KAPITEL 10
Drei Tage, nachdem Michael Fiske die Akte aus der Poststelle entwendet hatte, rief Rufus Harms erneut in Sam Riders Kanzlei an, mußte aber erfahren, daß der Anwalt geschäftlich verreist war. Als Rufus in seine Zelle zurückgebracht wurde, kam er im Gang an einem Mann vorbei.
»Sind ja ’ne Menge Anrufe in letzter Zeit, Harms. Mann, hast du ’nen Postversand aufgemacht, oder was?« Die Wächter lachten laut über die Worte des Mannes. Vic Tremaine war knapp eins achtzig groß, hatte weißblondes, kurzgeschorenes Haar, wettergegerbte Züge und eine Figur wie ein Geschützturm. Er war der stellvertretende Kommandant von Fort Jackson und hatte es sich zur persönlichen Aufgabe gemacht, Harms’ Leben so unerträglich wie möglich zu gestalten. Harms sagte nichts, stand bloß stumm und geduldig da, während Tremaine ihn von oben bis unten musterte.
»Was wollte dein Anwalt? Ist dem ’ne neue Ausrede dafür eingefallen, daß du das kleine Mädchen abgeschlachtet hast? Geht es darum?« Tremaine trat dichter an den Häftling heran. »Siehst du die Kleine noch im Schlaf? Hoffentlich. Ich höre dir nämlich zu, wenn du in deiner Zelle weinst.« Tremaines Tonfall war unverhohlen spöttisch, die Muskeln an seinen Armen und Schultern spannten sich bei jedem Wort, und die Adern an seinem Hals traten hervor, als hoffe er darauf, Harms würde ausrasten, irgend etwas versuchen - was dann das Ende seiner lebenslänglichen Haftstrafe bedeuten würde. »Du weinst wie ein Baby, Mann. Ich wette, die Eltern von dem kleinen Mädchen haben auch geweint. Ich wette, sie wollten dir die Finger um den Hals legen und dir die Luft abdrehen. Wie du’s bei ihrem Mädchen getan hast. Hast du schon mal darüber nachgedacht?«
Harms zuckte nicht einmal. Seine Lippen bildeten weiter eine gerade Linie, und er starrte an Tremaine vorbei. Harms hatte Isolationshaft hinter sich, Einzelhaft, Verspottungen, körperliche und geistige Mißhandlungen; alles, was ein Mensch einem anderen Menschen aus Grausamkeit, Furcht und Haß antun konnte, hatte Rufus Harms ertragen. Ganz gleich, was Tremaines Worte besagten oder wie sie vorgebracht wurden, sie konnten die Mauer nicht durchdringen, die Rufus Harms umgab und am Leben hielt.
Tremaine spürte es und trat einen Schritt zurück. »Schafft mir den Kotzbrocken aus den Augen.« Als die Wächter den Häftling davonzerrten, rief Tremaine ihm hinterher: »Lies wieder in deiner Bibel, Harms. Näher wirst du dem Himmel nicht kommen.«
John Fiske eilte der Frau hinterher, die über den Korridor des Gerichtsgebäudes ging. »He, Janet, haben Sie eine Minute Zeit für mich?«
Janet Ryan war eine sehr erfahrene Anklägerin, die zur Zeit ihr Bestes gab, einen von Fiskes Mandanten für viele Jahre hinter Gitter zu bringen. Außerdem war sie attraktiv und geschieden. Als sie sich zu John umdrehte, lächelte sie. »Für Sie auch zwei Minuten.«
»Es geht um Rodney ...«
»Moment mal, helfen Sie mir auf die Sprünge. Ich habe viele Rodneys.«
»Einbruch, Elektrowarengeschäft, North Side.«
»Er war bewaffnet, die Polizei hat ihn verfolgt ... vorbestraft ... jetzt fällt es mir wieder ein.«
»Genau. Auf jeden Fall will keiner von uns diesen Trottel vor Gericht bringen.«
»Was im Klartext heißt, John: Ihr Fall steht auf wackligen Füßen, und meine Beweise sind überwältigend.«
Fiske schüttelte den Kopf. »Einige Ihrer Beweise wurden vielleicht nicht rechtmäßig sichergestellt.«
»Vielleicht ist ein ganz komisches Wort, meinen Sie nicht auch?«
»Und das Geständnis hat Löcher.«
»Das ist bei allen Geständnissen so. Aber Tatsache ist, Ihr Mandant ist ein Berufsverbrecher. Und ich werde Geschworene finden, die ihn für lange Zeit hinter Gitter bringen.«
»Warum wollen Sie dann das Geld der Steuerzahler verschwenden?«
»Was schlagen Sie vor?«
»Er gesteht den Einbruch und den Besitz von Diebesgut. Lassen Sie die häßliche kleine Anklage wegen Waffenbesitz fallen. Wir einigen uns auf fünf Jahre unter Berücksichtigung der Untersuchungshaft.«
Janet ging weiter. »Wir sehen uns vor Gericht.«
»Na schön, na schön. Acht Jahre. Aber das muß ich noch mit ihm besprechen.«
Sie drehte sich um und zählte die Punkte an den Fingern ab. »Er gesteht alles, auch den >häßlichen kleinen Waffenbesitze, kriegt zehn Jahre, vergißt die Untersuchungshaft und sitzt die ganze Strafe ab. Danach gibt’s fünf Jahre auf Bewährung. Aber wenn er auch nur an einen Baum neben einer Kirche pinkelt, wandert er ohne Diskussionen für weitere zehn Jahre in den Knast. Sollte er vor Gericht gehen, werde ich zwanzig Jahre beantragen. Und ich will sofort eine Antwort.«
»Verdammt, Janet, wo ist Ihr Mitgefühl geblieben?«
»Das spare ich mir für jemanden auf, der es verdient. Meine Liste ist sehr kurz, wie Sie sich wahrscheinlich denken können. Außerdem ist das ein Angebot unter Freunden. Ja oder nein?«
Fiske trommelte mit den Fingern auf seinen Aktenkoffer.
