24

Als Trevor den Truck passierte und mit dem Abstieg ins alte Flussbett begann, verschwand der Kojote in die Nacht; das Leuchten seiner Schwanzspitze war das Letzte, was von dem Tier zu sehen war. Jenseits der Schlucht wanden sich Rauchwolken aus dem Schornstein, die vom Wind in die Höhe getragen wurden, und der Duft von brennenden Holzscheiten verhieß eine warme, trockene Zuflucht. Er quälte sich das Ufer empor und hinauf auf die Veranda, blieb zögernd vor der Tür stehen. Was, wenn sie nicht allein war? Sein Magen verknotete sich bei dem Gedanken, und er blickte zurück in die dunkle, eisige, kojotenschwangere Nacht. Seine Finger schmerzten, und der große Zeh an seinem linken Fuß war taub. Bevor er klopfen konnte, wurde die Tür aufgerissen, und Angela stand im Türrahmen. Lampenlicht erstrahlte hinter ihr in einem Karree.

»Trevor?«, stammelte sie.

»Hi«, gab er zurück und vergrub seine Hände in den Jackentaschen.

»Was treibst du hier, in Gottes Namen? Ich habe Schritte gehört.« Sie trug einen Anorak über ihren langen Hosen und einen Pullover. Trevors Magen entknotete sich um eine Schlinge, da er jetzt sicher wusste, dass sie nicht mit einem anderen im Bett lag.

»Ich bin bei deinen Eltern vorbeigefahren. Sie sagten, du seist bei Bjorne. Ich sah die Reifenspuren und... Kann ich mit dir reden?«

»Nein.« Sie schaute hinter sich. »Es ist... keine gute Zeit.«

Der Knoten zog sich wieder fest zu. Man muss was riskieren. Man muss was riskieren. »Es kann nicht warten«, sagte er.

Sie blickte ihn finster an; das Licht glitzerte auf den Schneeflocken in ihrem offenen Haar. »Ich habe Nein gesagt.« Sie rieb sich mit den Händen über die Arme. »Geh zurück zu Mom und Dad. Es ist eiskalt hier draußen. Wo steht dein Wagen?«

»Steckt etwa auf halbem Weg in einer Schneewehe fest. Ich gehe nicht weg«, blieb Trevor stur. »Im Übrigen ist da draußen ein Kojote.«

»Wo?« Angela lugte um ihn herum in die Nacht. »Der wird dir nichts tun. Bist du zu Fuß gekommen?«

»Ich will mit dir reden.«

»Großer Gott!«, stöhnte Angela und trat zurück. »Komm rein, bevor du dir eine Lungenentzündung holst.«

Trevor betrat das Zimmer, in dem es nur um wenige Grad wärmer war als in dem tiefen Frost draußen. Doch stand die Brennkammer des Ofens offen, im Inneren knisterte das Holz und versprach, dass es bald warm werden würde. Angela drückte sich an ihm vorbei, warf zwei zerhackte Holzscheite in die Flammen und schloss das schmiedeeiserne Türchen, dass es schepperte. Sie schob eine Teekanne aus Aluminium und einen Stieltopf auf die heiße Herdplatte, bevor sie sich ihm zuwandte.

»Nun?«, fragte sie und verschränkte die Arme vor der Brust.

Seine Augen schweiften durch den Raum. Ein Wanderrucksack lehnte an der Wand, auf dem Holzbrett stand ein Durcheinander aus Kartons und Dosen, und von der Ecke des Hochbetts baumelte das Fußteil eines Schlafsacks. Das für Angela so typische Chaos — der Tisch vollgepackt mit Büchern und Papieren, der Fußboden übersät mit Kleidungsstücken — war nicht gerade erst angerichtet worden, es war Tage älter als eine Stunde. Und sie war allein.

»Was ist los?«, fragte er.

»Das habe ich dich gefragt.« Es begann zu brutzeln in dem Stieltopf, und Angela rührte mit einem Holzlöffel in ihm herum. »Was machst du hier?«

Jetzt, da er vor ihr stand und Gelegenheit hatte, seinen Fall vorzutragen, war Trevors Hirn wie festgerostet, und er fand keine Worte.

»Also?«

»Ich... ich muss dir erklären, was es mit dem Loch in Trevor-Form auf sich hat«, brach es aus ihm heraus, »und wie das mit dem Mond ist, und wie der Mond hineingehört in das...«

»Was redest du denn da für einen Blödsinn?« Sie baute sich vor ihm auf mit dem Holzlöffel in der Hand, Soße tropfte auf den Fußboden.

