Kapitel 26

Möller fährt Viktoria Jung nach Hause. Während er diverse Telefonate erledigt, macht sie sich in der Küche zu schaffen. Eine Stunde später serviert sie ihm einen Teller Spaghetti.

 

»Übrigens ausgezeichnet, Ihr Essen, ich könnte mich daran gewöhnen.«

»Und ich könnte mich an Sie gewöhnen.« Jungs Augen blitzen vergnügt auf.

Er spürt, wie sich die Luft auflädt.

Sie neigt sich etwas vor und streckt ihm ihre Hand entgegen. »Vielleicht sollten wir einen Versuch wagen?«

Er berührt sachte ihre Hand. Er fühlt die Glut. Möchte dem Sog nachgeben. Sein Handy plärrt dazwischen. Er ist versucht, es klingeln zu lassen. »Ja, ich habe verstanden. Ich melde mich.« Er klappt das Gerät zu. »Das war Eisenmann«, erwidert er verlegen. »Ich habe alle nötigen Schritte eingeleitet. Sobald wir Brunner festgenommen haben, werde ich ihn erneut befragen, und diesmal wird er mir die Wahrheit sagen.«

»Dann werden wir endlich erfahren, was genau geschehen ist«, erwidert sie munter.

Er lässt sich auf den Stuhl zurücksinken. »Ich habe in diesem Fall total versagt.«

»Niemand ist perfekt«, versucht sie ihn zu trösten.

Er winkt ab. »Ich habe wichtige Hinweise übersehen. Fast hätte es dem jungen Honegger das Leben gekostet.«

»Das beweist, wie einfach es ist, sich mit einer Lüge ein Alibi zu verschaffen«, erwidert sie nachdenklich. »Fragt sich bloß, weshalb sein Geschäftspartner das Spiel mitgemacht hat?«

»Wir werden es bald wissen«, erwidert er finster.

»Auch die Beerdigung gehörte zu Kunos Plan.«

Er schaut nervös auf seine Uhr. »Eiskalt berechnende Menschen sind verdammt gefährlich, wenn sie in die Enge getrieben werden. Inzwischen sollten sie Brunner gefasst haben.«

Sie schenkt ihm Wasser nach. »Was ist eigentlich mit dem Nummernschild?«

»Sowohl Edelmann als auch Brunner haben eine Autonummer, die mit einer Fünf endet.«

»Ihnen wurde in dieser Ermittlung wirklich nichts geschenkt.«

Er schmunzelt und schaut ihr geradeaus ins Gesicht. »Doch … Sie.« Er genießt Jungs Strahlen, sieht, wie sie errötet.

»Eins verstehe ich nicht«, manövriert sie sich auf sicheren Boden zurück. »Warum zum Teufel hat Edelmann ein falsches Geständnis abgelegt? Wenn Sie mich fragen, so stinkt die ganze Geschichte zum Himmel.«

»Wir werden sehen. Es wird zurzeit überprüft, ob Trinkler auch dieser Sekte angehört.«

»Gurus pflegen in der Regel einen aufwändigen Lebensstil. Vielleicht ist das ganze Szenario ein abgekartetes Spiel, um die Belohnung einzuheimsen?«, spekuliert Jung.

»Ohne Strafe wird der Mann auf jeden Fall nicht davonkommen. Vorspiegelung falscher Tatsachen, Irreführung der Polizei und so weiter.«

»Ich frage mich, warum Kuno eine Belohnung auf seine eigene Festnahme ausgesetzt hat.«

»Eiskalte Berechnung.«

»Was geschieht jetzt mit dem Eierkari? Muss er seine Aussage noch zu Protokoll geben?«

»Leider ja. Aber ich werde veranlassen, dass dies auf dem Polizeiposten im Dorf geschehen kann. Auch wird er später bei der Gerichtsverhandlung als Zeuge aussagen müssen.«

»Der Ärmste.«

Er steht auf, dehnt und streckt sich. »Danke für das Essen. Ich muss jetzt los. Sagen Sie Ihrem Bekannten, dass ich seine Therapie weiterempfehlen werde.«