Das fünfte Jahr
(106 v. Chr.)

Unter den Konsuln
QUINTUS SERVILIUS CAEPIO und GAIUS ATILIUS SERRANUS

Als Quintus Servilius Caepio den Auftrag erhielt, gegen die Volsker-Tektosagen aus Gallien und ihre germanischen Gäste - die jetzt glücklich wieder ins Gebiet von Tolosa zurückgekehrt waren - zu ziehen, kam das für ihn nicht überraschend. Es war der erste Tag des neuen Jahres. Der Senat hatte sich nach den Feierlichkeiten zur Amtseinführung der Konsuln im Tempel des Jupiter Optimus Maximus versammelt. Und Quintus Servilius Caepio kündigte in seiner Jungfernrede als erster Konsul an, daß er von der neuen römischen Armee nichts wissen wolle.

»Ich werde mit altbewährten Soldaten kämpfen, nicht mit diesem armseligen Haufen besitzloser Plebejer!« rief er unter Beifall und Jubelrufen der Senatoren.

Natürlich applaudierten nicht alle Senatoren, Gaius Marius stand nicht allein einem ihm feindselig gesonnenen Senat gegenüber. Es gab durchaus einige Hinterbänkler, die bereit waren, Marius’ Standpunkt zu unterstützen, auch wenn sie sich dafür mit der geballten Mehrheit des Senats anlegen mußten. Selbst unter den Mitgliedern der großen Familien gab es unabhängig denkende Männer. Doch den Ton im Senat gaben die Konservativen an, die sich in der ersten Reihe um den Senatsvorsitzenden Scaurus geschart hatten. Wenn sie jubelten, jubelte das Haus, und so wie sie abstimmten, stimmte das Haus ab.

Zu dieser Clique gehörte auch Quintus Servilius Caepio, und diese Clique hatte dafür gesorgt, daß die eingeschriebenen Väter Quintus Servilius Caepio eine acht Legionen starke Armee zur Verfügung stellten, damit er den Germanen eine gründliche Lektion erteilen, sie endgültig aus dem Mittelmeerraum vertreiben und den Volsker-Tektosagen aus Tolosa zeigen konnte, daß es sich nicht auszahlte, mit den Germanen gemeinsame Sache zu machen.

Etwa viertausend Männer aus Lucius Cassius’ Armee waren unversehrt zurückgekommen. Bis auf einige wenige waren alle nichtkämpfenden Männer ums Leben gekommen, die überlebenden Angehörigen der Kavallerie hatten sich in alle Winde verstreut und die verwaisten Pferde mitgenommen. Quintus Servilius Caepio mußte also 41000 Fußsoldaten, 12 000 nichtkämpfende Freie, 8000 nichtkämpfende Sklaven, 5000 Reiter und 5000 Pferdeknechte auftreiben. Und das in einem Land, in dem es keine Männer mehr gab, die die Bestimmungen bezüglich der Vermögensgrenzen erfüllten, weder Römer noch Latiner noch Italiker.

Caepios Rekrutierungsmethoden waren brutal. Er beteiligte sich nicht persönlich daran, sondern ließ seinen Leuten, einem bezahlten Stab und seinen Quästoren, vollkommen freie Hand. Er beschäftigte sich lieber mit anderen Dingen - Dingen, die eines Konsuls würdiger waren. Die Aushebung der Truppen wurde mit Brachialgewalt durchgeführt, Männer wurden gegen ihren Willen zum Dienst gezwungen, viele wurden entführt, Veteranen wurden aus ihren Häusern geholt und verschleppt. Der vierzehnjährige Sohn eines zwangsweise rekrutierten Kleinbauern, der älter aussah als er in Wirklichkeit war, wurde genauso zum Dienst in der Armee gezwungen wie sein sechzigjähriger Großvater, der jünger wirkte. Wenn die Familie eines zwangsweise Rekrutierten die Hände rang, weil sie das Geld für die Bewaffnung und die Ausrüstung nicht aufbringen konnte, war immer sofort jemand zur Hand, der zwar das Geld zur Verfügung stellte, dafür aber das kärgliche Pachtland beschlagnahmte. Auf diese Weise kamen Quintus Servilius Caepio und seine Helfershelfer zu beträchtlichem Landbesitz. Da aber trotzdem weder die römischen noch die latinischen Bürger genügend Männer zur Verfügung stellen konnten, mußten Roms Verbündete in die Bresche springen.

Doch schließlich hatte Caepio seine 41 000 Infanteristen und 12 000 nichtkämpfenden Freien zusammen, und der Senat mußte wie früher weder für Waffen noch für Gerät noch für die Ausrüstung aufkommen. Und weil die große Mehrheit der Soldaten auf die Hilfstruppen der italischen Bundesgenossen entfiel, lag die finanzielle Hauptlast nicht bei Rom, sondern bei den Verbündeten. Der Senat sprach Caepio seinen offiziellen Dank aus und stellte bereitwillig die Gelder für die Anwerbung thrakischer und gallischer Reiter zur Verfügung. Caepio lief mit stolzgeschwellter Brust herum und ließ sich von den Konservativen loben.

Zu den Dingen, die Caepio für weit wichtiger und eines Konsuls für würdiger erachtete als die Rekrutierung seiner Soldaten, gehörten seine politischen Pläne. So war er, während seine Werber die Halbinsel durchkämmten, mit Überlegungen beschäftigt, wie er dem Senat zu mehr Macht verhelfen könnte. Seit der Amtszeit von Tiberius Gracchus vor fast dreißig Jahren hatte der Senat deutlich an Macht eingebüßt. Erst Tiberius Gracchus, dann Fulvius Flaccus, dann Gaius Gracchus und nach ihm noch alle möglichen Emporkömmlinge und reformbeflissenen Männer aus der Nobilität hatten nach und nach die Senatoren alten Schlags aus den wichtigsten Gerichten und gesetzgebenden Versammlungen hinausgedrängt.

Wenn nicht vor kurzem erst Gaius Marius einen Schlag gegen die Privilegien der Senatoren geführt hätte, wäre Caepio womöglich weniger zielstrebig und nicht so entschlossen an diese Aufgabe herangegangen. Aber Marius’ Gesetz war ein Stich ins Wespennest gewesen, die Senatoren waren sehr beunruhigt. Bereits in den ersten Wochen von Caepios Amtszeit schlug das Pendel in die andere Richtung aus, die Plebs und die Ritter, die in der Versammlung der Plebejer das Sagen hatten, mußten empfindliche Niederlagen einstecken.

Als Patrizier hatte Caepio das Recht, eine Volksversammlung einzuberufen, und er durfte davon nicht ausgeschlossen werden. In der Volksversammlung setzte er durch, daß den Rittern das Repetundengericht entzogen wurde, das ihnen seit Gaius Gracchus unterstand. Die Richterbank sollte wie früher ausschließlich vom Senat besetzt werden, und der würde seine eigenen Leute schon schützen. In der Volksversammlung gab es eine harte Auseinandersetzung, der gutaussehende Gaius Memmius führte eine starke Gruppe oppositioneller Senatoren an, doch letztendlich gewann Caepio.

Nach diesem Erfolg zog der Konsul Ende März mit acht Legionen und einer starken Reiterei in Richtung Tolosa. Er träumte von einem großen Sieg, nicht um des öffentlichen Ruhmes willen, sondern zu seiner persönlichen Befriedigung. Quintus Servilius Caepio war nämlich ein typischer Vertreter seiner Sippe, den die Aussicht, als Statthalter sein Vermögen zu mehren, weitaus mehr lockte als der Lorbeerkranz des siegreichen Feldherrn. Caepio war schon als Prätor in Hispania Ulterior Statthalter gewesen, als Nachfolger von Scipio Nasica, der das Vertrauen des Senats verloren hatte, und hatte schon damals reich davon profitiert. Als Statthalter im Range eines Konsuls würde er noch mehr profitieren.

Wenn es möglich gewesen wäre, jederzeit Truppen auf dem Seeweg von Italien nach Spanien zu bringen, wäre die von Gnaeus Domitius Ahenobarbus gut ausgebaute Straße entlang der Küste von Gallia Transalpina eigentlich überflüssig gewesen. Doch in dieser Jahreszeit, bei anhaltenden Stürmen und unberechenbaren Strömungen, war der Transport über See zu riskant. Caepios Legionen mußten deshalb wie die Soldaten des Lucius Cassius im Jahr zuvor die gut tausend Meilen von der Campania nach Narbo auf dem Landweg zurücklegen. Den Legionären machte der Marsch nichts aus, denn sie alle haßten und fürchteten das Meer, hundert Meilen auf einem Schiff erschienen ihnen schlimmer als tausend Meilen zu Fuß.

Der Weg von der Campania nach Narbo dauerte mehr als siebzig Tage, die Soldaten legten also im Durchschnitt knapp fünfzehn Meilen pro Tag zurück. Sie kamen nur langsam voran, weil sie Unmengen von Gerät, unzählige Tiere, Wagen und Sklaven in einem riesigen Troß mit sich führten, denn für einen römischen Soldaten aus einer besitzenden Schicht war es selbstverständlich, daß er allerlei Dinge für den persönlichen Bedarf auf den Feldzug mitnahm.

