1

Da die Bahnen von Venus und Erde unterschiedliche Inklinationen, also Neigungen haben, wandert die Venus meist über oder unter der Sonne vorbei (und kann daher von der Erde aus nicht gesehen werden). Die Zeiträume zwischen den Transitpaaren betragen abwechselnd 105 und 122 Jahre. Am 4. Dezember 1639 wurde der erste Venus-Transit beobachtet. Die nächsten Durchgänge waren am 6. Juni 1761, 3. Juni 1769, 9. Dezember 1874 und am 6. Dezember 1882. Im 20. Jahrhundert gab es keinen Transit, dafür aber zwei im 21. Jahrhundert  – am 8. Juni 2004 und am 6. Juni 2012. Erst 105 Jahre später  – am 11. Dezember 2117  – wird es wieder einen Transit geben.

2

Das ist das dritte Keplersche Gesetz: »Das Quadrat der Umlaufzeit eines Planeten ist direkt proportional zur dritten Potenz der großen Bahnhalbachse.« Einfacher ausgedrückt, Kepler hatte eine mathematische Formel geliefert, mit der sich anhand des Radius eines Planeten und der Zeit, die er zur Umrundung der Sonne brauchte, die relativen Entfernungen im Sonnensystem berechnen ließen.

3

Die Entfernung zwischen der Erde und der Sonne wurde zur Grundeinheit für die Entfernungsmessung im Universum  – sie beträgt 1 AE (1 Astronomische Einheit). Davon ausgehend ist die Entfernung zwischen Jupiter und der Sonne 5 AE, zwischen Erde und Venus 0,28 AE.

4

Unter Ostindien verstand man Vorder- und Hinterindien sowie den Malaiischen Archipel, während Westindien die Karibikinseln umfasste.

5

Seine Amtsbezeichnung lautete »Astronome de la Marine«.

6

Fast die Hälfte seiner Auflage verteilte Delisle an französische Astronomen, schickte aber auch rund zwanzig Exemplare in die deutschsprachigen Länder, sechzehn nach Großbritannien, sieben nach Italien und einige nach Schweden, Holland und Portugal.

7

Einer der Hilfsastronomen in Greenwich fasste zusammen, was viele fühlten, als er schrieb: »Elendig sitzt er hier Tage, Wochen und Monate über den immergleichen langen, mühseligen Rechnungen, ohne einen Freund, der ihm die eintönigen Stunden verkürzt, oder eine Seele, mit der er sich unterhalten könnte.« [Croarken 2003, S. 285]

8

So hießen die Handelsschiffe, die im Auftrag der Ostindien-Kompanie fuhren.

9

Der britische Astronom Jeremiah Horrocks hat als Erster einen Venus-Transit vorhergesagt (und beobachtet). Trotz Wolken gelang es dem zwanzigjährigen Astronomen und seinem Freund, dem Tuchhändler und Hobbyastronomen William Crabtree, am 4. Dezember 1639 Teile des Transits zu beobachten, der eine in Hoole in Cheshire und der andere in Manchester.

10

Das war die Sonnenfinsternis von 1748, die auch Jérôme Lalande tief beeindruckte, einen französischen Astronomen, der sich später intensiv mit dem Transit-Projekt befassen sollte. Ein Zeitgenosse meinte: »Keine Himmelserscheinung hat so viel für die Wissenschaft geleistet wie diese Verfinsterung«  – da sie bei Maskelyne wie bei Lalande die Liebe zur Astronomie geweckt habe. [Delambre, Life and Works of Dr Maskelyne, 1813, S. 2, RGO/226]

11

Außerdem hatte Pingré (vermutlich vom Kapitän der Le Lys) erfahren, dass Le Gentil auf Mauritius gestrandet war, was seine Anwesenheit auf der Insel doppelt überflüssig machte. Wenn sich ein Beobachter bereits auf Mauritius befand, war es sinnlos, dass er sich auch noch dorthin begab. [Zu der Frage, wie Pingré von Le Gentils Anwesenheit auf Mauritius erfuhr, vgl. 12. April 1761, Pingré 2004, S. 110]

12

Die Breite wird bestimmt, indem man zur Mittagszeit die Winkelentfernung zwischen der Sonne und der Position des Beobachters misst  – das heißt, den Winkel der Beobachterposition und der Sonne zum Horizont. Vereinfacht lässt sich also sagen, dass der Beobachter seine geografische Breite finden kann, indem er diesen Winkel von 90 Grad abzieht. Ist der Winkel beispielsweise 70 Grad, ist die Breite 20 Grad, ist der Winkel 35 Grad, dann ist die Breite 55 Grad und so fort. Am Äquator, wo die Sonne direkt über dem Beobachter steht, ist der Winkel 90 Grad und die Breite folglich 0 Grad.