»Carlos«, murmelte er. Wasser spritzte auf seine Socke, und er blickte nieder, um festzustellen, dass der Schnee am Saum seiner Jacke zu schmelzen begann.

»Carlos? Der Kojote? Woher weißt du von ihm?«

»Er ist da draußen.« Trevor zeigte durch das Fenster. »Er ist mir nachgelaufen.«

»Leidest du an akuter Unterkühlung?«

»Er mag Butterbrote. Ich habe ihn mit dem hier gefüttert...« Er zog den Reißverschluss seiner Jacke auf, und die Papiertüte fiel auf den Fußboden. »Das ist für dich. Dein Lieblingsessen. Meines auch.« Er bückte sich und riss die Tüte auf, hielt ihr das hin, was noch von dem Butterbrot übrig war. »Erdnussbutter und Käse.«

Sie war so erstaunt, dass sie ruckartig den Kopf hob. »Mit wem hast du dich unterhalten, dass...«

»Ich... ich liebe dich, Ang.« Seine Stimme verließ ihn ebenso wie seine Entschlossenheit.

Eine tiefe Röte schoss Angela ins Gesicht, aber unter der Farbe waren ihre Wangen bleich in dem gedämpften Schein der Petroleumlampe, die auf dem Tisch stand, und die Falten an ihren Mundwinkeln, die ihm noch nie zuvor aufgefallen waren, ließen sie nahezu alt aussehen. »Nenn mich nicht Ang«, wisperte sie. »Nur Bjorne durfte mich so nennen.«

»Angela, ich...«

Was würde Constance in einer Lage wie dieser hier tun? Sie könnte Angela dazu bringen, ihr innerhalb von fünfzehn Minuten bei einer Tasse Tee die gesamte Geschichte ihres Lebens anzuvertrauen. Ihre seltsame Macht über andere Menschen. Nur war er nicht Constance. Nicht einmal ansatzweise.

»Ich habe dir gesagt, dass ich dich nicht sehen will«, blaffte Angela ihn an. »Und für den Fall, dass es dir noch nicht aufgefallen sein sollte«, sie wedelte mit dem Holzlöffel durch den Raum, »ich bin hergekommen, um allein zu sein.«

»Deine Eltern haben mir gesagt, du würdest drüben bei Bjorne wohnen.«

»Ich... ich konnte es nicht ertragen, in dem Haus zu sein.« Mit einem Ruck wandte sie sich von ihm ab und lief mit großen Schritten zum Westfenster. Inzwischen war wieder Wind aufgekommen, und gegen die Scheibe prasselten vereiste Schneeflocken wie Korn, das gerade ausgeschleudert wurde. Ihr Spiegelbild wirkte verzerrt in dem alten Glas. »Geh bitte.«

Trevor, der seine Hand ausgestreckt hatte, ließ sie entmutigt sinken. Er hatte es versucht, war das Risiko eingegangen und hatte verloren. Die Chance auf Angela und eine zwar ungewisse, aber dauerhafte Zukunft mit ihr war dahin. Er trat ein paar Schritte vor, legte das Butterbrot vorsichtig auf die Tischplatte und zog den Reißverschluss seiner Jacke zu. Als er die Tür öffnete, wurde er von frostkalter Luft erfasst, und Schnee umwehte ihn, hüllte ihn ein in eisige Traurigkeit. »Falls ich es nicht bis zurück zum Wagen schaffe«, brüllte er gegen den Sturm an, »lass mich in Swede Lake begraben. In der Nähe von Bjorne.« Bevor er hinaustrat in den Blizzard, drehte er sich noch einmal rasch zu ihr um. »Und noch etwas, Angela. Es war nicht meine Schuld.« Bis Trevor in das alte Flussbett hinabgestiegen und auf der anderen Seite wieder herausgeklettert und durch Schneeverwehungen zum Truck zurückgewatet war, zeigten sowohl er als auch seine Taschenlampe Ermüdungserscheinungen. Der schwache Lichtstrahl, so gut wie nicht zu gebrauchen, beleuchtete ein schmales Oval aus wirbelnden Schneeflocken. Der Pfad zurück zur Farm lag inzwischen vollständig verdeckt unter den Schneewehen.

