KAPITEL 25

Jordan Knight stand auf der Schwelle des Büros seiner Frau und beobachtete sie. Elizabeth Knight saß mit gebeugtem Kopf hinter dem Schreibtisch. Vor ihr lagen mehrere aufgeschlagene Bücher, doch sie las offensichtlich in keinem davon.

»Warum machst du für heute nicht Schluß, Schatz?«

Sie sah erschrocken auf. »Jordan, ich dachte, du wärst schon zu deinem Treffen gefahren.«

Er ging zu ihr, stellte sich neben sie und massierte mit einer Hand ihren Nacken. »Ich habe es abgesagt. Und jetzt sollten wir nach Hause fahren.«

»Aber ich muß noch arbeiten. Wir hinken furchtbar hinterher. Es ist so schwer ...«

Er legte eine Hand unter ihren Arm und half ihr hoch. »Beth, ganz gleich, wie wichtig es ist - so wichtig ist es auch wieder nicht. Fahren wir nach Hause«, sagte er fest.

Ein paar Minuten später saßen die Knights in einem Dienstwagen der Regierung, und der Chauffeur fuhr sie zu ihrer Wohnung. Als Elizabeth Knight sich nach einer entspannenden Dusche, einem leichten Abendessen und einem Glas Wein aufs Bett legte, fühlte sie sich wieder einigermaßen erholt. Ihr Mann kam ins Zimmer, setzte sich neben sie, legte ihre Füße auf seinen Schoß und massierte sie.

»Manchmal glaube ich, daß wir zu viel von unseren Assessoren verlangen. Sie zu hart arbeiten lassen. Zu viel von ihnen erwarten«, sagte Elizabeth nach einer Weile.

»Wirklich?« Jordan Knight umfaßte sanft ihr Kinn. »Du versuchst doch nicht etwa, dir irgendeine Mitschuld an Michael Fiskes Tod zu geben? An dem Abend, an dem er vermutlich umgebracht wurde, hat er keine Überstunden gemacht. Du hast mir erzählt, er habe sich krank gemeldet. Und daß man seine Leiche in einem heruntergekommenen Stadtteil gefunden hat, in einer schmutzigen Gasse, hat nicht das geringste mit dir oder dem Gericht zu tun. Irgend jemand, irgendein Abschaum von der Straße, hat ihn ermordet. Vielleicht war es ein Raubmord, vielleicht war Fiske einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Aber wie dem auch sei, du hast nichts damit zu tun.«

»Die Polizei glaubt an einen Raubmord.«

»Die Ermittlungen haben zwar gerade erst begonnen, aber ich würde auch davon ausgehen.«

»Einer der Assessoren hat heute gefragt, ob Michaels Tod irgend etwas mit dem Gericht zu tun hat.«

Jordan Knight dachte kurz darüber nach. »Nun ja, das wäre zwar möglich, aber ich kann mir nicht vorstellen, auf welche Weise.« Plötzlich schaute er besorgt drein. »Aber falls es tatsächlich so ist, werde ich dafür sorgen, daß du zusätzlichen Schutz bekommst. Ich werde mich morgen hinters Telefon klemmen und veranlassen, daß ein Agent vom Secret Service oder vom FBI rund um die Uhr zu deinem Schutz abgestellt wird.«

»Nein, Jordan, das ist nicht nötig.«

»Na, hör mal. Ich werde mit allen Mitteln dafür sorgen, daß kein Verrückter dich mir wegnimmt. Das macht mir des öfteren Sorgen, Beth. Einige Urteile des Gerichts sind äußerst unpopulär. Und du bekommst von Zeit zu Zeit Morddrohungen. Das kannst du nicht ignorieren.«

»Das tue ich auch nicht. Ich versuche einfach, gar nicht daran zu denken.«

»Na schön, aber reg dich nicht auf, wenn ich anders verfahre.«

Sie lächelte und berührte sein Gesicht. »Du kümmerst dich viel zuviel um mich.«

Er lächelte. »Wenn man etwas so Kostbares hat, kann man sich gar nicht genug darum kümmern.«

Sie küßten sich zärtlich; dann zog Jordan die Decke über sie, knipste das Licht aus und ging in sein Arbeitszimmer, um noch einige Akten durchzusehen. Doch Elizabeth Knight schlief nicht sofort. Sie starrte in die Dunkelheit, und eine Flut von Gefühlen drang auf sie ein, drohte sie zu überwältigen, doch ihre Müdigkeit war stärker, und zum Glück kam der Schlaf.

»Ich kann mir nicht vorstellen, was Sie durchmachen, John. Ich weiß nur, wie sehr es mir zu schaffen macht, obwohl ich Michael nur verhältnismäßig kurz gekannt habe.«

Sie saßen in Saras Wagen, waren gerade über den Potomac River gefahren und befanden sich nun in Virginia. Fiske fragte sich, ob Sara bei ihm vielleicht den Eindruck erwecken wollte, daß sie ihm nur wenig mitteilen konnte.