In Narbo, einem kleinen Hafen, den Gnaeus Domitius Ahenobarbus für die Zwecke der römischen Armee hatte ausbauen lassen, schlugen die Soldaten ein Lager auf. Der Aufenthalt war gerade so lang, daß die Legionäre sich von den Strapazen des Marsches erholen und neue Kräfte sammeln konnten. Während ihrer Rast gewannen die Römer einen Eindruck davon, wie wunderschön Narbo im Frühsommer war. Im klaren Wasser des Hafenbeckens tummelten sich Garnelen, Langusten, riesige Krebse und allerlei Fische, in dem schlammigen Grund der Salzwassertümpel an den Mündungen von Aude und Têt lebten Austern und Meeräschen. Die Meeräschen galten als die größte Köstlichkeit, die römische Legionen auf ihren weltweiten Eroberungszügen jemals kennengelernt hatten. Platt und rund wie Teller, beide Augen auf der einen Seite des albernen, flachen Kopfes, dämmerten sie im Schlamm vor sich hin. Man mußte sie ausgraben, und wenn sie dann zappelnd versuchten, sich wieder im schützenden Schlamm einzugraben, wurden sie aufgespießt.

Nach sechzehn Tagen wurde zum Aufbruch geblasen. Caepio zog mit seinen Truppen auf der Küstenstraße nach Tolosa. An der Stelle, wo die Aude auf ihrem Weg von den Pyrenäen nach Süden eine Biegung nach rechts machte, ragte die furchteinflößende Festung Carcasso auf. Von dort aus nahmen die Legionen den Weg über das Hügelland zwischen dem breiten Tal der Garonne und den kleinen, zum Meer hinabfließenden Flüssen und erreichten schließlich das fruchtbare Schwemmland bei Tolosa.

Caepio besaß wie gewöhnlich ein geradezu unglaubliches Glück. Die Germanen hatten sich mit den Volsker-Tektosagern heftig gestritten und waren von König Copillus von Tolosa daraufhin verjagt worden. Caepio und seinen acht Legionen standen also nur noch die glücklosen Tektosagern gegenüber. Ein einziger Blick auf die waffenstarrenden Reihen, die sich wie eine endlose Schlange die Hügel hinabwanden, genügte den Tektosagern, um zu erkennen, daß Zurückhaltung geboten war und nicht Heldenmut. König Copillus und seine Krieger zogen sich an die Mündung der Garonne zurück und warnten die dort lebenden Stämme. Dann warteten sie ab, ob Caepio denselben Fehler begehen würde wie Lucius Cassius im Jahr zuvor. In Tolosa waren nur einige wenige alte Männer zurückgeblieben. Die Stadt kapitulierte sofort, und Caepio triumphierte. Denn Caepio hatte gehört, daß hinter den Mauern von Tolosa angeblich ein Goldschatz lagerte. Jetzt konnte er den Schatz heben, ohne daß er eine einzige Schlacht geschlagen hatte. Fortuna war auf seiner Seite!

Vor einhundertundsiebzig Jahren hatten sich die Volsker-Tektosagern der gallischen Völkerwanderung angeschlossen, die von dem großen keltischen König Brennus angeführt wurde. Brennus überrollte Makedonien, zog durch Thessalien, zerschlug die griechische Verteidigungsfront am Thermopylenpaß und drang nach Mittelgriechenland und Epirus vor. Er zerstörte und plünderte die drei reichsten Tempel der Welt - den Dodonatempel in Epirus, den Zeustempel in Olympia und das große Heiligtum des Apollo und der Pythia in Delphi.

Doch dann schlugen die Griechen zurück, und die Gallier mußten mit ihrer Beute nach Norden flüchten. Brennus starb an den Folgen einer Verwundung, und damit löste sich sein großartiger Plan in Nichts auf. In Makedonien beschlossen die führerlosen Stämme, über den Hellespont nach Kleinasien zu ziehen. Ein Teil der Gallier siedelte sich dort an und gab der Gegend den Namen Galatien. Etwa die Hälfte der Tektosagern zog jedoch nach Tolosa zurück. Bei einer großen Beratung einigten sich die Stämme darauf, die Beute aus insgesamt fünfzig Tempelplünderungen den heimwärts ziehenden Tektosagern anzuvertrauen. Nach ihrer Heimkehr sollten sie die Ausbeute der Völkerwanderung in Tolosa aufbewahren, bis alle Stämme nach Gallien zurückkehren und ihren Anteil einfordern würden.

Um den Transport zu erleichtern, schmolzen sie alles ein: massivgoldene, gedrungene Statuen, fünf Fuß hohe Silberurnen, Becher, Teller und Pokale, goldene Dreifuße, Kränze aus Gold und Silber alles landete Stück für Stück im Schmelztiegel, und dann rollten eintausend schwerbeladene Karren durch die stillen Täler der Donau nach Westen. Es dauerte mehrere Jahre, bis sie die Garonne und Tolosa erreichten.

Caepio hatte in seiner Zeit als Statthalter von Hispania Ulterior von dieser phantastischen Geschichte gehört, und seitdem träumte er davon, den Schatz von Tolosa zu finden, obwohl sein spanischer Informant ihm damals versichert hatte, die Geschichte mit dem Schatz sei nur ein Märchen. In Tolosa gebe es kein Gold, das könne jeder beschwören, der einmal die Stadt besucht habe. Der Reichtum der Tektosagern beschränke sich auf den fischreichen Fluß und die fruchtbare Erde. Caepio aber glaubte an sein Glück. Er spürte, daß der Schatz in Tolosa lag. Warum sonst hatte die Fügung des Schicksals ihn dazu bestimmt, davon zu erfahren? Warum sonst war er ausersehen, als Nachfolger von Lucius Cassius nach Tolosa zu ziehen? Warum sonst waren die Germanen davongerannt und hatten ihm genau diese Stadt kampflos überlassen? Das Schicksal meinte es gut mit ihm.

Er legte seinen Brustpanzer ab und zog die purpurbesetzte Toga an. Dann streifte er durch die Straßen der Stadt, schaute in alle Nischen und Ecken der Zitadelle und wanderte über die Weiden und Äcker am Rande der Stadt, die nach spanischer Art angelegt waren. Tolosa war keine typisch gallische Siedlung - keine Druiden, keine kleinliche Bauweise. Selbst die Tempel waren nach spanischer Manier angelegt: malerische Parks mit künstlichen Bächen und Seen, die vom Wasser der Garonne gespeist wurden. Entzückend!

Nachdem seine eigene Suche vergeblich geblieben war, setzte Caepio die Legionäre auf den Schatz an. Es wurde eine ausgelassene Schatzsuche, die Soldaten waren vom Druck einer bevorstehenden Schlacht befreit und verteilten im Geiste schon ihren Anteil an der sagenhaften Beute.

Doch das Gold blieb unauffindbar. Sicher gab es in den Tempeln das eine oder andere wertvolle Kunstwerk - aber keinen Goldschatz. Die Zitadelle war eine einzige Enttäuschung, wie Caepio bereits festgestellt hatte. Sie barg nur Waffen, holzgeschnitzte Gottheiten, Horngefäße und Teller aus gebranntem Ton. König Copillus hatte sehr bescheiden gelebt, und hinter der schlichten Steintäfelung der Säle gab es nicht einmal versteckte Lagerräume.

Nach einer Weile kam Caepio auf die glorreiche Idee, seine Soldaten die Parkanlagen um die Tempel umgraben zu lassen. Umsonst. Nirgendwo, nicht einmal im tiefsten Erdloch, schimmerte auch nur eine Goldmünze. Die Wahrsager schwangen ihre Wünschelruten, ohne auch nur das leiseste Kribbeln in den Händen zu spüren, ganz zu schweigen davon, daß ihre zweizinkigen Zauberstäbe mit Macht nach unten gezeigt hätten. Nach den Tempelanlagen kamen die Felder und die Straßen an die Reihe. Noch immer nichts. Die Umgebung von Tolosa ähnelte bald einem riesigen, unwirklichen Maulwurfshügel, und Caepio lief grübelnd darauf hin und her.

In der Garonne tummelten sich zahlreiche Fischarten, darunter auch Salme und verschiedene Karpfensorten, und da der Fluß die Seen in den Tempelanlagen speiste, waren auch sie reich an Fischen. Die Legionäre gingen zum Angeln lieber an die Seen, denn der Fluß war breit, sehr tief und reißend. Wenn Caepio seine Runden machte, traf er viele Soldaten, die mit Weidenruten und Fliegenködern angelten. Bei einer seiner Runden kam er an den größten See des Parks. Gedankenverloren stand er am Ufer und beobachtete das Spiel der Sonne auf den Schuppen der flinken Fische, das plötzliche Aufblitzen, das Glitzern zwischen den Wasserpflanzen. Meistens war es ein silbriges Glitzern, doch wenn dann und wann ein seltener Karpfen vorbeiglitt, erhaschte er einen goldenen Schimmer.