»Alte Weiber, die sich in alles einmischen«, knurrte er. »Wie konnte ich nur jemals auf sie hören?«

Er stützte sich vornüber auf die Kühlerhaube des Trucks, um wieder zu Atem zu kommen. Ein Kojote heulte von der anderen Seite des Fahrzeugs, und der einsame Aufschrei kam aus solcher Nähe, dass Trevor zusammenzuckte. Der Antwortruf, eine Tonlage tiefer, ertönte hinter ihm, und er drehte sich um und leuchtete mit seiner Taschenlampe hinein in die Nacht; doch wurde das Licht immer schwächer und flackerte, und dann ging es ganz aus. Als ein drittes Heulen vom Wind aus der Richtung der Farm herübergetragen wurde, riss er an der Tür des Trucks, kletterte hinein und schlug den Knopf mit der Faust herunter.

Im Inneren des Wagens war es nicht wärmer, aber er war dankbar, aus dem Wind heraus zu sein und, wie er hoffte, in Sicherheit vor den Kojoten. Allerdings nicht sicher vor der Winternacht, der betäubenden Kälte. Wie lange konnte er das hier überleben? Er hatte gehört, dass man einfach einschlief, und das war es dann. Das Heulen der Tiere wurde immer schlimmer — zwei, drei, vier von ihnen; er konnte es nicht genau sagen. Er ließ das Fenster einen schmalen Spalt herunter und versuchte, sie zu zählen, aber es war unmöglich. Der Gesang verlagerte und veränderte sich stetig, ein Tier schlug nie den gleichen Ton an wie die anderen. Die unheimliche Musik drang durch den Spalt herein und sickerte in Trevors gefrorene Knochen. Er kauerte sich in den Sitz, schloss die Augen und driftete mit den Lauten davon.

Das alte Männchen traf sich mit seinem Weibchen am Nordwestrand des alten Flussbetts. Heute Nacht begrüßte sie ihn freudig, lag auf ihrem Bauch und schlängelte sich unter seiner Nase vor und zurück. Sie leckte sein Maul und drehte sich um, stupste dabei mit ihrer Lende gegen seinen Körper. Er roch an ihrem Schwanz, und als sie sich daraufhin, statt nach ihm zu schnappen, in Positur setzte, bestieg er sie von hinten, bis sie vereinigt waren, und hob dann seinen Hinterlauf über ihren Rücken, sodass sie Schwanz an Schwanz standen. Zwanzig Minuten lang blieb das Paar ineinander verschlungen, dann wurde der eheliche Bund gelöst, und sie trennten sich voneinander.

Seite an Seite rannten die beiden über die Gipfel der Schlucht, horchten, ob sie Mäuse unter der Oberfläche hörten. Heute Nacht gab es Nager in Massen, und jedes Eintauchen in den Schnee wurde belohnt mit einem Maul voller sich windender Nahrung. Das Männchen setzte sich nieder, hob seine schlanke Schnauze in den Himmel und stieß einen schwärmerischen Heulton aus. Das Weibchen lauschte, dann antwortete sie, eine Tonlage tiefer. Als er seine Stimme senkte, um ebenso zu klingen wie sie, ging sie sofort eine ganze Oktave höher ins Falsett. Das Paar atmete ein Duett hinaus in die Nacht, eine Oktave höher, eine niedriger. Eine uralte Verkündigung an die Welt.

»Trevor?« Erschrocken wachte er auf, dachte, die Tiere würden seinen Namen rufen. Vielleicht litt er jetzt wirklich an akuter Unterkühlung, oder aber die ägyptische Gottheit Anubis mit dem Hundekopf war gekommen, um ihn in den Tod zu geleiten. Mit trägem und schwerem Arm wischte er den Beschlag und eine Ecke Eis, die sich gebildet hatte, vom Fenster und presste die Augen gegen das am Rand vereiste Glas. Er konnte nur den Schnee wehen sehen. Dann trat aus dem Strudel eine Erscheinung — mit wehendem Haar, mit wilden Augen, mit offener Jacke. »Trevor!« Angela schrie seinen Namen und rannte dabei durch die Nacht.

Die Hitze des Eintopfs floss langsam durch Trevors Magen in seine Glieder. Der Holzofen pumpte Wärme in den Raum, obwohl der Schnee in winzigen weißen Wolken durch die Lücken zwischen den Holzblöcken der Wände hereinfegte. »Das ist gut«, sagte er.