»Wie lange haben Sie beide zusammengearbeitet?«

»Ein Jahr. Michael hat mich überredet, noch ein Jahr dranzuhängen.«

»Ramsey hat gesagt, Sie und Michael hätten sich nahe gestanden. Wie nahe?«

Sie blickte ihn scharf an. »Was wollen Sie damit sagen?«

»Ich will nur Fakten über meinen Bruder sammeln. Ich will wissen, wer seine Freunde waren. Ob er eine Freundin hatte.« Er schaute zu ihr hinüber, um ihre Reaktion zu beobachten. Doch falls Sara etwas empfand, verbarg sie es.

»Sie wohnen nur zwei Autostunden weit weg und wissen nichts über sein Leben?«

»Ist das Ihre Meinung oder die von jemand anderem?«

»Ich kann meine eigenen Beobachtungen machen.«

»Tja, das ist aber eine Straße, die in zwei Richtungen führt.«

»Meinen Sie damit die Beobachtungen oder die Fahrt von zwei Stunden?«

»Beides.«

Sie fuhren auf den Parkplatz eines Restaurants im Norden Virginias. Sie gingen hinein, bekamen einen Tisch und bestellten etwas zu essen und Getränke: Fiske ein Corona und Sara eine Margarita.

Fiske trank einen Schluck von seinem Bier und wischte sich den Mund ab. »Stammen Sie auch aus einer Anwaltsfamilie? Wir Juristen sind ja Herdentiere.«

Sie lächelte und schüttelte den Kopf. »Ich komme von einer Farm in North Carolina. Aus einem winzigen Kaff. Aber mein Vater hatte tatsächlich mit der Rechtsprechung zu tun.«

Fiske blickte sie interessiert an. »Inwiefern?«

»Er war der Friedensrichter des Bezirks. Offiziell war sein Gerichtssaal ein kleiner Verschlag hinten im Gefängnisgebäude. Aber die meisten Fälle verhandelte er, während er mitten auf einem Acker auf seinem John-Deere-Traktor saß.«

»Demnach hat Ihr Vater Ihr Interesse an der Juristerei geweckt?«

Sara nickte. »Mein Dad sah auf seinem staubigen Trecker mehr nach einem Richter aus als so manch anderer, den ich in altehrwürdigsten Gerichtssälen gesehen habe.«

»Gilt das auch für den Obersten Gerichtshof?«

Sara blinzelte und wandte den Blick ab, und Fiske bedauerte seine Bemerkung sofort. »Ich wette, Ihr Dad war ein guter Friedensrichter. Gesunder Menschenverstand, gerechte Urteile. Ein bodenständiger Mensch.«

Sie schaute ihn an, ob er seine Worte sarkastisch meinte, doch Fiskes Gesichtsausdruck war aufrichtig. »Genau das war er«, sagte sie. »Er hatte hauptsächlich mit Wilderern und Verkehrssündern zu tun. Ich glaube nicht, daß nach Dads Urteilssprüchen auch nur einer das Gefühl hatte, ungerecht behandelt worden zu sein.«

»Sehen Sie ihn oft?«

»Er ist vor sechs Jahren gestorben.«

»Das tut mir leid. Lebt Ihre Mutter noch?«

»Sie ist noch eher als Dad gestorben. Das Leben auf dem Land kann hart sein.«

»Geschwister?«

Sara schüttelte den Kopf und schien erleichtert zu sein, daß das Essen serviert wurde.

»Ich merke jetzt erst, was für einen Hunger ich habe«, sagte Fiske und nahm einen großen Bissen von seiner Tortilla. »Ich hab’ heute noch nichts gegessen.«

»Das kommt bei mir oft vor. Ich hatte heute einen Apfel zum Frühstück, und das war’s dann auch.«

»Das ist nicht gut für Sie.« Fiskes Blick glitt über Sara hinweg. »Sie haben nicht gerade Übergewicht.«

Sie betrachtete ihn. Trotz seiner breiten Schultern und der vollen Wangen wirkte er beinahe hager. Sein Hemdkragen saß weit um seinen Hals, und seine Taille wirkte zu schmal für seine Größe. »Sie auch nicht.«

Zwanzig Minuten später warf Fiske die Serviette auf den leeren Teller und lehnte sich zurück.