Langsam sickerte eine Idee in sein Bewußtsein. Und dann schlug sie ein, explodierte förmlich in seinem Kopf. Er schickte nach seinen Ingenieuren und befahl ihnen, die Seen trockenzulegen - eine nicht sehr komplizierte, dafür aber überaus lohnende Aufgabe. Da lag der Schatz von Tolosa, versenkt auf den Grund der heiligen Wasser, verborgen von Schlamm, Schlingpflanzen und den natürlichen Ablagerungen vieler Jahrzehnte.

Als der letzte Goldbarren gespült und verstaut war, kam Caepio und begutachtete den Fund. Er war starr vor Staunen. Aus einer Laune heraus hatte er der Bergung nicht beigewohnt, er wollte sich die Überraschung nicht verderben. Und überrascht war er, geradezu erschüttert: 50 000 Goldbarren lagen vor ihm, jeder etwa 15 Pfund schwer, das waren zusammen 15 000 Talente; dann 10 000 Silberbarren von je 20 Pfund, zusammen 3000 Talente in Silber. Und in den Seen lag noch mehr Silber. Es stellte sich heraus, daß die Tektosagen ihren Reichtum darauf verwendet hatten, Mühlsteine aus Silber herzustellen. Einmal im Monat hoben sie ihre silbernen Mühlsteine an Land, um Getreide zu mahlen.

»Ausgezeichnet«, sagte Caepio voller Tatendrang. »Wie viele Wagen können wir entbehren, um den Schatz nach Narbo zu schaffen?« Die Frage war an Marcus Furius gerichtet, seinen praefectus fabrum, der für den Nachschub zuständig war und für den Transport von Material, Geräten, Viehfutter und sonstigem, was eine Armee im Feld benötigte.

»Nun, Quintus Servilius, wir haben etwa tausend Wagen für den Gepäcktransport. Im Moment ist ungefähr ein Drittel davon leer. Sagen wir dreihundertfünfzig, wenn ich ein wenig umschichte. Sofern jeder Wagen mit etwa fünfunddreißig Talenten beladen wird das ist viel, aber nicht zuviel -, brauchen wir etwa dreihundertfünfzig Wagen allein für das Silber und noch einmal vierhundertfünfzig Wagen für das Gold«, antwortete Marcus Furius. Er gehörte nicht der bekannten Familie Furius an, sondern war der Urenkel eines Sklaven aus dem Hause Furius, und inzwischen war er Bankier und Caepios Klient.

»Dann schlage ich vor, daß wir zuerst das Silber auf dreihundertfünfzig Wagen laden, verschiffen, in Narbo löschen und die Wagen nach Tolosa zurückbringen, damit wir anschließend das Gold transportieren können«, sagte Caepio. »In der Zwischenzeit werde ich hier hundert Wagen entladen lassen, so daß wir das ganze Gold auf einen Schub wegbringen können.«

Am Ende des Monats Quintilis war das Silber entlang der Küste verschifft, gelöscht, und die leeren Wagen waren nach Tolosa zurückgebracht worden. Caepio hatte in der Zwischenzeit, wie angekündigt, hundert weitere Wagen entladen lassen.

Während das Gold verladen wurde, lief Caepio wie im Delirium von einem Goldhaufen zum anderen, immer wieder streichelte er im Vorübergehen ein paar Goldbarren. Er nagte eine Weile nachdenklich an seiner Hand, dann seufzte er und sagte zu seinem praefectus fabrum: »Am besten begleitest du den Goldtransport, Marcus Furius. In Narbo soll möglichst ein Mann von hohem Rang dabei sein, bis der letzte Barren unter Deck ist.« Er wandte sich an den freigelassenen griechischen Sklaven Blas. »Das Silber ist doch hoffentlich schon auf dem Weg nach Rom?«

»Nein, Quintus Servilius«, antwortete Blas hastig. »Die Transportschiffe, die die schweren Güter heil durch die Winterstürme gebracht haben, sind verschwunden. Ich konnte nur noch ein Dutzend seetüchtiger Schiffe auftreiben, und ich dachte, es wäre besser, sie für das Gold zu reservieren. Das Silber liegt schwerbewacht in einem Lagerhaus, dort ist es vollkommen sicher. Ich denke, je schneller wir das Gold nach Rom verschiffen, desto besser. Wenn wieder geeignete Schiffe einlaufen, werde ich sie gleich für das Silber reservieren lassen.«

»Vielleicht können wir das Silber auch auf dem Landweg nach Rom bringen«, sagte Caepio leichthin.

»Selbst angesichts der Gefahr, daß ein Schiff untergehen kann, Quintus Servilius, plädiere ich für den Seeweg«, sagte Marcus Furius. »Auf dem Landweg lauern zu viele Gefahren von den räuberischen Alpenstämmen.«

»Ja, du hast recht«, stimmte Caepio zu und seufzte. »Es ist fast zu schön, um wahr zu sein. Wir senden mehr Gold und Silber nach Rom, als in sämtlichen römischen Schatzkammern liegt!«

»Ja, Quintus Servilius«, sagte Marcus Furius. »Es ist wirklich ganz wunderbar.«

Mitte des Monats Sextilis fuhren die 450 mit Gold beladenen Wagen in Tolosa los. Sie wurden von nur einer Kohorte begleitet, denn die römischen Straßen waren sicher, sie führten durch ein zivilisiertes Land. Man konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, wann es auf einer römischen Straße zum letzten Mal einen Überfall gegeben hatte. Außerdem wußten Caepios Späher zu berichten, daß sich König Copillus und seine Männer noch immer in Burdigala aufhielten, wahrscheinlich in der Hoffnung, daß Caepio denselben Fehler machen würde, der Lucius Cassius und seinen Soldaten das Leben gekostet hatte.

Als erst einmal Carcasso erreicht war, ging es buchstäblich nur noch bergab, hinunter zum Meer, und der Transport kam merklich schneller voran als bisher. Alle freuten sich, niemand war besorgt. Die Legionäre glaubten schon die salzige Meerluft zu schmecken. Bei Einbruch der Dunkelheit, so wußten sie, würden sie mit den Wagen durch Narbo holpern, und sie dachten an nichts anderes mehr als an Austern, Meeräschen und Mädchen.

Die Angreifer - es waren über tausend Mann - stürmten von Süden her aus dem Wald, der rechts und links die Straße säumte. Im Handumdrehen riegelten sie die Straße vor und hinter dem zwei Meilen langen Zug ab, an dessen Enden sich je eine Hälfte der Begleitkohorte befand. Bevor die Römer wußten, wie ihnen geschah, lagen ihre Soldaten und die Wagenlenker niedergemetzelt im Staub - ein einziges Gewirr von Armen und Beinen.

Es war eine schöne, klare Nacht. Seit Stunden war den Römern auf der Straße keine Menschenseele begegnet, denn die römischen Straßen wurden fast nur für Truppenbewegungen genutzt, und in diesem Teil der römischen Provinz war überdies der Handel zwischen der Küste und dem Landesinneren nahezu eingeschlafen, vor allem seit der Zeit, als sich die Germanen bei Tolosa niedergelassen hatten.

Als der Vollmond hoch am Himmel stand, wurden die Maultiere wieder vor die Wagen gespannt. Einige der Angreifer stiegen auf und lenkten die Wagen, während andere nebenher gingen und die Tiere führten. Hinter dem Waldstück hielten sie sich rechts und fuhren auf einem karg bewachsenen Landstreifen entlang der Küste weiter, wo höchstens Schafe ihre spärliche Nahrung fanden. Als es dämmerte, hatten sie den Têt nördlich liegengelassen, der Wagenzug kehrte auf die Via Domitia zurück und überquerte am hellichten Tag den Pyrenäenpaß.

Auf der Südseite der Pyrenäen schlängelte sich der Zug abseits der römischen Straßen über gewundene Pfade dahin, bis er westlich der Stadt Saetabis den Jücar überquerte. Von dort aus ging es auf dem schnellsten Weg über die große Ebene, einen öden, dürren Landstrich, der sich zwischen den beiden großen Bergketten Spaniens hinzog und den normalerweise niemand durchquerte, weil es dort kaum Wasser gab. Dort verlor sich die Spur des Goldtransports, und alle Nachforschungen nach dem weiteren Schicksal des Schatzes von Tolosa blieben vergeblich.

Ein Meldereiter, der mit einer Botschaft nach Narbo unterwegs war, hatte das Pech, die Leichenhaufen an der Straße im Wald östlich von Carcasso zu entdecken. Er eilte zurück nach Tolosa und berichtete Quintus Servilius Caepio von seinem grausigen Fund. Weinend brach Caepio zusammen. Er weinte um Marcus Furius, er weinte um die römischen Soldaten der Kohorte, er weinte um die Witwen und Waisen in Italien, aber am meisten weinte er um die rötlich glitzernden Goldhaufen, um den Schatz von Tolosa, der nun für immer verloren war. Wie konnten die Götter eine solche Ungerechtigkeit geschehen lassen? Er hatte doch eine Glückssträhne, stieß er immer wieder schluchzend hervor. In ein schwarzes Trauergewand ohne Streifen auf der Schulter gehüllt, darunter eine dunkle Tunika, rief Caepio seine Truppen zusammen. Als er ihnen die Nachricht verkündete, die sich gerüchteweise schon im Lager verbreitet hatte, brach er erneut in Tränen aus.

