45.
Annies Look in der frühen Schwangerschaft:
Rotes gekräuseltes Wickelkleid (Picchu Maternity)
Schwarze Stützstrumpfhose (Elbeo)
Schwarze Wildlederstiefel mit mäßigem Absatz (Hobbs)
Geschätzte Gesamtkosten: 220 £
»Oh mein Gott!«
Das war merkwürdig. Das war eindeutig ein bisschen zu merkwürdig, dachte Annie unwillkürlich, als sie zusah, wie die Schwester den Ultraschall-Scanner über ihren Leib gleiten ließ. Erst vor vier Wochen hatte Annie im Ultraschallraum Dinahs Hand gehalten. Und jetzt lag sie selbst auf der Untersuchungsliege.
Ed hielt ihre linke Hand fest in seiner, und aus den Augenwinkeln sah sie die Bilder auf dem Monitor aufflackern. Sie schloss die Augen und atmete tief durch. Einen Moment lang war sie, in Gedanken an Dinah, nicht sicher, ob sie hinsehen wollte.
Sie war immer noch nicht restlos sicher, ob sie dies alles wirklich wollte. Ein Teil von ihr wünschte, Dinah läge an ihrer Stelle hier auf der Liege, glücklich und in der zwölften Woche schwanger.
Aber hier lag sie selbst. Aus welchem Grund auch immer war sie schwanger, nicht Dinah.
Ed war so hektisch vor Aufregung über all das sonderbar Neue. Er war so erfüllt von Dankbarkeit, wie konnte sie da nicht mitziehen?
Sie war ganz sicher, irgendwie würde er sie durchbringen. Also tat sie es für ihn. Und wenn das Baby auf der Welt war, würde sie auch dieses Kind wieder auf Anhieb lieben, das wusste sie. Denn Mütter sind so.
Damals hatte sie Lana so abgöttisch geliebt, dass sie fürchtete, für ihr zweites Baby nicht das Gleiche empfinden zu können. Aber, oh, diese rauschhafte Liebe, die dieses knallrote Baby Owen mit seinem verklebten schwarzen Haarflaum dann unmittelbar in ihr geweckt hatte! In ihrem Herzen hatte eine Art magischer Zellteilung stattgefunden, und plötzlich hatte sie mehr als genug Liebe für zwei Kinder besessen.
Also blieb sie ruhig, nahm die Schwangerschaft an, ließ diesen Embryo wachsen, in alle Bereiche ihres Lebens eindringen, in dem es, wie sie wusste, bald seinen festen Platz haben würde.
»Na also«, brach die Stimme der Schwester in ihre Gedanken ein, »da haben wir einen hübsch regelmäßigen Herzschlag … und …«
Annie blickte auf und sah die pulsierende weiße Form, schon etwas deutlicher als den Klecks, den sie bei Dinahs Untersuchung auf dem Monitor erkannt hatte. Und der Rhythmus des Lebens schlug bereits kräftig, immer wieder.
»Faszinierend!«, brummte Ed, den Blick auf den Monitor geheftet.
Der Scanner glitt über Annies Leib, und sie sahen die Form erneut.
»Okay, gehen wir einfach mal dort rüber«, sagte die Schwester und schob den Scanner mit festem Druck auf Annies Hüftknochen zu. »Ich dachte, ich hätte …«, setzte sie an und behielt den Monitor streng im Auge.
Annie wurde leicht beklommen zumute. Stimmte etwas nicht? Urplötzlich schien sich ihr innerer Zwiespalt wegen dieses Kindes in Luft aufzulösen. Jetzt wollte sie nur noch hören, dass alles in Ordnung war. Annie blickte wieder auf den Monitor und hielt den Atem an.
Dieses Mal war unverkennbar, was die Schwester gesehen hatte … Dieser geheimnisvolle Prozess war vor Wochen in Gang gesetzt worden, und jetzt musste sie sich den Tatsachen stellen. Versuchen, sich daran zu gewöhnen. Es zu verstehen.