»Ich weiß, daß Sie viel zu tun haben«, begann er umständlich, »und möchte Ihre Zeit nicht über Gebühr in Anspruch nehmen. Mein Bruder und ich haben uns nicht oft gesehen. Aber da gibt es eine Informationslücke, die ich füllen muß, wenn ich herausfinden will, wer ihn ermordet hat.«

»Offiziell ist das Detective Chandlers Aufgabe.«

»Inoffiziell ist es meine.«

»Ihre Vergangenheit als Polizist?« fragte Sara. Fiske runzelte die Stirn. »Michael hat mir viel von Ihnen erzählt.«

»Ach, ja?«

»Ja, sicher. Er war sehr stolz auf Sie. Vom Cop zum Strafverteidiger. Michael und ich haben einige interessante Diskussionen darüber geführt.«

»Es gefällt mir nicht, daß jemand Diskussionen über mein Leben führt, den ich gar nicht kenne.«

»Kein Grund, sich aufzuregen. Ihr Berufswechsel erschien Michael und mir nur ziemlich interessant.«

Fiske zuckte die Achseln. »Als Cop habe ich Ganoven vor Gericht geschleift. Heute verdiene ich meinen Lebensunterhalt damit, sie vor Gericht zu verteidigen. Um Ihnen die Wahrheit zu sagen . mit der Zeit haben mir einige von den Burschen leid getan.«

»Ich habe noch nie gehört, daß ein Cop so etwas offen zugibt.«

»Wirklich? Mit wie vielen Polizisten hatten Sie denn schon zu tun?«

»Ich fahre gern schnell. Zu schnell. Das bringt mir jede Menge Strafzettel ein.« Sara lächelte neckisch. »Jetzt mal ehrlich, warum haben Sie den Beruf gewechselt?«

Fiske spielte geistesabwesend mit seinem Messer. »Ich habe mal einen Burschen geschnappt, der Kokain bei sich hatte. Er arbeitete als Kurier für mehrere Drogenhändler. Der Kerl war ein kleiner Fisch. Er hat den Stoff bloß von A nach B gebracht. Ich hatte einen anderen berechtigten Grund, mir den Jungen zu schnappen und ihn zu durchsuchen. Bei der Gelegenheit finde ich diesen Block Kokain, und der Bursche erzählt mir mit dem Vokabular eines Erstkläßlers: >Ich dachte, es wär’n Stück Käse. <« Fiske schaute Sara in die Augen. »Können Sie sich das vorstellen? Er wäre besser dran gewesen, hätte er behauptet, nicht zu wissen, wie der Stoff in seinen Wagen gekommen ist. Dann hätte sein Anwalt wenigstens Versuchen können, berechtigte Zweifel anzumelden, was die Anklage wegen Drogenbesitzes angeht. Aber wenn man Geschworenen vormachen will, daß jemand, der wie der letzte Dreck aussieht und der handelt und spricht wie ein geistig Zurückgebliebener, wirklich davon überzeugt war, ein Block Kokain im Wert von zehntausend Dollar sei ein Schweizer Käse gewesen ... tja, dann bekommt man Probleme.« Er schüttelte den Kopf. »Man steckt zehn von diesen Typen ins Gefängnis, und hundert andere warten nur darauf, ihre Stelle einzunehmen. Diesen Jungs bleibt nichts anderes übrig. Hätten sie eine andere Möglichkeit, zu Geld zu kommen - sie würden sie wahrnehmen. Aber wenn man den Menschen keine Hoffnung gibt, ist es ihnen völlig gleichgültig, was sie sich selbst oder anderen antun.«

Sara lächelte. »Was ist daran so komisch?« fragte Fiske.

»Sie hören sich genau wie Ihr Bruder an.«

Fiske hielt inne und rieb mit der Hand über einen Wasserring, den sein Glas auf der Tischplatte hinterlassen hatte. »Haben Sie viel Zeit mit Mike verbracht?«

»Ja, ziemlich viel.«

»Auch privat?«

»Wir waren öfters auf einen Drink aus oder zum Essen, haben Ausflüge gemacht.« Sie trank einen Schluck und lächelte. »Ich bin noch nie verhört worden.«

»Verhöre können ziemlich schmerzlich sein.«

»Wirklich?«

»Ja. Bei Ihnen, zum Beispiel, verrät mir irgend etwas, daß Mikes Tod für Sie gar nicht so überraschend kam. Stimmt das?«

Augenblicklich fiel die Gelassenheit von Sara ab. »Nein. Ich war entsetzt.«

»Entsetzt, ja. Aber überrascht?«

Die Kellnerin kam und fragte, ob sie ein Dessert oder Kaffee wünschten. Fiske bat um die Rechnung.

Kurz darauf saßen sie wieder im Wagen und fuhren in die Stadt zurück. Mittlerweile regnete es leicht. Was das Wetter betraf, war der Oktober in diesem Landstrich ein verrückter Monat. Es konnte abwechselnd heiß, mild oder kalt sein. Zur Zeit war es sehr heiß und feucht, und Sara ließ die Klimaanlage auf vollen Touren laufen.

Fiske schaute sie erwartungsvoll an. Sie bemerkte seinen Blick, atmete seufzend ein und begann mit bedächtiger Stimme: »In letzter Zeit kam Michael mir nervös vor ... und irgendwie abwesend.«

»Vielleicht lag es am Streß.«

»In den letzten sechs Wochen haben wir ein Memo nach dem anderen verfaßt. Das geht fast allen an die Nerven, aber Michael ist regelrecht aufgeblüht, wenn es hoch her ging.« »Und Sie glauben, das hatte irgend etwas mit dem Gericht zu tun?«

»Michael hatte so gut wie kein Privatleben.«

»Abgesehen von Ihnen?«

Sie blickte ihn scharf an, sagte aber nichts.

