14:40 Uhr

Clare hatte die Ziegeltreppe, die von der Küche im Souterrain von St. Alban’s zur Straße hinaufführte, stets als ihren privaten Notausgang betrachtet. Die großen Doppeltüren der Kirche waren für Feiertage und Hochzeiten bestimmt und führten lästigerweise zum öffentlichen Platz an der Church Street, während das Pfarrhaus auf der anderen Seite lag. Den Durchgang von der oberen Gemeindehalle zur Elm Street und dem Parkplatz, den die Kirche gemietet hatte, wurde wesentlich häufiger genutzt als die Seitentür eines Hauses mit einem großartigen, aber schwer zugänglichen Eingang. Als Ergebnis davon standen Clares Chancen, ungesehen hinein-oder herauszuschlüpfen denkbar schlecht. Aber nur wenige Menschen benutzten die steile Küchentreppe, die auf dem winzigen Privatparkplatz von St. Alban’s endete, der wiederum von einer Buchsbaumhecke umgeben war, die das Pfarrhaus vom Kirchengrund trennte.

Sie hatte die Treppe hinunterschleichen, Geoffrey Burns ausfindig machen und sich dann zu ihrem eigenen Haus zurückstehlen wollen. Sie musste essen und duschen. Oder duschen und essen. Vielleicht ein Sandwich in der Badewanne.

Die Anwesenheit dreier Autos, die sich wie durch ein Wunder auf dem briefmarkengroßen Asphaltplatz quetschten, war ein Anzeichen, dass ihr Plan einiger Änderungen bedurfte. Sie stellte den Shelby vor einer Kunststoffmülltonne ab und öffnete zögerlich die Tür, um nicht an den daneben parkenden Volvo zu stoßen.

Sie konnte den oberen Teil der Eingangstür erkennen. Offen. Das Klappern von Besteck und Stimmengewirr übertönten beinah die enthusiastische Darbietung von »Eine feste Burg ist unser Gott«. Das musste Judy Morrison sein, eine ehemalige Lutheranerin. Da ihre Vorstellung von Gourmetküche darin bestand, Pringles auf ihre Aufläufe zu krümeln, hoffte Clare, dass man sie dem Putzteam zugeteilt hatte und nicht der Küchenmannschaft.

Dann stieg ihr ein köstlich buttriger Duft in die Nase. Ihr Magen zog sie in diese Richtung, und ihre Füße folgten. Eilig lief sie die Treppe hinunter.

Courtney Reid und Sabrina Campbell schwatzten, die Köpfe zusammengesteckt, während sie in Töpfen auf dem achtflammigen Herd rührten. Judy Morrison steckte bis zu den Ellbogen im Seifenwasser, Pfannen und Behälter mit Besteck stapelten sich auf den Arbeitsflächen um sie herum. Alle drei trugen Schürzen mit der Aufschrift Heute schon einen Episkopalen umarmt?, die beim Wohltätigkeitsbasar im Frühjahr der Hit gewesen waren.

»Ein gute Wehr und Waffen«, sang Judy. »Er hilft uns frei aus aller Not …« Courtney warf ihr einen Blick zu und verdrehte die Augen, dann entdeckte sie Clare.

»Reverend!«

Clare lächelte, um nicht zusammenzuzucken. Wenn man sie so ansprach, konnte sie stets ihre Großmutter Fergusson schnauben hören. Reverend. Da könnte man gleich einen Priester »Holy« nennen. Das ist grammatisch genauso falsch.

Obwohl Clare die Anrede Reverend Clare akzeptierte – da sie eindeutig kein »Father« war und »Mother« sie immer an betagte armenische Nonnen erinnerte –, war es ihr wesentlich lieber, mit Vornamen angesprochen zu werden als mit einem bloßen Reverend.

»Hallo, alle zusammen. Wie läuft’s?« Die Quelle des appetitanregenden Dufts war eine große Backform, in der sich winzige Pasteten stapelten. »Die duften wunderbar. Kann ich eine haben?« Sie hatte bereits die Hand nach einer der Miniaturquiches ausgestreckt, als Courtney sie mit einer kühl gehobenen Braue ausbremste.