»Aber wenigstens bleibt uns das Silber«, tröstete er sich und seine Soldaten und wischte sich die Tränen fort. »Es ist genug, daß jeder von euch nach dem Feldzug einen ansehnlichen Betrag mit nach Hause bringen wird.«

»Ich bin schon für eine kleine Entlohnung dankbar«, sagte ein einfacher Soldat und Veteran zu seinem Zeltgenossen. Sie kamen beide von kleinen Bauernhöfen in Umbrien und waren in den letzten fünfzehn Jahren nicht weniger als zehnmal zum Militärdienst gezwungen worden.

»Ach ja?« fragte sein Kamerad. Er konnte nicht mehr allzu klar denken, seit er bei einem Kampf mit einem Skordisker eine Kopfwunde davongetragen hatte.

»Ganz recht! Hast du jemals gehört, daß ein Feldherr sein Gold mit Abschaum wie uns geteilt hätte? Irgendwie findet sich doch immer ein Grund, daß nur er einen Anteil kriegt. Und natürlich das Schatzamt. Er zahlt das Schatzamt aus und sichert sich so den größten Teil des Kuchens. Wenigstens bekommen wir einen Anteil vom Silber, genug war es ja, man hätte daraus einen Berg aufschütten können. Bei der ganzen Aufregung über das verlorene Gold hat der Konsul keine andere Wahl, als uns an dem Silberschatz zu beteiligen.«

»Ach so«, sagte sein Kamerad. »Komm, wir fangen uns einen schönen fetten Lachs zum Abendessen.«

Das Jahr ging seinem Ende zu, und Caepios Armee saß tatenlos herum. Es hatte nur einen einzigen Kampf gegeben, und dem waren die Bewacher des Goldschatzes zum Opfer gefallen. Caepio schrieb nach Rom, schilderte die ganze Geschichte, angefangen von den verschwundenen Germanen bis zu dem verlorenen Gold, und bat um Instruktionen.

Im Oktober erhielt er die Antwort, und sie fiel so aus, wie er erwartet hatte. Er solle mitsamt seiner Armee in der Nähe von Narbo bleiben, lautete die Anweisung, dort den Winter verbringen und im Frühjahr auf neue Befehle warten. Das bedeutete, daß man sein Kommando um ein Jahr verlängert hatte und er Statthalter von Gallia Narbonensis blieb.

Aber ohne das Gold bedeutete ihm das nicht viel. Caepio war reizbar und trübsinnig, er weinte oft, und seine Offiziere beobachteten, wie er stundenlang leise Worte vor sich hinmurmelnd auf und ab lief. So war er nun einmal, dachten sich die Offiziere, bestimmt galten seine Tränen nicht Marcus Furius oder den toten Soldaten. Caepio weinte allein um das verlorene Gold.

Zu den Besonderheiten eines derart langen Feldzuges gehört es, daß sich die einfachen Soldaten und die Offiziere in dem jeweiligen Land einrichten, fast als wären sie dort zu Hause. Trotz dauernder Truppenbewegungen, Scharmützel, Raubüberfälle und Schlachten wird das Feldlager allmählich zu einer kleinen Stadt. Die meisten Soldaten finden Frauen, viele der Frauen bekommen Kinder, außerhalb der stark befestigten Mauern siedeln sich Läden, Gasthäuser und fliegende Händler an. Lehmziegelhäuser für die Frauen und Kinder schießen wie Pilze aus dem Boden und bilden ein unübersichtliches Netz von engen Straßen.

Genauso sah es auch in dem römischen Feldlager bei Utika aus, und auch in dem Feldlager bei Cirta war es nicht viel anders. Marius hatte seine Zenturionen und Militärtribunen sorgsam ausgewählt und nutzte die Regenzeit, in der man nicht kämpfen konnte, zum Exerzieren, aber auch zum Zusammenstellen neuer Achtergruppen für die Zelt- und Essensmannschaften. Und er mußte zahllose Reibereien schlichten, Streithähne trennen, lautstark Unzufriedene in die Schranken weisen, denn das enge Zusammenleben so vieler Menschen für eine so lange Zeit brachte eine Menge Probleme mit sich.

Sobald aber der warme, fruchtbare, trockene africanische Frühling anbrach, wurde das Lager von einer Unruhe erfaßt, nicht unähnlich dem wellenförmigen Beben auf dem Rücken eines Pferdes. Die Waffen für die nächsten Feldzüge wurden geputzt, Testamente aufgesetzt und beim Legionsschreiber hinterlegt, Kettenhemden geölt und poliert, Lanzen wurden gespitzt und Dolche geschliffen, Helme wurden gegen Hitze und Wundreiben mit Filz unterlegt, Sandalen repariert und mit neuen Nägeln beschlagen, Tuniken geflickt, und allerlei kaputte Gerätschaften wurden dem Zenturio vorgelegt und aus dem Vorrat ersetzt.

Der Winter war auch die Zeit, in der der Quästor des Schatzamtes aus Rom anreiste und den Sold für die Legion brachte. Die Schreiber entwickelten hektische Aktivitäten, schlossen ihre Bücher ab und zahlten den Sold aus. Marius hatte für seine Soldaten, die ja besitzlos waren, zwei Kassen eingerichtet, in die ein Teil des Lohns zwangsweise abgeführt wurde. Aus einer Kasse wurde eine standesgemäße Beerdigung bezahlt, falls ein Legionär in der Fremde starb, unabhängig von einem Kampf - wenn er im Kampf fiel, zahlte der Staat die Beerdigung -, und in der zweiten Kasse wurde ein Teil des Soldes gespart und den Legionären erst bei der Entlassung ausbezahlt.

Die Männer der africanischen Armee wußten, daß für das Frühjahr, unter der Amtszeit des Konsuls Caepio, große Dinge geplant waren, aber nur die höchsten Offiziere kannten die genauen Pläne. Leichte Marschbefehle wurden ausgegeben, nicht die unendlich langen, von Ochsen gezogenen Lastzüge setzten sich in Bewegung, sondern nur maultierbespannte Wagen, mit denen die Soldaten ohne weiteres Schritt halten konnten und die gleichzeitig als Wagenburg für das Nachtlager dienten. Die Soldaten mußten ihre gesamte Ausrüstung selbst tragen. Geschickt hatten sie einen kräftigen, gegabelten Stock auf der linken Schulter befestigt und daran Rasierzeug, Kleidung zum Wechseln, Socken, Kniehosen für kaltes Wetter und mehrere dicke Halstücher, die das Wundreiben durch das Kettenhemd verhindern sollten, aufgehängt, alles in eine Decke gerollt und in einem Fellsack verpackt. Aber sie trugen noch mehr: das sagum, den derben Umhang, der gegen Sturm und Regen schützte und der in einem Lederbeutel verstaut war, Eßnapf und Kochtopf, einen Wasserschlauch, eine Dreitagesration Lebensmittel, eine gekerbte Stange für den Palisadenbau am Abend, Werkzeug zum Bau von Befestigungen, einen ledernen Eimer oder einen Weidenkorb, eine Säge oder eine Sichel, ferner Putzzeug für Rüstung und Waffen. Das Schild, umhüllt von einem geschmeidigen Zickenfell, hing über dem Rücken unter den anderen Gegenständen. Der Helm, dessen ausladender Busch aus gefärbtem Pferdehaar abmontiert und sorgfältig verstaut war, wurde entweder am Stock befestigt oder über die rechte Brust geschnürt und nur vor einem Kampf aufgesetzt. Das zwanzig Pfund schwere Kettenhemd zog der Soldat auf jedem Marsch an. Allerdings lastete nicht das gesamte Gewicht auf den Schultern, denn das Hemd wurde mit Hilfe eines Gürtels eng um die Taille geschnürt, so daß sich das Gewicht auf die Hüften verlagerte. Rechts am Gürtel hingen Schwert und Scheide, links der Dolch. Nur die beiden Speere, die jeder Legionär besaß, mußte er nicht selbst tragen.

Jeweils acht Männern war ein Maultier zugeteilt, und auf seinen Rücken schnallte man das lederne Zelt, die Zeltstangen, die Speere und, falls nicht innerhalb von drei Tagen Nachschub besorgt werden konnte, eine Extra-Ration Lebensmittel. Achtzig Legionäre und zwanzig nichtkämpfende Männer bildeten eine Hundertschaft und unterstanden einem Zenturio. Jeder dieser Zenturien war ein Maultierkarren zugewiesen, der mit allen übrigen Ausrüstungsgegenständen beladen wurde - Ersatzkleidung, schweres Werkzeug, Ersatzwaffen, Teile aus Weidengeflecht für die Befestigung des Lagers und, falls erforderlich, Lebensmittelrationen für längere Streckenabschnitte. Wenn alle Soldaten gleichzeitig marschierten und nicht abzusehen war, daß sie am Ende eines Feldzuges in das Ausgangslager zurückkehren würden, ließ man sämtliche Beutestücke und schweren Waffen auf Ochsenkarren geladen und unter schwerer Bewachung weit hinter dem Zug herführen.

