BAUER UND BITTSTELLER

Draußen war ein heißer, heißer Tag, die Sonne schien hell durch die Fenster mit ihren vielen Scheiben und zeichnete ein dünnes Äderwerk von Schatten auf den Holzfußboden des Audienzsaals. Es war später Nachmittag, der Raum war dumpfig warm und so stickig wie eine Bratküche.

Lord Schatzmeister Fortis dan Hoff, der in seiner schweren, fellbesetzten Amtstracht schwitzte und im Gesicht rot angelaufen war, hatte schon seit dem Mittag wachsend schlechte Laune. Harlen Morrow, sein Audienzsekretär, sah so sogar noch schlechter aus – ihn quälte zusätzlich zu der Hitze eine panische Angst vor Hoff. Beide Männer schienen sich auf ihre eigene Weise schrecklich unbehaglich zu fühlen, aber sie durften wenigstens sitzen.

Major West fühlte, wie der Schweiß in seine bestickte Galauniform sickerte. Seit fast zwei Stunden stand er in derselben Haltung da, mit den Händen hinter dem Rücken und zusammengebissenen Zähnen. Er sah zu, wie Lord Hoff vor den Antragstellern und allen anderen Anwesenden schmollte und grummelte und bellte. Nicht zum ersten Mal an diesem Nachmittag wünschte sich West von ganzem Herzen, unter einem Baum im Park zu liegen, am besten noch mit einem hochprozentigen Schluck in Reichweite. Oder vielleicht unter einem Gletscher, von Eis umschlossen. Überall, aber nicht hier.

Bei diesen grässlichen Audienzen Wache zu stehen gehörte wahrhaftig nicht zu Wests Lieblingsbeschäftigungen, aber er hätte es noch schlimmer treffen können. Die acht Soldaten zum Beispiel, die entlang der Wände postiert waren, verdienten mehr Mitleid: Sie mussten in voller Rüstung antreten. West wartete darauf, dass einer von ihnen ohnmächtig und mit dem Geräusch eines Schranks voller Blechtöpfe nach vorn kippen würde, zweifelsohne zum größten Missfallen des Lord Schatzmeisters; aber noch gelang es ihnen allen irgendwie, aufrecht stehen zu bleiben.

»Wieso hat dieser verdammte Raum immer die falsche Temperatur?«, wollte Hoff gerade verärgert wissen, als sei die Hitze eine ausschließlich an ihn gerichtete Beleidigung. »Die eine Hälfte des Jahres ist es zu heiß, die andere zu kalt! Hier ist überhaupt keine frische Luft drin, kein bisschen! Wieso gehen diese Fenster nicht auf? Wieso können wir nicht endlich ein größeres Zimmer haben?«

»Äh …«, begann der gehetzte Sekretär und schob seine Brille den schweißnassen Nasenrücken hoch, »Audienzanträge wurden immer hier entgegengenommen, verehrter Lord Schatzmeister.« Unter dem Furcht einflößenden Blick seines Vorgesetzten hielt er inne. »Äh … das ist so … Tradition?«

»Das weiß ich, Sie Schwachkopf!«, donnerte Hoff, der vor Hitze und Wut krebsrot im Gesicht war. »Wer hat Sie überhaupt um Ihre Meinung gefragt?«

»Ja, das heißt natürlich nein«, stotterte Morrow, »ich will sagen, Sie haben natürlich Recht, verehrter Lord Schatzmeister.«

Hoff schüttelte mit äußerst verärgerter Miene den Kopf und blickte im Raum umher, als suche er etwas anderes, das ihm missfallen könnte. »Wie viele müssen wir denn heute noch ertragen?«

»Äh … noch einmal vier, Euer Gnaden.«

»Verdammt noch mal!«, polterte der Schatzmeister, rutschte auf seinem großen Stuhl herum und wedelte mit dem pelzbesetzten Kragen, um sich etwas Luft zu verschaffen. »Das ist unerträglich!« West konnte dem, wenn auch schweigend, nur zustimmen. Hoff griff nach einem silbernen Kelch, der vor ihm auf dem Tisch stand, und nahm einen großen Schluck Wein. Er stand in dem Ruf, geistigen Getränken äußerst zugetan zu sein, und hatte schon den ganzen Nachmittag reichlich getrunken. Seine Laune hatte sich dadurch nicht gerade verbessert. »Welcher Narr kommt als Nächstes?«

»Äh …« Morrow blinzelte durch seine Brillengläser auf ein großes Schriftstück und fuhr mit tintenfleckigen Fingern an den in Spinnenschrift verfassten Einträgen entlang. »Gutmann Heidt ist der Nächste, ein Bauer aus …«

»Ein Bauer? Ein Bauer, haben Sie gesagt? Wir sitzen also in dieser grässlichen Hitze, um uns das Gejammer eines gemeinen Mannes anzuhören, der wegen des Wetters Schwierigkeiten mit seinen Schafen hat?«

