saß Frank in seinem Bereich des Wohnmoduls am Fenster und betrachtete diesen endlosen Raum, gewöhnte seine gealterten Augen an die Dunkelheit, bis seine Pupillen möglichst groß geworden waren. Dann fiel ihm eine weitere Besonderheit dieser wechselwärtigen Realität auf: Ein Band aus weichem, staubartigem Licht erstreckte sich über den Zodiak, den Himmelsäquator. Es drehte sich unablässig an seinem Blick vorüber, denn das ganze Schiff rotierte mit majestätischer Gelassenheit um die eigene Achse, eine Maßnahme, mit deren Hilfe die Hitze des ungefilterten Sonnenlichts ausgeglichen wurde.

Nach mehreren Wochen kam Sally allmählich aus ihren Gemächern hervor und gesellte sich zu Frank an sein Fenster. Frank war kein Psychologe, er ging mit solchen zwischenmenschlichen Dynamiken eher hemdsärmelig um. Seiner Meinung nach spielte es keine Rolle, ob eine Besatzung auf dem Weg zum Mars freundschaftliche Beziehungen zueinander aufbaute oder nicht, solange sie unbeschädigt dort ankam. Außerdem hütete er sich davor, sich in eine allem Anschein nach ziemlich verzwickte Vater-Tochter-Beziehung einzumischen. Deshalb nahm Frank, als Sally bei ihm auftauchte, ihre Anwesenheit lediglich mit einem Nicken zur Kenntnis, behielt aber sämtliche Ratschläge für sich. Entweder sie fing mit der Zeit von selbst zu reden an oder eben nicht.

Erst am Ende des zweiten Tages ihres zaghaften Zusammenseins sagte sie etwas Sinnvolles zu ihm. Sie zeigte auf das Band aus Zodiakallicht und sagte: »Asteroiden, oder?«

»Ja. So etwas Ähnliches kann man auch zu Hause beobachten – ich meine am Himmel der Datum. Aber hier gibt es mehr Asteroiden. Einen ganzen zusätzlichen Gürtel sogar, zwischen den Umlaufbahnen von Venus und Mars.«

Sie dachte darüber nach. »Ach. Die Überreste der toten Erde, die der Planet Bellos hat zerplatzen lassen.«

»Ganz genau. Aber sie ist nicht verloren. Schon jetzt sind wir mit winzig kleinen Raketen dort draußen, die diese Planetenfragmente nach Wasser absuchen, nach Kohlenwasserstoffen und sogar nach dem Eisen, das einmal der Kern dieser Erde gewesen und jetzt entsprechend leicht zugänglich ist. Außerdem stellen wir Raketentreibstoff her. Letztendlich haben wir vor, von den Materialien, die aus den Welten nebenan herübergebracht werden, völlig unabhängig zu werden. Es gibt sogar Leute, die da draußen wohnen wollen, auf diesen Asteroiden. Andere wiederum finden es morbide, dass wir uns an den Resten einer zerstörten Erde gütlich tun, stellen Sie sich das vor.«

Sally zuckte die Achseln. »Ich glaube, ich habe meine Fähigkeit für derlei Sentimentalitäten schon vor langer Zeit verloren. Seitdem ich in den Weiten der Langen Erde auf die Spuren von verunglückten Trecks gestoßen bin. Menschliche Überreste, oft nur noch die blanken Knochen. Wahrscheinlich ist auch das hier bloß eine andere Art von Kannibalismus.«

Sie stieß die Worte mit einer so trockenen Endgültigkeit aus, dass Frank sich schaudernd abwandte.

»Ich bitte Sie, Frank. So weich können Sie nicht sein. Letztendlich geht’s doch immer nur ums Überleben, oder?«

»Klar. Tja …« Er zwang sich zu einem Lächeln. »Wie finden Sie unsere Reise bis jetzt?«

Sie dachte kurz nach. »Überraschend, wenn ich ehrlich bin.«

»Überraschend?«

Sie saß locker an ihren Sitz geschnallt und berührte die Kapselwand. »Zunächst mal hätte ich nicht gedacht, dass wir eine so große Rakete brauchen.«

»Ja, die Technik ist unglaublich. Wir werden vom Schub zahlreicher Wasserstoffbomben angetrieben, Pellets aus Deuterium und Wasserstoff, die durch Laserbeschuss zur Explosion gebracht werden. So explodieren Hunderte von winzigen Bömbchen hinter einer großen Schubplatte. Wir haben vor, sie stapelweise einzusetzen, um noch ehrgeizigere Missionen zur Venus und vielleicht sogar bis zum Jupiter auszurüsten …«

»Mal langsam, Apollo 13, ich glaube, Sie hyperventilieren.«

»Tut mir leid. Ich beschäftige mich schon mein ganzes Leben damit. Schon als Junge habe ich davon geträumt.«

»Ich frage mich allerdings, warum Sie überhaupt eine Rakete dafür brauchen. Ich dachte, die Lücke hätte Sie dieser Sorge enthoben.«