»Ist Eingemachtes.« Angela legte auf der anderen Seite des Tisches die Ellbogen auf die Tischplatte und sah Trevor beim Essen zu. »Es tut mir leid«, sagte sie. »Das war dumm von mir, dich wieder da rauszuschicken. Heute Nacht hat kein halbwegs denkender Mensch da draußen was verloren.«

Einen vollen Löffel auf halbem Weg zum Mund, hielt er inne. »Wow, danke.«

»Nein, ich meinte damit nicht...« Sie setzte sich aufrecht hin. Verwirrung machte sich auf ihren Zügen breit. »Schon gut.« Sie stand auf, ging zum Ofen, um ein weiteres Holzscheit aufzulegen, und lief dann in gerader Linie zwischen dem Westfenster und dem Tisch auf und ab. »Diese Kojoten waren echt seltsam, so nah am Truck«, fügte sie hinzu. Trevor aß seine Suppe auf, während er sie die ganze Zeit dabei beobachtete, wie sie nervös auf und ab ging.

»Bin ich eine Art Carlos für dich?«, fragte er schließlich.

»Was?« Sie hörte auf, sich wie ein Metronom hin- und herzubewegen, blieb stehen und sah ihn fest an. Dann kämpfte sie gegen ein Grinsen. »Du hast vielleicht das dicke Fell und ebenfalls vier Gliedmaßen, aber die wachsamen Augen hast du nicht.«

Er lachte, und es fühlte sich an, als lache er zum ersten Mal seit vielen Tagen. »Nein, ich meine...«

Sie setzte sich hin und starrte auf den Fußboden. »Ich weiß, was du meinst.«

»Helen hat mir in den Fotoalben die...«

»Die Verbrecherkartei gezeigt?«

Er nickte.

Geistesabwesend hob sie mit dem Finger die Umschlagseite eines der Bücher auf dem Tisch, schloss es wieder, öffnete es erneut. »Ich habe Mandanten, die so traurige Geschichten haben wie du.«

»Wirklich?«

»Einer hat eine, die sich kaum von deiner unterscheidet.«

»Was heißt das?«

»Eltern jung verloren, keine Großeltern, schwere Kindheit«, sagte sie und sah ihm dabei fest in die Augen. »Er raubt Banken aus und bringt Leute um. Man kann ihm nicht trauen.«

»Du traust mir nicht?«, fragte Trevor.

Angela antwortete nicht.

»Dann sag mir eines.« Trevor schob seinen Stuhl nach hinten, sodass er nur noch auf zwei Beinen schaukelte, und zwischen seinen Fingern drehte er den Suppenlöffel. »Warum bin ich dann kein psychopathischer Bankräuber und Mörder?«

»Glück gehabt?«, erwiderte sie. »Oder deinen schrecklichen Onkel und die Tante, die dich davor bewahrt haben, vor deinem fünfzehnten Lebensjahr schon bei zehn verschiedenen Pflegefamilien herumgeflogen zu sein. Und einen Bruder, der dich liebt.«

Mit einem dumpfen Laut landete Trevors Stuhl wieder auf allen Vieren, und der Löffel fiel auf die Tischplatte. Onkel Pat und Tante Gladys in den Rollen der Retter?

»Ich weiß, dass es nicht deine Schuld war.« Sie wandte den Blick von ihm und starrte jetzt auf den Tisch.

»Wie bitte?« Er war in Gedanken immer noch bei seiner neuen, plötzlich gütiger erscheinenden Tante und dem Onkel.

»Bos Herzinfarkt.« Sie glitt mit der Hand über den Tisch und griff nach seinen Fingern. »Ich weiß, dass es nicht deine Schuld war. Mom und ich hatten vor Weihnachten einen Riesenkrach. Deshalb bin ich in Bos Haus rübergezogen. Dabei wusste ich, dass sie recht hatte.«

»Warum wolltest du mich denn dann nicht sehen?«, fragte er und spürte bewusst die Hitze, die sich von ihren Fingerspitzen auf die seinen übertrug.

»Ich bin eine Steffansson. Wir sind alle störrische Esel.« Sie ließ seine Finger los und ihre Hände in den Schoß fallen. »Und wegen dieser blöden Idee, die ich hatte... Dass man, wenn man Menschen nicht an sich heranlässt, keine Angst davor haben muss, dass man sie verliert... oder verletzt wird.«

Die Worte rutschten wie Korken in die passende Flasche. »Ja«, sagte er kraftlos. »Hört sich vertraut an. Das Problem dabei ist...« Das Knacken und Knistern des brennenden Holzes füllte die Stille, die sein unbeendeter Satz hinterließ.