»Nun ja, Euer Gnaden«, wandte Morrow stockend ein, »es scheint, als habe, äh, Gutmann Heidt tatsächlich, äh, eine berechtigte Beschwerde gegen den Besitzer seines Pachtlandes und …«

»Verdammt noch mal! Diese ganzen Quengeleien der Leute hier hängen mir zum Hals raus!« Der Lord Schatzmeister nahm noch einen Schluck Wein. »Rufen Sie diesen Idioten rein!«

Die Türen wurden geöffnet und Gutmann Heidt erhielt Zutritt zum Saal. Um die Machtverhältnisse in diesem Raum gleich von Anfang an klarzustellen, stand der Tisch des Schatzmeisters auf einem hohen Podest, sodass der arme Mann selbst im Stehen den Kopf heben musste, um ihn anzusehen. Er hatte ein einfaches, aber sehr verhärmtes Gesicht. In seinen zitternden Händen hielt er vor sich einen abgewetzten Hut. West bewegte unbehaglich die Schultern, als ihm ein Schweißtropfen den Rücken hinunterrann.

»Sein Name lautet Gutmann Heidt, stimmt das?«

»Ja, Euer Gnaden«, murmelte der Bauer mit breitem Akzent, »aus …«

Hoff schnitt ihm mit ausgewählter Unhöflichkeit das Wort ab. »Und Er ist heute hier erschienen, um eine Audienz bei Seiner Erhabenen Majestät, dem Hochkönig der Union, zu erbitten?«

Gutmann Heidt fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. West fragte sich, wie weit er wohl gereist war, um hier derart abgefertigt zu werden. Ziemlich weit wahrscheinlich. »Meine Familie ist von ihrem Land vertrieben worden. Der Landbesitzer sagt, wir hätten die Pacht nicht bezahlt, aber …«

Der Lord Schatzmeister winkte ab. »Das ist ganz klar eine Angelegenheit für die Land- und Ackerbaukommission. Seine Erhabene Majestät der König nimmt großen Anteil am Wohlbefinden seiner Untertanen, selbst der Geringsten unter ihnen.« West verzog angesichts dieser kleinen Gemeinheit das Gesicht. »Aber niemand kann von ihm erwarten, dass er sich jeder Kleinigkeit annimmt. Seine Zeit ist sehr kostbar, ebenso wie die meine. Guten Tag.« Und das war alles. Zwei der Soldaten öffneten die Flügeltür, damit Gutmann Heidt den Saal wieder verlassen konnte.

Das Gesicht des Bauern war sehr bleich geworden, und seine Hände hielten den Hut so fest umklammert, dass die Knöchel weiß hervortraten. »Euer Gnaden, mein Herr«, begann er stotternd, »ich war doch schon bei der Kommission …«

Hoff sah ruckartig auf und brachte den Bauern mit einem Blick zum Schweigen. »Guten Tag, habe ich gesagt!«

Der Mann ließ die Schultern sinken. Ein letztes Mal sah er sich im Raum um. Morrow schien an der Wand ihm gegenüber etwas unglaublich Interessantes entdeckt zu haben und mied seinen Blick. Der Lord Schatzmeister starrte ihn verärgert an und war über die unverzeihliche Verschwendung seiner Zeit äußerst erzürnt. West ekelte sich vor sich selbst, weil er Teil dieses Geschehens war. Heidt drehte sich um und tappte gebeugten Hauptes hinaus. Die Türen fielen wieder ins Schloss.

Hoff schlug mit der Faust auf den Tisch. »Haben Sie das gesehen?« Sein harter Blick sah die schwitzenden Versammelten nacheinander an. »Die Dreistigkeit von diesem Kerl! Haben Sie das gesehen, Major West?«

»Ja, Lord Schatzmeister, ich habe alles gesehen«, sagte West steif. »Es war eine Schande.«

Glücklicherweise bemerkte Hoff nicht, was West eigentlich meinte. »Eine Schande, Major West, Sie haben völlig Recht! Wie kommt es nur, dass alle viel versprechenden jungen Männer zur Armee gehen? Ich möchte wissen, wer dafür verantwortlich ist, dass dieses Gesindel hier hereingelassen wurde!« Er starrte den Sekretär an, der schluckte und den Blick auf seine Schriftstücke senkte. »Wer kommt als Nächstes?«

»Äh«, murmelte Morrow, »Coster dan Kault. Der Magister der Tuchhändlergilde.«

»Ich weiß, wer das ist, verdammt!«, fauchte Hoff und wischte sich den frischen Schweißfilm vom Gesicht. »Wenn es nicht die verdammten Bauern sind, dann die verdammten Kaufleute!«, brüllte er in Richtung der Soldaten an der Tür, wobei seine Stimme zweifelsohne laut genug war, um draußen auf dem Gang noch vernommen zu werden. »Rufen Sie den gierigen alten Betrüger schon herein!«

