VORSCHAU
Wollen Sie wissen, wie es mit Jane True
weitergeht?
Dann freuen Sie sich auf:
Nicole Peeler, Meeresblitzen
»Setz dich hin, Jane«, sagte der große Hund.
Also setzte ich mich, im Schneidersitz, und war froh, mich ein
wenig ausruhen zu können. Ich stand jetzt schon über eine Stunde
herum, ohne auch nur den Ansatz einer Aura geschafft zu
haben.
Anyan trottete zu mir und setzte sich direkt vor
mich hin, so nah, dass seine Pfoten meine Schienbeine berührten. Er
richtete seine ausdrucksstarken grauen Augen auf mich, und ich
blickte ihn wie gebannt an.
»Du konzentrierst dich zu sehr darauf, was du
sehen möchtest. Aber hier geht es nicht ums Sehen, sondern um
Wahrnehmung.«
Ich schob die Brauen zusammen, so dass sich eine
steile Falte über der Nase bildete, doch bevor ich protestieren
und ihm erklären konnte, dass ich keinen Schimmer hatte, was er
mir damit sagen wollte, wies er mich an, die Augen zu
schließen.
»... und halt sie geschlossen. Versuch gar nicht
erst, etwas zu sehen; denk nicht einmal ans Sehen. Öffne dich
einfach, und versuch mich zu spüren. Spüre, was ich mache.«
Also versuchte ich zu spüren, und ich tat es
wirklich. Anyans starke magische Kraft zog mich an, und ich
konnte fühlen, was er tat. Mit geschlossenen Augenlidern war mein
reflexartiges Vertrauen auf das Visuelle aufgehoben, und plötzlich
ergab alles einen Sinn. Seine Magie erschuf keine Bilder, und ich
versuchte nicht mehr, irgendeine Chamäleontechnik wie in
Predator oder die verschwommene Silhouette von Kevin Bacon
in Hollow Man zu imitieren, beides Filmbilder, die ich nicht
aus dem Kopf bekam, wenn ich mich bemühte, unsichtbar zu werden.
Anyan versuchte überhaupt nicht, auszusehen wie irgendetwas,
stattdessen lenkte er bloß das Interesse von sich weg. Er
errichtete eine Art Barriere wie ein Schutzschild, nur, dass es
nicht der Verteidigung vor irgendwelchen Waffen galt. Stattdessen
strahlte es einen entspannten Hauch von vagem Nichts aus.
Ich veränderte meine Kraft und versuchte, seine
zu imitieren. Ich brauchte eine Weile, und zu wissen, wie etwas
geht, ist noch lange nicht das Gleiche, wie es zu tun. Aber
schließlich fühlte ich es. Ich spürte, wie eine Kraft sich um mich
legte und träge auf meinem Status als Nichts beharrte. Langsam
öffnete ich die Augen und sah, dass der Barghest mich noch immer
beobachtete. Er lächelte, und die Zunge hing ihm dabei hundetypisch
aus dem Maul.
Ich erwiderte sein Lächeln, und mein Herz war erfüllt mit diesem
heftigen Glücksgefühl, das einen überkommt, wenn einem eine
schwierige Aufgabe endlich gelungen ist.
Anyan und ich waren so in diesen Moment vertieft,
dass wir den ersten Schrei gar nicht wahrnahmen. Aber den zweiten
hörten wir. Trills schmerzerfülltes Kreischen riss uns aus unserer
Konzentration, und plötzlich wurde mir klar, dass sie brannte. Dann
rollte sie am Boden, versuchte die Flammen zu ersticken, und über
ihr schwebte Nell, knisternd vor Energie, wie eine dieser Kugeln
mit statischer Energie aus einem Technikmuseum.
Anyan machte sich kampfbereit. Wir fuhren fast
gleichzeitig unsere Schilde hoch und ließen sie nahtlos ineinander
übergehen, so dass mein Wasser mit seiner Erde und seiner Luft
verschmolz und eine Wand aus Elementarkräften entstand, die
praktisch undurchdringlich war.
Was unser Glück war, denn einen Augenblick später
rollte eine Feuerwalze über die Wiese auf uns zu. Sie züngelte rot
und wütend und wurde begleitet von einer so heftigen Druckwelle,
dass ich sogar hinter unserem Superschild bei ihrem Ansturm ins
Wanken geriet.
Ich knickte mit einem Knie ein, ging aber nicht
ganz zu Boden, denn plötzlich war Anyan neben mir und stützte mich
mit seiner kräftigen Schulter. Wir waren umzingelt von Flammen, die
wir uns mit unseren Schilden nur mit Mühe vom Leib halten konnten.
Noch waren wir unverletzt, aber das Feuer und die peitschende
Energie waren einfach überall.
Erst jetzt gelang es meinem völlig überrumpelten
Gehirn, sich zusammenzureimen, was gerade passiert war.
Ich hatte Boston zu meiner eigenen Sicherheit
verlassen, aber alles, was ich damit anscheinend erreicht hatte,
war, die Gefahr direkt nach Rockabill zu locken. Dieser glorreiche
Plan war definitiv nach hinten losgegangen.
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