»Das Problem dabei ist...?«

»Das Problem ist... laut Constance, dass du ein Loch in Form eines Trevors in deiner Seele hast, und ein Planet, der ebenso groß ist wie das Loch und die gleiche Form hat, dich umkreist, und du den niemals wieder loswerden kannst.«

Sie hob die Brauen. »Du und Constance hattet da ja echt happige Themen.« Sie lachte. »Ich glaube, du brauchst etwas Schlaf. Lass uns ins Bett gehen.«

»Schlaf, richtig.« Er stand auf und stützte sich auf die Rückenlehne des Stuhls. Seine Glieder fühlten sich an wie weich gekochte Nudeln. »Wo hättest du mich denn gern? Ich könnte mich auf die Bank legen, wenn du mir eine Decke oder ein paar Jacken gibst.«

»Nein.« Sie machte mit dem Kopf eine Bewegung in Richtung Hochbett. »Da oben bei mir.«

»In deinem Bett?«

Sie lächelte. »Wenn Constance recht hat, sieht es ganz danach aus, als käme ich nicht mehr von dir los.«

Während Angela das Feuer schürte und die Luftklappe des Ofens für die Nacht einstellte, kletterte Trevor mit einer Laterne die Leiter zum Hochbett hinauf, entledigte sich seiner Kleidung und faltete sie zu einem ordentlichen Häufchen zusammen, das er an die Wand legte. Kleidungsstücke, Zeitschriften und ein Sortiment aus Tellern und Bechern übersäten den knappen Platz. Auf Händen und Knien musste er sich zur Matratze vorkämpfen. Er zog den Reißverschluss des Schlafsacks auf und schüttelte ihn aus. Krümel ergossen sich über die Matratze, und er wischte sie herunter, als er plötzlich spürte, dass er von einem Augenpaar beobachtet wurde. Er drehte sich um und erschrak, als er ein Foto von Bjorne sah, das in der Ecke gegen die Wand gelehnt war. Trevor hörte auf zu wischen beim Anblick seines Freundes.

»Ich denke mal, dass ich mich daran werde gewöhnen müssen«, sagte er zu Bjorne. Er streckte sich auf der Matratze aus und zog sich den Schlafsack über, die Krümel waren erträglich, solange er ganz ruhig lag.

»Willst du was zum Nachtisch?« Angelas Kopf erschien am Oberrand der Leiter, und sie stellte einen Teller auf den Rand des Hochbetts, während sie die letzten beiden Sprossen erklomm. Sie kroch auf die Matratze, mit dem Teller in der Hand, und hielt ihn Trevor unter die Nase. Die verbliebene Hälfte des Butterbrots mit Erdnussbutter und Käse. »Hier, ich habe dir dein Lieblingsessen mitgebracht.«

Er lachte leise vor sich hin. »Ich habe...« Angelas Gesicht war völlig ausdruckslos.»... gerade an dieses Butterbrot gedacht. Mich schon gefragt, was aus ihm geworden ist. Du hast meine Gedanken gelesen.«

Er lehnte seine Schultern gegen das Kissen, griff nach dem Butterbrot und nahm einen Bissen. Angela beobachtete ihn genau beim Kauen. Er war versucht, ihr einen Kugelschreiber und ein Blatt Papier anzubieten, damit sie sich Notizen machen konnte, doch war er sogar zu müde, um sich an dem ausgetrockneten Brot und dem dicken, gummiartigen Aufstrich zu verschlucken.

»Möchtest du nicht wenigstens auch mal abbeißen?«, murmelte er, und die Erdnussbutter klebte ihm am Gaumen.

»Nein, ich habe keinen Hunger«, frotzelte sie. »Wir sollten es aber aufheben. Dann können wir es zusammen mit dir auf dem Friedhof von Swede Lake beerdigen.«

Angela zog sich aus und kroch neben ihm unter die Decken. Mit den Fingerspitzen beschrieb sie kleine Kreise um seinen Bauchnabel herum. Sein Körper reagierte darauf, indem er zuckte.

»Gut, nicht wahr?«, seufzte sie.

Er schluckte den letzten Bissen des klebrigen Mahls. »Mmmhmmm.« Der Teller fiel auf den Boden, als er sich ebenso wie sie auf die Seite legte, eine ihrer Brüste mit seiner Hand umfasste. »Hervorragend.«

»Ich meine das Butterbrot.«

»Das auch.«

Trevor tauchte ein in die Wärme von Angelas Körper. Draußen heulte der Wind wie ein ganzes Rudel Kojoten. »Der Käse nimmt der Erdnussbutter ein wenig von ihrer Schwere, nicht wahr?«, hauchte er ihr in den Nacken. Aber Angela antwortete nicht; sie war bereits eingeschlafen.