Als Marius im Frühjahr in den westlichen Teil Numidiens aufbrach, blieb das schwere Gepäck natürlich in Utika zurück, und trotzdem war es ein eindrucksvoller Zug, der sich scheinbar endlos dahinzog. Jede Legion nahm einschließlich der Maultierkarren und schweren Waffen etwa eine Meile in Anspruch, und Marius führte insgesamt sechs Legionen sowie seine Kavallerie nach Westen. Die Kavallerie ließ er allerdings auf gleicher Höhe mit den Fußsoldaten reiten, so daß sein Zug ungefähr sechs Meilen lang war.

Auf offenem Land bestand keine Gefahr, denn kein Feind konnte sich unbemerkt so verteilen, daß er alle Teile des Zuges gleichzeitig angreifen konnte. Sollte dennoch ein Überraschungsangriff auf eine Stelle des Zuges erfolgen, konnten alle anderen Abteilungen zum Gegenangriff übergehen und den Feind umzingeln, und dabei nahmen sie automatisch die richtige Kampfformation ein.

Trotzdem wurde jeden Abend ein befestigtes Lager errichtet. Die Soldaten mußten eine Fläche abmessen und abstecken, die groß genug war, um sämtliche Menschen und Tiere der Armee unterzubringen, sie mußten tiefe Löcher ausheben und die gespitzten Pfähle, stimuli genannt, in den Boden rammen, sie mußten Erdwälle und Palisaden errichten. Dann aber konnten alle außer den Wachposten in der sicheren Gewißheit schlafen, daß kein Feind unbemerkt in das Lager eindringen konnte.

Die Männer dieser Armee, die zum erstenmal ausschließlich aus Besitzlosen rekrutiert war, bezeichneten sich selbst als die »Maultiere des Marius«, weil Marius sie wie Maultiere beladen hatte. In den herkömmlichen Armeen, die aus Besitzenden bestanden, hatte selbst der einfachste Soldat ein Maultier, einen Esel oder zumindest einen Sklaven, der Gepäck trug, und wer sich das nicht leisten konnte, mietete sich bei den anderen ein. Niemand wußte, wie viele Wagen und Karren zur Verfügung standen - die meisten waren in Privatbesitz -, und eine herkömmliche römische Armee kam dadurch wesentlich langsamer und schwerfälliger voran als Marius’ africanische Plebejerarmee - und die vielen Armeen, die in den darauffolgenden sechs Jahrhunderten ähnlich zusammengesetzt waren.

Wie ein riesiges, aus menschlichen Leibern zusammengesetztes Ungetüm walzte sich der sechs Meilen lange Zug unaufhaltsam in den westlichen Teil Numidiens. Um das Tempo zu halten, aber auch aus einem Gefühl von Kameradschaft und Nähe sangen die Soldaten unaufhörlich und aus vollem Halse Marschlieder. Der Einklang der Stimmen und Füße schweißte die Männer zusammen, und in der Mitte des Zuges marschierten der Feldherr Marius und sein Stab und sangen mit. Ihre Ausrüstung wurde von Maultieren gezogen, aber auch sie gingen zu Fuß, denn Reiten wäre nicht nur unbequemer, sondern vor allem auffälliger gewesen. Allerdings hatten sie ihre Reittiere ganz in der Nähe, damit sie bei einem Angriff die Lage sofort überblicken und den Truppen schneller Befehle erteilen konnten.

»Jede Stadt, jedes Dorf, jede Siedlung wird niedergemacht«, beschloß Marius, an Sulla gewandt.

Dieser Plan wurde umgehend ausgeführt, und mehr als das: Aus Getreidespeichern und Räucherhäusern ergänzten die Soldaten ihre Lebensmittelvorräte, Frauen und Mädchen wurden vergewaltigt, denn die Soldaten vermißten ihre Ehefrauen, und Geschlechtsverkehr zwischen Männern wurde mit dem Tode bestraft. Aber vor allem hielten die Soldaten die Augen nach Beute offen, obwohl private Bereicherung eigentlich verboten war und alle Beute in den Besitz der Armee überging.

Nach jeweils acht Tagen wurde eine Pause eingelegt, und wenn es sich ergab, daß die Marschroute an der Küste entlang führte, durften die Soldaten drei Tage ausruhen, schwimmen, fischen und sich satt essen. Ende Mal waren sie schon westlich von Cirta, Ende des Quintilis hatten sie den sechshundert Meilen weiter westlich gelegenen Fluß Mulucha erreicht.

Bis jetzt war es ein leichter Feldzug gewesen, keine Spur von Jugurthas Soldaten, kein Widerstand in den numidischen Siedlungen, und die Römer hatten noch reichlich Lebensmittel und Trinkwasser. Die karge Armeekost, bestehend aus Zwieback, Erbsenbrei, gepökeltem Speck und Käse, war mit Ziegenfleisch, Fisch, Kalb, Hammel, Obst und Gemüse angereichert worden und hatte alle bei Laune gehalten. Neben dem üblichen sauren Wein erwiesen sich das Gerstenbier der Berber und die guten Weine aus manchen Regionen als willkommene Abwechslung.

Der Mulucha bildete die natürliche Grenze zwischen dem westlichen Teil Numidiens und dem östlichen Teil von Mauretanien. Im Winter war er ein reißender Strom, im Sommer ein dünnes Rinnsal mit gelegentlichen Wasserlöchern, im Herbst ein trockenes Bett. Inmitten der Ebene, unweit des Meeres, ragte jäh ein zerklüfteter Vulkanberg von tausend Fuß Höhe auf, und hoch oben, am Gipfel dieses Berges, hatte Jugurtha eine Festung errichtet. In dieser Festung, so wurde Marius von seinen Kundschaftern berichtet, befand sich ein riesiges Vermögen, denn die Festung war Jugurthas westliches Hauptquartier.

Die römischen Soldaten erreichten die Ebene und marschierten bis zu den steilen Ufern, die der Fluß gegraben hatte. Dort schlugen sie ihr Hauptlager auf, so nah an der Festung wie möglich. Dann studierten Marius, Sulla, Sertorius, Aulus Manlius und andere hohe Offiziere in aller Ruhe die scheinbar uneinnehmbare Zitadelle.

»Einen Frontalangriff können wir vergessen«, sagte Marius. »Und ich für meinen Teil sehe auch keine Möglichkeit, sie zu belagern.«

»Es gibt keine Möglichkeit, sie zu belagern«, bestätigte der junge Sertorius. Er hatte den Berggipfel mehrmals gründlich von allen Seiten untersucht.

Sulla hob den Kopf, damit er die Bergspitze unter seiner Hutkrempe zu sehen bekam. »Ich glaube, wir werden hier unten sitzen und niemals da hinauf gelangen«, bemerkte er grinsend. »Selbst wenn wir ein riesiges Holzpferd konstruieren würden, könnten wir es nie bis zu den Toren dort oben schaffen.«

»Genausowenig können wir einen Belagerungsturm hinaufschaffen«, überlegte Aulus Manlius.

»Nun, wir haben ungefähr einen Monat Zeit, dann müssen wir wieder nach Osten«, sagte Marius schließlich. »Ich schlage vor, wir bleiben solange hier. Wir werden den Männern den Aufenthalt so schmackhaft wie möglich machen - Lucius Cornelius, überlege, wo du das Trinkwasser herbekommen willst, und dann weise die tieferen Wasserlöcher stromabwärts zum Schwimmen aus. Aulus Manlius, du kannst Angelausflüge ans Meer organisieren, es soll nur zehn Meilen entfernt sein, sagen unsere Kundschafter. Wir beide werden morgen gemeinsam zur Küste reiten und die Gegend ein wenig erforschen. Sie werden auf keinen Fall das Risiko eingehen, ihre Festung zu verlassen, um uns zu überfallen, unsere Männer sollen also ruhig ihr Vergnügen haben. Quintus Sertorius, du kümmerst dich um die Beschaffung von Obst und Gemüse.«

»Weißt du«, sagte Sulla später, als er mit Marius allein im Generalstabszelt saß, »dieser ganze Feldzug war bis jetzt eine einzige Vergnügungsreise. Wann werde ich endlich einmal verwundet werden?«

»Du hättest in Capsa dabeisein sollen, die Stadt hat sich kampflos ergeben.« Marius warf einen prüfenden Blick auf seinen Quästor. »Wird es dir langsam langweilig, Lucius Cornelius?«

»Eigentlich nicht«, antwortete Sulla und runzelte die Stirn. »Ich hätte nie gedacht, wie interessant das Leben beim Militär sein kann. Immer gibt es etwas Interessantes zu tun, interessante Probleme zu lösen. Sogar die Buchführung macht mir nichts aus! Es ist nur, daß ich endlich einmal verwundet werden möchte. Schau dich an. Als du so alt warst wie ich, hattest du schon Dutzende von Schlachten hinter dir. Aber ich - nichts, keine Schlacht, keine Verwundung.«

»Dir wird sich schon noch eine Gelegenheit bieten, Lucius Cornelius, und hoffentlich recht bald.«

