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Es war genau die richtige Entscheidung gewesen, alle verfügbaren Kräfte zur Sandgrube zu ordern, dachte Schwiete und ballte die Faust. Es war richtig gewesen, seiner Intuition zu folgen und sich nicht von der Kostenfalle inspirieren zu lassen. Wenn jetzt alles glatt lief, würden einige Menschenleben gerettet werden können. Dann war der Einsatz ein Erfolg, und keiner würde nach dem Geld fragen, das ein solcher Aufwand gekostet hatte.

Schwiete konzentrierte sich wieder auf die Aufgaben, die vor ihnen lagen. Zum einen mussten Künnemeier und Winter geschützt werden: Jemand musste ihnen nach Elsen folgen. Aber die Masse der Einsatzkräfte musste sich um die Sandgrube kümmern.

Schwiete griff nach dem Funkgerät und gab seine Anweisungen durch: »Unsere Zielpersonen befinden sich in der Sandgrube. Es wurde vor einigen Minuten mindestens ein Schuss abgegeben. Es besteht die dringende Gefahr, dass die Täter bewaffnet sind. Mindestens eine Person ist flüchtig. Die übernehmen Kommissarin Klocke und ich. Den Einsatz An der Sandkuhle leitet Hauptkommissar Kükenhöner. Karl, traust du dir das zu?«

Das Funkgerät knackte. »Geht klar, Horsti«, bemühte sich Kükenhöner um eine besonders lässige Antwort.

»Gut, Karl, dann übernimmst du. Wir bleiben in Funkkontakt.«

Jetzt ergriff Kükenhöner das Wort. »Okay, Männer!«

»Willst du gerade ein Drittel der Einsatztruppe nach Hause schicken, Kollege?«, hörte er eine selbstbewusste Frauenstimme.

Immer diese Emanzen, dachte Kükenhöner. Diese Frauen würden einen Einsatz den Bach runtergehen lassen, nur weil die Anrede nicht politically correct ist. Laut sagte er: »Ich meine natürlich Männer und Frauen«.

»Dann ist es ja gut!«, entgegnete die Kollegin, und Kükenhöner glaubte einen spöttischen Unterton zu hören.

»Also, Blaulicht bleibt aus. Jedes Fahrzeug nimmt den ihm zugewiesenen Standort ein. Jede und jeder Verantwortliche meldet Vollzug! Abmarsch.«

Noch während Kükenhöner seine ersten Handlungsschritte einleitete, jagte Linda Klocke den Passat über die Bundesstraße. Schwiete versuchte immer wieder Künnemeier anzurufen. Der hatte sein Handy anscheinend abgestellt. Irgendwann gab er es auf und wählte Winters Nummer.