Die Erscheinung von Magister Kault hätte wohl kaum in größerem Gegensatz zu der des vorigen Antragstellers stehen können. Er war ein dicker, plumper Mann mit einem weichen Gesicht, aus dem harte Augen herausschauten. Sein purpurnes Amtsgewand war mit ganzen Ellen von Goldfaden bestickt und so protzig, dass es vielleicht sogar dem Imperator von Gurkhul peinlich gewesen wäre, es zu tragen. Kault wurde von zwei hochgestellten Kaufleuten begleitet, die ähnlich auffällig ausstaffiert waren. West fragte sich, ob Gutmann Heidt in zehn Jahren so viel verdienen konnte, wie einer dieser Umhänge gekostet hatte. Vermutlich nicht, überlegte er, selbst wenn man ihn nicht von seinem Land vertrieben hätte.

»Verehrter Lord Schatzmeister«, tönte Kault, während er sich elegant verbeugte. Hoff erwiderte den Gruß des Gildenmagisters so knapp wie möglich, indem er lediglich eine Augenbraue hob und die Lippen fast unmerklich verzog. Kault wartete auf eine Antwort, wie sie seiner Meinung nach seiner Stellung gebührte, aber es kam nichts. Schließlich räusperte er sich vernehmlich. »Ich bin hier, weil ich um eine Audienz bei Seiner Erhabenen Majestät ersuchen möchte …«

Der Lord Schatzmeister schnaubte. »Es ist der Sinn und Zweck dieser Sitzung, darüber zu entscheiden, wer der Aufmerksamkeit Seiner Majestät würdig ist. Wenn Sie keine Audienz bei ihm wünschten, wären Sie hier im falschen Saal.« Schon jetzt war klar, dass dieses Gespräch ebenso wenig von Erfolg gekrönt sein würde wie das letzte. In gewisser Hinsicht lag darin eine entsetzliche Gerechtigkeit, fand West. Die Großen und die Kleinen wurden tatsächlich gleich behandelt.

Magister Kaults Augen verengten sich leicht, aber er fuhr fort: »Die ehrbare Tuchhändlergilde, deren ergebener Diener ich bin …«, Hoff schlürfte geräuschvoll seinen Wein, und Kault war daher gezwungen innezuhalten, »… ist das Opfer eines höchst bösartigen und übel wollenden Angriffs geworden …«

»Nachfüllen!«, brüllte der Lord Schatzmeister und wedelte mit dem leeren Kelch in Morrows Richtung. Der Sekretär sprang diensteifrig von seinem Stuhl und griff nach dem Dekanter. Kault wartete mit zusammengebissenen Zähnen, während der Wein glucksend in den Becher floss.

»Weiter!«, rüffelte Hoff mit einer ungeduldigen Handbewegung, »wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!«

»Eines höchst bösartigen und heimtückischen Angriffs …«

Der Lord Schatzmeister sah mit zusammengekniffenen Augen zum Antragsteller hinunter. »Ein Angriff, sagen Sie? Ein gewöhnlicher Angriff ist eine Sache für die Stadtwache!«

Magister Kault verzog das Gesicht. Er und seine beiden Begleiter fingen bereits an zu schwitzen. »Kein solcher Angriff, verehrter Lord Schatzmeister, sondern ein hinterlistiger und heimtückischer Anschlag, der zu dem Zweck ausgeführt wurde, den hervorragenden Ruf unserer Gilde in Misskredit zu bringen und unsere Geschäftsinteressen in den Freien Städten Styriens und in der gesamten Union zu schädigen. Die Täter waren bestimmte verabscheuungswürdige Elemente in der Inquisition Seiner Majestät, die …«

»Ich habe genug gehört!« Mit einer gebieterischen Handbewegung sorgte der Lord Schatzmeister wieder für Schweigen. »Wenn es sich hier um eine geschäftliche Angelegenheit handelt, dann sollte sie vor der königlichen Kommission für Handel und Warenverkehr vorgebracht werden.« Hoff sprach langsam und deutlich, wie ein Schulmeister, der sich an den ungelehrigsten Schüler seiner Klasse wandte. »Wenn es sich um eine rechtliche Angelegenheit handelt, dann fällt sie unter die Zuständigkeit von Kronrichter Marovia. Und wenn es um die inneren Abläufe bei der königlichen Inquisition geht, müssen Sie sich einen Termin bei Erzlektor Sult geben lassen. Auf alle Fälle ist es wohl kaum eine Sache, die der Aufmerksamkeit Seiner Erhabenen Majestät bedarf.«

Das Oberhaupt der Tuchhändlergilde öffnete den Mund, aber der Lord Schatzmeister übertönte ihn mit immer lauter werdender Stimme. »Der König beschäftigt eine Kommission, wählt einen Kronrichter und ernennt einen Erzlektor, damit er sich nicht selbst mit jeder Kleinigkeit auseinandersetzen muss! Und wo wir schon dabei sind, das ist auch der Grund, weshalb er bestimmte Gilden mit Konzessionen ausstattet, die nämlich nicht dazu gedacht sind«, er verzog verächtlich den Mund, »der Kaufmannszunft die Taschen zu füllen! Guten Tag.« Und wieder gingen die Türen auf.