»Nur wenn Sie riskieren wollen, dass wir morgen beim Empfang nicht genug haben.« Courtney rümpfte die Nase. »Was riecht hier denn so?«

Sie spähte in den Ausguss. »Judy, hast du was Gammeliges runtergespült?«

Clare begab sich auf den taktischen Rückzug. »Was ist denn so im Kühlschrank?« Sie zog die Tür des Profikühlschranks auf. »Lieber Himmel, ihr wart aber fleißig.« Entrindete Brotviertel stapelten sich neben Schüsseln mit Thunfischsalat und dünn geschnittenem Schinken. In Speckscheiben gewickelte Schnitzel warteten auf den Bratrost. Winzige, perfekte Erdbeerkäseküchlein stießen an Miniaturspießchen, die nur noch aufgewärmt werden mussten. Und auf dem Ehrenplatz Clares eigener Vorschlag für das morgige Mittagessen: Teufelseier. Ihre Lieblingsspeise. Konnte sie ein oder zwei nehmen? Nur zum Probieren? Sie warf einen Blick über die Schulter. Courtney beobachtete sie.

»Ts, ts, ts«, mahnte die Frau. Seufzend schloss Clare die Tür.

Sabrina Campbell steckte einen Löffel in den Topf, in dem sie gerührt hatte, und hob ihn zum Mund, wobei sie darauf pustete. Es war, wie Clare schwindlig vor Verlangen bemerkte, Schokolade. »Wo sind Sie gewesen?«, fragte Courtney. »Wir haben Sie schon vor Stunden erwartet.«

»Ich hatte geglaubt, ihr wärt längst fertig. Ich meine, eigentlich bin ich auf dem Heimweg, ich muss duschen.« Clare wurde bewusst, dass dieses Bekenntnis nicht gerade das beste Licht auf sie warf. Sie zögerte, wollte nicht zu sehr ins Detail gehen. »Heute Morgen ganz früh hat der Rettungsdienst bei mir angerufen. Eine junge Frau ist in den Wäldern verschwunden. Ich bin eingesprungen, bis einer der erfahreneren Helfer mich ablösen konnte.«

»Nun, ich werde nicht mal anfangen, Ihnen zu erzählen, was für ein Alptraum das hier war«, sagte Courtney. Judy Morrison, deren Gesicht die jüngere Frau nicht sehen konnte, schnitt eine Grimasse; ob verärgert oder solidarisch, konnte Clare nicht feststellen. »Erst dieses furchtbare Durcheinander mit den Backformen für die einzelnen Quiches. Dann mussten wir zurück zum Laden, weil die Erdbeeren und Kiwis nicht mehr gut waren.«

»So viele waren gar nicht schlecht«, murmelte Judy.

Courtney machte weiter, als hätte sie nichts gehört. »Und dann gab es Probleme mit der Crème fraîche. Ich vermute, es war nicht der richtige Fettgehalt.«

Judy murmelte etwas, das klang wie »… wenn wir Schlagsahne genommen hätten …«

»Aber egal, jetzt ist es ja geschafft. Wollen Sie mit nach oben kommen und sich ansehen, wie weit die Dekorationen sind? Ich wollte gerade hoch.« Courtney nahm ihre Schürze ab. »Sabrina, könntest du wohl meine Remoulade im Auge behalten?«

»Hm«, erwiderte Sabrina, die eine Strähne ihres silbrigblonden Haars hinters Ohr steckte und die abgekühlte Schokolade probierte.

»Reverend?« Courtney hielt ihr die Küchentür auf. Clare riss ihren Blick von Sabrina Campbells mittlerweile blankem Löffel los und trottete der schnell laufenden Brünetten nach.

Courtney lief durch den dunklen Flur, vorbei am Heizungsraum, der Abstellkammer des Küsters, die nach Desinfektionsmitteln roch, und den verschlossenen Türen zu den Kellergewölben, dem unterirdischen Speicher der Kirche. Sie polterte, Clare auf den Fersen, die schmale Stiege hinauf und stürmte in die von Sonnenlicht erfüllte Gemeindehalle.

Lärm schlug über ihnen zusammen. Drei Frauen und zwei Männer banden Sträuße und unterhielten sich quer durch den Raum. Ein Urwald aus Blumen und Zweigen lag auf den mit Kunststoffdecken geschützten Tischen. Terry McKellan und Tim Garretson luden runde Klapptische von einem gewaltigen Karren und rollten sie an ihre Plätze, wobei sie rumpelten wie Hesekiels Feuerräder. Im Büro klingelte ein Telefon. Aus der Kirche konnte Clare den Chorleiter samt Chor hören, die ein besonders schwieriges Teilstück eines Chorals für die Abendandacht probten, den sie morgen um sechzehn Uhr singen wollten.

