KAPITEL 47
Elizabeth Knight erwachte ebenfalls bei Anbruch der Dämmerung, duschte und zog sich schnell an. Jordan Knight schlief noch fest, und sie machte keine Anstalten, ihn zu wecken. Sie kochte Kaffee, schenkte sich eine Tasse ein, nahm ihr Notizbuch, setzte sich auf die Terrasse und beobachtete den Sonnenaufgang. Sie studierte jede Seite ihres Materials für die heutige mündliche Verhandlung, darunter auch Steven Wrights letzte Vorlage. Als sie die Seiten umblätterte, mußte sie gegen die Tränen ankämpfen. Sie schwor sich, daß sein Tod nicht vergebens sein würde. Ramsey würde bei diesem Fall nicht den Sieg davontragen.
Sie hatte bereits alles daran gesetzt, um dafür zu sorgen, daß Barbara Chance und Frauen wie sie die Army wegen des grausamen, sadistischen und illegalen Verhaltens ihrer männlichen Angehörigen auf Schadenersatz verklagen konnten. Die Organisation, die Immunität vor solchen Klagen verdiente, war noch nicht erfunden worden. Doch nun war ihre Motivation, ihr Wille, die Entscheidung durchzusetzen und Ramsey zu schlagen, ums Tausendfache gestiegen. Sie trank den Kaffee aus, packte ihre Aktentasche und nahm sich ein Taxi zum Obersten Gerichtshof.
Fiske rieb seine geröteten Augen und versuchte, die Erinnerung an die vergangene Nacht und die verwirrenden Folgen, die sich daraus ergaben, zu verdrängen. Er saß in einem abgetrennten Teil des Saals, der für Angehörige des Gerichts reserviert war. Er sah zu Sara hinüber, die mit den anderen Assessoren auf den steil ansteigenden Rängen über der Richterbank saßen. Sie bemerkte seinen Blick, schaute zu ihm hinüber und lächelte.
Während die Richter zwischen den Vorhängen hervortraten und Platz nahmen, beendete Perkins seine kleine Rede, und alle Anwesenden erhoben sich. Fiske sah zu Richterin Knight hinüber. Ihre unauffälligen Bewegungen - hier das leichte Aufsetzen eines Ellbogens, dort ein Finger, der über Papier glitt - zeugten von einer fast unbeherrschbaren Energie. Sie sah aus, dachte er, wie eine Rakete, die an ihren Verankerungen riß, unbedingt explodieren wollte. Er sah zu Ramsey hinüber. Der Mann lächelte, wirkte ganz ruhig, schien alles unter Kontrolle zu haben. Doch hätte Fiske auf jemanden setzen müssen, hätte er seine Chips ganz nach rechts geschoben, direkt vor Richterin Elizabeth Knight.
Der Fall Chance gegen die Vereinigten Staaten wurde aufgerufen.
Der Anwalt der Chance, ein scharfer Hund von der juristischen Fakultät der Universität Harvard, der schon mehrfach mit großem Erfolg vor dem Obersten Gerichtshof aufgetreten war, machte sich schwungvoll an seine Argumentation.
Bis Ramsey ihn unterbrach.
»Sie kennen den Feres-Grundsatz, Mr. Barr?« fragte er, womit er sich auf das Urteil des Obersten Gerichtshofs aus dem Jahr 1950 bezog, das dem Militär zum erstenmal Immunität vor Klagen gewährt hatte.
Barr lächelte. »Leider ja.«
»Verlangen Sie von uns, daß wir einen seit fünfzig Jahren bestehenden Präzedenzfall aufheben?« Ramsey schaute die Bank auf und ab. »Wie können wir diesen Fall zu Gunsten Ihrer Klientin entscheiden, ohne das Militär und dieses Gericht auf den Kopf zu stellen?«
Die Knight ließ nicht zu, daß Barr darauf antwortete. »Das Gericht hat sich von diesem Argument nicht abhalten lassen, die Rassentrennung an den Schulen dieses Landes aufzuheben. Wenn die Sache gerechtfertigt ist, sind auch die Mittel gerechtfertigt, und Präzedenzfälle dürfen uns nicht im Weg stehen.«
»Bitte beantworten Sie meine Frage, Mr. Barr«, beharrte Ramsey.