13

Bei der Ankunft in Sankt Helena wiesen die Berechnungen der Schiffsoffiziere, die sich ihrer alten Methode bedient hatten, einen Fehler von 10 Grad auf, Maskelyne dagegen lag nur um 1,5 Grad daneben.

14

Sankt Helena ist so abgelegen, dass die Briten die Insel bekanntlich als idealen Ort für Napoleons Exil ansahen. Er kam 1815 auf die Insel und starb dort fast sechs Jahre später.

15

Skanderun ist die antike Stadt Alexandrette beziehungsweise das heutige Iskenderun in der Türkei, wo Kleinasien auf die Westküste Syriens trifft.

16

Die Zahl deutscher Akademiemitglieder war rückläufig, als Russland im Siebenjährigen Krieg gegen Preußen kämpfte; doch später, während der Regierungszeit der deutschstämmigen Zarin Katharina die Große, kamen wieder mehr deutsche Wissenschaftler. Tatsächlich waren es so viele, dass in dieser Zeit die Protokolle der Akademiesitzungen auf Deutsch geschrieben wurden.

17

Chappe hatte Teile der astronomischen Tabellen von Halley ins Französische übersetzt, den Merkur-Transit von 1753 beobachtet und einige Aufsätze in der Zeitschrift der Akademie veröffentlicht.

18

Aepinus’ Laufbahn stand auch weiterhin unter einem günstigen Stern: 1761 wurde er zum Studiendirektor des Kaiserlichen Pagenkorps ernannt  – eine Stellung, die ihm nicht nur Ansehen, sondern auch ein viel größeres Gehalt eintrug.

19

Beispielsweise war der Botaniker Carl Linnaeus 1732 nach Lappland gereist und hatte vorgeschlagen, im Gebirge oberhalb der Baumgrenze Pflanzungen anzulegen. [Sörlin 2000, S. 57]

20

rund 7,50 Meter.

21

Sein Buch A Plain Method of Determining the Parallax of Venus by her Transit over the Sun hatte Ferguson der Royal Society am 19. Februar 1761 vorgestellt [Fergusons Buch in der RS. 19. Februar 1761, JBRS, Bd. 25, f. 52]

22

Halley war Ende der 1670er Jahre nach Sankt Helena gereist, um eine Sternenkarte der südlichen Hemisphäre anzufertigen. Auf dieser entlegenen Insel hatte er einen Merkur-Transit beobachtet, der ihn auf die Idee brachte, die Entfernung zwischen Erde und Sonne mit Hilfe des Venus-Transits zu berechnen.

23

Wenn Sie Ihren Arm ausstrecken und über Ihren Daumen ein fernes Objekt abwechselnd mit dem linken und dem rechten Auge anblicken, scheint Ihr Daumen zwischen zwei Positionen hin und her zu springen. Beim Venus-Transit sind das linke und das rechte Auge die beiden verschiedenen Beobachter-Orte. Das heißt, Astronomen wie Pingré in der südlichen Hemisphäre (das linke Auge) sahen Venus (den Daumen) in einer anderen Position gegen den Hintergrund der Sonnenscheibe (das ferne Objekt) als ein Beobachter wie Planman in der nördlichen Hemisphäre (das rechte Auge).

24

Die Sonnenparallaxe wurde in Bogenminuten und -sekunden gemessen. 60 Bogenminuten sind ein Grad, 60 Bogensekunden eine Bogenminute.

25

Um beispielsweise die Entfernung zwischen Erde und Sonne (sagen wir »y«) zu ermitteln, konnten die Astronomen das halbe Dreieck benutzen, das von den Beobachtern B1 und B2 und der Sonne gebildet wird. Mit der halben Entfernung zwischen B1 und B2  – nennen wir sie »x«  – und dem Winkel der Sonnenparallaxe »α«, konnten sie die fehlende Seite des Dreiecks, die Entfernung »y«, errechnen: /epubstore/W/A-Wulf/Die-jagd-auf-die-venus/OEBPS/e9783641073022_i0034.jpg

26

Die Sonnenuhr sollte eigentlich 30 Sekunden lang laufen, Le Gentil errechnete aber, dass es in Wirklichkeit 34 Sekunden waren.

