21:10 Uhr
Ed Castles Pieper ertönte im selben Moment, in dem Lyle MacAuleys Funkgerät zum Leben erwachte. Lyle murmelte eine Entschuldigung und verzog sich in den Krankenhausflur.
»Was ist denn?«, fragte Suzanne leise. Becky war endlich wieder eingeschlafen. Sie lag zusammengerollt in ihrem Bett wie das kleine Mädchen, das sie einst gewesen war. Ohne die Blutergüsse auf ihrem Gesicht wäre ihre zerbrechliche Blässe mit den Kissen verschmolzen.
»Ein Feuer«, sagte Ed, nachdem er den Code gelesen hatte.
»Musst du fahren?«
»Ich ruf an und frag nach.« Er ging zu Beckys Telefon am Bett und wählte die Nummer des Reviers. Es klingelte und klingelte und klingelte. Endlich kam er durch, aber ehe er ein Wort sagen konnte, hörte er ein genuscheltes »Bitte warten Sie« und lauschte dann einer Bandansage, die ihm unterschiedliche Nummern nannte, je nachdem, ob er nach dem Rathaus, dem Veterinäramt oder dem Verkehrsamt suchte. Als die Zentrale sich endlich meldete, hatte er eine Stinkwut.
»Harlene, was, zum Teufel, ist da drüben bei euch los? In all meinen Jahren bei der Feuerwehr musste ich bei einem Brand-Notruf nie warten.«
»Wer spricht?«
Er zog die Augenbrauen hoch. Er hatte angenommen, dass Harlene jedes Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr an der Stimme erkannte. »Ed. Ed Castle.«
»Entschuldigung.« Sie klang nervös. Er begann sich Sorgen zu machen. Er hatte Harlene nie, niemals, nervös erlebt. »Wir haben zwei große Brände. Bei Reid-Gruyn und im neuen Hotel. Fahr umgehend zur Sammelstelle – ihr bekommt Unterstützung aus Corinth, Glens Falls und Hudson Falls.«
»Warte …«, sagte er, doch sie hatte bereits aufgelegt. Er stand da und starrte auf den Hörer in seiner Hand.
»Ed?« Suzanne blickte ihn fragend an.
»Reid-Gruyn. Die Fabrik brennt. Und das neue Hotel.« Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Klingt, als würden mindestens zwei Countys ausrücken.«
»Das neue Hotel?« Suzanne holte tief Luft und drehte sich zu ihrer Tochter um. »O Gott, Ed. Was, wenn Becky …«
Mit einem Arm drückte er sie an sich. »Denk nicht dran. Sie ist hier. Was immer auch geschieht, hier ist sie in Sicherheit.«
Lyle MacAuley kehrte aus dem Flur zurück. »Hast du die Neuigkeit gehört?«
Ed nickte. »Weißt du, was passiert ist?«
Lyles Gesicht war wie Granit aus den Adirondacks. »Der Chief hält es für einen Anschlag von Ökoterroristen. Wer weiß das heutzutage schon.«
Ed wandte sich an seine Frau. »Suze …«
»Fahr schon«, sagte sie. »Wir warten hier, bis du zurückkommst.«