»Eins ...«, sagte Ryan. »Zwei ...«
»Also gut, also gut. Abgemacht.«
»Es ist ein Vergnügen, Geschäfte mit Ihnen zu machen, John. Übrigens ... warum rufen Sie mich nicht mal an? Sie wissen schon, nach Feierabend?«
»Glauben Sie nicht, daß da irgendwo ein Interessenkonflikt lauert?«
»Überhaupt nicht. Bei meinen Freunden kenne ich erst recht kein Pardon.«
Sie ging summend davon, und Fiske lehnte sich an die Wand und schüttelte den Kopf.
Eine Stunde später war er wieder in seinem Büro und warf den Aktenkoffer aufs Sofa. Er nahm den Hörer von der Gabel und rief die Nachrichten ab, die in seiner Wohnung auf dem Anrufbeantworter eingegangen waren. Während er den Tonbandstimmen lauschte, schrieb er Notizen für eine bevorstehende Anhörung. Als er die Stimme seines Bruders hörte, schrieb er ungerührt weiter. Ein Finger zuckte vor und löschte die Nachricht. Mike rief gelegentlich an, wenn auch nur selten. John hatte ihn nie zurückgerufen.
Wahrscheinlich, sagte er sich, will Mike mich damit nur vor den Kopf stoßen. Doch kaum war ihm dieser Gedanke gekommen, als er auch schon wußte, daß er falsch damit lag.
John stand auf, ging zu einem Bücherschrank, der von Prozeßakten und dicken juristischen Wälzern aus den Nähten zu platzen drohte. Er nahm ein gerahmtes Foto hervor. Es war ein altes Bild. John trug seine Polizeiuniform, und Mike stand neben ihm. Der stolze kleine Bruder, der gerade zum Mann geworden war, und der große Bruder mit ernstem Gesicht - ein Mann, der schon viel Schlimmes im Leben gesehen hatte und damit rechnete, bis zu seinem Tod noch viel mehr davon zu sehen. Ja, er hatte tatsächlich die häßliche Seite der Menschheit kennengelernt, aus erster Hand, und beschäftigte sich noch immer damit, nun jedoch ohne Uniform. Nur einen Aktenkoffer, ein billiger Anzug und ein schnelles Mundwerk. Statt Kugeln wurde mit Worten geschossen. Bis zum Ende seiner Tage.
Fiske stellte das Foto zurück und setzte sich. Doch immer wieder schaute er zu dem Foto hinüber. Plötzlich konnte er sich nicht mehr konzentrieren.
Ein paar Tage später klopfte Sara Evans an die Tür von Michael Fiskes Büro und öffnete sie dann unaufgefordert. Das Zimmer war leer. Michael hatte sich ein Buch von ihr ausgeliehen, das sie nun selbst brauchte.
Sara schaute sich um, entdeckte das Buch aber nirgends. Dann bemerkte sie in der Knieöffnung des Schreibtisches Michaels Aktenkoffer. Sie hob ihn hoch. Am Gewicht erkannte sie, daß sich irgend etwas darin befinden mußte. Der Aktenkoffer war verschlossen, doch Sara hatte ihn sich einige Male geborgt und kannte die Kombination. Sie öffnete ihn und sah sofort zwei Bücher und einige Papiere darin. Das Buch, das sie suchte, war nicht dabei.
Sie war schon im Begriff, den Aktenkoffer wieder zu schließen, als sie innehielt. Sie nahm die Papiere heraus und schaute sich dann den Umschlag an. Adressiert an die Poststelle des Obersten Gerichts.
Sara hatte kaum einen Blick auf die handgeschriebene Seite und den getippten Brief geworfen, als sie Schritte hörte. Sie legte die Papiere zurück in den Aktenkoffer, schloß ihn wieder und schob ihn unter den Schreibtisch. Einen Augenblick später kam Michael herein.