Kaults Gesicht war bei der letzten Bemerkung weiß vor Ärger geworden. »Sie können sich darauf verlassen, Lord Schatzmeister«, sagte er kalt, »dass wir uns an anderer Stelle um unser Recht bemühen werden, und das mit äußerster Entschlossenheit.«

Hoff starrte ihn einen sehr langen Augenblick an. »Bemühen Sie sich darum, wo immer Sie wollen«, knurrte er, »und so entschlossen, wie es Ihnen beliebt. Aber nicht hier. Guten … Tag!« Hätte man jemandem mit dem Ausdruck ›Guten Tag‹ erdolchen können, wäre das Oberhaupt der Tuchhändlergilde jetzt tot im Saal zusammengebrochen.

Kault blinzelte einige Male, drehte sich dann wütend um und schritt so würdevoll, wie er konnte, auf den Gang hinaus. Seine beiden Lakaien folgten ihm auf dem Fuße, während ihre prachtvollen Umhänge hinter ihnen herwehten. Die Türen wurden zugeschoben.

Hoff donnerte erneut die Faust auf den Tisch. »Unglaublich!«, schnaufte er. »Diese überheblichen Schweine! Glauben die im Ernst, sie könnten die Gesetze des Königs mit Füßen treten und dennoch seine Hilfe verlangen, wenn bei ihnen etwas schief läuft?«

»Na ja, nein«, sagte Morrow, »natürlich nicht …«

Der Lord Schatzmeister ignorierte seinen Sekretär und wandte sich mit abfälligem Lächeln an West. »Dennoch hatte ich den Eindruck, als ob ich schon die Geier um ihre Häupter kreisen sah, und das trotz der niedrigen Decke, was, Major West?«

»In der Tat, Lord Schatzmeister«, murmelte West, der sich ganz und gar unwohl fühlte und sich wünschte, dass diese Qual endlich zu Ende ging. Dann könnte er endlich zu seiner Schwester zurück. Der Gedanke an sie ließ seine Stimmung noch mehr sinken. Sie war noch schwieriger im Umgang, als er in Erinnerung gehabt hatte. Natürlich, sie war klug, aber er befürchtete, dass sie vielleicht sogar ein wenig klüger war, als ihr gut tat. Wenn sie doch nur einen ehrlichen Mann heiraten und glücklich sein würde. Seine Position hier war schon wacklig genug, ohne dass sie ihre Familie ins Gerede brachte.

»Geier, Geier«, murmelte Hoff vor sich hin. »Hässliche Vögel, die aber durchaus ihren Nutzen haben. Wer kommt jetzt?«

Der schwitzende Sekretär sah plötzlich noch unbehaglicher aus und suchte nach den richtigen Worten. »Wir haben eine Gruppe … Botschafter?«

Der Lord Schatzmeister hielt inne, den Becher halb zum Mund erhoben. »Botschafter? Woher?«

»Äh … von diesem so genannten König der Nordmänner, Bethod.«

Hoff brach in Gelächter aus. »Botschafter?«, prustete er und wischte sich das Gesicht mit dem Ärmel ab. »Wilde, meinen Sie!«

Der Sekretär kicherte wenig überzeugend. »Ah ja, Euer Ehren, ha, ha! Wilde, natürlich!«

»Aber gefährlich, was, Morrow?«, fauchte der Lord Schatzmeister, dessen gute Laune sofort wieder verflog. Das Gackern des Sekretärs verebbte. »Sehr gefährlich. Wir müssen vorsichtig sein. Führen Sie sie hinein!«

Es waren vier. Schon die zwei kleineren Männer waren riesig, bärtig, vernarbt und sahen in ihren schweren, verbeulten Rüstungen gewalttätig aus. Man hatte sie natürlich an den Toren des Agrionts entwaffnet, aber noch immer umwehte sie ein Hauch von Gefahr, und West vermutete, dass es sicher eine Menge klobiger, wohlerprobter Waffen gewesen waren, die sie dort zurückgelassen hatten. Dies waren Männer, wie sie sich an den Grenzen von Angland, nicht weit von Wests Heimat entfernt, kriegslüstern zusammenrotteten.