»Also um von der Datum aus zum Mars zu gelangen«, erwiderte Frank, »müsste man sich zunächst aus der Schwerkraft der Erde lösen. Deshalb braucht man eine Saturn V, um nur bis zum Mond zu kommen. Wenn wir uns die Lücke zunutze machen, brauchen wir keine Saturn V, um die Erde hinter uns zu lassen. Aber wir benötigen immer noch eine Rakete für den Transfer zum Mars. Wir wissen, dass die Erde und der Mars ihren kreisförmigen Umlaufbahnen um die Sonne folgen, ja? Selbst wenn man sich in der Kreisbahn der Erde im All befindet, benötigt man den Antrieb einer Rakete, um der eigenen Geschwindigkeit mindestens siebentausend Meilen pro Stunde hinzuzufügen, damit man sich in einem, wie wir es nennen, elliptischen Transferorbit aus der Umlaufbahn entfernen kann. Damit treibt man bis in den Marsorbit, wo man dann wieder einen Schubs braucht, diesmal sechstausend Meilen pro Stunde, um beim Mars anzuhalten. Erst dann kann man landen. Und die ganze Geschichte noch einmal in umgekehrter Reihenfolge, wenn man wieder zurückfliegt. Unsere Fusionsrakete kann uns allerdings mit wesentlich mehr Schubkraft versorgen als mit diesem Minimum.«

»Hm. Hört sich alles ganz logisch an.«

»Nur dass Sie«, sagte Willis Linsay, »die eigentlichen Mysterien dieser Geschichte ausgelassen haben.«

Frank drehte sich um und sah Willis an der Feuerwehrstange heraufschweben, die sich durch die Achse des Wohnmoduls zog. »Und die wären?«, fragte er.

»Wie wirkt sich die Impulserhaltung zwischen den Wechselwelten aus? Oder die Erhaltung der Masse? Wenn du von Erde A nach Erde B wechselst, Sally, verschwinden ganz plötzlich sechzig Kilogramm Masse von A und tauchen in B auf. Wie geht das vonstatten? Eigentlich müsste Masse, ebenso wie Impuls, immer erhalten bleiben. Es handelt sich um Grundsätze der Physik, ohne die auch dieser Feuerwerkskörper von Rakete übrigens nicht funktionieren würde.«

»Allerdings«, sagte Frank. »Aber wie lautet die Antwort?«

Sally sagte: »Mellanier …«

»Dieser Scharlatan!«

»… würde sagen, dass diese Erhaltungsprinzipien auch quer über die Welten funktionieren, nicht nur auf jeweils einer Welt. Erde A und Erde B teilen sich Masse und Impuls, weshalb insgesamt nichts verloren geht und nichts hinzugewonnen wird.«

»Wohingegen andere«, warf Willis gewichtig ein, und Frank vermutete, dass er damit sich selbst meinte, »wesentlich überzeugender davon reden, dass diese Prinzipien immer nur auf einer Welt funktionieren können. Wenn man zur Welt B wechselt, borgt man sich ein bisschen Impuls oder Schwung von dieser Welt – und ihre Rotation verlangsamt sich ein winziges bisschen –, und man borgt sich etwas Masseenergie aus ihrem Schwerefeld.«

»Man könnte bestimmt Tests durchführen, um herauszufinden, welche Theorie stimmt«, meinte Frank.

Willis zuckte die Achseln. »Die Auswirkungen sind zu gering. Eines Tages lässt es sich bestimmt machen. Allerdings ist Letzteres die reizvollere Vorstellung, finden Sie nicht auch? Dass eine Zielwelt dich irgendwie willkommen heißt, wenn du hereinwechselst, indem sie etwas von sich abgibt. Und man selbst gibt natürlich auch etwas von sich ab, wenn man wieder zurückwechselt.«

»Wenn du deine wissenschaftliche Hypothese emotional überfrachten willst, schon – dann wäre es wohl eine reizvolle Idee.«

Frank registrierte die lebenslangen Auseinandersetzungen, die unter der Oberfläche dieser quasi-technischen Unterhaltung fortgeführt wurden. Die beiden hatten nicht einmal denselben Akzent. Aus Willis sprach ziemlich breites Wyoming, weshalb ihn hochnäsigere Akademiker wahrscheinlich zeitlebens unterschätzt hatten, während seine Tochter eine viel neutralere Aussprache pflegte, als wollte sie sich absichtlich von ihrer Herkunft und damit von ihrem Vater distanzieren. Frank spürte allerdings keine echte Feindseligkeit zwischen Vater und Tochter, dazu waren sie zu lebhaft, alle beide, und jeder besaß eine viel zu echte Persönlichkeit, um eine derart negative Beziehung zu pflegen. Sie waren zwei beeindruckende Menschen mit einer gemeinsamen Vergangenheit, zwei Menschen, die … ja, respektvoll, aber gleichzeitig sehr argwöhnisch miteinander umgingen.