»Sara! Was hast du hier zu suchen?«
Sie bemühte sich, einen ganz normalen Eindruck zu machen. »Ich wollte mir nur das Buch zurückholen, das ich dir letzte Woche geliehen habe.«
»Das habe ich zu Hause.«
»Na ja, vielleicht könnte ich zum Abendessen vorbeikommen und es mir holen.«
»Ich habe ziemlich viel zu tun.«
»Wir alle haben viel zu tun, Michael. Aber du hast dich in letzter Zeit ziemlich ins Schneckenhaus verkrochen. Ist wirklich alles in Ordnung? Daß du mir ja nicht unter dem Streß zusammenbrichst.« Sie lächelte, um ihm zu zeigen, daß es scherzhaft gemeint war. Doch Michael sah wirklich so aus, als würde er die Anspannung nicht durchstehen.
»Mir geht es gut, ehrlich. Ich bringe das Buch morgen mit.«
»So wichtig ist es auch wieder nicht.«
»Ich bringe es morgen mit«, sagte er ein wenig gereizt. Sein Gesicht lief rot an, aber er beruhigte sich schnell wieder. »Und jetzt muß ich mich wirklich an die Arbeit machen.« Er schaute zur Tür.
Sara ging durchs Zimmer, legte die Hand auf den Türknopf, schaute dann aber zurück. »Michael, wenn du jemanden brauchst, um mit ihm zu reden ... ich bin für dich da.«
»Ja, klar, danke.« Er schob sie hinaus, schloß die Tür und verriegelte sie. Dann ging er zum Schreibtisch und zog den Aktenkoffer hervor. Er schaute sich den Inhalt an und ging dann zur Tür.
Später an diesem Abend fuhr Sara ihren Wagen auf die Schottereinfahrt und schlenderte zu dem kleinen Cottage, das am George Washington Parkway lag, einer wunderschönen Straße. Das Häuschen gehörte ihr - ihr erstes eigenes Heim -, und sie hatte eine Menge Arbeit hineingesteckt, um es herzurichten. Eine Treppe führte zum Potomac und hinab zu ihrem kleinen Segelboot, das dort vertäut lag. Sie und Michael waren in ihrer spärlichen Freizeit über den Fluß auf das Maryland-Ufer gesegelt und dann nach Norden, unter der Memorial Bridge hindurch und weiter nach Georgetown. Auf dem Boot hatten sie himmlische Ruhe gefunden - ein um so kostbareres Gut, als sie während der Arbeit von einem Meer aus Hektik, Lärm und Streß umgeben waren.
Michael hatte Saras letztes Angebot abgelehnt, sie auf eine Segeltour zu begleiten. Eigentlich, überlegte Sara, hat er in der vergangenen Woche alle meine Vorschläge abgelehnt, sich mal wieder mit mir zu treffen. Zuerst hatte sie es darauf zurückgeführt, daß sie Michaels Heiratsantrag abgelehnt hatte, doch nach der Begegnung in seinem Büro wußte sie, daß es andere Gründe geben mußte.
Sie versuchte, sich genau daran zu erinnern, was sie in seinem Aktenkoffer gesehen hatte. Es war eine Akte aus der Ablage gewesen, da war sie sicher. Und auf dem maschinengeschriebenen Brief hatte sie einen Namen gesehen: Harms. An den Vornamen erinnerte sie sich nicht. Sie hatte nur ein paar Zeilen lesen können, bevor Michael ins Büro gekommen war, glaubte aber erkannt zu haben, daß dieser Harms offensichtlich irgendeine Berufung eingelegt hatte. Um was es dabei ging, wußte Sara nicht. Der maschinengeschriebene Brief war nicht unterzeichnet gewesen.
Sara war schnurstracks in die Poststelle gegangen, um festzustellen, ob in der Ablage irgendein Fall unter dem Namen Harms verzeichnet war. Sie hatte keinen gefunden. Sara konnte ihren eigenen Gedanken nicht fassen, als sie sich fragte, ob Michael eine Berufungseingabe an sich genommen hatte, bevor sie bearbeitet und ordnungsgemäß abgelegt worden war. Falls ja, hatte er sich eines schweren Vergehens schuldig gemacht. Er konnte des Gerichts verwiesen, ja sogar zu einer Gefängnisstrafe verurteilt werden.
Sara trat ins Haus, zog rasch Jeans und ein T-Shirt an und ging wieder hinaus. Es war schon dunkel. Assessoren am Obersten Gerichtshof kamen nur selten im Hellen nach Hause, außer es dämmerte schon, und sie waren nur rasch nach Hause gefahren, um zu duschen und sich umzuziehen, bevor sie wieder an die Arbeit gingen.