Sie wurden von einem älteren Mann mit weißem Haar und einem langen weißen Bart begleitet, der eine ebenso zerdellte Rüstung trug wie die anderen. Eine blasse Narbe lief über sein Gesicht und quer über ein Auge, das weiß erblindet war. Dennoch trug er ein breites Lächeln auf den Lippen, und seine freundliche Haltung stand in großem Gegensatz zu seinen zwei übellaunig dreinblickenden Begleitern und dem vierten Mann, der als Letzter eintrat und sich bücken musste, um unter dem Türbalken hindurchschreiten zu können, obwohl der sich gut sieben Fuß über dem Boden befand. Er war in einen groben braunen Mantel mit großer Kapuze gehüllt, der kaum etwas von seinem Kopf und seinem Körper erkennen ließ. Als er sich aufrichtete – und sogleich alle Anwesenden überragte –, wirkte der Saal plötzlich seltsam eng und überfüllt. Seine enorme Größe wirkte allein schon einschüchternd, aber da war noch etwas anderes, etwas, das wie in Übelkeit erregenden Wellen von ihm ausging. Die Soldaten längs der Wände spürten es und rührten sich unbehaglich. Der Audienzsekretär spürte es und raschelte schwitzend mit seinen Papieren. Und ganz deutlich spürte es auch Major West. Seine Haut war trotz der Hitze plötzlich kalt geworden, und er merkte, wie sich jedes Härchen unter der feuchten Uniform aufrichtete.

Nur Hoff schien völlig unbeeindruckt. Er sah die vier Nordmänner mit einem abschätzigen Gesicht von oben bis unten an und war offenbar von dem Riesen mit der Kapuze ebenso wenig beeindruckt wie von Gutmann Heidt. »Sie sind also Gesandte von Bethod.« Die folgenden Worte schob er im Mund ein Weilchen hin und her, bevor er sie ausspuckte. »Dem König der Nordmänner.«

»Das sind wir«, sagte der lächelnde Alte, der sich in tiefer Ehrerbietung verneigte. »Ich bin Hansul Weißauge.« Er hatte eine volltönende, angenehme Stimme, die keinerlei Akzent erkennen ließ und völlig anders klang, als West erwartet hatte.

»Und Sie sind Bethods Gesandter?«, fragte Hoff gelangweilt und nahm erneut einen Schluck Wein aus seinem Kelch. Zum ersten Mal war West glücklich darüber, dass der Lord Schatzmeister mit ihm in einem Raum war, aber als er dann wieder aufsah und den Kapuzenträger betrachtete, kehrte sein Unbehagen zurück.

»O nein«, sagte Weißauge. »Ich bin lediglich als Übersetzer hier. Dies ist der Gesandte des Königs der Nordmänner.« Sein gutes Auge zuckte nervös zu der dunklen Gestalt in dem Mantel, als ob auch er sich vor ihr fürchtete. »Fenris.« Dabei zog er das S am Schluss des Namens so lang, dass es in der Luft zischte. »Fenris der Gefürchtete.«

In der Tat ein passender Name. Major West erinnerte sich an Lieder, die er als Kind gehört hatte, Geschichten von blutrünstigen Riesen in den Bergen weit oben im Norden.

Im Raum herrschte einen Augenblick Schweigen.

»Hmmpf«, machte der Lord Schatzmeister schließlich unbeeindruckt. »Und Sie ersuchen um eine Audienz bei Seiner Erhabenen Majestät, dem Hochkönig der Union?«

»So ist es, verehrter Lord Schatzmeister«, sagte der alte Krieger. »Unser Herr, Bethod, bedauert die Feindschaft zwischen unseren beiden Völkern sehr. Es ist sein größter Wunsch, mit seinen südlichen Nachbarn auf gutem Fuße zu stehen. Wir überbringen ein Friedensangebot von unserem König an Ihren, ebenso wie ein Geschenk, um unseren guten Willen unter Beweis zu stellen. Das ist alles.«

»Gut, gut«, sagte Hoff und lehnte sich mit breitem Lächeln in seinem hohen Stuhl zurück. »Eine höfliche Bitte, sehr freundlich vorgetragen. Sie können morgen im Offenen Rat vor dem König und vor den obersten Fürsten des Reiches sprechen und Ihr Angebot und Ihr Geschenk überbringen.«

Weißauge verneigte sich respektvoll. »Zu gütig, Lord Schatzmeister.« Er wandte sich zur Tür, gefolgt von den beiden missmutig dreinblickenden Kriegern. Die in den Mantel gehüllte Gestalt blieb noch einen Augenblick stehen, wandte sich dann ebenfalls um und bückte sich durch die Tür. Erst als beide Flügel geschlossen waren, konnte West wieder frei durchatmen. Er schüttelte den Kopf und lockerte seine verschwitzten Schultern. Geschichten von Riesen, solch ein Unsinn. Das war nichts weiter gewesen als ein großer Mann in einem Kapuzenmantel. Aber wenn man so darüber nachdachte, war diese Flügeltür wirklich schon sehr hoch …