»Lobe den Herrn, den mächtigen König der Ehren, meine geliebete Seele, das ist mein Begehren«, donnerten die Bässe, nur um von einem schrillen »Nein! Nein!« unterbrochen zu werden.

Die Mitglieder der Blumenzunft entdeckten Clare als Erste. »Gott sei Dank, dass Sie da sind«, rief Laurie Mairs, ließ ihren Strauß aus Rosen und Kranzschlinge fallen und eilte zu ihr hinüber. »Die Silbervasen sind weggeschlossen, und Delia hat den Ersatzschlüssel verloren.« Sie sah flüchtig zu der Schuldigen hinüber, die die Schultern zuckte und dümmlich lächelte.

»Delia, Sie müssen mir oder Mr. Hadley Bescheid geben, wenn Sie einen der Schlüssel verlieren«, mahnte Clare mit erhobener Stimme, damit man sie quer durch den Raum verstehen konnte. »Das Silber ist unersetzlich. Wir können nicht gestatten …«

»Clare!« Mae Bristol unterbrach die Ermahnung, die zu einer Strafpredigt auszuarten drohte, mit einer Autorität, die man sich nur in einundvierzig Jahren als Lehrerin an einer Grundschule erwerben konnte. »Wo haben Sie gesteckt?« Sie eilte vom anderen Ende der Halle auf Clare zu und blieb erst stehen, als sie in Riechweite kam. »Und wo sind Sie reingetreten?«

»Miss Bristol.« Laurie Mairs schien es wie viele andere Gemeindemitglieder unter siebenundvierzig Jahren unmöglich zu finden, Mae Bristol mit Vornamen anzureden. »Ich wollte gerade, dass Reverend Clare die Schränke …«

»Es dauert nur einen Moment, Laurie.« Mae spähte aus ihren Brombeeraugen zu Clare hinauf. »Mr. Hadley hat jedes jemals genähte Banner aus den Gewölben geholt. Sie müssen uns dabei helfen, zu entscheiden, welche aufgehängt werden sollen. Einige der Älteren sind ganz reizend, aber ich bin nicht sicher, ob sie es überstehen, wenn man sie zur Decke hinaufzieht.«

»Reverend Clare!« Clare wirbelte herum und folgte der Altstimme zum Flur, wo Karen Burns mit einer Handvoll rosa Zettel wedelte. Clare starrte die Frau von Geoffrey Burns an.

Die Castles. »Entschuldigt mich eine Sekunde«, sagte sie und drängte sich an Miss Bristol, Laurie Mairs, einem weiteren Mitglied der Blumenzunft, das dazugestoßen war, um sich gegen Mae Bristol durchzusetzen, und einer eingeschnappt wirkenden Courtney Reid vorbei. Courtney, reizend, mit kastanienbraunen Haaren und perfekter Figur, hätte Karen Burns ähneln müssen, die über dieselben Vorzüge verfügte, aber Karen trug ihr Selbstbewusstsein und ihre einfache, aber teure Kleidung stilvoll, während Courtney sich stets ein wenig zu sehr anzustrengen schien. Die beiden Frauen waren sich nicht gerade zugetan.

»Habe ich Sie gerettet?«, fragte Karen und zeigte dabei ihre perfekten weißen Zähne. »Hat Courtney mit Ihnen darüber gesprochen, sie zur Event-Managerin von St. Alban’s zu ernennen?«

»Wozu, um alles in der Welt, brauchen wir einen Event-Manager?«

Karen zuckte die Schultern. »Na ja, sie war Kreuzfahrtleiterin auf einem dieser Schiffe, ehe sie sich Shaun Reid geschnappt hat.« Ihre Augen glitzerten. »Soweit ich weiß, hieß sie vor der Ehe ›Konnt nie‹.«

Clare versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken. »Das ist nicht besonders nett, Karen.«

»Wir Erstfrauen müssen uns über diese Mädchen lustig machen, die Ehemänner stehlen, die zwanzig Jahre älter als sie sind.«

»Irgendwie kann ich mir keine Vierundzwanzigjährige vorstellen, die Ihnen Geoff wegnimmt.«

»Er weiß, was ihn dann erwarten würde.« Sie hob die Hand und machte eine Bewegung, als schnitte sie etwas ab.