»Sind das …?«, setzte Ed verblüfft an.
Die Schwester nickte und lächelte Ed und Annie an.
»Sind das tatsächlich …?« Vor Überraschung konnte Ed seinen Satz noch immer nicht zu Ende bringen.
Annie starrte nur. Starrte und starrte auf den Bildschirm. Sie rührte sich nicht, sie blinzelte nicht einmal, während sie versuchte, es in ihren wirren Kopf zu bekommen.
»Gibt es Zwillinge in der Familie?«, fragte die Schwester und wollte immer noch nicht bestätigen, was beide doch so deutlich vor ihren Augen sahen.
Annie hatte das Gefühl, nicht mehr mitzukommen. Innerhalb von Sekunden sollte sie sich anscheinend von der zwiespältigen Einstellung zu einem weiteren Kind über ihre Sorge um dieses Kind auf die Aussicht umstellen, Mutter von zwei Kindern zu werden. Jetzt meldete sich die Unsicherheit zurück, und doch wollte sie nur, dass die Schwester sagte, ja, es waren zwei Babys, und beide waren völlig in Ordnung.
»Sind es zwei?« Annie hatte ihre Stimme wiedergefunden.
»Ja, es sind zwei Embryos«, bestätigte die Schwester.
»Und sie sind in Ordnung?«
»Alles sieht prima aus. Ich mache rasch noch ein paar Aufnahmen und nehme die Maße.«
Während sie Tasten drückte und die Standfotos auf dem Bildschirm begutachtete, wandte Ed sich Annie zu.
Sie glaubte, ihn noch nie so glücklich gesehen zu haben. Es sah aus, als bemühte er sich, sein Lächeln nicht zu breit werden zu lassen, damit das Glück nicht aus ihm herausplatzen konnte.
»Zwei Babys«, flüsterte er und drückte Annies Hand. »Du bist so clever!«
Annies Blick richtete sich wieder auf den Bildschirm. Jede andere Sorge konnte warten, sie musste erst einmal von der Schwester hören, dass mit den … zwei … Babys alles in Ordnung war. Zwei. Babys.
»Alles ganz normal«, versicherte die Schwester endlich. »Wir geben Ihnen einen Termin für eine Sonografie in der sechzehnten Woche, um noch einmal nachzusehen, nur wegen Ihres Alters, aber in diesem Stadium besteht kein Grund zur Sorge. Herzlichen Glückwunsch!«
Ed hob Annies Hand an sein Gesicht und küsste ihre Finger.
»Was ist mit Owen und Lana?«, fragte Annie ihn.
»Sie werden begeistert sein! Ein Baby für jeden!«
»Was ist mit Dinah? Und mit Connor?«, fuhr sie fort, den Tränen nahe.
»Du bist von Menschen umgeben, die diese Babys lieben werden«, sagte Ed ruhig.
»Und Dave?«, fragte sie mit einem kleinen Schluchzer.
»Connor hat angeboten, Dave zu adoptieren«, antwortete Ed.
»Oh nein!« Annie schüttelte den Kopf. »Das würde Owen uns nie verzeihen. Er liebt diesen Hund!«
»Tja, dann wird Dave sich wohl an die Babys gewöhnen müssen.«
»Zwei Teenies … ein Hund … eine Mutter, die bei uns wohnt … und Zwillingsbabys.«
»Und eine Fernsehkarriere«, erinnerte Ed sie. »Herzlichen Glückwunsch«, wiederholte er, »du kluges, kluges Mädchen! Zwei Babys«, wiederholte er, und es klang ein bisschen fassungslos. Und dann äußerte er das, was sie den ganzen Tag über wirklich hatte umgehen wollen. »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Annie!«
Sie bekam Zwillinge, und sie hatte es heute erfahren, an ihrem gefürchteten Geburtstag.
»Oh mein Gott!«, hauchte sie und stellte dann fest, dass sie nicht aufhören konnte, diese Worte wie ein Mantra zu wiederholen.