»Also, da sehen Sie mal, Meister Morrow«, sagte Hoff, der ausgesprochen zufrieden wirkte. »Die sind doch gar nicht so unzivilisiert, wie Sie mich glauben machen wollten! Ich habe das Gefühl, wir stehen kurz vor einer Lösung der Probleme oben im Norden, meinen Sie nicht auch?«

Der Sekretär sah nicht besonders überzeugt aus. »Äh … jawohl, Lord Schatzmeister, natürlich.«

»Nicht wahr. Viel Wind um nichts, lediglich pessimistischer, defätistischer Unsinn von unseren schreckhaften Bürgern da oben, oder? Krieg? Bah!« Hoff schlug wieder mit der Hand auf den Tisch, dass der Wein aus dem Kelch und auf die Tischplatte spritzte. »Das würden diese Nordmänner gar nicht wagen! Sie werden schon sehen, womöglich werden sie uns demnächst noch um Aufnahme in die Union bitten! Habe ich nicht Recht, Major West?«

»Ähm …«

»Gut! Hervorragend! Da haben wir heute doch zumindest etwas geschafft! Ein letzter Fall, dann können wir aus diesem verdammten Glutofen raus! Wen haben wir noch, Morrow?«

Der Sekretär runzelte die Stirn und schob sich die Brille die Nase hoch. »Äh … wir haben noch einen gewissen Yoru Sulfur«, erklärte er, wobei ihm der fremdländische Name offenkundig Schwierigkeiten bereitete.

»Wir haben einen wie?«

»Äh … Sulfir oder Sulfor oder so was.«

»Nie gehört«, brummte der Lord Schatzmeister, »was ist das denn für ein Mann? Irgendein Südländer? Bitte nicht noch ein Bauer, wenn’s geht.«

Der Sekretär wühlte in seinen Aufzeichnungen und schluckte. »Ein Gesandter?«

»Ja doch, ja, aber woher denn?«

Morrow wand sich wie ein Kind, das eine Ohrfeige erwartet. »Vom Großorden der Weisen Magi!«, platzte er heraus.

Einen Augenblick lang herrschte verblüfftes Schweigen. Wests Augenbrauen gingen in die Höhe, und sein Kiefer klappte herunter, und wie er vermutete, geschah dasselbe verborgen hinter den heruntergeklappten Visieren der Soldaten. Mit gequältem Gesicht wartete er voller böser Ahnungen auf eine Reaktion des Schatzmeisters, wurde aber wie sie alle überrascht, als Hoff einen Lachanfall bekam. »Großartig! Endlich kriegen wir mal ein bisschen Unterhaltung! Es ist Jahre her, seit wir hier einen Magus hatten. Lassen Sie den Zauberer eintreten, den dürfen wir nicht warten lassen!«

Yoru Sulfur war jedoch eine kleine Enttäuschung. Er trug schlichte, von der Reise etwas mitgenommene Kleidung und war im Grunde nicht viel besser angezogen als Gutmann Heidt. Sein Stock war nicht mit Gold beschlagen und auch nicht von einem leuchtenden Kristall gekrönt. In seinen Augen brannte kein geheimnisvolles Feuer. Er sah aus wie ein ganz normaler Mittdreißiger, der zwar nach der langen Reise etwas müde, aber ansonsten vollkommen gelassen vor dem Lord Schatzmeister auftrat.

»Ich wünsche Ihnen einen guten Tag, meine Herren«, sagte er und stützte sich auf seinen Stock. West hatte Schwierigkeiten zu erkennen, woher er stammte. Nicht aus der Union, dafür war seine Haut zu dunkel, aber auch nicht aus Gurkhul oder noch weiter südlich, dazu war sie zu hell. Nicht aus dem Norden oder aus Styrien. Von weiter her also, aber woher? Als West ihn jetzt genauer betrachtete, stellte er fest, dass seine Augen verschiedene Farben hatten; eines war blau, das andere grün.

»Und auch Ihnen einen guten Tag, mein Herr«, sagte Hoff und lächelte, als ob er das wirklich so meinte. »Meine Tür steht dem Großorden der Magi natürlich stets offen. Sagen Sie mir, habe ich etwa das Vergnügen, mit dem großen Bayaz selbst zu sprechen?«

Sulfur blickte überrascht drein. »Nein, wurde ich falsch angekündigt? Ich bin Yoru Sulfur. Meister Bayaz ist kahl.« Er fuhr sich mit der Hand durch seine braunen Locken. »Draußen auf der Prachtstraße steht eine Statue von ihm. Aber ich hatte die Ehre, einige Jahre unter ihm zu studieren. Er ist ein äußerst mächtiger und kundiger Meister.«

»Natürlich, natürlich ist er das. Und wie können wir Ihnen zu Diensten sein?«

Yoru Sulfur räusperte sich, als wolle er eine längere Geschichte erzählen. »Nach dem Tode von König Harod dem Großen verließ Bayaz, der Erste der Magi, die Union. Aber er schwor einen Eid, einst wieder zurückzukehren.«