Clare unterdrückte hastig ihr Gelächter. Nicht nötig, dem Grüppchen Damen, das Karen wütend anfunkelte, Munition zu liefern. »Da wir gerade von Ihrem Mann sprechen, wo ist er?«

»Er müsste jeden Moment mit dem Schnaps für den Empfang nach der Abendandacht hier eintreffen.«

»O Gott, den hatte ich ganz vergessen.«

»Wie, um alles in der Welt, konnten Sie vergessen, dass die fünfzig größten Spender der Kirche den Bischof bei einer privaten Cocktailparty treffen?«

»Müssen wir Drinks servieren?«

»Wenn Sie Geld von den Leuten wollen, ist es sehr hilfreich, sie vorher abzufüllen, glauben Sie mir.« Sie raschelte mit den rosa Zetteln in ihrer Hand. »Ich habe alle angerufen, die ein UAWG für den Abendempfang bekommen haben, und daran erinnert, dass wir jeden bitten, einen kirchenfernen Freund mitzubringen, um mit ihm gemeinsam die schöne Musik in unseren umwerfenden heiligen Hallen im neugotischen Stil zu genießen.«

Clare wusste nie genau, ob Karen es ernst oder ironisch meinte, wenn sie redete, als läse sie aus einem Fremdenführer vor.

»Denn darum geht es doch schließlich«, meinte Karen. »Neue Mitglieder zu werben. Neue zahlungsbereite Mitglieder.«

Clare stöhnte. »Ich habe immer geglaubt, die drei Säulen der Episkopal-Kirche wären die Heilige Schrift, Vernunft und Tradition. Dann bin ich Priesterin geworden. Heute weiß ich, dass die drei Säulen aus ›wirb sie an, hol sie zurück und bring sie dazu, Geld zu spenden‹ bestehen.«

»Wahrscheinlich ist er bereits unten in der Küche«, sagte Karen. »Kommen Sie, sehen wir mal nach.« Clare folgte ihr die Treppe hinunter durch den Flur in die Küche. »Aha.« Sie zeigte auf einen Karton auf der Arbeitsfläche, der Spirituosen enthielt.

Clare hörte Schritte die Stufen herunterklappern, und dann tauchte ein kleiner blonder Mann in lederner Bomberjacke auf, in den Armen einen weiteren Karton.

»Hallo, Schatz.« Geoff lehnte sich zurück und küsste Karen auf die Wange, ehe er den zweiten Karton auf der Arbeitsfläche abstellte. Er schnüffelte. »Was ist das für ein Geruch?« Er kontrollierte seine Hose. »Bin ich das? Ich habe eben Cody …«

»Es liegt nicht an Ihnen.« Clare trat einen Schritt vor. »Ich habe Sie gesucht. Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten.« Sie wies mit dem Kopf zur Küchentreppe. »Wie wär’s, wenn wir nach draußen gingen, und ich stelle mich in den Wind?«

Hinter den Landrover der Burns gequetscht, berichtete Clare Geoff von Becky und dem Krankenhaus und Ed und der Verhaftung. Burns schwieg, während sie alle Einzelheiten herunterratterte, an die sie sich erinnern konnte, äußerte nur ein gelegentliches »hm« und »weiter« und »ich verstehe«. Als sie fertig war, verschränkte er die Arme und runzelte die Stirn.

»Können Sie den Fall übernehmen? Auch, wenn er Sie vielleicht nicht behalten möchte?«, fragte Clare.

Geoff nickte. »Ich stelle ihm den Beistand während der Vernehmung und das Aushandeln der Kaution in Rechnung, wenn es nötig sein sollte. Sollte er sich entschließen, meine Dienste auch weiter in Anspruch zu nehmen, kann er das mit meinem Anwaltshonorar verrechnen.«

Clare seufzte erleichtert auf. »Danke, Geoff. Wann können Sie zum Revier fahren?«

»Ich breche sofort auf, wenn Sie mir helfen und Cody zu Karen bringen.«

»Abgemacht.«

Geoff öffnete die Heckklappe und reichte Clare eine als kostspielige Einkaufstasche verkleidete Wickeltasche. Sie hängte sie über die Schulter, während Geoff den schlafenden Jungen aus dem Kindersitz holte. Cody Burns hatte dunkle Haare, die an seinen verschwitzten Schläfen klebten, und umklammerte ein Gummieichhörnchen, das von Kauspuren übersät war. Burns legte ihn vorsichtig in Clares Arme. Sie barg ihr Gesicht an seinem pummeligen Nacken und atmete den süßen, kräftigen Babygeruch ein. Noch immer schlafend, klammerte er sich an ihr fest. Das Eichhörnchen fiel zu Boden, quietschte und kullerte unter den Landrover.