Sara stieg die Treppe zum Kai hinunter und setzte sich auf ihr Boot. Wenn Michael sich ihr doch nur anvertrauen würde ... dann könnte sie ihm helfen. Trotz seiner gegenteiligen Behauptung hatte Michael sich von ihr zurückgezogen. Er hatte die Zurückweisung längst nicht verkraftet. Aber wer hätte das schon, fragte sich Sara.
Abrupt sprang sie auf, lief zum Haus, hob den Hörer ab und wählte Michaels Nummer, hielt dann aber inne. Michael Fiske war stur. Wenn sie ihn nun darauf ansprach, was sie gesehen hatte, wurde alles nur noch schlimmer. Sara legte auf. Sie mußte warten, bis Michael von sich aus auf sie zukam.
Sie ging wieder hinaus, schaute auf das Wasser. Ein Jet flog vorüber, und Sara winkte ihm automatisch zu - eine Art Ritual von ihr. Doch die Maschinen flogen hier tatsächlich so tief, daß ein Passagier Sara durchaus hätte sehen können, wäre es hell gewesen. Als sie die Hand wieder senkte, fühlte sie sich so deprimiert wie seit dem Tod ihres Vaters nicht mehr, der sie ganz allein zurückgelassen hatte.
Nach dem Tod des Vaters hatte Sara ein neues Leben angefangen. War an die Westküste gegangen, hatte Jura studiert und einen ausgezeichneten Abschluß gemacht. Sie hatte als Rechtspraktikantin am Neunten Berufungsgericht gearbeitet und dann den Job beim Obersten Gerichtshof angenommen. Anschließend hatte sie die Farm in North Carolina verkauft und dieses Haus erworben. Sie war nicht vor ihrem alten Leben geflohen, oder vor der Trauer, die sie überkam, wann immer sie daran dachte, daß ihre Eltern nicht mehr da waren, nicht mehr erlebten, was sie erreicht hatte, sie nicht einmal mehr umarmen konnten.
Oder war es doch eine Flucht gewesen? Sara glaubte es nicht. Doch irgendwann würde der Tag kommen, da sie das Oberste Gericht verlassen mußte, und sie hatte nicht die geringste Ahnung, was sie dann tun wollte. In der freien Wildbahn der Juristerei konnte sie überall unterkommen. Das Problem war nur, daß Sara sich nicht darüber im klaren war, ob das Recht ein Teil ihres Lebens werden sollte. Drei Jahre Jurastudium, ein Jahr am Berufungsgericht, nun im zweiten Jahr am Supreme Court - und sie fühlte sich jetzt schon ein bißchen ausgebrannt.
Sie dachte an ihren Vater, einen Farmer, der zugleich das Amt des städtischen Friedensrichters bekleidet hatte. Er hatte keinen schmucken Gerichtssaal gehabt. Doch seine Urteile waren klug und gerecht gewesen. Er hatte sie sich draußen auf den Feldern überlegt, während er auf seinem Traktor saß oder während er sich wusch, weil es gleich Abendessen gab. Für Sara bedeutete das Gesetz genau das - und auch für die meisten anderen Menschen, glaubte sie wenigstens. So sollte es jedenfalls sein: Die Suche nach der Wahrheit. Und dann, nachdem man sie gefunden hatte, der Urteilsspruch, Keine heimlichen Tagesordnungen, keine Wortspiele, vielmehr gesunder Menschenverstand, der sich an die Tatsachen hielt. Sara seufzte. So einfach war es nie. Das wußte sie besser als die meisten anderen.
Sie ging wieder ins Haus, stellte sich auf einen Stuhl und schnappte sich eine Schachtel Zigaretten vom Küchenschrank. Dann setzte sie sich in die Hollywoodschaukel auf der hinteren Veranda und schaute hinaus aufs Wasser, blickte zum klaren Himmel empor und fand auf Anhieb den Großen Wagen. Ihr Dad war begeisterter Amateurastronom gewesen und hatte ihr viele Sternbilder erklärt. Sara segelte oft nur nach den Sternen; das hatte sie in Stanford gelernt. In einer klaren Nacht konnte man die Sterne niemals verlieren, konnte sich nie verirren, wenn man die Sterne kannte. Das war tröstend. Während Sara die Zigarette rauchte, hoffte sie, daß Michael wußte, was er tat.
Ihre nächsten Gedanken galten einem anderen Fiske: John. Michaels Bemerkung über sie, Sara, und seinen Bruder war der Wahrheit ziemlich nahegekommen. In dem Augenblick, als sie John Fiske zum erstenmal gesehen hatte, hatte irgend etwas in sämtlichen wichtigen Schaltkreisen ihres Herzens, ihres Hirns und der Seele klick gemacht.