27

Lomonossow übertrieb  – die meisten Beobachter hatten einen Assistenten, der die Sekunden während des Transits zählte.

28

Lomonossow gelangte nicht als Einziger zu dem Schluss, es müsse auf der Venus eine Atmosphäre geben. Als Erster veröffentlichte der Deutsche Georg Christoph Silberschlag diese Theorie am 13. Juni 1761 in der Magdeburgischen Zeitung.

29

Sie bestimmten die relative Schwerkraft, indem sie die Unterschiede in der Pendelfrequenz der Uhr maßen.

30

Bevor Mason und Dixon nach Amerika reisten, wurden sie im Sommer 1763 von den Eigentümern von Maryland und Pennsylvania in London befragt.

31

Der Schwede Anders Johan Lexell, der den zweiten Transit 1769 in Sankt Petersburg beobachtete, hat das Phänomen zuerst als »schwarzen Tropfen« (»gutta nigra«) bezeichnet. Erst in späteren Jahren hat man den wahren Grund für das Tropfenphänomen entdeckt. Heute wird vermutet, dass es sich um einen optischen Effekt handelt, der durch atmosphärische Bedingungen auf der Erde und Beugung im Teleskop hervorgerufen wird [zur ersten Verwendung des Begriffs »schwarzer Tropfen«: Lexell 1772, S. 100].

32

Die Beobachtung in Peking war noch weiter östlich, war aber nicht erfolgreich.

33

Thomas Hornsby, ein weiterer britischer Forscher, veröffentlichte seinen eigenen, dreißig Seiten langen Aufsatz in der Zeitschrift der Gesellschaft und erklärte dort, Pingré habe beschlossen, »seine eigenen Beobachtungen denen von Mr. Mason vorzuziehen«  – meinte dann aber unpatriotisch, möglicherweise hätten Mason und Dixon den Fehler begangen [Hornsby, Phil Trans, 1763, Bd. 53, S. 492].

34

1763 reiste Lalande auch nach London, um den Transit zu erörtern. Er besuchte mehrere Sitzungen der Royal Society [Lalande in London: JBRS, Bd. 25, f. 43, 50, 64, 92].

35

Das wäre etwa auf halbem Weg zwischen Australien und Südamerika, auf der Breite von Kap Hoorn  – und, wie wir heute wissen, weitab von allem Land.

36

Das war der Jesuitenpater Roger Joseph Boscovich.

37

Im Oktober 1766 hatte ein anderer Astronom den Venus-Transit erneut aufgegriffen und der Akademie erklärt, die »Ausbildung einiger jüngerer Gelehrter in den Grundlagen der Astronomie« sei von entscheidender Bedeutung, wenn Russland teilnehmen wolle. Doch auch dieser Versuch scheiterte. [»Ausbildung einiger jüngerer Gelehrter«: 2./13. Oktober 1766, Protokolle, Bd. 2, S. 574]

38

Katharina konnte nicht selbst reisen, weil sie am 30. Juli die Gesetzeskommission in Moskau eröffnete, auf der die »Große Instruktion« der Zarin erörtert wurde –500 Artikel, in denen sie anhand ihrer Lektüre französischer und englischer Philosophen darlegte, wie Russland ihrer Meinung nach regiert werden sollte.

39

Die kleinen Häuser wurden vor der Ankunft der Astronomen errichtet, während man die Observatorien  – die nach den Anweisungen der Akademie entworfen wurden  – später oben auf die Gebäude setzte.

40

Georg Moritz Lowitz, einer der deutschen Astronomen, war auch Landvermesser und hatte nach der Venus-Beobachtung am Kaspischen Meer noch einen Sonderauftrag. Er sollte prüfen, ob sich Wolga und Don zur Förderung des Handels in diesen entlegenen Gebieten durch einen Kanal verbinden ließen. [Pfrepper und Pfrepper 2009, S. 109]

41

Später vertrat ein Beobachter in Russland die Ansicht, Katharinas Bemühungen hätten andere Astronomen in Europa veranlasst, den Transit zu beobachten. Das Engagement der Kaiserin »verursachte[n]«, dass andere sich dem Projekt anschlossen. [Bacmeister 1772, Bd.1, S. 47]

42

Jacques André Mallet und sein Assistent Jean-Louis Pictet aus Genf.