»Standen irgendwelche großen, kontroversen Fälle an?« fragte er.

»Jeder Fall ist groß und kontrovers.«

»Aber Mike hat sich Ihnen gegenüber nie genauer geäußert?«

Sara blickte nach vorn, antwortete auch diesmal nicht.

»Alles, was Sie mir sagen, könnte mir helfen, Sara.«

Sie trat behutsam auf die Bremse. »Ihr Bruder war manchmal ziemlich seltsam. Haben Sie gewußt, daß er regelmäßig in aller Herrgottsfrühe zur Poststelle ging, um sich so schnell wie möglich über interessante Fälle, Berufungsanträge und dergleichen zu informieren?«

»Das überrascht mich nicht. Mike hat nie halbe Sachen gemacht. Wie verfährt man normalerweise mit diesen Anträgen?«

»Sie werden in der Poststelle geöffnet und dort zunächst einmal gesichtet. Unsere Analytiker nehmen sich sämtliche Akten vor, um sicherzustellen, daß sie den formellen und inhaltlichen Anforderungen des Gerichts entsprechen. Falls es sich um handschriftliche Eingaben handelt - und das ist bei zahlreichen Anträgen in forma pauperis der Fall -, achten sie sogar darauf, ob die Handschrift lesbar ist. Dann wird die Akte unter dem Nachnamen des Antragstellers in einer Datenbank gespeichert. Zum Schluß wird die Akte kopiert, und jeder Richter bekommt ein Exemplar.«

»Mike hat mir mal gesagt, daß bei Ihnen eine Flut von Berufungen eingeht. Die Richter können doch unmöglich alle diese Akten lesen.«

»Tun sie auch nicht. Die Petitionen werden unter den Richtern aufgeteilt, und die Assessoren schauen sie durch, ob Aktenanforderungsanträge gestellt werden sollten, und schreiben entsprechende Empfehlungen. Nehmen wir mal an, wir bekommen pro Woche einhundert Anträge. Es gibt neun Richter, also bekommt jede Kammer eines Richters ungefähr ein Dutzend. Von dem Dutzend, das an Richterin Knights Kammer geht, schreibe ich zu dreien dieser Anträge ein kurzes Gutachten. Die Gutachten gehen dann an sämtliche Kammern. Dort schauen die anderen Assessoren sie sich an und schreiben Empfehlungen, ob ihr Richter die Anträge annehmen sollte oder nicht.«

»Dann haben die Assessoren eine ziemliche Macht.«

»In mancher Hinsicht, ja. Aber bei den Beurteilungen eigentlich nicht. Das Gutachten eines Assessors besteht hauptsächlich aus einer Zusammenfassung der Fakten des jeweiligen Falles und einer Verknüpfung mit anderen Präzedenzfällen. Die Richter setzen die Assessoren praktisch nur für den Papierkram ein, die Vorlagen. Die größte Bedeutung kommt uns bei der Sichtung der Fälle zu.«

Fiske schaute nachdenklich drein. »Also kann es geschehen, daß ein Richter nicht mal die Originaldokumente zu sehen bekommt, die eingereicht wurden, bevor er entscheidet, ob ein Fall angenommen wird oder nicht? Er liest bloß das Gutachten über die Petition und die Empfehlung des Assessors.«

»Vielleicht nicht einmal das gesamte Gutachten, sondern nur die Empfehlung. Normalerweise finden zweimal wöchentlich Konferenzen statt, bei denen die Richter die Neueingänge diskutieren. Dabei wird über sämtliche Petitionen abgestimmt, die von den Assessoren gesichtet wurden. Bei mindestens vier JaStimmen, dem erforderlichen Minimum, wird der Fall angenommen.«

»Die erste Person, die einen Antrag an den Obersten Gerichtshof zu Gesicht bekommt, ist also jemand aus der Poststelle?«

»Normalerweise ja.«

»Was meinen Sie mit >normalerweise<?« »Nun ja, es gibt keine Garantie dafür, daß alles stets nach Vorschrift abläuft.«

Fiske dachte kurz darüber nach. »Wollen Sie damit andeuten, daß mein Bruder einen Antrag an sich genommen hat, bevor er in der Poststelle ordnungsgemäß bearbeitet wurde?«

Sara stieß ein ersticktes Seufzen aus, riß sich aber schnell zusammen. »Das kann ich Ihnen nur sagen, wenn Sie mir Vertraulichkeit zusichern, John.«

Er schüttelte den Kopf. »Ich werde Ihnen nichts versprechen, was ich nicht halten kann.«