Sara hatte keine Erklärung dafür. Sie glaubte nicht, daß so bedeutende Gefühle so rasch und mit einer solchen Intensität entstehen konnten. So etwas gab es einfach nicht - und deshalb war sie so verwirrt, denn genau das war ihr widerfahren. Bei jeder Bewegung John Fiskes, bei jedem Wort, das er sprach, jedem Blickkontakt, den er mit jemandem herstellte, ja, wenn er nur lächelte oder die Stirn runzelte, hatte Sara das Gefühl gehabt, ihn ewig betrachten zu können, ohne seiner jemals überdrüssig zu werden. Beinahe hätte sie über die Absurdität dieser Vorstellung gelacht. Andererseits . wie verrückt konnte es sein, wenn sie doch genau so empfand?
Und es war nicht das einzige Mal gewesen, daß sie John gesehen hatte. Michael wußte nichts davon, aber sie hatte bei einer Freundin im Gericht in Richmond angerufen und sich John Fiskes Verhandlungstermine in den nächsten vierzehn Tagen durchgeben lassen. Es hatte sie verwundert, wie oft der Mann vor Gericht auftrat. Im vergangenen Sommer, als es am Obersten Gerichtshof ein bißchen ruhiger zuging, war Sara noch einmal nach Richmond gefahren und hatte sich John Fiskes Plädoyer unmittelbar vor der Urteilsverkündung angehört. Sie hatte ein Kopftuch und eine Brille getragen - nur für den Fall, daß sie Fiske später vorgestellt wurde oder daß er sie beim erstenmal gesehen hatte, als sie ihn zusammen mit Michael beobachtet hatte.
Fiske hatte sich energisch für seinen Mandanten eingesetzt. Doch kaum hatte er sein Plädoyer beendet, hatte der Richter den Angeklagten zu lebenslanger Haft verurteilt. Fiske hatte sich seinen Aktenkoffer geschnappt und den Gerichtssaal verlassen, als sein Mandant abgeführt wurde, um seine Strafe anzutreten. Draußen hatte Sara beobachtet, wie Fiske versucht hatte, die Familie des Mannes zu trösten. Die Frau war erbärmlich dünn und sah krank aus; ihr Gesicht war mit blauen Flecken und Schwellungen übersät.
Fiske sprach ein paar Worte mit der Frau, umarmte sie und wandte sich dann dem ältesten Sohn zu, einem jungen Mann von vierzehn Jahren, der schon so aussah, als würde er ein hingebungsvoller Sklave der Straße werden.
»Du bist jetzt der Mann im Haus, Lucas. Du mußt auf deine Familie aufpassen«, sagte Fiske.
Sara musterte den Teenager. Es schmerzte sie, den Zorn in seinem Gesicht zu sehen. Wie konnte jemand, der noch so jung war, so viel Feindseligkeit in sich bergen?
»Hm«, sagte Lucas und starrte die Wand an. Er hatte sich schon für die Straße gerüstet, für die Bandenarbeit. Um den Kopf hatte er ein Tuch geschlungen, und er trug Kleidung, die sich niemand leisten konnte, der bei McDonald’s Hamburger wendete.
Fiske kniete nieder und schaute den anderen Sohn an. Enis war sechs Jahre alt, verdammt niedlich und ungewöhnlich quirlig.
»He, Enis, wie geht’s dir so?« sagte Fiske und streckte die Hand aus.
Enis ergriff sie mißtrauisch und schüttelte sie. »Wo ist mein Daddy?«
»Er muß für ’ne Weile weg.«
»Warum?«
»Weil er einen umge...«, begann Lucas; dann brachte Fiske ihn mit einem scharfen Blick zum Schweigen. Lucas murmelte ein Schimpfwort, schüttelte die zitternde Hand seiner Mutter ab und stelzte davon.
Fiske schaute wieder Enis an. »Dein Daddy hat was getan, da ist er selbst böse darauf. Jetzt geht er weg, damit alles wieder gut wird.«
»Ins Gefängnis?« fragte Enis. Fiske nickte.
Während Sara dieses Gespräch verfolgte, kam ihr in den Sinn, daß sich Fiske - und Erwachsene im allgemeinen - heutzutage in solchen Situationen wohl töricht und unbeholfen vorkamen, wie Gestalten aus einer Comedy-Serie der fünfziger Jahre, die versuchten, sich mit einem Kind des zweiten Jahrtausends zu befassen. Selbst mit sechs Jahren wußte Enis vermutlich eine Menge über das Strafrechtsystem. Und über das Böse im Leben wußte der kleine Junge wahrscheinlich viel mehr als jeder durchschnittliche Erwachsene.
»Wann kommt Daddy raus?« fragte Enis.
Fiske schaute zu der Frau hoch und blickte dann wieder den kleinen Jungen an. »Das wird noch sehr, sehr lange dauern, Enis. Aber deine Mom wird für dich da sein.«
»Na dann«, sagte Enis ohne merkliche Gefühlsregung. Er nahm die Hand seiner Mom, und sie gingen davon.