»Wie?«

»Aber sicher. Was meinst du, warum wir hier sind, fern von allen Städten und Siedlungen?«

»Warte, laß mich nachdenken!« erwiderte Sulla schnell. »Du bist hier, weil... weil du hoffst, daß du König Bocchus so einschüchtern kannst, daß er sich mit Jugurtha verbündet... Und wenn sich Bochus mit Jugurtha verbündet, fühlt sich Jugurtha stark genug, uns anzugreifen.«

»Sehr gut!« sagte Marius lächelnd. »Dieses Land ist so riesengroß daß wir problemlos zehn Jahre hier herummarschieren können, ohne Jugurtha auch nur einmal zu Gesicht zu bekommen. Hätte er seine Gaetuler nicht, würde es ausreichen, wenn wir die festen Siedlungen zerstören und damit seinen Widerstand brechen, aber so nützt uns das nichts. Doch er ist zu stolz, als daß er tatenlos mit ansehen kann, wie eine römische Armee seine Städte und Dörfer verwüstet. Und überdies wird er die Auswirkungen unserer Raubzüge spüren, vor allem bei der Getreideversorgung. Aber er ist schlau, er wird sich nie auf eine offene Schlacht mit mir einlassen. Außer wir bringen Bocchus dazu, daß er ihn unterstützt. Die Mauren können mindestens zwanzigtausend Mann auf die Beine stellen, dazu noch fünftausend Mann beste Kavallerie. Wenn Bocchus dazustößt, wird Jugurtha uns mit ziemlicher Sicherheit angreifen.«

»Fürchtest du nicht, daß er uns zusammen mit Bocchus überlegen sein könnte?«

»Nein! Sechs gut trainierte und gut geführte römische Legionen werden mit jedem Feind fertig, egal wie stark er ist.«

»Aber Jugurtha hat das Kriegshandwerk bei Scipio Aemilianus in Numantia gelernt«, erwiderte Sulla. »Er wird kämpfen wie ein Römer.«

»Es gibt auch noch andere Könige, die die römische Kriegführung beherrschen«, sagte Marius, »aber sie haben keine römischen Truppen, darauf kommt es an. Unsere Art der Kriegführung wurde entsprechend dem Charakter unseres Volkes entwickelt, und ich mache da keinen Unterschied zwischen Römern, Latinern und Italikern.«

»Disziplin«, sagte Sulla.

»Organisation«, ergänzte Marius.

»Nur - weder Disziplin noch Organisation bringen unsere Truppen auf diesen Berg hinauf«, stellte Sulla fest.

Marius lachte. »Das ist wahr! Aber es gibt trotzdem immer eine Unbekannte, Lucius Cornelius.«

»Und die wäre?«

»Glück«, sagte Marius. »Vergiß niemals, daß auch Glück eine Rolle spielt.«

Sulla und Marius waren inzwischen gute Freunde geworden. Natürlich gab es zwischen ihnen manche Meinungsverschiedenheiten, aber in grundlegenden Dingen waren sie sich sehr ähnlich. Sie waren beide Pragmatiker, hatten sich beide gegen Widerstände nach oben gekämpft, beide konnten sehr kühl abwägen und auch sehr leidenschaftlich sein. Die auffallendste Gemeinsamkeit aber war die Liebe zu ihrer Arbeit, die sie mit Freude und Gewissenhaftigkeit verrichteten. In den Anfangsjahren der Freundschaft schlummerten jene Seiten ihrer Persönlichkeiten noch, die sie hätten entzweien können. Sulla, der jüngere, konnte und wollte nicht zu Marius, dem Älteren, in Konkurrenz treten, und weder Sullas Hang zur Rücksichtslosigkeit noch Marius’ Neigung zum Sturm auf alles Althergebrachte traten in diesen Jahren bereits in Erscheinung.

»Jene Männer setzen sich durch«, sagte Sulla und streckte sich, »die glauben, daß jeder sein Glück selbst in der Hand hat.«

Marius sah ihn mit großen Augen an, und dabei schnellten seine Augenbrauen nach oben. »Aber sicher! Und es ist doch recht angenehm zu wissen, daß man das Glück auf seiner Seite hat.«

Publius Vagiennius, der aus dem ligurischen Hinterland stammte und in einer Hilfsschwadron der Kavallerie diente, hatte nach der Errichtung des Lagers am Ufer des Mulucha sehr viel mehr Arbeit, als ihm lieb war. Auf der Ebene wuchs zum Glück das für diese Gegend typische lange, dichte Gras, das sich im Sommer silbern verfärbte, und so hatten die vielen Maultiere mehr als genug zu fressen. Die Pferde jedoch waren anspruchsvoller und knabberten nur lustlos an dem harten, strohigen Gras, bis man sie schließlich weiter in die Ebene hineinführte, wo nördlich des Zitadellenberges der Boden feuchter war und zarteres Gras wuchs.

Jeder andere Feldherr als Marius hätte erlaubt, daß die ganze Kavallerie ein eigenes Lager in der Nähe der Pferdeweiden aufschlug, dachte Publius Vagiennius verärgert. Aber nein. Gaius Marius wollte den Bewohnern der Zitadelle keinerlei Angriffspunkte bieten, und so hatte er allen befohlen, im Hauptlager zu bleiben, ausnahmslos. Die Kundschafter mußten sich jeden Morgen zuerst versichern, daß kein Feind in der Nähe lauerte, dann erst durften die Kavalleristen ihre Pferde auf die Weide führen, und abends mußten sie wieder ins Lager zurückgebracht werden. Das bedeutete auch, daß man die Pferde anpflocken mußte, denn es wäre zu aufwendig gewesen, sie jeden Abend wieder einzufangen.

Jeden Morgen mußte Publius Vagiennius eines seiner beiden Reittiere besteigen und, das andere Pferd an der Leine, über die Ebene bis zu dem guten Grasland reiten, dort die Pferde so anpflocken, daß sie den Tag über genug zu fressen hatten, und dann die fünf Meilen zum Lager zu Fuß zurückgehen. Und kaum hatte nach einem langen Arbeitstag seine freie Zeit begonnen - so schien es ihm wenigstens -, mußte er sich wieder auf den Weg machen und die Pferde losbinden. Doch ein Kavallerist war einfach nicht zum Gehen geboren.

Da er schwerlich etwas dagegen einwenden konnte, daß er zu Fuß zum Lager zurückgehen mußte, nachdem er die Pferde auf die Weide gebracht hatte, paßte Publius Vagiennius seinen Tagesablauf schließlich seiner neuen Arbeit an. Morgens, wenn er ohne Sattel und Zaumzeug hinausritt - nur ein Narr würde den wertvollen Sattel und das Zaumzeug den ganzen Tag unbewacht im Freien lassen -, nahm er jetzt immer einen Wassersack und einen Proviantbeutel mit, den er am Gürtel befestigte. Sobald er dann seine Pferde am Fuß des Zitadellenberges angepflockt hatte, suchte er sich ein schattiges Plätzchen und döste den Rest des Tages vor sich hin.

Als er das vierte Mal auf diese Weise unterwegs war, ließ er sich mit Wassersack und Proviantbeutel in einer blütenduftenden, von hohen Felsen eingeschlossenen Kuhle nieder, lehnte sich an einen bemoosten Felsvorsprung und nickte ein. Ein zarter Windstoß wehte über die Spalten und Erker des felsigen Berges hin und trug einen merkwürdig feuchten, strengen Geruch ins Tal hinab, einen Geruch, der Publius Vagiennius so in Aufregung versetzte, daß er mit einem Satz auf den Füßen war. Er kannte diesen Geruch gut. Schnecken. Große, fette, saftige, fleischige Schnecken!

In den ligurischen Seealpen und den dahinterliegenden hohen Alpen, der Heimat von Publius Vagiennius, gab es viele Schnecken, er war sozusagen mit Schnecken aufgewachsen. Wegen seiner Vorliebe für diese schmackhaften Tiere war es regelrecht zu einer Sucht geworden, jedes Essen mit Knoblauch zu würzen. Es gab wohl kaum jemanden, der sich besser mit Schnecken auskannte als Publius Vagiennius. Er träumte davon, eines Tages Schnecken zu züchten und zu verkaufen, ja vielleicht würde es ihm sogar gelingen, eine ganz neue Sorte zu züchten. Manche Menschen hatten eine Nase für Weine, andere eine Nase für Parfüms, und Publius Vagiennius hatte eben eine Nase für Schnecken. Der zarte Duft, den der Wind vom Zitadellenberg zu ihm heruntergeweht hatte, sagte ihm, daß irgendwo dort oben Schnecken von unvergleichlicher Köstlichkeit zu finden waren.

Er machte sich mit dem Eifer eines Trüffelschweines auf die Suche und folgte den Signalen seiner Nase, dabei kletterte er über Stock und Stein immer weiter nach oben. Seit er im September des letzten Jahres mit Lucius Cornelius Sulla nach Africa gekommen war, hatte er keine Schnecken mehr gegessen. Die africanischen Schnecken waren angeblich die besten auf der ganzen Welt, aber er hatte noch keine zu sehen bekommen. Die wenigen Tiere, die auf den Märkten von Utika und Cirta angeboten wurden, wanderten auf direktem Weg auf die Tische der Militärtribunen und Legaten oder wurden gleich nach Rom verschickt.