Sara seufzte erneut, erzählte Fiske dann aber mit kurzen, knappen Worten von den Papieren, die sie im Aktenkoffer seines Bruders entdeckt hatte. »Ich wollte wirklich nicht herumschnüffeln. Aber Mike hatte sich so seltsam benommen, und ich hab’ mir Sorgen um ihn gemacht. Eines Morgens bin ich ihm begegnet, als er gerade von der Poststelle kam. Er sah ... verstört aus. Ich vermute, daß er gerade den Antrag entdeckt und eingesteckt hatte, den ich später in seinem Aktenkoffer fand.«

»Diese Eingabe, die Sie gesehen haben . war es das Original oder eine Kopie?«

»Das Original. Eine Seite war von Hand geschrieben, die andere mit der Maschine.«

»Werden Originale normalerweise an die Richter weitergegeben?«

»Nein. Nur Kopien. Und die kopierten Unterlagen stecken bestimmt nicht mehr in den Umschlägen, in denen die Originale bei Gericht eintreffen.«

»Mike hat mir mal gesagt, daß Assessoren manchmal Akten mit nach Hause nehmen, sogar Originale.«

»Das stimmt.«

»Vielleicht wollte Mike die Akte, die Sie bei ihm gefunden haben, zu Hause durchgehen.«

Sara schüttelte den Kopf. »Es war keine normale Akte. Auf dem Umschlag stand kein Absender, und die getippte Seite war nicht unterschrieben. Als ich die handgeschriebene Seite sah, dachte ich sofort, daß es sich um eine Petition in forma pauperis handelt, aber ich habe keinen Antrag auf Prozeßkostenhilfe und auch keine eidesstattliche Erklärung über Mittellosigkeit entdeckt.«

»Haben Sie irgendeinen Namen auf den Papieren gesehen, irgend etwas, das den Antragsteller identifizieren könnte?«

»Ja. Deshalb weiß ich, daß Mike die Akte entwendet hat.«

»Wie meinen Sie das?«

»Ich konnte einen Blick auf den ersten Satz der maschinengeschriebenen Seite werfen. Darin wurde die Person genannt, die den Antrag eingereicht hat. Nachdem ich dann Michaels Büro verlassen hatte, habe ich sofort im Archiv des Gerichts nachgesehen. Es war kein Antrag unter diesem Namen abgelegt.«

»Wie lautete der Name?«

»Der Nachname war Harms.«

»Und der Vorname?«

»Den habe ich nicht gesehen.«

»Fällt Ihnen dazu sonst noch etwas ein?«

»Nein.«

Fiske lehnte sich im Beifahrersitz zurück. »Aber wenn Mike diesen Antrag auf Berufung unerlaubt eingesteckt hat, mußte er doch dafür sorgen, daß niemand Krach schlägt, weil die Akte verschwunden ist, nicht wahr? Zum Beispiel der Anwalt, der den Antrag eingereicht hat. falls es ein Anwalt war.«

»Auf dem Umschlag stand ein Einschreibevermerk. Der Absender wird die Einlieferungsbescheinigung haben.«

»Hm. Und warum war eine Seite von Hand und die andere mit Maschine geschrieben?«

»Weil der Antrag von zwei verschiedenen Personen verfaßt wurde. Vielleicht wollte irgend jemand Harms helfen, ohne sich zu erkennen zu geben.«

»Von allen Anträgen, die das Gericht erhält, nimmt Mike ausgerechnet diesen mit. Warum?«

Sara blickte Fiske nervös an. »O Gott, wenn sich herausstellt, daß es irgend etwas mit Mikes Tod zu tun hat . Ich hätte nie gedacht ...« Plötzlich schien Sara jeden Moment in Tränen auszubrechen.

»Ich werde keinem etwas darüber sagen. Zumindest vorerst nicht. Sie haben für Mike ein Risiko auf sich genommen. Das weiß ich zu schätzen«, sagte Fiske und fügte nach einer längeren Pause hinzu: »Es ist schon spät.«

Nachdem sie eine Zeitlang schweigend weitergefahren waren, ergriff Fiske erneut das Wort. »Wir haben herausgefunden, daß Michael in den letzten Tagen ungefähr zwölfhundert Kilometer mit seinem Wagen zurückgelegt hat. Haben Sie eine Ahnung, wohin er gefahren sein könnte?«

»Nein. Er ist nicht gern Auto gefahren. Er ist sogar mit dem Fahrrad zur Arbeit gekommen.«

»Was haben die anderen Assessoren von ihm gehalten?«

»Sie haben ihm größten Respekt entgegengebracht. Mike war unglaublich motiviert. Das trifft wahrscheinlich auf alle Assessoren am Obersten Gerichtshof zu, aber Michaels Arbeitsleistung war unglaublich. Ich kann auch von mir behaupten, sehr hart zu arbeiten, aber ich bin der Ansicht, daß man im Leben einen gewissen Ausgleich braucht.«