»Dieser Fall unterscheidet sich von dem Präjudiz.«
»Wirklich? Es ist doch unbestritten, daß Barbara Chance und ihre männlichen Vorgesetzten Uniform trugen, sich auf Regierungseigentum befanden und ihren offiziellen Pflichten nachgingen, als der sexuelle Zwischenfall sich ereignete?«
»Ich würde erzwungenen Geschlechtsverkehr kaum als offizielle Pflicht< bezeichnen. Doch ungeachtet dessen ist die Tatsache, daß ihr Vorgesetzter seinen Rang benutzte, um sie zu etwas zu zwingen, das einer Vergewaltigung gleichkommt, und .«
»Und«, warf Knight ein, die anscheinend einfach nicht still bleiben konnte, »die vorgesetzten Offiziere im fraglichen Stützpunkt und in der regionalen Kommandostelle wußten von diesen Vorfällen, wurden sogar schriftlich darüber in Kenntnis gesetzt, haben aber nur höchst beiläufige Ermittlungen eingeleitet. Barbara Chance persönlich hat die örtliche Polizei hinzugezogen. Erst deren Untersuchung förderte schließlich die Wahrheit zutage. Diese Wahrheit ist ein Vorfall, der bei jeder anderen Organisation in diesem Land zu Schadenersatz berechtigen würde.«
Fiske sah von Ramsey zu Knight. Plötzlich hatte er den Eindruck, es säßen keine neun Richter dort, sondern nur noch zwei. In Fiskes Vorstellung hatte der Gerichtssaal sich in einen Boxring verwandelt, mit Ramsey als Champion und der Knight als talentierter, aber eindeutig unterlegener Herausforderin.
»Wir sprechen hier über das Militär, Mr. Barr«, sagte Ramsey, sah dabei aber die Knight an. »Dieses Gericht hat entschieden, daß das Militär sui generis ist. Mit diesem Präjudiz haben Sie es zu tun. Bei Ihrem Fall geht es um die Befehlshierarchie. Eine Untergebene und ihr Vorgesetzter. Genau dieses Thema hat dieses Gericht - mehrfach - angesprochen und dabei eindeutig entschieden, daß es sich nicht in die mutmaßliche Immunität des Militärs einmischen wird. So lautete gestern das Gesetz, und so lautet es heute. Was mich zu meiner ursprünglichen Aussage zurückführt. Um für Ihre Klientin einzutreten, müßte dieses Gericht eine lange Reihe von Präzedenzurteilen aufheben, die über die Jahre hinweg stets bestätigt wurden. Das verlangen Sie von uns.«
»Wie ich schon erwähnt habe, ist der stare decisis eindeutig nicht unfehlbar«, sagte Knight und bezog sich damit auf die Praxis des Gerichts, an seinen einmal getroffenen Urteilen festzuhalten und sie zu bestätigen.
Es ging auch weiterhin zwischen der Knight und Ramsey hin und her. Jede Salve, die die eine Seite abfeuerte, wurde von der anderen umgehend beantwortet. Die anderen Richter und auch Mr. Barr waren kaum mehr als interessierte Zuschauer, dachte Fiske.
Als der Anwalt für die Vereinigten Staaten, James Anderson, zu seinem Plädoyer vortrat, ließ die Knight ihn gar nicht erst zu Wort kommen.
»Warum beeinträchtigt es die Befehlshierarchie, wenn wir eine Klage auf Schadenersatz wegen stillschweigender Duldung einer feindseligen Umgebung für Frauen zulassen?« fragte sie ihn.
»Das hätte eindeutig negative Auswirkungen auf die Integrität des Verhältnisses zwischen vorgesetztem und untergeordnetem Personal«, antwortete Anderson wie aus der Pistole geschossen.