43

Maskelyne fuhr fort, Harrisons Uhren zu kritisieren und seine eigene Mondmethode zu favorisieren. Am Ende wurde der Longitude-Prize nicht einer Einzelperson verliehen, sondern über mehrere Jahrzehnte an viele Preisträger verteilt, wobei Harrison den größten Anteil erhielt. Maskelyne wurde nicht ausgezeichnet, doch Tobias Mayer erhielt posthum 3000 Pfund für seine Mondtabellen.

44

Nachdem die Spanier den Briten die Bitte, Beobachter nach Kalifornien zu schicken, abgeschlagen hatten, beschlossen diese, kein weiteres Mal um eine Genehmigung nachzusuchen. Sie wollten einfach in die Südsee segeln, egal, was die Spanier sagten.

45

Maskelyne brachte neunundvierzig Ausgaben des Nautical Almanac heraus, der bei Seeleuten sehr beliebt wurde, weil er ihnen komplizierte Rechnungen ersparte. Am Ende führte Maskelyne Greenwich als Nullmeridian ein.

46

Charles Green war auch William Wales’ Schwager  – jenes Astronomen, der den Transit an der Hudson Bay beobachten sollte.

47

Nach der mitternächtlichen Besprechung mit Maskelyne eilte Wales hastig nach Hause, um sich von seiner hochschwangeren Frau Mary und ihrer kleinen Tochter zu verabschieden. Er hielt es für das Beste, Frau und Tochter von Greenwich nach Yorkshire zu schicken, wo sie während seiner langen Abwesenheit bei Verwandten wohnen konnten. Wie angesichts der Straßenverhältnisse und der schlecht gefederten Kutschen nicht anders zu erwarten, brachte seine Frau irgendwo auf der Great North Road in Lincolnshire, auf halber Strecke nach Yorkshire, ihr zweites Kind zur Welt. [Wales 2004, S. 29]

48

Im 18. Jahrhundert starben mehr Seeleute an Skorbut als durch die Hand des Feindes.

49

Damals glaubten die Menschen an die Symmetrie der Welt und meinten daher, es müsse eine riesige südliche Landmasse geben, die das Gleichgewicht zur nördlichen Hemisphäre herstelle.

50

Zehn Tage nach der Abfahrt der Endeavour brachte Elizabeth Cook einen Sohn zur Welt, den Cook nie sehen sollte, weil das Kind einen Monat nach der Geburt starb. [McLynn 2011, S. 93]

51

Die Haupteinnahme der Akademie war ein Almanach, der infolge erhöhter Papier-und Druckkosten nicht mehr so einträglich war wie in den vorhergehenden Jahren. [Wargentin an Planman, 4. Juli 1766, Nordenmark 1939, S. 184]

52

Fredrik Mallet war nicht verwandt mit dem Schweizer Astronomen Jacques André Mallet, der von Katharina der Großen auf die Halbinsel Kola entsandt wurde.

53

Der Botaniker war Jens Finne Borchgrevink, der erst kurz zuvor sein Studium bei Carl Linnaeus, dem bedeutendsten schwedischen Botaniker seiner Zeit, abgeschlossen hatte.

54

Am 2. Juni 1768 hatte Maskelyne auch König Georg III. und Königin Charlotte im Royal Observatory in Greenwich willkommen geheißen. Nachdem der König der Royal Society 4000 Pfund für die Transit-Expedition zur Verfügung gestellt und außerdem ein neues Observatorium für sich selbst in dem alten Jagdpark in Richmond and Kew in Auftrag gegeben hatte, zeigte er sich an dem Transit sehr interessiert und verlangte von seinem Astronomer Royal sicherlich einen Bericht über den neuesten Stand des Projekts. [2. Juni 1768, »Observations of Transits. A Working Copy of Transit Observations of the Major Stars«, 7. Mai 1765 – 18. Juli 1771, RGO 4/3, S. 121]

55

Tatsächlich gab es zwei konkurrierende Gesellschaften, die Ende der 1760er Jahre versuchten, die Nachfolge der ursprünglichen APS anzutreten. Nach einer erbitterten Auseinandersetzung schlossen sich die beiden am 2. Januar 1769 förmlich unter dem Namen American Philosophical Society zusammen.

56

Später fügten sie noch einen Beobachtungsort in Delaware hinzu.

57

Nach seiner Transit-Beobachtung von 1761 war Winthrop zum Fellow der Royal Society ernannt worden.

