Kapitel 27
031
Jared, Talon, Blaed, Yarek, Thera und Lia saßen in einem Kreis im Innern einer Kutsche.
Beziehungsweise in zwei Halbkreisen, dachte Jared mit einigem Unbehagen. Blaed und Yarek flankierten Thera, Talon und er Lia.
Beinahe wünschte er sich, man hätte nicht Yarek gewählt, um die Überlebenden von Ranonwald und Wolfsbach zu vertreten. In den letzten Stunden, die ihm noch blieben, wollte er sich nicht mit seinem Onkel entzweien.
Doch das hing ganz von Yarek ab. Jared hatte seine Wahl bereits getroffen.
»Ich werde mich ergeben«, sagte Lia leise.
Theras grüne Augen wurden eisig. »Sei keine Närrin! Meinst du wirklich, diese Bastarde werden den Rest von uns am Leben lassen?«
»Er hat gesagt …«
»Er ist Hayllier, und der Hauptmann der Wache von diesem Miststück Dorothea. Was hattest du zu hören erwartet? ›Macht es uns leicht, denn wir werden euch sowieso alle umbringen?‹ Sobald sie dich einmal haben, hält sie nichts mehr davon ab, die Kraft ihrer Juwelen zu entfesseln und den Ort hier in Schutt und Asche zu legen.«
»Wenn ich mich ergebe, werden sie vielleicht wenigstens die Kinder verschonen«, beharrte Lia.
Thera schenkte ihr einen vernichtenden Blick. »Hast du jemals ein kleines Mädchen gesehen, nachdem ein paar Männer ihren Spaß mit ihr gehabt haben? Insbesondere hayllische Männer? Oder was sie einem Jungen antun? Ich würde Cathryn lieber die Kehle aufschlitzen, als sie dem zu überlassen, was da draußen auf sie wartet. Und Corry und Eryk ebenfalls. Zumindest wäre das kurz und schmerzlos.«
Lia gab einen besorgten Laut von sich. »Diese Menschen haben schon genug durchgemacht.«
»Diese Menschen werden sterben«, sagte Thera barsch.
»Wegen mir.«
Thera stieß eine Reihe obszöner Flüche aus. »Du redest wirklich dummes Zeug, wenn du nicht genug Schlaf bekommen hast.«
Graue Augen trafen auf grüne.
Jared konnte spüren, wie Talons Aufmerksamkeit wuchs, während alle anderen die beiden Frauen beobachteten, die einander so gut in ihren Stärken ergänzten. Thera und Lia bewegten sich nicht, schienen kaum zu atmen.
Eine Minute verstrich.
Zwei Minuten.
Schließlich sagte Lia leise: »Das Wagnis der Königin.«
»Ja«, erwiderte Thera ebenso leise. »Das ist die einzige Möglichkeit, die uns bleibt.«
Yarek räusperte sich. »Was ist dieses Wagnis der Königin?«
Lia hielt weiterhin Theras Blick stand. »Etwas, das mir meine Großmutter beigebracht hat.«
Talon musterte die beiden Frauen aus zusammengekniffenen Augen.
Da Talon über die meiste Erfahrung im Kampf verfügte, gab Jared dem Kriegerprinzen die Gelegenheit, etwas zu sagen. Es überraschte ihn jedoch nicht, als Talon sein nachdenkliches Schweigen nicht brach.
Yarek räusperte sich ein weiteres Mal. »Natürlich möchte ich deiner Großmutter gegenüber nicht respektlos erscheinen, Lady, aber ich bezweifle doch sehr, dass uns irgendetwas gegen einen Angriff so vieler Krieger beistehen kann.«
»Das hier schon. Wenn jeder genau das tut, was er tun soll, dann schon.«
»Bleibt uns genug Zeit, alles vorzubereiten?«, fragte Talon ehrerbietig.
»Ja«, antwortete Lia, während Thera langsam nickte.
Talon erhob sich. »Dann gebe ich meinen Männern Bescheid.«
»Nein.« Theras Stimme nahm eine gespenstische Note an, die Jared erzittern ließ. »Geh mit Blaed und Jared und gebt den anderen Bescheid, die mit uns von Raej gekommen sind.« Ihr Mund verzog sich zu einem boshaften Lächeln. »Sagt es ihnen allen. Yarek, du unterrichtest deine Leute. Sie werden etwas Zeit benötigen, um sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass es wieder einen Kampf geben wird. Aber geh leise und behutsam vor.«
Es kostete Yarek einige Anstrengung, sich vom Boden zu erheben. »Egal, ob sie genug Zeit haben oder nicht. Sie werden sich an den Gedanken gewöhnen müssen. Was bleibt ihnen schon anderes übrig?«
Thera blickte zu ihm auf. »Nichts.«
Jared lehnte sich zu Lia hinüber, wobei er sich nicht sicher war, ob er sie mit dieser Geste beruhigen wollte oder sich selbst Trost erhoffte.
Sie wich vor ihm zurück und vermied selbst diesen leichten Körperkontakt.
Es machte nichts, sagte Jared sich, als er zusammen mit den anderen Männern die Kutsche verließ. Er machte ihr keinen Vorwurf daraus, dass sie ihm nicht nahe sein wollte. Und er würde ihr gewiss keinen Vorwurf daraus machen, dass sie für ihn nicht einmal halb so viel empfand wie er für sie. Es hätte sowieso nichts daraus werden können.
Aber, Mutter der Nacht, wie sehr er sich wünschte, sie würde sich noch ein einziges Mal von ihm umarmen lassen!
Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
cover.html
bish_9783641028534_oeb_toc_r1.html
bish_9783641028534_oeb_fm1_r1.html
Section0001.html
bish_9783641028534_oeb_ded_r1.html
bish_9783641028534_oeb_fm2_r1.html
bish_9783641028534_oeb_fm3_r1.html
bish_9783641028534_oeb_fm4_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c01_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c02_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c03_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c04_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c05_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c06_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c07_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c08_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c09_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c10_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c11_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c12_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c13_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c14_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c15_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c16_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c17_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c18_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c19_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c20_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c21_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c22_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c23_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c24_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c25_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c26_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c27_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c28_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c29_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c30_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c31_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c32_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c33_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c34_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c35_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c36_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c37_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c38_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c39_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c40_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c41_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c42_r1.html
bish_9783641028534_oeb_c43_r1.html
bish_9783641028534_oeb_tea_r1.html
bish_9783641028534_oeb_cop_r1.html