Kapitel 30
Krelis lehnte sich gegen den Tisch und betrachtete
den mürrischen Mann, der vor ihm stand. »Du hast mich enttäuscht,
Brock. Du hast deinen Teil der Abmachung nicht eingehalten.«
»Doch«, entgegnete Brock streitlustig. »Ich habe
getan, zu was ich mich bereit erklärt hatte. Schließlich war es
nicht meine Schuld, dass es Probleme gab, mit denen nicht einmal
du gerechnet hast.«
Krelis verschränkte die Arme, um seine Hand von dem
Messer zu entfernen. »Was für Probleme denn?«
Als Brock einen Schritt auf Krelis zuging, packten
ihn zwei hayllische Wächter, die beide Opal trugen, an den Armen
und rissen ihn zurück.
Einen Augenblick lang setzte Brock sich vergeblich
zur Wehr.
Krelis witterte einen Hauch Angst in ihm und konnte
spüren, wie es ihn erregte. »Was für Probleme?«
»Eine gebrochene Schwarze Witwe, die gar nicht
gebrochen ist«, sagte Brock schmollend. »Ein Kriegerprinz, der
verheimlicht hat, was er ist, bis wir längst auf Reisen waren.
Garth, der noch so viel Verstand übrig hatte, dass er dahinter kam,
wozu die Knöpfe gut waren, und der sie aufgehoben hat, nachdem ich
sie für die Räuber ausgelegt hatte. Dieser verfluchte Lustsklave
mit seinem roten Juwel, der sich dazu entschieden hat, für die
Königin den Zuchthengst zu spielen. Für all das kannst du mir nicht
die Verantwortung in die Schuhe schieben.«
»Vielleicht nicht«, sagte Krelis. »Aber es bleibt
die Tatsache bestehen, dass dein Unvermögen, deine Aufgabe zu
erledigen,
der Hohepriesterin einige Unannehmlichkeiten bereitet hat – und es
stehen gewisse Strafen darauf, der Hohepriesterin von Hayll
Unannehmlichkeiten zu bereiten.«
»Ich habe meinen Teil der Abmachung erfüllt«,
beharrte Brock und versuchte erneut, die Wächter abzuschütteln.
»Ihr habt jetzt das kleine Königinnenluder in der Falle.«
Krelis sah zu den anderen vier Wächtern, die das
Zimmer leise betreten hatten. Auf sein Nicken hin hielten die
Wächter, die Brock gepackt hatten, diesen noch fester.
»Aber all die Unannehmlichkeiten, Brock.« Krelis
schüttelte den Kopf. »Für all die Unannehmlichkeiten muss eine
gewisse Entschädigung geleistet werden.« Lächelnd holte er die
große weiße Feder aus seinem Lederhemd hervor und zog sein Messer
aus der Scheide. »Ich habe noch eine klitzekleine Aufgabe für dich.
Danach betrachte ich unsere Abmachung als erfüllt.«