»Mike war schon immer so«, sagte Fiske ein wenig müde. »Was er getan hat, hat er hundertfünfzigprozentig getan. Er war ein arbeitssüchtiger Perfektionist.«

»Muß in der Familie liegen. Michael hat mir erzählt, daß Sie als Jugendlicher fast immer zwei oder drei Jobs zugleich hatten.«

»Ich war scharf auf Taschengeld.«

Nur war das Geld nicht lange in Fiskes Tasche geblieben. Er hatte es seinem Vater gegeben, der sich mehr als vierzig Jahre lang abgerackert hatte, ohne je mehr als lausige fünfzehnhundert Dollar im Monat zu verdienen. Jetzt ging Fiskes Geld an seine Mutter, wurde von den immensen Rechnungen für die Heimunterbringung verschlungen.

»Während Sie als Cop gearbeitet haben, gingen Sie aufs College, nicht wahr?«

Fiske trommelte ungeduldig mit den Fingern aufs Armaturenbrett. »Ja. Auf die gute alte Virginia Commonwealth University, das Stanford des nächsten Jahrhunderts.«

»Und haben Jura studiert.«

Fiske schaute sie wütend an.

»Bitte, regen Sie sich nicht auf John. Ich bin nur ein bißchen neugierig.«

Er seufzte. »Zuerst war ich bei einem Strafverteidiger in Richmond. Habe viel von ihm gelernt. Bestand die Prüfung und bekam die Zulassung. Das ist die einzige Möglichkeit, Anwalt zu werden«, fügte er trocken hinzu, »wenn man zu dumm ist, bei der Prüfung vor der Anwaltskammer auf die erforderliche Punktzahl zu kommen.«

»Sie sind nicht dumm.«

»Danke, aber woher wollen Sie das wissen?«

»Wir haben Sie bei einem Prozeß beobachtet.«

Er drehte sich zu ihr um. »Wie bitte?«

»Im Sommer sind Michael und ich nach Richmond gefahren und haben Sie bei einem Strafprozeß beobachtet.« Ihren zweiten Abstecher nach Richmond wollte Sara nicht erwähnen.

»Warum haben Sie mir nicht gesagt, daß Sie kommen?«

Sara zuckte die Achseln. »Michael war der Meinung, es wäre Ihnen nicht recht.«

»Warum sollte es mir nicht recht sein, meinen Bruder zu sehen?«

»Was fragen Sie mich? Er war Ihr Bruder. Ich war wirklich beeindruckt von Ihnen«, fuhr Sara fort, als Fiske nichts erwiderte. »Ich glaube, Sie haben mich motiviert, vielleicht auch eines Tages als Strafverteidigerin zu arbeiten. Zumindest möchte ich es eine Zeitlang versuchen . herausfinden, wie es wirklich ist.«

»Und Sie glauben, das würde Ihnen gefallen?«

»Warum nicht? Es gibt immer noch Bereiche, in denen das Gesetz eine edle Berufung sein kann. Wenn es darum geht, die Rechte anderer zu verteidigen. Die Rechte der Armen. Ich würde gern etwas über Ihre Fälle hören.«

»Wirklich?«

»Aber sicher«, sagte sie begeistert.

Fiske lehnte sich zurück und tat so, als müsse er scharf nachdenken. »Mal sehen . da war dieser Ronald James. Das war sein richtiger Name, aber er nannte sich Backdoor Daddy, nach seiner bevorzugten Praxis beim Sex. Genauer gesagt, bei den sechs brutalen Vergewaltigungen, die er begangen hatte. Ich habe einen Kuhhandel für ihn rausgeholt, obwohl ihn alle sechs Frauen bei der polizeilichen Gegenüberstellung identifiziert hatten. Aber ich hatte gewisse Vorteile bei der Verhandlung, denn vier der Frauen wollten oder konnten Backdoor vor Gericht nicht gegenübertreten. Vor Angst und Entsetzen - was einem Verteidiger nur recht sein kann. Das fünfte Opfer war eine Frau mit Vergangenheit. Sie hatte ein paar häßliche Flecken auf der weißen Weste, die es uns vielleicht ermöglicht hätten, ihre Glaubwürdigkeit in Zweifel zu ziehen. Opfer Nummer sechs hätte Backdoor am liebsten ans Kreuz genagelt. Aber eine gute Zeugin ist nicht das gleiche wie ein halbes Dutzend. Jedenfalls kriegte die Staatsanwaltschaft kalte Füße, und Backdoor bekam zwanzig Jahre mit Aussicht auf Bewährung.

Dann war da Jenny, ein nettes Mädchen, das seiner Großmutter mit einem Hackebeil den Schädel gespaltet hat, wie sie mir unter Tränen erzählte, weil die blöde alte Hexe ihr verboten hatte, mit ihren Freunden in eine Spielhalle zu gehen. Jennys Mutter - die Tochter der alten Dame, die von der kleinen Jenny abgeschlachtet worden war -, bezahlt mein Honorar in Raten von zwei Dollar pro Monat .«

»Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen«, fiel ihm Sara ins Wort.