58

Nachdem Chappe beauftragt war, versuchte die Académie, von den Spaniern auch für Pingré die Erlaubnis zu erhalten, den Transit in der Nähe der mexikanischen Küste zu beobachten. Pingré sollte an der Expedition teilnehmen, die die Aufgabe hatte, die neuesten französischen Chronometer für die Längenberechnung auf See zu testen. Es stellte sich rasch heraus, dass die Spanier »kein französisches Schiff in der Nähe der Küste dulden würden«. Ohne die Erlaubnis, nach Mexiko zu fahren, blieb Pingré die Entscheidung überlassen, von wo aus er den Venus-Transit beobachten wollte  – was er von Haiti aus tat (das damals Saint Domingue oder Santo Domingo hieß). [23. August 1768, PV Académie 1768, f. 189]

59

Die Eigentümer von Pennsylvania waren die Erben von William Penn, der die Kolonie im 17. Jahrhundert gegründet hatte.

60

Noch war der hartnäckige Maskelyne nicht bereit, Spitzbergen aufzugeben, eine entlegene Insel, die mehr als 800 Kilometer weiter nördlich lag als das Nordkap. Er warb auf höchster Ebene für die Expedition, indem er sich an den Ersten Lord der Admiralität wandte. Doch am Ende konnte er die Royal Society nicht überzeugen. [16. Februar und 2. März 1769, CMRS, Bd. VI, ff. 14, 16]

61

Am Ende schickte die Royal Society Mason nach Irland, wo er den Transit alleine beobachtete.

62

Der Astronom Peder Horrebow (Bruder von Christian Horrebow, dem Königlichen Astronomen Dänemarks) wollte den Transit von Tromsø in Nordnorwegen beobachten, doch infolge schlechten Wetters konnte er nicht dorthin gelangen. Schließlich reiste er nach Dønnes  – nördlich von Trondheim  –, sah aber gar nichts. [18. August 1769, Sajnovics’ Tagebuch, Littrow 1835, S. 153; vgl. auch Aspaas, S. 13 f.]

63

Die Endeavour war erst das dritte europäische Schiff, das nach Tahiti gelangte  – das erste war die Dolphin unter dem Kommando von Kapitän Samuel Wallis im Juni 1767 gewesen, wenig später gefolgt von dem französischen Kapitän Louis-Antoine de Bougainville im April 1768.

64

Am selben Tag kam Hells Expedition in Vardø fast zu einem verfrühten Ende, als eine verirrte Schrotkugel (ein paar junge Burschen aus der Gegend schossen in der Nähe auf Vögel) durch ein Fenster des Observatoriums schlug und ihn nur knapp verfehlte. [28. April 1769, Sajnovics’ Tagebuch, Littrow 1835, S. 136]

65

Der erste Teil der Reise folgte der gleichen Route, die der spanische Konquistador Hernán Cortés 250 Jahre zuvor genommen hatte, als er die Expedition zur Zerstörung des Aztekenreichs geführt hatte.

66

Man hatte entschieden, dass sich Bayley und Dixon trennen sollten, sobald sie den Nördlichen Polarkreis erreicht hatten, um die Aussichten auf zumindest eine erfolgreiche Beobachtung zu erhöhen. Dixons Ankunft hatte für viel Verwirrung gesorgt. Als seine Fregatte in Hammerfest vor Anker ging, befürchteten die Bewohner, die Briten seien mit kriegerischen Absichten gekommen und brächten »Zerstörung über ihr Land«  – doch Dixon überzeugte sie von seinen friedlichen Absichten. [Acerbi 1802, Bd. 2, S. 117]

67

Mayer hatte einen großen Umweg über Amsterdam gemacht, um die Instrumente abzuholen, die er in England geordert hatte. Lalande hatte Mayer gesagt, er solle nach Russland reisen, aber vergessen, die Akademie in Sankt Petersburg zu informieren. Als eine holländische Zeitung berichtete, dass Mayer dorthin unterwegs sei, waren die Mitglieder der russischen Akademie ziemlich überrascht und hielten Lalandes Verhalten für »ein wenig seltsam«, waren aber trotzdem hocherfreut. [»ein wenig seltsam«: Johann Albrecht Euler an Jean Henri Samuel Formey, 24. März/4. April 1769, in: Moutchnik 2006, S. 194]

68

Das Symbol ♀ war das Zeichen für Venus.

