59 KÖNIG PETER
König Peters Wahl einer Braut hätte eigentlich ein freudiges Ereignis sein sollen, aber Basil Wenzeslas ruinierte alles mit selbstgefälliger Zuversicht und autokratischem Stil. »Sie sollten besser zufrieden sein«, sagte er und bedachte Peter mit einem scharfen Blick. »Denn Sie können überhaupt nichts daran ändern.«
Im Penthouse-Büro des Hanse-Vorsitzenden sank der junge König in einen bequemen Sessel. Peter trug die königliche Krone, aber wenn Basil mit den Fingern schnippte, würden Wächter den König durch unterirdische Flure zum Hauptquartier der Hanse zerren.
»Warum runzeln Sie die Stirn, junger Mann? Die Hanse sieht in dieser Sache eine Belohnung für jahrelange gute Dienste. Sie verdienen eine angemessene junge Braut, einen hübschen Körper, der des Nachts Ihr Bett wärmt und Ihnen Gesellschaft leistet, wenn Sie keine königlichen Pflichten zu erfüllen haben.« Basil klang verärgert.
Trotz der vielen Versuche, ihn einer Gehirnwäsche zu unterziehen, ließ sich Peter nicht mehr vom luxuriösen Leben mit den vielen Bequemlichkeiten, dem guten Essen und den Ablenkungen in Versuchung führen. »Sparen Sie sich die Behauptung, mich belohnen zu wollen, Basil. Was auch immer Sie tun, es geht Ihnen nur um die Hanse. Glauben Sie, mich mithilfe einer Königin leichter manipulieren zu können? Ist sie eine Spionin von Ihnen, jemand, der mir ein Messer in den Rücken stoßen kann, wenn Sie mich nicht mehr brauchen?«
»Estarra von Theroc?« Basil lachte und winkte mit dem Zeigefinger. »Peter, die Auswahl Ihrer Braut und die damit einhergehenden Vorteile – sowohl für Sie selbst als auch für die Hanse – haben nichts damit zu tun, Sie unter Kontrolle zu halten. Sie spielen einfach nur eine Rolle, unter meinem Befehl. Vergessen Sie nicht, wer Sie sind.«
Peter kniff die blauen Augen zusammen. »Das vergesse ich nicht.« Ich bin das, was Sie aus mir gemacht haben. Die Verwandlung geht auf Ihre Initiative zurück, Basil. Ob es Ihnen passt oder nicht: Ich bin nicht mehr Raymond Aguerra, sondern König Peter.
»Nun, wer ist diese Estarra von Theroc?«, fragte Peter und gab vor, sich zu fügen.
»Die Ehe mit ihr schafft ein Bündnis zwischen uns und den Theronen. Das mag ein wenig mittelalterlich klingen, aber solche Dinge geschehen in der Politik seit dem Anbeginn der Zivilisation. Man könnte gewissermaßen von einer ehrenwerten Tradition sprechen. Viele Kriege wurden auf diese Weise verhindert.«
»Wenn das so ist, sollten Sie vielleicht meine Heirat mit einer Hydroger-Prinzessin arrangieren.«
»Führen Sie mich nicht in Versuchung«, erwiderte Wenzeslas mit einem humorlosen Lächeln. »Ich habe an der Zeremonie teilgenommen, bei der Botschafterin Sareins Bruder Reynald zum neuen Vater von Theroc ernannt wurde. Seine jüngere Schwester Estarra hat jetzt das heiratsfähige Alter erreicht und passt ausgezeichnet zu Ihnen. Sie können mir vertrauen: Estarra ist perfekt.«
Ich soll Ihnen vertrauen? »König Frederick hat nie geheiratet, wenn ich mich recht entsinne. Bartholomäus ebenso wenig. Nur einige der früheren Könige hatten eine Königin.«
Basil beugte sich ernst vor. »Die anderen regierten nicht während eines Krieges. Seit über fünf Jahren, seit Beginn des Ekti-Embargos, herrscht Not. Diese Hochzeit wird die Moral verbessern und das können wir monatelang ausnutzen. Sarein ist auf Theroc geblieben und kümmert sich dort um einige wichtige Details, aber sie kehrt bald zurück – mit Estarra. Sie soll liebenswert und entzückend sein.« Der Vorsitzende untermalte diese Worte mit einer knappen Geste. »Das Volk wird sie lieben.«
»So wie es auch mich liebt«, sagte Peter ironisch. »Dafür haben Sie gesorgt.« Er seufzte schwer und wusste, dass ihm in dieser Hinsicht keine Wahl blieb. »Wie sieht sie aus?«
Basil reichte ihm einen Flachschirm, der nacheinander mehrere Schnappschüsse zeigte. Auf einigen Bildern wirkte Estarra ernst, auf anderen blickte sie in die Ferne. Sie hatte eine kecke Nase, ein spitzes Kinn und hellbraune Haut. Ihr Haar bildete dünne, mit bunten Bändern geschmückte Spiralen. Die Augen waren groß und faszinierend. Peter wusste nicht, ob es an einem Trick des Fotografen lag oder ob sein Unterbewusstsein eine Verbindung herstellte, aber er gewann plötzlich den Eindruck, dass Estarra ihn ansah. Sie war bemerkenswert. Zwar wirkte sie unschuldig, aber sie schien alles andere als dumm zu sein. Er atmete erleichtert auf.
»Sie ist schön, Basil, das muss ich zugeben. Ich freue mich darauf, sie kennen zu lernen. Ich werde das Beste aus der Situation machen.«
Der Vorsitzende nahm Peter den Flachschirm aus der Hand, als wollte er nicht, dass der junge König die Bilder zu genau betrachtete. »Sie sollten sich in sie verlieben, junger Mann. Das wäre für alle das Beste.«
Unmut kroch durch Peters Brust, aber seine Stimme klang ruhig, als er sagte: »Wenn Sie mir das befehlen, Basil…«