». Aber ich will Sie nicht entmutigen. Der Kerl, den ich vor kurzem wegen Einbruchs rausgepaukt habe, hat meine Rechnung auf einen Schlag bezahlt - wahrscheinlich von dem Geld, das er vom Hehler für das Diebesgut bekommen hatte. Ich habe gelernt, keine Fragen zu stellen. Also konnte ich diesen Monat die Miete bezahlen, und ich mußte auch schon seit langem keine Waffe mehr auf einen Mandanten richten. Und morgen ist immer ein neuer Tag.« Fiske lehnte sich zurück. »Gehen Sie frohgemut ans Werk, Miss Evans.«

»Es macht Ihnen Spaß, Ihre Mitmenschen zu schockieren, was?«

»Sie haben mich gefragt.«

»Verdammt noch mal, warum machen Sie den Job dann?«

»Jemand muß ihn tun.«

»Das war nicht gerade die Antwort, die ich erwartet habe, aber lassen wir es dabei bewenden«, sagte Sara schroff. »Vielen Dank auch, daß Sie meine Träume haben zerplatzen lassen. Das weiß ich wirklich zu schätzen.«

»Sie sollten mir dankbar dafür sein«, erwiderte Fiske wütend. »Hören Sie, Sara«, fügte er dann ein wenig ruhiger hinzu, »ich bin kein Ritter in einer strahlenden Rüstung. Die meisten meiner Mandanten sind schuldig. Ich weiß es, sie wissen es, alle wissen es. Und genau aus diesem Grund arbeite ich bei neunzig Prozent aller Fälle auf einen Kuhhandel hin. Käme wirklich jemand zu mir und würde behaupten, er wäre unschuldig, würde ich vermutlich einem Herzinfarkt erliegen. Ich verteidige nicht, ich treibe einen Handel mit Urteilen. Mein Job besteht darin, dafür zu sorgen, daß mein Mandant höchstens so lange in den Knast wandert wie andere, die das gleiche oder ähnliches verbrochen haben. Das ist auch eine Art von Gerechtigkeit, nicht wahr? Und wenn ich es mal auf eine Verhandlung ankommen lasse, was selten genug der Fall ist, besteht der Trick darin, so viel Staub aufzuwirbeln, daß die Geschworenen die Lust und Kraft verlieren, der Sache wirklich auf den Grund zu gehen, und aufgeben. Die wollen doch gar nicht herumsitzen und über das Schicksal eines Menschen sprechen, den sie überhaupt nicht kennen und der ihnen scheißegal ist.«

»Mein Gott, was ist nur aus der Wahrheit geworden?«

»Manchmal ist die Wahrheit der größte Feind des Anwalts. Man kann sie nicht verdrehen. In neun von zehn Fällen verliere ich mit der Wahrheit meine Prozesse. Man bezahlt mich nicht dafür, einen Prozeß zu verlieren, aber ich versuche, fair zu sein. Also spielen wir alle tagsüber unser kleines Schmierentheater, hängen des Nachts die Netze aus und fangen uns einen möglichst dicken Brocken, und am nächsten Tag findet die nächste Komödie statt. Und so geht es immer weiter.«

»Ist das für Sie das wirkliche Leben?« fragte Sara.

»Keine Angst, Sie werden das wirkliche Leben niemals kennenlernen. Sie werden an der Harvard-Universität lehren oder in irgendeiner New Yorker Kanzlei mit vergoldeten Schildern an den Türen arbeiten. Sollte ich je dorthin kommen, winke ich Ihnen von der Müllkippe aus zu.«

»Würden Sie bitte aufhören?« rief Sara.

Schweigend fuhren sie weiter, bis Fiske eine Frage in den Sinn kam. »Warum haben Sie so getan, als würden Sie mich nicht kennen, als Perkins uns im Gericht miteinander bekannt machte? Schließlich haben Sie mich schon mal bei einem Prozeß beobachtet.«

Sara atmete kurz ein. »Keine Ahnung. Wahrscheinlich, weil mir nichts einfiel, wie ich Ihnen in Perkins’ Beisein geschickt beibringen konnte, daß ich Sie schon mal gesehen habe.«

»Wieso >geschickt<? Sie hätten es mir einfach sagen können.«

»Sie wissen doch, was man über den ersten Eindruck sagt.« Kaum war Sara diese Bemerkung über die Lippen gekommen, schüttelte sie den Kopf. Gott im Himmel!

Während Fiske sie beobachtete, fiel der letzte Rest seiner Feindseligkeit von ihm ab. »Lassen Sie sich nicht von einem zynischen Arsch wie mir Ihre Begeisterung nehmen, Sara. Niemand hat das Recht dazu«, fügte er leise hinzu. »Es tut mir leid.«

Sara schaute zu ihm hinüber. »Ich glaube, Ihnen liegt mehr an den Menschen, als Sie zugeben.« Sie zögerte kurz, überlegte, ob sie es ihm sagen sollte oder nicht. »Sie kennen einen kleinen Jungen namens Enis, nicht wahr?«

Fiske blickte sie an.