»Mal sehen, ob ich Ihre Argumentation richtig verstanden habe. Indem wir dem Militär über Jahre hinweg erlaubt haben, seine Soldaten ungestraft zu vergiften, zu vergasen, zu verstümmeln, zu töten und zu vergewaltigen, und den Opfern jeden Anspruch auf Regreß verweigern, verbessern wir irgendwie die Beziehungen zwischen den Militärangehörigen untereinander und die Integrität des Militärs? Es tut mir leid, aber dieser Zusammenhang erschließt sich mir nicht ganz.«
Fiske mußte sich zusammenreißen, um nicht laut aufzulachen. Sein Respekt vor der Knight als Anwältin und Richterin wuchs um das Zehnfache. Mit zwei Sätzen hatte sie die gesamte Argumentation der Army ins Lächerliche gezogen. Er schaute zu Sara hinüber. Ihr Blick ruhte auf der Knight, und zwar mit beträchtlichem Stolz, wie Fiske zu erkennen glaubte.
Anderson errötete schwach. »Wie der Chief Justice schon klargestellt hat, ist das Militär ein einzigartiges eigenständiges Gebilde. Wenn man zuläßt, daß nach Belieben Klagen eingereicht werden, behindert und zerstört man diese besondere Verbindung zwischen dem Personal nur.«
»Also ist das Militär etwas Besonderes?«
»Richtig.«
»Weil es uns verteidigt und schützt?«
»Genau.«
»Die vier Waffengattungen der bewaffneten Streitkräfte werden also durch diese Immunität geschützt. Warum erweitern wir diesen Schutz dann nicht auf andere >besondere< Organisationen? Zum Beispiel auf die Feuerwehr? Die Polizei? Sie schützen uns. Auf den Secret Service? Er schützt den Präsidenten, möglicherweise die wichtigste Person unseres Landes. Was ist mit Krankenhäusern? Sie retten uns das Leben. Warum verleihen wir den Krankenhäusern keine Immunität vor Klagen, falls Ärzte Krankenschwestern vergewaltigen?«
»Wir begeben uns jetzt weit über die Grenzen dieses Falles hinaus«, sagte Ramsey streng.
»Meines Erachtens versuchen wir, genau diese Grenzen festzulegen«, schoß Knight zurück.
»Ich glaube, der Fall Vereinigte Staaten gegen Stanley ...«, begann Anderson.
»Freut mich, daß Sie ihn erwähnen. Lassen Sie mich kurz die Fakten dieses Falls zusammenfassen«, sagte die Knight. Sie wollte sich unbedingt Gehör verschaffen. Die anderen Richter sollten es mitbekommen, von denen viele schon hier gesessen hatten, als der Fall ursprünglich entschieden worden war, aber auch die Öffentlichkeit. Für die Knight war der Fall Stanley einer der schlimmsten Justizirrtümer der Geschichte und der Inbegriff aller Fehler, welche dieses Gericht begangen hatte. Zu dieser Schlußfolgerung war auch Steven Wright in seiner Vorlage gekommen. Und sie hatte vor, dieser Ansicht heute Gehör und bei der Abstimmung eine Mehrheit zu verschaffen.
Als Richterin Knight wieder das Wort ergriff, war ihre Stimme stark und fest.
»Stanley war in den fünfziger Jahren in der Army und hat sich freiwillig für ein Programm gemeldet, das angeblich mit einer in der Entwicklung befindlichen Schutzkleidung gegen chemische Kriegführung zu tun hatte. Die Versuche wurden in Maryland durchgeführt, auf dem Versuchsgelände Aberdeen. Stanley hat sein schriftliches Einverständnis erklärt, wurde aber niemals aufgefordert, irgendeine Spezialkleidung anzulegen oder Tests mit Gasmasken oder so durchzuführen. Er hat lediglich über einen längeren Zeitraum hinweg mit Psychologen über eine Vielzahl persönlicher Angelegenheiten gesprochen, bekam während dieser Sitzungen ein paar Gläser Wasser zu trinken, und das war es auch schon. Etwa zwanzig Jahre später bekam Stanley, mit dessen Leben es nach diesen Versuchen ständig bergab ging - Scheidung, unehrenhafte Entlassung aus der Army, unerklärliches Verhalten - einen Brief von der Army, in dem er gebeten wurde, an einer Nachuntersuchung teilzunehmen, zu der alle Armeeangehörigen aufgefordert wurden, die 1959 an einem Versuch teilgenommen hatten, bei dem Angehörigen der Army LSD verabreicht worden war, weil die Army die Langzeitwirkung der Droge testen wollte. Unter dem Vorwand, Schutzkleidung gegen Kampfgas zu testen, hatte die Army ihm ohne sein Wissen LSD verabreicht.«
Ein kollektives Keuchen ging durch die Reihen des Publikums, als es dies hörte, und die Besucher fingen an, miteinander zu sprechen. Perkins mußte tatsächlich auf seinen Hammer zurückgreifen, was in den letzten Jahren so gut wie nicht mehr vorgekommen war.