Sara beobachtete, wie Fiske den beiden einen Moment hinterherschaute. Wieder konnte sie beinahe fühlen, was er dachte. Der eine Sohn war vielleicht für immer verloren, der andere ließ seinen Vater beiläufig, wie einen streunenden Hund, auf der Straße zurück.
Schließlich hatte Fiske seine Krawatte gelockert und war davongegangen.
Sara wußte nicht genau warum, beschloß aber, ihm zu folgen. Fiske ging langsam, und sie hatte keine Mühe, ihn im Auge zu behalten. Die Bar, die er betrat, war ein kleiner Spalt in der Wand; die Fenster waren dunkel. Sara zögerte kurz; dann ging sie ebenfalls hinein.
Fiske saß am Tresen. Er hatte offensichtlich schon bestellt, denn der Barkeeper schob ihm ein Bier hinüber. Sara ging rasch zu einem Tisch ganz hinten im Raum und setzte sich. Wenngleich die Bar einen schmuddeligen Eindruck machte, war sie ziemlich gut besucht; dabei war es gerade erst fünf. Die Gäste waren eine interessante Mischung aus Arbeitern und Büroangestellten aus der Innenstadt. Fiske saß zwischen zwei Bauarbeitern, deren gelbe Schutzhelme vor ihnen auf dem Tresen lagen. Fiske zog seine Jacke aus und setzte sich darauf. Seine Schultern waren genauso breit wie die der stämmigen Männer neben ihm. Sara fiel auf, daß sein Hemd nicht mehr ordentlich in der Hose steckte und hinten heraushing. Sein dunkles Haar bedeckte den Hals und fiel bis auf den Kragen des weißen Oberhemdes. Sara konnte kaum den Blick davon lösen.
Er sprach mit den Männern, die neben ihm saßen. Die Arbeiter lachten herzhaft über irgend etwas, das er gesagt hatte, und Sara ertappte sich dabei, daß sie lächelte, obwohl sie die Bemerkung nicht gehört hatte. Schließlich kam eine Kellnerin, und Sara bestellte ein Ginger Ale. Sie beobachtete weiterhin Fiske an der Bar. Er scherzte nicht mehr herum. Er starrte so intensiv die Wand an, daß auch Sara unwillkürlich hinüberschaute. Sie sah dort lediglich ordentlich aufgereihte Bier- und Schnapsflaschen; Fiske hingegen erblickte dort offensichtlich viel mehr.
Er hatte bereits sein zweites Bier bestellt; als er es serviert bekam, hielt er sich die Flasche an die Lippen, bis sie leer war. Sara stellte fest, daß er große Hände mit dicken, kräftig aussehenden Fingern besaß. Sie sahen nicht wie die Hände eines Mannes aus, der ständig einen Bleistift schwang oder vor einem Computermonitor saß.
Fiske legte ein paar Scheine auf den Tresen, nahm seine Jacke und drehte sich um. Einen Moment lang glaubte Sara, seinen Blick zu spüren. Er zögerte kurz; dann zog er die Jacke an. Sara saß ganz hinten in einer dunklen Ecke. Sie glaubte nicht, daß Fiske sie gesehen hatte. Aber warum hatte er dann gezögert? Jetzt wurde sie doch ein wenig nervös. Sie wartete noch eine Minute, legte dann ein paar Scheine auf den Tisch, erhob sich und ging.
Als Sara wieder ins Sonnenlicht trat, sah sie Fiske nicht mehr. Er war so plötzlich verschwunden wie in einem Traum. Impulsiv kehrte Sara in die Bar zurück und fragte den Barkeeper, ob er John kenne. Der Mann schüttelte den Kopf. Sara wollte noch ein paar Fragen stellen, doch der Gesichtsausdruck des Barkeepers besagte, daß er nicht besonders auskunftsfreudig war.
Die Bauarbeiter beäugten Sara mit ziemlichem Interesse. Sie beschloß, die Bar zu verlassen, bevor es unangenehm für sie werden konnte. Sie ging zurück zu ihrem Wagen und stieg ein. Ein Teil von ihr wünschte sich, sie wäre Fiske irgendwie begegnet, der andere Teil war froh, daß es nicht dazu gekommen war. Was hätte sie auch zu ihm sagen sollen? Hallo, ich bin eine Kollegin Ihres Bruders, und ich beschatte Sie in gewisser Weise?
Sara war an diesem Abend nach Nordvirginia zurückgefahren, hatte ebenfalls zwei Bier getrunken und war in der Hollywoodschaukel auf ihrer Veranda eingeschlafen. Auf derselben, auf der sie nun saß, eine Zigarette rauchte und den Himmel beobachtete. Das war das letzte Mal gewesen, daß sie John Fiske gesehen hatte. Es war etwa vier Monate her.
Da sie den Mann nicht einmal kannte, konnte sie ihn schwerlich lieben; eine gewisse Vernarrtheit war wohl wahrscheinlicher. Sollte sie John Fiske jemals kennenlernen, würde vielleicht schon das erste Gespräch den Eindruck zunichte machen, den sie von ihm gewonnen hatte.
