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Am ersten Tor begannen die Reifen seines Wagens durchzudrehen in dem Schnee, der so tief war, dass die Stoßstangen darin versanken, und als er das zweite Tor erreichte, steckte er hoffnungslos fest. Er versuchte die Reifen mit der Schneeschippe, die er immer im Kofferraum mitführte, freizuschaufeln, doch nach zehn Minuten war er schweißnass und hatte nur so geringe Fortschritte gemacht, dass er sich weitere Mühe sparte. Vor ihm schnitten im Licht seiner Scheinwerfer die Reifenspuren des Trucks tiefe Furchen in die ansonsten unberührte Landschaft. Er war inzwischen überzeugt, dass sie zur Hütte führten. Ein Fußweg von etwa fünfzehn Minuten. Er wärmte seine verkrampften Finger über dem Heizgebläse, zog dann seine Handschuhe an, nahm eine Taschenlampe von der Ablage und steckte sie ein, dann schaltete er den Motor ab. Nach einigem Hin und Her steckte er die Butterbrottüte vorn ins Innere seiner Jacke und machte sich in den Reifenspuren zu Fuß auf den Weg.

Das Laufen erwies sich als schwieriger, als Trevor erwartet hatte. Der schmale Schein der Taschenlampe beleuchtete seinen Weg immer nur für die nächsten vier Schritte, und seine Stiefel versanken in dem lockeren Schnee am Grund der Radspuren, wodurch er nur langsam vorankam. Die Windböen waren so heftig, dass sie den Pfad zuzuwehen drohten. An einigen Stellen watete er durch kniehohen Pulverschnee, und die Kälte kroch durch seine unangemessene Kleidung. Er wusste, dass er nicht aufhören durfte, sich zu bewegen.

Während Trevor grübelte, was er Angela sagen sollte, glitt er aus und stürzte flach auf den Rücken, hinein in den eisigen Schnee. Im Fallen sah er durch die Augenwinkel zu seiner Linken eine Bewegung, und er drehte sich auf die Seite, um mit dem Lichtstrahl in die Nacht hineinzuleuchten. Ein bernsteinfarbenes Augenpaar glühte in der Dunkelheit.

»Caesar?«, rief er, doch dabei fiel ihm auf, dass er über den schlafenden Hund hatte hinwegsteigen müssen, um aus der Verandatür herauszukommen.

Das Tier trat in das zerstreute Licht am Rand des kurzen Strahls, den die Taschenlampe verströmen konnte. Ein Kojote. Er saß auf seinen Hinterläufen im Schnee, mit zur Seite gelegtem Kopf, die Ohren nach vorn gestreckt, und er starrte Trevor an. Das Fell am linken Ohr des Tieres war zerfetzt. War das der Kojote, der letzten Sommer im alten Flussbett gewesen war? Angelas Carlos? Würde ein Kojote, ein alter, gescheiter Kojote, einen ausgewachsenen Mann attackieren? Bjorne hatte ihm eine Geschichte über ein neugeborenes Kalb erzählt, das von einem ganzen Rudel dieser Tiere zerfleischt worden war; das Gesicht halb weggefressen, ein Bein abgerissen. Es sah nicht gut aus für Trevor. Er lag mitten in der Nacht lang ausgestreckt im Schnee, hatte nur eine Taschenlampe um sich zu schützen, ein wildes Tier lauerte nur einen Sprang von ihm entfernt. Schnee schlug Trevor ins Gesicht. Es war ein stechender Schmerz, und er schloss die Augen. Was würde ihn schneller dahinraffen, die Kälte oder der Kojote?

Als er seine Augen wieder öffnete, hatte der Kojote sich nicht gerührt. Trevor stellte sich langsam und vorsichtig auf die Füße und schätzte dabei die jeweiligen Entfernungen zu Auto und Hütte ab. Zumindest enthielt die Hütte Angela und wahrscheinlich ein warmes Feuer. Bedächtig trat er zurück in die Reifenspuren, und der Kojote erhob sich und plusterte seinen Schwanz auf, den er jetzt steif hinter seinem Körper hielt. Trevor machte ein paar weitere, vorsichtige Schritte vorwärts. Das Tier folgte ihm, behielt Trevors Gesicht fest im Blick. Eine eisige Windböe fuhr in Trevors Jacke hinein. Er stolperte und konnte sich gerade noch fangen, um nicht wieder in den tiefen Schnee zu fallen. Er schaute über die Schulter nach hinten. Der Kojote tappte neben ihm her, keine zwei Schritte von ihm entfernt. Trevor fing an zu rennen mit wild schlagendem Herzen, es dröhnte ihm in den Ohren; der Kojote lief ebenfalls schneller. Der Wind blies erbarmungslos gegen Trevors Körper, raubte ihm den Atem und trug ihn mit sich in die raunende Nacht. Nach zehn Schritten rutschte er mit dem Fuß weg und fiel vornüber in eine Schneewehe. Der Kojote setzte sich nieder und sah Trevor dabei zu, wie er sich aus dieser Verwehung wieder herausquälte.