Während Fiske dort saß und aufmerksam zuhörte, wurde ihm klar, wie wichtig dieser Fall war. Rufus Harms hatte bei diesem Gericht einen Antrag auf Berufung gestellt. Wollte auch er die Army verklagen? Als er in der Army war, war etwas Schreckliches mit ihm geschehen. Bestimmte Personen hatten ihm etwas angetan, das sein Leben ruiniert und zum Tod eines kleinen Mädchens geführt hatte. Rufus wollte seine Freiheit, wollte Gerechtigkeit. Er hatte die Wahrheit auf seiner Seite, hatte er behauptet. Doch selbst die Wahrheit würde ihm unter der derzeitigen Rechtsprechung nicht weiterhelfen. Genau wie Sergeant Stanley würde Private Rufus Harms verlieren.
Richterin Knight fuhr fort, insgeheim sehr zufrieden mit der Reaktion der Zuschauer. »Der Psychologe war bei der CIA angestellt. Die CIA und die Army hatten einen gemeinsamen Versuch über die Wirkung der Droge gestartet, um herauszufinden, ob sie zum Beispiel bei Verhören verwendet werden könnte. Stanley hat die Army zu Recht dafür verantwortlich gemacht, sein Leben zerstört zu haben, und geklagt. Sein Fall ist schließlich beim Obersten Gericht gelandet.« Sie hielt inne. »Und er hat verloren.«
Ein weiteres erstauntes Räuspern vom Publikum.
Fiske sah zu Sara hinüber. Ihr Blick war noch immer auf die Knight gerichtet. Dann sah Fiske zu Ramsey. Er war unglaublich wütend.
»Im Prinzip verlangen Sie von diesem Gericht, Barbara Chance und ähnlichen Klägerinnen eins der wichtigsten verfassungsmäßigen Rechte zu verweigern, die wir als Volk haben: das Recht, sich an ein Gericht zu wenden. Das verlangen Sie doch, nicht wahr? Daß die Schuldigen nicht bestraft werden.«
»Mr. Anderson«, warf Ramsey ein, »was ist mit den Männern geschehen, welche diese Notzucht begangen haben?«
»Mindestens einer von ihnen wurde vor das Kriegsgericht gestellt, schuldig gesprochen und zu einer Haftstrafe verurteilt«, erwiderte Anderson erneut wie aus der Pistole geschossen.