Doch Sara glaubte nicht an das Schicksal. Wenn sich zwischen ihr und John Fiske irgend etwas entwickeln sollte, würde sie selbst wohl den ersten Zug machen müssen. Sie hatte aber nicht die geringste Ahnung, wie dieser Zug aussehen sollte.
Sara drückte die Zigarette aus und schaute zum Himmel empor. Jetzt wäre sie gern gesegelt. Sie wollte den Wind im Haar spüren, das Kitzeln der Gischt auf ihrer Haut, das Brennen der Taue auf ihren Handflächen. Aber im Augenblick wollte sie nichts davon allein erleben. Sie wollte mit jemandem Zusammensein, mit einem ganz bestimmten Menschen. Doch dem wenigen nach, was Michael ihr über John Fiske erzählt und Sara selbst von dem Mann gesehen hatte, bezweifelte sie, daß es jemals dazu kommen würde.
Hundertfünfzig Kilometer südlich von Saras Haus schaute auch John Fiske kurz in den Himmel, als er aus seinem Wagen stieg. Der Buick stand nicht auf der Einfahrt, aber Fiske hatte sowieso nicht seinen Vater besuchen wollen. Abgesehen von zwei Teenagern, die zwei Häuser weiter an einem Chevy mit einem dermaßen gewaltigen Motor arbeiteten, daß man glauben konnte, er habe die Motorhaube gesprengt, war in der Nachbarschaft alles ruhig.
Fiske hatte den ganzen Tag bei Gericht verbracht. Er hatte seinen Fall ungeschminkt vorgetragen, bis ins kleinste Detail. Der stellvertretende Staatsanwalt hatte erbarmungslos auf einen Schuldspruch hingearbeitet. Acht Stunden eindringliche Wortgefechte - und Fiske hatte kaum Zeit gehabt, aufs Klo zu gehen und zu pinkeln, als die Geschworenen auch schon mit dem Schuldspruch zurück in den Gerichtssaal kamen. Es war die dritte Verurteilung seines Mandanten. Der Mann war endgültig weg vom Fenster.
Die Ironie an der Sache war nur, daß Fiske ihn in diesem Fall tatsächlich für unschuldig hielt - was er von den meisten seiner Mandanten nicht behaupten konnte. Aber der Bursche hatte so viele andere krumme Dinger gedreht, daß die Geschworenen es ihm vielleicht unbewußt heimzahlen wollten. Hinzu kam, daß Fiske wohl eher an Altersschwäche sterben würde, bevor er von seinem Mandanten den Rest des Honorars bekam. Lebenslängliche gaben sich nur selten Mühe, ihre Schulden zu begleichen, besonders, wenn es sich um Schulden gegenüber dem Anwalt handelte, der für ihre Verurteilung verantwortlich war.
Fiske ging auf den Hof, öffnete die Seitentür der Garage, trat ein und holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank. Die Feuchtigkeit lag noch immer wie ein nasses Tuch über dem Landstrich, und Fiske drückte sich die kalte Flasche an die Schläfe und ließ die Kühle tief einsickern. Ganz am Ende des Hofs standen ein paar schiefe Bäume und eine seit langer Zeit abgestorbene Weinrebe, die sich noch immer fest um rostige Pfähle und Stacheldraht schlang.
Fiske ging hinüber und lehnte sich gegen eine der Ulmen. Er schaute auf eine Stelle am Boden, an der kein Gras wuchs. Hier lag Bo begraben, der belgische Schäferhund, mit dem die Brüder Fiske aufgewachsen waren. Als ihr Vater den Hund eines Tages mit nach Hause gebracht hatte, war er nicht größer als Daddys Faust gewesen. Binnen eines Jahres war er zu einer breitbrüstigen, sechzig Pfund schweren, schwarz und weiß gezeichneten Schönheit geworden, die beide Jungs abgöttisch geliebt hatten, besonders Mike. Bo lief ihnen immer hinterher, wenn sie morgens Zeitungen austrugen, folgte ihnen über die gesamte Strecke. Sie hatten fast neun Jahre der innigen Freude miteinander verbracht, als Bo eines Tages nach einem Schlaganfall zusammengebrochen war, während Mike mit ihm spielte.
John hatte in seinem ganzen Leben noch nie jemanden so verzweifelt weinen sehen wie seinen Bruder. Weder seine Mutter noch der Vater konnten Mike trösten. Er hatte sich heulend in den Hof gesetzt, den buschigen Schwanz des Hundes gehalten und versucht, ihn wieder auf die Beine zu stellen, um im Sonnenschein mit ihm zu spielen. John hatte seinen Bruder an diesem Tag in den Armen gehalten, hatte mit ihm geweint und den reglosen Kopf ihres geliebten Schäferhundes gestreichelt.