Ein weniger aufmerksamer Beobachter hätte bestimmt nicht die uralte Fumarole entdeckt, die schon lange keine Vulkandämpfe mehr ausstieß, denn sie lag hinter einer scheinbar unversehrten Basaltwand aus säulenartigen Kristallen verborgen. Mit der Nase am Boden schnüffelte sich Publius Vagiennius um die massiv wirkende Felswand herum und stieß auf einen riesigen Kamin. In Millionen von Jahren, seitdem der Vulkan nicht mehr aktiv war, war der Vulkanspalt mit Staub zugeweht worden. Auf der im Windschatten gelegenen Seite des Spalts war die Staubschicht zu einer hohen Wand angewachsen, aber es war noch immer möglich, sich zu dieser natürlichen Höhlung Zutritt zu verschaffen. Sie maß ungefähr zwanzig Fuß im Durchmesser, und in einer Höhe von vielleicht zweihundert Fuß konnte man ein Fleckchen Himmel erkennen. Die Wände ragten steil nach oben und schienen auf den ersten Blick unbezwingbar, doch für Publius Vagiennius, einen Mann der Berge und Schneckenkenner auf der Suche nach dem unübertroffenen Genuß, waren sie kein Hindernis. Er bezwang die Fumarole und kletterte höher hinauf, nicht ohne Mühe, aber niemals in Gefahr abzustürzen.

Oben kam er auf einen grasbewachsenen Felsvorsprung, der vielleicht einhundert Fuß lang und fünfzig Fuß breit war. Hier war der Kamin zu Ende. Er befand sich auf der Nordseite des zerklüfteten Vulkanberges, dort, wo das Lavagestein größtenteils ausgewaschen war - die äußeren Erdschichten des Berges waren seit Äonen verschwunden - und dem Sickerwasser freien Lauf ließ. Der Felsvorsprung war dadurch ständig feucht, das Wasser tropfte sogar über den Rand der Fumarole, das meiste aber lief durch eine Rinne nach außen über die Felsen. Einige hundert Fuß weiter oben ragte ein mächtiger Felsbrocken nach vorne und überdachte den Vorsprung weitgehend. Die Felswand zwischen dem Vorsprung und dem Felsbrocken bildete eine nach vorne offene Höhle, an der das Sickerwasser herabtropfte, ein Paradies für Farne, Moose, Leberblümchen und Riedgras. An einer Stelle schien der darüberliegende Berg so mächtig auf den Fels zu drücken, daß sich sogar ein kleines Rinnsal gebildet hatte, das munter seinen Weg durch die Höhle suchte und mit dem Sickerwasser zusammen über den Felsvorsprung troff. Dies war offensichtlich der Grund, warum das Gras auf der Nordseite des zerklüfteten Vulkans so viel zarter war.

Dort, wo jetzt die offene Höhle gähnte, hatten sich früher Schlammablagerungen befunden, die tief in die Lavaschicht eingedrungen waren und das Wasser gebunden hatten. Sobald sie an die Oberfläche getreten waren, hatten Wind und Wetter sie gierig weggefressen. Der Bergkenner Publius Vagiennius wußte, daß der riesige Basaltbrocken, der so gefährlich vornüber ragte, eines Tages so tief unterspült sein würde, daß er herunterbrechen und den Felsvorsprung, die Höhle und den alten Vulkanschlot unter sich begraben würde.

Die große Höhle war der ideale Lebensraum für Schnecken, sie war ständig feucht, eine Oase in dem sonst so trockenen Land. Verrottete Pflanzen und winzige tote Insekten - Delikatessen für die Schnecken - gab es reichlich. Außerdem war der Platz schattig und durch einen von unten über ein Drittel der Länge aufragenden, nach außen sich neigenden Fels vor Winden geschützt.

Der ganze Ort roch durchdringend nach Schnecken, aber diese Sorte kam Publius Vagiennius’ Nase völlig unbekannt vor. Als er endlich eine Schnecke entdeckte, war er sprachlos vor Erstaunen. Das Schneckenhaus war so groß wie die Innenfläche seiner Hand! Jetzt sah er, daß es von Schnecken nur so wimmelte, Dutzende, Hunderte krochen herum. Kein Schneckenhaus war kleiner als sein Zeigefinger, manche größer als die ausgestreckte Hand. Er traute seinen Augen kaum, kletterte in die Höhle hinein und sah sich mit wachsender Verwunderung um. An der rückwärtigen Wand entdeckte er einen steil nach oben führenden Gang. Kein Gang für Schnecken, dachte er vergnügt, eher ein Gang für Schlangen!

Der Gang führte in eine Felsspalte und von da in eine kleinere, abgeschlossene Höhle, in der viele Farne wuchsen. Hier gab es sogar noch mehr Schnecken. Und dann gelangte er auf die andere Seite des überhängenden Felsens und sah, daß dieser auch mindestens hundert Fuß breit war. Er kletterte weiter, zog sich hoch und kam von den himmlischen Gefilden in den Tartarus der Schnecken, in die trockene, windgegerbte Lavaschicht auf der Oberfläche des Felsüberhangs. Heftig atmend und voller Angst duckte er sich schnell hinter einen Stein, denn kaum fünfhundert Fuß über ihm ragte die Festung auf. Den Abhang konnte man mühelos bezwingen, und die Außenmauer der Zitadelle war so niedrig, daß er sich ohne fremde Hilfe hätte hinaufziehen können. Publius Vagiennius stieg wieder in den Schlangengang hinab, ließ sich in die Höhle hinunter und sammelte ein halbes Dutzend Schnecken ein, und steckte sie, jede einzelne sorgfältig in feuchte Blätter gewickelt, in die weiten Falten seiner Tunika. Dann begann er mit dem gefährlichen Teil des Abstiegs. Seine kostbare Fracht war ihm dabei hinderlich, spornte ihn jedoch zugleich zu einer geradezu übermenschlichen Kletterpartie an. Schließlich stand er wieder wohlbehalten in seinem kleinen, blühenden Tal.

Er nahm einen tiefen Schluck Wasser und fühlte sich gleich besser, seinen hübschen, schleimigen Schnecken war nichts passiert. Er hatte nicht die Absicht, sie mit jemandem zu teilen, deshalb verstaute er sie zusammen mit den feuchten Blättern und ein wenig Erde, die er mit Wasser aus seinem Sack getränkt hatte, im Proviantbeutel. Den Beutel verschnürte er sorgfältig, damit die Schnecken nicht herauskriechen konnten, und dann streckte er sich an einem schattigen Platz aus.

Am nächsten Tag speiste er königlich. Er hatte einen Topf mitgebracht, garte darin zwei seiner Schnecken und verspeiste sie mit einer köstlichen Soße aus Öl und Knoblauch. Was für ein Genuß! Große Schnecken mußten nicht unbedingt zäh sein, im Gegenteil, sie waren besonders ausgeprägt im Geschmack und brauchten kaum gewürzt zu werden.

Sechs Tage lang bereitete sich Publius Vagiennius täglich zwei Schnecken zu, noch einmal kletterte er zur Fumarole hoch und holte sich ein weiteres halbes Dutzend. Am siebten Tag begann ihn das Gewissen zu plagen. Hätte er die Gabe der Selbstbeobachtung besessen, dann hätte er feststellen können, daß seine Gewissensbisse im gleichen Maße zunahmen wie seine durch den Schneckengenuß hervorgerufenen Verdauungsstörungen. Zunächst dachte er nur, was für ein egoistischer mentula er doch war - da saß er hier und aß die Schnecken ganz allein, obwohl er doch unter seinen Kameraden so viele gute Freunde hatte. Und dann ging ihm auf, daß er einen Weg gefunden hatte, wie man auf den Berg gelangen konnte.

Noch drei Tage lang rang er mit sich und seinem Gewissen, dann befiel ihn eine so schreckliche Übelkeit, daß ihm der Appetit auf Schnecken gründlich verging und er sich wünschte, er hätte nie auch nur von Schnecken gehört. Da endlich faßte er einen Entschluß.

Er machte sich nicht die Mühe, sich erst beim Führer seiner Einheit zu melden, sondern ging direkt zum Feldherrn.

Ungefähr in der Mitte des Lagers, wo die via praetoria vom Vorder- zum Hintereingang des Lagers sich mit der via principalis kreuzte, die die beiden Seiteneingänge verband, stand das Feldherrenzelt mit dem Fahnenmast und einem Versammlungsplatz zu beiden Seiten. Hier, in diesem aus Weidengeflecht zusammengehaltenen Bau, der sich durchaus mit einem Holzhaus messen konnte, befanden sich Gaius Marius’ Hauptquartier und seine Privaträume. Im Schatten einer langen, über den Haupteingang gespannten Zeltplane standen ein Tisch und ein Stuhl für den diensthabenden Militärtribunen, der alle, die den Feldherrn zu sprechen wünschten, überprüfte und die zahlreichen Anfragen an die zuständigen Stellen weiterleitete. Zu beiden Seiten des Eingangs hielten Posten in lockerer Haltung, aber sehr aufmerksam Wache. Sie wurden für die Eintönigkeit ihres Dienstes dadurch entschädigt, daß sie die Gespräche zwischen dem diensthabenden Militärtribunen und den Vorsprechenden mit anhören konnten.