»Um Himmels willen, Mr. Squeakie«, flüsterte Clare. Burns ließ sich auf die Knie fallen und suchte unter seinem Auto nach dem Spielzeug. Mr. Squeaky war für Codys Glückseligkeit von entscheidender Bedeutung. Der Zweijährige besuchte jeden Sonntag gemeinsam mit seinen Eltern den Gottesdienst, und Clare hatte sich schon fast an das rhythmische Quietschen gewöhnt, das ihre Predigten untermalte.

Geoff richtete sich wieder auf und reichte ihr das Spielzeug. »Müssen Sie Karen nicht den Kindersitz hierlassen?«, fragte Clare.

Geoff sah sie an, als hätte sie vorgeschlagen, den Kleinen ans Trittbrett zu fesseln. »Wir haben in allen Wagen Kindersitze«, sagte er. »Aber danke.«

»Okay. Bis dann.« Sie wandte sich ab und stieg langsam die Stufen hinunter, den schlafenden Jungen und das Spielzeug fest im Arm.

Judy Morrison sagte Clare Bescheid, dass Karen wieder ins Büro gegangen war.

Clare folgte ihr, Cody warm und schwer in ihren Armen. Als Karen sie sah, stand sie vom Schreibtisch der Sekretärin auf und ging ihnen bis zur Tür entgegen. Sie zog eine perfekt gezupfte Braue hoch. »Ich nehme an, mein Mann tut Ihnen den Gefallen?«

»Ja. Tut mir leid, ich hatte nicht an Cody gedacht. Macht es Ihnen etwas aus?«

»Nicht, wenn ich statt Lois’ Büro Ihres benutzen kann«, erwiderte Karen, wobei sie einen flüchtigen Blick auf den Schreibtisch der Pfarrsekretärin warf. »Ich brauche nur ein Telefon.«

»Bedienen Sie sich.« Sie zogen sich in Clares Büro zurück, das zur Abwechslung einmal warm war und vom Licht der Nachmittagssonne durchflutet wurde. Karen zog eine Babydecke aus der Wickeltasche, nahm Cody aus Clares Armen entgegen und bettete das Kleinkind auf Clares altes durchgesessenes Sofa.

»Jetzt kann er weiterschlafen«, meinte Karen.

»Großartig.« Clare beugte sich hinunter und küsste Codys rosige Wange. »Ich gehe lieber zurück zu den anderen.«

»Oh!« Karen flitzte in den Flur und tauchte einen Moment später mit einem weiteren Stapel rosa Telefonnotizen wieder auf. »Die hätte ich fast vergessen. Für Sie.« Sie drückte sie Clare in die Hand.

»Alle?« Clare konnte nicht verhindern, dass man ihr den Schrecken anhörte.

»Die meisten sind von Willard Aberforth. Diözesan-Diakon Willard Aberforth.« Ihr übertriebener Bariton vermittelte Clare den Eindruck, dass Karen persönlich mit dem Diakon gesprochen hatte – und nicht besonders beeindruckt gewesen war.

»Ja, er hat mich diese Woche schon mal angerufen. Er sagte, er wolle sich mit mir treffen.«

»Er ist der Auftragskiller des Bischofs, wussten Sie das?«

»Karen!«

»Das ist mein Ernst. Eine der Aufgaben, die er im Auftrag des Bischofs erfüllt, ist, dafür zu sorgen, dass alles für den Jahresempfang vorbereitet ist. Zu seinen weiteren Aufgaben gehört, sicherzustellen, dass Priester und Gemeinden anständig spuren.« Sie beugte sich mit ernster Miene vor. »Seien Sie vor ihm auf der Hut, Clare. Sie haben in den letzten zwei Jahren mehr Aufmerksamkeit erregt und Kontroversen ausgelöst als Father Hames in zwanzig. Ich glaube nicht, dass der Bischof davon allzu begeistert ist.«

»Ich erwarte doch nicht die spanische Inquisition«, protestierte Clare schwach.

Karen verzog den Mund. »Niemand erwartet die spanische Inquisition«, sagte sie, das Zitat vollendend[2] . »Sehen Sie zu, dass Sie Aberforth aus dem Weg gehen. Er hat eine Menge mehr im Ärmel als einen Polstersessel.«

Das Dunkle Netz Der Rache
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