Am nächsten Tag war Mike zur Schule gegangen, während John mit seinem Vater zu Hause blieb, um den Hund hier zu begraben. Als Mike heimgekommen war, hatten alle an einem kleinen Gottesdienst für Bo teilgenommen, der auf dem Hof abgehalten wurde. Mike hatte voller Inbrunst aus der Bibel gelesen; dann hatten die Brüder am Kopf des schlichten Grabes einen kleinen Grabstein aufgestellt, eigentlich mehr einen Hohlziegel, auf den sie mit einem Federhalter Bos Namen geschrieben hatten. Der Ziegel stand noch dort, aber die Tinte war längst schon verschwunden.
Fiske kniete nieder und fuhr mit der Hand durch das Gras, das an dieser von den Bäumen beschatteten Stelle ganz glatt und fein war. Herrgott, was hatten sie diesen Hund geliebt. Warum mußte die Vergangenheit so schnell zurückweichen? Warum hatte man stets den Eindruck, daß die guten Zeiten so kurz gewesen waren? Er schüttelte den Kopf - als die Stimme ihn plötzlich zusammenfahren ließ.
»Ich erinnere mich an den alten Hund, als wäre es gestern gewesen.«
John schaute auf zu Ida German, die auf der anderen Seite des Zaunes stand und ihn musterte. Er erhob sich und blickte ein wenig verlegen drein. »Es ist schon lange her, Mrs. German.«
Die Frau roch ständig nach Rindfleisch und Zwiebeln, genau wie ihr Haus, wie Fiske wußte. Seit fast dreißig Jahren war sie Witwe. Sie bewegte sich langsam; ihr Körper war verschrumpelt, untersetzt und dick. Ihr langer Hausmantel bedeckte venöse, fleckige Beine und gedunsene Fußgelenke. Doch mit fast neunzig Jahren waren ihr Verstand und ihre Aussprache noch klar.
»Bei mir ist alles schon lange her. Nicht bei dir. Noch nicht. Wie geht es deiner Mom?«
»Sie schlägt sich so durch.«
»Ich wollte sie schon lange mal besuchen, aber mein alter Körper hat einfach nicht mehr so viel Schwung wie früher.«
»Mom würde sich bestimmt freuen, Sie zu sehen.«
»Dein Daddy ist vor ’ner Weile weggefahren. Zu ’nem Treffen der American Legion, glaube ich.«
»Schön. Es freut mich, daß er mal rauskommt. Und ich weiß es zu schätzen, daß Sie ihm Gesellschaft leisten.«
»Es macht keinen Spaß, allein zu sein. Ich habe drei meiner Kinder überlebt. Das ist für Eltern das Schlimmste auf der Welt ... die eigenen Kinder zu begraben. Ist einfach nicht normal. Wie geht es Mike? Ich sehe ihn hier nicht oft.«
»Er hat ziemlich viel zu tun.«
»Wer hätte schon gedacht, daß aus diesem pausbäckigen kleinen Flachskopf mal das wird, was aus ihm geworden ist? Man mag’s kaum glauben.«
»Mike hat es verdient.« Fiske hielt kurz inne. Es war ihm einfach so herausgerutscht. Aber sein Bruder hatte es verdient.
»Das gilt für euch beide.«
»Mike hat es wohl ein bißchen weiter gebracht als ich.« »Ha. Glaub das ja nicht. Dein Daddy gibt unentwegt mit dir an. Sicher, er spricht auch von Mike, aber du bist sein Erstgeborener.«
»Na ja, er und Mom haben uns anständig erzogen. Alles für uns geopfert. So was vergißt man nicht.« Vielleicht hat Mike es vergessen, sagte sich John. Aber mir würde es nie passieren.
»Tja, Mike konnte eben drei guten Vorbildern folgen.«
Fiske blickte Mrs. German neugierig an.
»Der Junge hat den Boden angebetet, auf dem du gewandelt bist.«
»Die Menschen ändern sich.«
»Glaubst du das wirklich?«
Es fing an zu regnen, aber es waren nur ein paar Tropfen. »Gehen Sie lieber wieder rein, Mrs. German. Sieht so aus, als würde es gleich zu schütten anfangen.«
»Du weißt, du kannst mich Ida nennen, wenn du willst.«
Fiske lächelte. »Manche Dinge ändern sich nicht, Mrs. German.«
Er schaute ihr nach, bis sie im Haus war. Das Viertel war längst nicht mehr so sicher wie früher. Er und sein Vater hatten Schließriegel an den Türen, Schlösser an den Fenstern und ein Guckloch in der Haustür angebracht. Senioren waren bevorzugte Opfer von Verbrechern.
Fiske schaute noch einmal hinunter auf Bos Grab, und in seiner Erinnerung war das Bild seines Bruders zementiert, der sich eines toten Hundes wegen die Augen ausweinte.