Ramsey lächelte triumphierend. »Also blieb dieses Verbrechen kaum ungestraft.«
»Mr. Anderson, aus der Gerichtsakte geht eindeutig hervor, daß die Vergehen, wegen denen der Mann zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde, schon seit geraumer Zeit an der Tagesordnung und höherrangigen Offizieren bekannt waren, die sich allerdings geweigert haben, Maßnahmen einzuleiten. Erst, als Barbara Chance sich an die örtlichen Polizeibehörden wandte, erfolgte eine Ermittlung. Also sagen Sie mir ... wurden die Schuldigen tatsächlich bestraft?«
»Ich würde sagen, es hängt davon ab, wie man Schuld definiert.«
»Wer ist für die polizeiliche Überwachung des Militärs verantwortlich, Mr. Anderson? Wer sorgt dafür, daß das, was Sergeant Stanley passierte, nicht noch einmal geschieht?«
»Das Militär selbst. Und es erledigt diese Aufgabe hervorragend.«
»Das Urteil im Fall Stanley wurde 1986 gesprochen. Seitdem haben wir Tailhook gehabt, die noch immer nicht aufgeklärten Zwischenfälle während des Golfkriegs, und die Vergewaltigung weiblicher Militärangehöriger. Das bezeichnen Sie als hervorragende Arbeit?«
»Nun ja, in jeder großen Organisation wird es hier oder da etwas Ärger geben.«
Die Knight fuhr zornig hoch. »Ich bezweifle doch stark, daß die Opfer dieser Verbrechen diese Zwischenfälle als >etwas Ärger< bezeichnen würden.«
»Natürlich, ich wollte damit nicht sagen .«
»Als ich vorschlug, diese Immunität auf die Polizei, die Feuerwehr und Krankenhäuser auszudehnen, waren Sie nicht damit einverstanden, nicht wahr?«
»Nein. Zu viele Ausnahmen von der Regel widerlegen die Regel.«
»Sie erinnern sich doch an die Explosion der Challenger, oder?« Anderson nickte. »Die Hinterbliebenen der Zivilisten an Bord des Shuttles wären berechtigt gewesen, die Regierung und die Firma, die den Shuttle erbaut hat, auf Schadenersatz zu verklagen. Doch den Familienangehörigen des Militärpersonals an Bord wurde dieses Recht aufgrund der Immunität, das dieses Gericht dem Militär verliehen hat, verweigert. Halten Sie das für fair?«
Anderson griff auf die alte, zuverlässige Leier zurück. »Wenn wir Klagen gegen das Militär zulassen, gefährden wir damit unnötig die nationale Sicherheit dieses Landes.«
»Und genau das ist des Pudels Kern«, sagte Ramsey, überaus zufrieden damit, daß Anderson die Sache zur Sprache gebracht hatte. »Es ist ein Balanceakt, und dieses Gericht hat bereits entschieden, wo das Gleichgewicht liegt.«
»Ganz genau, Chief Justice«, sagte Anderson. »Es ist ein unumstößliches Gesetz.«
Die Knight lächelte fast. »Wirklich? Ich dachte, ein unumstößliches Gesetz sei das verfassungsmäßige Recht der Bürger dieses Landes, vor den Gerichten auf Schadenersatz für ihre erlittenen Verluste zu klagen. Kein Gesetz dieses Landes gewährt dem Militär Immunität vor Klagen. Der Kongreß hat das nicht als angemessen erachtet. In Wirklichkeit war es dieses Gericht, das dem Militär diese Sonderbehandlung 1950 aus heiterem Himmel zugestanden hat. Das würde ich kaum als unumstößlich bezeichnen.«
»Doch es handelt sich nun um das vorherrschende Präjudiz«, stellte Ramsey klar.
»Präjudizen ändern sich«, erwiderte die Knight. Ramseys Worte ärgerten sie zutiefst, denn gerade der Chief Justice hatte kein Problem damit, schon lange bestehende Präzedenzfälle aufzuheben, wenn es ihm gerade paßte.
»Mit allem gebührenden Respekt«, sagte Anderson, »ich halte es für das beste, wenn das Militär diese Angelegenheiten intern regelt, Richterin Knight.«
»Mr. Anderson, bestreiten Sie die Zuständigkeit oder Befugnis dieses Gerichts, diesen Fall zu verhandeln und ein Urteil zu fällen?«
»Natürlich nicht.«
»Dieses Gericht muß entscheiden, ob man sich ironischerweise praktisch jeden Schutz und alle Rechte nehmen lassen muß, die man als Bürger hat, wenn man seinem Land beim Militär dient.«
»So würde ich es nicht unbedingt ausdrücken.«
»Aber ich, Mr. Anderson. Es ist wirklich eine Frage der Gerechtigkeit.« Sie sah Ramsey an. »Und wenn wir hier keine Gerechtigkeit bieten, fällt mir wirklich nicht ein, wo man sie finden könnte.«
Während Fiske diesen leidenschaftlichen Worten lauschte, schaute er wieder zu Sara. Als wüßte sie irgendwie, daß er sie ansah, erwiderte sie seinen Blick.
Fiske glaubte plötzlich zu wissen, daß sie dasselbe wie er dachte: Würde Rufus Harms je wirkliche Gerechtigkeit finden, auch wenn sie das ganze Geheimnis irgendwie aufklären sollten und die Wahrheit schließlich herauskam?