69

Derweil zeigten andere Mitglieder der Endeavour-Mannschaft weniger Interesse an der astronomischen Seite ihrer Expedition. Einige nutzten den Augenblick des Transits dazu, die Vorräte zu plündern. Der Botaniker Joseph Banks, der eines der Beobachterteams zur Nachbarinsel begleitet hatte, ging botanisieren (und zeigte den Tahitianern, dass die Astronomen an einem kleinen Fleck interessiert waren, der die Sonne überquerte). Er feierte den Erfolg, indem er drei »hübsche Mädchen« verführte, die sich, wie er zu seinem Entzücken feststellte, bereit erklärten, in seinem Zelt zu schlafen, »ohne dass es großer Überredung bedurfte«. [3. Juni 1769, Banks’ Tagebuch, und 4. Juni 1769, Cooks Tagebuch]

70

Der russische Astronom Ochtenski war der erste Transit-Astronom, der während der Jagd auf Venus starb, aber über die Umstände seines Todes ist nichts bekannt. Er war Stepan Rumowskijs Assistent und wurde von diesem nach Kildin geschickt.

71

Joseph Banks und sein Botaniker Daniel Solander besichtigten das Observatorium, als die Endeavour in Jakarta repariert wurde, und waren so beeindruckt, dass ein Nachbar bei ihrer Rückkehr nach London meinte: »Ununterbrochen erzählen sie von diesem prachtvollen und gut ausgerüsteten Observatorium.« [Banks und Solander in Mohrs Observatorium: Zuidervaart und Van Gent 2004, S. 18]

72

Alle Spanier starben, bis auf Vicente de Doz, der im Sommer 1770 nach Spanien zurückkehrte und dem König seine eigenen Beobachtungen überreichte. [Masserano, Phil Trans, 1770, Bd. 60, S. 549 f.; Nunis 1982, S. 124 ff.]

73

Pingré schaffte es gerade soeben bis Haiti, wo er am 23. Mai 1769 eintraf, zehn Tage vor dem Transit. [Pingré in Haiti: Pingré, Histoire & Mémoires, 1770, S. 503]

74

Nach seinem Tod wurde Hell von dem Astronomen Carl Ludwig Littrow vorgeworfen, er habe seine Daten gefälscht und deshalb deren Veröffentlichung absichtlich verzögert. Den Beweis dafür meinte Littrow darin zu sehen, dass die Eintritts- und Austrittszeiten in Hells Manuskript mit anderer Tinte geschrieben worden seien. Es stellte sich jedoch heraus, dass Littrow farbenblind war und sich in Bezug auf Hell irrte. Die Beobachtungen in Vardø gehörten zu den besten Ergebnissen aller Expeditionen. [Sarton 1944, S. 104; Woolf 1959, S. 178ff.]

75

Die einzige Information, die die Royal Society damals über den Aufenthaltsort der Endeavour hatte, war zwei Jahre alt und stammte aus den Briefen, die Cook im Dezember 1768 aus Rio de Janeiro abgeschickt hatte.

76

Cook wies auch darauf hin, dass die Beobachtungen schwierig waren, weil der Quadrant kurz vor dem Transit von den Tahitianern gestohlen und auseinandergenommen worden war.

77

Thomas Hornsby berechnete die Sonnenparallaxe, indem er eine ziemlich willkürliche Auswahl von Zeiten zugrunde legte  – beispielsweise ließ er Greens Eintrittszeit außer Acht und nahm den Mittelwert von Cooks und Greens Austrittszeiten  –, aber sein Ergebnis liegt ganz nahe bei dem heutigen Wert.

78

Im Frühjahr 1770 gab die Akademie in Sankt Petersburg eine neue Karte des russischen Reichs heraus, die sich auf die während der Transit-Expeditionen durchgeführten Längenberechnungen stützte. [15./27. April 1770, Protokolle, Bd. 2, S. 740]

79

Hell arbeitete an dem Buch, konnte es aber nicht veröffentlichen, vermutlich, weil es zu ehrgeizig war, aber auch, weil Papst Klemens XIV. 1773 die Gesellschaft Jesu aufhob, weshalb Hell auf die Hilfe seiner jesuitischen Mitarbeiter verzichten musste. Sajnovics’ Buch hieß Demonstratio idioma Ungarorum et Lapponum idem esse [Beweis, dass die Sprache der Ungarn und Lappen dieselbe ist] (1770).