Kapitel 38
Einer der hayllischen Wächter, der das östliche
Ende des Dorfes überwachte, rieb sich vor Vorfreude die Hände, als
Lord Krelis’ Stimme durch das Dorf donnerte.
Nun würde Hayll einem weiteren dieser
minderwertigen Völker zeigen, was es bedeutete, wahrhaft ein
Angehöriger des Blutes zu sein. Und er würde endlich Gelegenheit
bekommen, die Aufmerksamkeit von Lord Krelis – und der
Hohepriesterin – zu erregen.
Vielleicht würde er sogar einem oder zwei dieser
shaladorischen Luder zeigen können, was es hieß, von einem
echten Mann bestiegen zu werden.
Er warf einen Blick über die Schulter zu dem Hang,
von dem aus man diesen dreckigen Kreis erreichte. Sein Grinsen
verflog. Er erschauderte.
Wozu hatten sie diesen Kreis benutzt? Eine Art
Hexenfeier? Einen bestialischen Ritus, den die Männer
fürchteten?
Er hatte mit dem Gedanken gespielt, den Kreis zu
erkunden, ja vielleicht sogar die Hosen herunterzulassen und sich
hinzuhocken, um ihn zu schänden. Doch oben an dem Hang war er gegen
eine Wand aus kalter Luft gestoßen, die ihm das sichere Gefühl gab,
dass jedem Mann, der sie passierte, die Hoden zusammenschrumpfen
und der Schwanz für immer schlaff herunterhängen würde.
Also war er hier, am Fuß des Hanges auf der anderen
Seite und wartete auf das Zeichen zum Vorrücken. Das Blutvergießen
würde noch warten müssen. In dieser Hinsicht waren die Befehlshaber
sehr bestimmt gewesen. Vollständige mentale Schutzschilde und
kontrollierte Schläge, um die
Angehörigen des Blutes mit Juwelen mürbe zu machen und sie alle in
die Mitte des Dorfes zu treiben.
Doch wenn die Königin, die kleine Schlampe, erst
einmal gefangen war …
Etwas schlich an ihm vorbei, ein paar Meter links
von ihm, und erklomm den Abhang.
Sofort suchte er die Umgebung mental ab.
Die Antwort, die der mentale Suchfaden
zurückbrachte, war subtiler als ein Gedanke: Dort ist
nichts.
Verunsichert suchte er noch einmal genauer. Wenn es
einem der armseligen Bewohner dieses Nestes gelingen sollte, sich
an den Haylliern vorbeizuschleichen, dann bestimmt nicht in seiner
Nähe!
Für den Bruchteil einer Sekunde hatte er das
Gefühl, etwas zu spüren, etwas berühren zu können.
Etwas Weibliches. Etwas schrecklich Gewalttätiges
und Mächtiges.
Ein kalter Schauder lief ihm den Rücken
hinab.
Dann folgte wieder die Erkenntnis: Dort ist
nichts.
Kopfschüttelnd drehte er sich wieder dem Dorf
zu.
Als der Befehl endlich erteilt wurde, rückte er
begierig vor.
Dieser verdammte Kreis machte ihn ganz nervös und
ließ ihn eigenartige Dinge fühlen. Ja, er hörte sogar seltsame
Geräusche!
Denn einen Augenblick lang hätte er schwören
können, Trommelschläge gehört zu haben.