»Verpiss dich!«, brüllte Trevor und schlug sich den Schnee von der Jacke, doch der Kojote kratzte sich lediglich mit einer seiner Hinterpfoten an der Brust, eine Gebärde, die Trevor merkwürdigerweise als beruhigend empfand. Das Tier wirkte eher neugierig als aggressiv. Zumindest knurrte es nicht oder versuchte, ihm in die Hacken zu beißen. Er grub in seiner Tasche nach der Papiertüte und zog ein halbes Butterbrot heraus. Nachdem er ein Stück davon abgebrochen hatte, warf er es in die Richtung des Kojoten. Das Brot versank zur Hälfte im Schnee. Das Tier lief vorsichtig darauf zu und betastete mit der Pfote das Stückchen Butterbrot. Er roch daran, hob es mit den Zähnen auf und trat ein wenig zurück, bevor er es auf einmal herunterschluckte. Trevor warf ein zweites Stück und ein drittes, bis das halbe Sandwich weg war, und jeder Bissen wurde mit offensichtlicher Begeisterung verzehrt.

»Nun, das ist eine Überraschung«, meinte Trevor. »Ein Liebhaber seltsamer Speisengemische. Ein Mann für Angela.« Er atmete tief durch und ließ seine Schultern kreisen, um die Spannung in seinem Nacken etwas zu lockern, dann setzte er seine Wanderung fort. Der Kojote ging nun eine Körperlänge voran, nach wie vor zu seiner Linken, und war auf unheimliche Weise still, während er abwechselnd vom Lichtkegel erfasst wurde und wieder im Dunkel verschwand.

»Carlos«, sagte Trevor mit vor Kälte hochgezogenen Schultern. »Ist das dein Name? Alle denken, du seist tot.«

Der Kojote hechelte Nebelschwaden in die Luft, während er durch den Schnee tappte.

»Bist du eines von Angelas Rettungsprojekten?«, sprach er weiter, und jedes dieser Worte floss in einer eigenen dampfenden Sprechblase aus ihm heraus. »Na ja, genau wie ich. Von uns gibt es so viele, dass wir einen Verein gründen könnten.«

Minuten später hörte der Wind ohne jede Vorwarnung auf zu blasen. Die Wolken teilten sich um den Mond herum, der wie eine schimmernde, verknickte Untertasse über Mensch und Hund erstrahlte, die sich ihren Weg über die schneebedeckte Erde bahnten. Der Mondschein tauchte das Paar in sanftes Licht. Trevor schaltete die Taschenlampe aus und blickte himmelwärts auf das Schauspiel.

»Da ist Orion«, erklärte er Carlos, der weiterlief, ohne ihm Beachtung zu schenken. »Und der Große und der Kleine Wagen. Und wo sind nun der Große und der Kleine Kojote?« Er drehte sich auf der Stelle im Kreis. »Kann sie nicht finden. Der Mond scheint zu hell. Weißt du, Carlos, laut Aussage meiner Freundin Constance bist du ein Mond in der Erdumlaufbahn. Bist vom Mutterplaneten abgebrochen, in deinem Fall von Angela. Du bist ihr...« Trevor senkte den Blick von der Sternenpracht am Himmel nieder auf Carlos, der jetzt ein paar Schritte vor Trevor auf dem Bauch in der Fahrspur lag und sich die Pfoten leckte, »ihr Kojotenmond bist du«, flüsterte er, »was bedeuten würde, dass ich ihr...« Er wühlte sich durch sein ausgekühltes Hirn, um den nächsten logischen Gedanken in der Gedankenfolge zu fassen. »Was bedeuten würde, dass ich ihr...«

Doch er wurde abgelenkt von etwas, das sich plötzlich vor ihm auftat, von einem Licht in der Ferne, das warm erglühte, auf der anderen Seite der dunklen Nacht.

»Die Hütte!«, rief er aus und stach mit seiner Taschenlampe in die Luft. »Wir sind da, Carlos, wir sind da.«