»Ja, ja, das stimmt«, gluckste Hoff, »wie wahr, das weiß jedes Schulkind.«

»Und er erklärte auch, dass sein Kommen, wenn es bevorstünde, von einem anderen angekündigt würde.«

»Auch das ist wahr.«

»Nun«, sagte Sulfur und lächelte breit, »hier bin ich.«

Der Lord Schatzmeister brüllte vor Lachen. »Hier sind Sie!«, schrie er und trommelte auf den Tisch. Harlen Morrow gestattete sich ebenfalls ein kurzes Kichern, unterdrückte das aber sofort wieder, als Hoffs Lächeln verblasste.

»Während meiner Amtszeit als Schatzmeister haben drei Mitglieder des Großordens der Weisen Magi um eine Audienz beim König nachgesucht. Zwei waren ganz offenkundig verrückt, und einer war ein ausgesprochen mutiger Schwindler.« Er beugte sich nach vorn, stützte die Ellenbogen auf den Tisch und legte die Finger mit den Kuppen aneinander. »Sagen Sie mir, Meister Sulfur, zu welcher Sorte Magi gehören Sie?«

»Weder zur einen noch zur anderen.«

»ich verstehe. Dann haben Sie Dokumente bei sich?«

»Natürlich.« Sulfur griff in die Tasche seines Mantels und zog einen kleinen Brief heraus, der mit einem weißen Siegel verschlossen war, in das ein einzelnes, seltsames Zeichen geprägt worden war. Gelassen legte er es vor dem Lord Schatzmeister auf den Tisch.

Hoff runzelte die Stirn. Er nahm das Schriftstück und drehte es in der Hand hin und her. Dann betrachtete er sich ganz genau das Siegel, wischte sich mit dem Ärmel die Stirn, brach das Wachs, faltete das dicke Papier auseinander und begann zu lesen.

Yoru Sulfur zeigte keinerlei Unruhe. Auch die Hitze schien ihm nichts auszumachen. Er wanderte durch den Saal, nickte den Soldaten in ihren Rüstungen zu und schien sich nichts daraus zu machen, dass keiner darauf reagierte. Dann wandte er sich unvermittelt an West. »Es ist furchtbar heiß hier drin, nicht wahr? Da ist es doch ein Wunder, dass diese armen Burschen hier nicht ohnmächtig werden und mit dem Geräusch eines Schranks voller Blechtöpfe nach vorn kippen.« West blinzelte. Genau das hatte er kurz zuvor gedacht.

Der Lord Schatzmeister legte den Brief sorgfältig vor sich auf den Tisch; das Lachen war ihm vergangen. »Mir scheint, der Offene Rat wäre der falsche Ort, um diese Angelegenheit zu besprechen.«

»Dem stimme ich zu. Ich hoffte auf eine Privataudienz bei Lordkanzler Feekt.«

»Bedauerlicherweise wird das nicht möglich sein.« Hoff fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Lord Feekt ist tot.«

Sulfur runzelte die Stirn. »Das ist ausgesprochen unglücklich.«

»In der Tat, ja. Für uns alle ist sein Tod ein großer Verlust. Vielleicht können ich und bestimmte andere Mitglieder des Geschlossenen Rates Ihnen zu Diensten sein.«

Sulfur neigte den Kopf. »Ich richte mich ganz nach Ihnen, Lord Schatzmeister.«

»Lassen Sie mich sehen, ob ich später am Abend etwas einrichten kann. Bis dahin werden wir Ihnen innerhalb des Agrionts eine Unterkunft zur Verfügung stellen, die … Ihrer Stellung entspricht.« Er gab den Wachen ein Zeichen, und die Türen öffneten sich wieder.

»Vielen herzlichen Dank, Lord Hoff. Meister Morrow. Major West.« Sulfur nickte ihnen allen nacheinander huldvoll zu, drehte sich um und ging. Wieder schlossen sich die Türen, während West sich fragte, woher der Mann seinen Namen gewusst hatte.

Hoff wandte sich dem Audienzsekretär zu. »Begeben Sie sich augenblicklich zu Erzlektor Sult und teilen Sie ihm mit, dass wir uns schnellstens treffen müssen. Dann holen Sie Kronrichter Marovia und Lord Marschall Varuz. Sagen Sie ihnen, dass es sich um eine äußerst wichtige Angelegenheit handelt. Kein Wort über diese Sache zu irgendjemandem außer diesen dreien.« Er schwenkte den Zeigefinger in die Richtung von Morrows schweißfeuchtem Gesicht. »Kein Wort!«

Der Sekretär starrte ihn durch seine schiefsitzende Brille an. »Sofort!«, donnerte Hoff. Morrow sprang auf, stolperte über den Saum seines Gewandes und eilte dann durch eine Nebentür hinaus. West schluckte. Sein Mund war überaus trocken.