»Apropos«, sagte Sally, »wo ist eigentlich der Mars?«

Frank spähte aus dem Fenster, dachte eine Sekunde nach, dann zeigte er über die Schulter nach hinten. »Dort. Er dürfte noch für ein paar Wochen nur als kleiner Funke zu sehen sein. Dann werden wir ihn wie eine Orange vor uns hängen sehen. Sein Erscheinungsbild ist sehr ausgeprägt, mit gewaltigen Gebirgen und Schluchten, die schon aus großer Entfernung zu sehen sind … Sie haben die Bilder im Hörsaal ja gesehen. Und auf diesem Mars hier gibt es Ozeane und grünes Leben.«

Sally warf ihrem Vater einen Blick zu. »Ist das der Grund für diese Mission? Herauszufinden, warum der Mars, dieser Mars, warm und nass und lebendig ist?«

»Ach was!«, erwiderte Willis. »Das wäre zu läppisch.«

Frank hob die Augenbrauen. »Leben auf dem Mars ist läppisch? Erzählen Sie das mal Percival Lowell. Aber wenn das Leben auf dem Mars nur ein Teil des Plans ist …«

»Ich bin hinter dem Leben auf dem Langen Mars her. Leben und Intelligenz und was es … was sich daraus ergeben haben muss.«

Sally sah ihn an. »Zu welchem Zweck, Vater? Wonach suchst du? Nach einer neuen Technologie, etwa einer neuen Wechselbox? Und was willst du damit anfangen? Sie wieder so einfach auf die Welt loslassen? Mellanier hat dich mal mit Dädalus verglichen, dem Vater von Ikarus, jenem Jungen, der sich die Erfindung seines Vaters ausgeliehen hat, um zu fliegen, und damit den Zorn der Götter auf sich zog. Und genauso bist du, oder? Immer überall herumfrickeln, aus Spaß und Begeisterung, aber sich kein bisschen um die Konsequenzen scheren. Ein Dädalus deines Zeitalters.«

Willis rieb sich das Kinn. »Hat nicht Dädalus angeblich die Säge erfunden, die Axt und den Bohrer und andere tolle Sachen? Ich glaube, damit hat er sich nicht allzu viel vorzuwerfen, oder? Und was die …« Ein leiser Alarm ertönte. »Ach, das ist mein neuestes Experiment. Entschuldigt mich bitte …« Etwas steif, aber auf eigenartige Weise anmutig schwamm er durch die Schwerelosigkeit zur Rutschstange hinüber und hangelte sich weiter in sein Labor.

Frank sah Sally an. »Geht’s Ihnen gut?«

Sie antwortete nichts. Eine ganze Weile saß sie einfach nur still, in sich gekehrt und mit undurchdringlicher Miene da.

Dann sagte sie: »Was kann dabei schiefgehen, Frank? Mit der Galileo. Ich weiß, dass wir alle Notfälle durchspielen mussten. Aber dabei sind wir in erster Linie in Luftkissen geklettert und dann hilflos herumgeschwebt, während Sie alles wieder ins Lot gebracht haben.«

Frank zuckte die Achseln. »Ich glaube, Al und die anderen dachten sich, dass ihr für alles andere sowieso keine Geduld habt, Willis sogar noch weniger als Sie. Also haben wir euch nur das Allernötigste beigebracht.«

»Na schön. Aber jetzt bin ich hier. Ich bin gewohnt, dass ich mich, wenn’s ums Überleben angeht, auf mich selbst verlassen kann.«

»Klar. Also es gibt natürlich jede Menge Eventualitäten, die wir sowieso nicht überleben würden. Einen Zusammenstoß mit einem größeren Meteoriten beispielsweise. Eine massive Störung des Antriebssystems während der Zündphasen. Dort hinten finden immerhin unablässig Kernfusionsreaktionen statt.«

»Und was wäre überlebbar?«

»So einiges. Ein kleineres Loch, das ein Meteor schlägt. Ein überschaubares Feuer. Eine undichte Stelle in der Hülle oder ein anderes Problem mit der Luftversorgung. Ein drastischer Abfall der Stromversorgung. In den meisten dieser Fälle dürfte uns die Automatik retten. Für so gut wie alles andere bin ich da. Und falls ich ausfalle, können Sie mit dem Backsteinmond reden.«

»Und wenn alle diese Lösungen versagen?«

Frank grinste. »Ich würde sagen, am allerbesten sorgen Sie selbst dafür, dass Sie die Sache überleben, indem Sie lernen, den Druckanzug jederzeit anzuziehen, und zwar auch im Dunkeln, wenn die Luft rings umher dünn wird und der Notalarm losplärrt wie die Ouvertüre zum Jüngsten Tag. Sobald Sie im Anzug sind, haben Sie genug Zeit, sich um alles andere zu kümmern. Man muss aber schon ein paar Stunden üben, um das schnell und präzise hinzukriegen.«

»Na, Stunden haben wir ja genug.«

Sie fingen sofort damit an, und Sally lernte ihren Möglichkeiten entsprechend jeden Quadratzentimeter des Schiffes, seiner Ausrüstung und seiner möglichen Fehlerquellen kennen. Willis schloss sich währenddessen ein und verfolgte seine eigenen Projekte.

So verbrachten sie fast die gesamte Reisezeit zum Mars.