»Ich habe gesehen, wie Sie mit ihm gesprochen haben.«

Endlich fiel es Fiske ein. »Die Bar! Ich wußte doch, daß ich Sie schon mal gesehen habe. Sind Sie mir etwa gefolgt?«

»Ja.«

Saras Offenheit überrumpelte Fiske. »Warum?« fragte er ruhig.

»Das ist nicht leicht zu erklären«, sagte sie zögernd. »Ich bin noch nicht dazu bereit, mit Ihnen darüber zu sprechen. Ich habe Ihnen nicht nachspioniert. Ich sah, wie schwer es Ihnen fiel, mit Enis und seiner Familie zu sprechen.«

»Etwas Besseres konnte ihnen gar nicht passieren. Beim nächstenmal hätte der Alte vielleicht sie umgebracht.«

»Aber trotzdem . auf diese Weise den Vater zu verlieren .«

»Er war nicht Enis’ Vater.«

Sara blickte ihn verdutzt an. »Er war gar nicht der Vater?«

»Sicher, Enis ist sein Sohn. Aber das macht den Kerl nicht zum Vater. Väter tun nicht, was dieser Mann seiner Familie angetan hat.«

»Was wird aus ihnen werden?«

Fiske zuckte die Achseln. »Ich gebe Lucas noch zwei Jahre, bis sie ihn mit einem Dutzend Löchern in der Brust in irgendeiner Gasse finden. Das wirklich Traurige daran ist, er selbst weiß das auch.« »Vielleicht wird er Ihnen eine angenehme Überraschung bereiten.«

»Ja. Vielleicht.«

»Und Enis?«

»Ich weiß nichts von Enis. Und ich möchte nicht mehr darüber sprechen.«

Sie fuhren schweigend weiter, bis sie das Gebäude der Mordkommission erreicht hatten. »Mein Wagen steht direkt vor dem Haupteingang.«

Sara blickte ihn erstaunt an. »Sie Glückspilz. Ich wohne seit zwei Jahren in dieser Stadt und habe noch nie einen Parkplatz am Straßenrand gefunden.«

Fiske starrte zum Bürgersteig hinüber. »Ich könnte schwören, daß ich den Wagen genau dort abgestellt habe.«

Sara schaute aus dem Fenster. »Direkt neben diesem Halteverbotsschild, meinen Sie?«

Fiske sprang aus dem Wagen, und genau in diesem Augenblick wurde der Regen stärker. Er blickte zu dem Schild hinauf und schaute dann zu der Lücke, in der sein Auto gestanden hatte. Er setzte sich wieder in Saras Wagen, lehnte sich im Sitz zurück und schloß die Augen. Wassertropfen schimmerten auf seinem Gesicht und im Haar. »Mann, was ist das heute für ein Tag.«

»Ich rufe die Nummer vom Abschleppdienst an, dann können Sie das Bußgeld bezahlen und bekommen den Wagen zurück.« Sara zog ihr Handy hervor und wählte die Nummer, die sie vom Halteverbotsschild ablas. Sie ließ es zehnmal klingeln, doch niemand hob ab. Schließlich unterbrach sie die Verbindung. »Sieht nicht so aus, als würden Sie Ihren Wagen heute noch zurückkriegen.«

»Ich muß es unbedingt meinem Dad sagen.«

»Oh.« Sie dachte kurz nach. »Na gut, dann fahre ich Sie eben.«

Fiske schaute in den strömenden Regen hinaus. »Im Ernst?«

Sara legte den Gang ein. »Suchen wir Ihren Dad.«

»Können wir vorher noch irgendwo vorbeifahren?«

»Klar. Wenn Sie mir sagen wo.«

»Bei der Wohnung meines Bruders.«

»John, ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.«

»Ich halte es für eine tolle Idee.«

»Wir kommen sowieso nicht rein.«

»Ich habe einen Schlüssel«, sagte Fiske.

Sara schaute völlig verwirrt drein.

»Ich habe Mike beim Umzug geholfen, als er hier am Gericht anfing.«

»Hat die Polizei die Wohnung denn nicht versiegelt?« »Chandler hat gesagt, er wolle sie sich erst morgen ansehen.« Fiske schaute Sara an. »Keine Angst, Sie bleiben im Wagen. Wenn irgendwas passiert, fahren Sie einfach los.«

»Und wenn Michaels Mörder in der Wohnung ist?«

»Haben Sie ’nen Wagenheber im Kofferraum?«

»Ja.«

»Dann ist heute mein Glückstag.«

Sara atmete ganz flach ein. »Ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun.«

Das hoffe ich auch, dachte Fiske.