Dann starrte Hoff jeden Mann im Saal lange und durchdringend an. »Das gilt für Sie alle hier: Kein Wort über diese ganze Geschichte, ansonsten wird das für Sie schwere Folgen haben! Und jetzt raus, alle!« Die Soldaten verließen unter metallischem Klappern den Raum. Auch West benötigte keine weitere Aufforderung; er eilte ihnen nach und ließ den grübelnden Lord Schatzmeister allein in seinem hohen Stuhl zurück.

Dunkle und wirre Gedanken gingen West durch den Kopf, als er die Tür hinter sich zuzog. Bruchstücke alter Geschichten über die Magi, Befürchtungen über Krieg im Norden, Bilder eines kapuzenverhüllten Riesen, der bis zur Decke aufragte. Heute hatte der Agriont wirklich ungewöhnliche und bedrohliche Gäste gesehen, und West hatte das Gefühl, von seinen Sorgen überwältigt zu werden. Dennoch versuchte er, sich von ihnen frei zu machen; er sagte sich, das alles seien doch nur Hirngespinste, aber dann fiel ihm noch seine Schwester ein, die über den Agriont flanierte und sich zum Gespött der Leute machte.

Er stöhnte. Wahrscheinlich war sie gerade jetzt bei Luthar. Warum, zur Hölle, hatte er die beiden überhaupt miteinander bekannt gemacht? Aus irgendeinem Grund hatte er dasselbe ungelenke, kränkliche, scharfzüngige Mädchen erwartet, das er vor Jahren zuletzt gesehen hatte. Es war ein richtiger Schock für ihn gewesen, als diese Frau in seinem Quartier aufgetaucht war; er hatte sie kaum erkannt. Sie war zweifelsohne eine Frau geworden, eine ziemlich hübsche noch dazu. Luthar wiederum war arrogant und reich und gut aussehend und hatte die Selbstbeherrschung eines Sechsjährigen. West wusste, dass die beiden sich seit jenem ersten Treffen wiedergesehen hatten, und das mehr als nur einmal. Natürlich nur als gute Freunde. Ardee hatte hier sonst schließlich keine anderen Bekannten. Sie waren bloß Freunde.

»Scheiße!«, fluchte er. Es war, als ob man einer Katze ein Sahneschälchen vorsetzte und sich darauf verließ, dass sie nicht daran schlecken würde. Wieso, zur Hölle, hatte er über die Sache nicht länger nachgedacht? Da braute sich eine Katastrophe zusammen! Aber was konnte er jetzt noch dagegen tun? Unglücklich sah er den Flur hinunter.

Nichts lässt einen Menschen das eigene Elend so schnell vergessen wie das Elend eines anderen, und Gutmann Heidt war in der Tat ein trauriger Anblick. Mit todesbleichem Gesicht saß er allein auf einer langen Bank und starrte leer vor sich hin. Vermutlich hatte er die ganze Zeit hier gesessen, während die Tuchhändler und die Nordmänner und der Magus gekommen und gegangen waren, obwohl er auf nichts mehr wartete; vermutlich wusste er einfach nicht, wohin er nun gehen sollte. West sah sich auf dem Flur um. Es war niemand in der Nähe. Heidt beachtete ihn nicht, sondern saß da, mit geöffnetem Mund und glasigen Augen, den abgewetzten Hut vergessen auf den Knien.

So konnte West den Mann nicht sitzen lassen; das widersprach seiner ganzen Natur.

»Gutmann Heidt«, sagte er und ging zu ihm hinüber. Der Bauer wandte ihm überrascht das Gesicht zu. Unsicher griff er nach seinem Hut und wollte unter Entschuldigungen aufstehen.

»Nein, bitte, bleiben Sie sitzen.« West nahm neben ihm auf der Bank Platz. Unfähig, Heidt in die Augen zu sehen, starrte er auf seine Füße. Ein verlegenes Schweigen entstand. »Ich habe einen Freund in der Land- und Ackerbaukommission. Vielleicht kann er etwas für Sie tun …« Peinlich berührt brach West ab und sah wieder den Flur entlang.

Der Bauer lächelte ihn traurig an. »Ich wäre sehr dankbar für jede Hilfe.«

»Ja, ja, natürlich, ich tue, was ich kann.« Es würde überhaupt nichts nützen, und das wussten sie beide. West biss sich auf die Unterlippe. »Nehmen Sie das«, sagte er dann unvermittelt und drückte seine Geldbörse in die schlaffe, schwielige Hand des Bauern. Heidt sah ihn mit offenem Mund an. West lächelte verlegen und stand dann wieder auf. Er hatte es eilig.

»Herr!«, rief Gutmann Heidt ihm nach, aber West ging schnellen Schrittes den Flur hinunter und blickte sich nicht mehr um.