An diesem Tag hatte Quintus Sertorius Dienst, und ihm machte die Arbeit außerordentlich Spaß. Es gefiel ihm, die Versorgungsprobleme, Diziplinarfälle, Moralfragen und Streitigkeiten, die an ihn herangetragen wurden, zu lösen, als wären es Rätsel. Er freute sich, daß Gaius Marius ihm zunehmend schwierigere und verantwortungsvollere Aufgaben übertrug. Quintus Sertorius empfand für Gaius Marius fast so etwas wie Heldenverehrung, die Haltung des unfertigen Schülers, der die reife Vollendung seines Meisters anerkennt. Gaius Marius konnte ihm jede noch so unangenehme Aufgabe anvertrauen, Quintus Sertorius erfüllte sie mit Freuden, und während andere junge Mllltärtribunen den Dienst vor dem Feldherrenzelt haßten, liebte Quintus Sertorius ihn über alles.

Interessiert betrachtete Quintus Sertorius den ligurischen Kavalleristen, der in der typischen Gangart des Reiters daherschlurfte, nicht daran gewöhnt, die Beine zum Gehen zu benützen. Kein sehr ansprechender Bursche, dachte Quintus Sertorius, wahrscheinlich konnte nur seine Mutter etwas Hübsches an ihm finden. Doch sein Kettenhemd war auf Hochglanz poliert, die weichen ligurischen Reiterstiefel waren mit funkelnden Sporen versehen, und die ledernen Kniehosen wirkten erstaunlich sauber. Er roch nach Pferd, aber das gehörte bei den Kavalleristen einfach dazu und hatte nichts damit zu tun, wie oft sie sich badeten oder ihre Kleider wuschen.

Zwei Paar gescheiter, brauner Augen blickten sich an und fanden Gefallen aneinander.

Noch keine Auszeichnungen, dachte Quintus Sertorius bei sich, aber die Kavallerie hatte bis jetzt ja auch noch nichts zu tun gehabt.

Ziemlich jung für diese Aufgabe, dachte Publius Vagiennius, aber ein richtig gutaussehender Soldat - gibt es selten. Ein typischer römischer Fußsoldat, kein Gefühl für Pferde.

»Publius Vagiennius, ligurische Kavallerieschwadron«, stellte er sich vor. »Ich möchte Gaius Marius sprechen.«

»Rang?« fragte Quintus Sertorius.

»Einfacher Soldat der Hilfstruppen.«

»Worum geht es?«

»Eine persönliche Angelegenheit.«

»Der Feldherr«, sagte Quintus Sertorius freundlich, »empfängt keine einfachen Soldaten der berittenen Hilfstruppen, besonders wenn sie ganz alleine kommen. Wo ist dein Tribun, Legionär?«

»Er weiß nicht, daß ich hier bin«, antwortete Publius Vagiennius mit trotziger Miene. »Es geht um eine persönliche Sache.«

»Gaius Marius ist ein vielbeschäftigter Mann«, entgegnete Quintus Sertorius.

Publius Vagiennius stutzte sich mit beiden Händen auf den Tisch und streckte seinen Kopf vor. Die Wolke von Knoblauchgeruch warf Sertorius fast um. »Jetzt hör mal zu, junger Herr, du sagst Gaius Marius, daß ich einen Vorschlag zu machen habe, der ihm viele Vorteile bringen wird - aber ich werde ihn nur ihm persönlich unterbreiten. Das ist mein letztes Wort.«

Quintus Sertorius platzte schier vor Lachen, aber er verzog keine Miene und erhob sich. »Warte hier, Legionär«, sagte er.

Das Innere des Zeltes war durch eine Wand aus Leder in zwei Hälften geteilt, eine in das Leder geschnittene Klappe in der Mitte diente als Tür. Im hinteren Teil schlief Marius, im vorderen war sein Arbeitsraum. Der vordere Teil war sehr viel größer als der hintere, verschiedene zusammenklappbare Stühle und Tische, Stapel von Landkarten, etliche Modelle für Belagerungsmaschinen, die sich die Ingenieure zur Zitadelle am Mulucha ausgedacht hatten, standen dort, daneben tragbare Regale mit unzähligen Dokumenten, Schriftrollen, Büchern und Papieren.

Gaius Marius saß auf seinem elfenbeinernen Amtsstuhl hinter dem großen Klapptisch, den er als seinen persönlichen Schreibtisch bezeichnete, ihm gegenüber saß Aulus Manlius, sein Legat, an der schmalen Seite Lucius Cornelius Sulla, sein Quästor. Sie waren offensichtlich mit einer unangenehmen Arbeit beschäftigt, die nur die Herzen der Bürokraten vom Schatzamt höher schlagen ließ - mit Berichten und Buchführung. Quintus Sertorius merkte auf den ersten Blick, daß das hier eine Vorbesprechung war, denn wenn es ernst wurde, nahmen verschiedene Sekretäre und Schreiber an den Besprechungen teil.

»Gaius Marius, entschuldige die Unterbrechung«, begann Sertorius zaghaft.

Etwas in seiner Stimme ließ alle drei Männer aufschauen. Sie blickten ihn scharf an.

»Es sei dir vergeben, Quintus Sertorius. Was gibt es?« fragte Marius lächelnd.

»Nun, wahrscheinlich ist es reine Zeitverschwendung, aber draußen steht ein Legionär der ligurischen Kavallerie. Er will unbedingt mit dir persönlich sprechen und will mir nicht sagen, worum es geht.«

»Ein Legionär der ligurischen Kavallerie«, wiederholte Marius langsam. »Und was hat sein Tribun dazu zu sagen?«

»Er hat nicht mit seinem Tribunen gesprochen.«

»Hm, streng geheim, was?« Marius betrachtete Sertorius eingehend. »Warum sollte ich diesen Mann vorlassen, Quintus Sertorius?«

Quintus Sertorius grinste. »Wenn ich dir das bloß sagen könnte«, antwortete er. »Ich weiß es nicht, das sage ich dir ganz ehrlich. Aber - ich bin mir nicht sicher, wahrscheinlich täusche ich mich, aber - ich denke, du solltest mit ihm sprechen, Gaius Marius. Ich habe so ein Gefühl.«

Marius legte die Papiere aus der Hand. »Führ ihn herein.«

Der Anblick der gesamten obersten Heeresführung schüchterte Publius Vagiennius kein bißchen ein. Er blinzelte in dem dämmrigen Licht, und auf seinem Gesicht zeigte sich nicht eine Spur von Furcht.

»Das ist Publius Vagiennius«, sagte Sertorius und wollte hinausgehen.

»Bleib hier, Quintus Sertorius«, sagte Marius. »Also, Publius Vagiennius, was hast du mir zu sagen?«

»Eine ganze Menge«, sagte Publius Vagiennius.

»Dann schieß los, Mann!«

»Ja, sofort«, erwiderte Publius Vagiennius unbeeindruckt. »Die Sache ist die, daß ich überlege, was ich zuerst mache. Soll ich zuerst über meine Information sprechen oder zuerst über den Handel, den ich vorzuschlagen habe?«

»Hängt das eine mit dem anderen zusammen?« fragte Aulus Manlius.

»Auf jeden Fall, Aulus Manlius.«

»Dann laß uns dein Geschäft hören«, entschied Marius mit undurchdringlicher Miene. »Mir gefällt die indirekte Methode.«

»Schnecken«, sagte Publius Vagiennius.

Alle vier Römer blickten ihn an, niemand sprach ein Wort.

»Ich habe folgendes Geschäft anzubieten«, erklärte Publius Vagiennius geduldig. »Es geht um Schnecken, die größten, saftigsten Schnecken, die ihr je gesehen habt.«

»Also darum stinkst du auf eine Meile Entfernung nach Knoblauch!« sagte Sulla.

»Schnecken kann man nicht ohne Knoblauch essen«, sagte Vagiennius.

»Wie können wir dir mit deinen Schnecken behilflich sein?« fragte Marius.

»Ich möchte eine Konzession«, antwortete Vagiennius, »und ich möchte ein Empfehlungsschreiben an die richtigen Leute in Rom, daß ich sie verkaufen kann.«

»Ich verstehe.« Marius blickte Manlius, Sulla und Sertorius an. Alle saßen mit unbewegter Miene da. »Gut, du bekommst deine Konzession. Und einer von uns dreien wird auch ein Empfehlungsschreiben zustande bringen. Nun, und welche Information hast du für uns?«

»Ich habe einen Weg gefunden, wie man auf den Berg kommen kann.«

Sulla und Aulus Manlius richteten sich kerzengerade auf.

»Du hast einen Weg auf den Berg gefunden«, wiederholte Marius langsam.

»Ja.«

Marius erhob sich von seinem Schreibtisch. »Zeig ihn mir«, verlangte er.

Aber Publius Vagiennius zuckte zurück. »Ja, das werde ich, Gaius Marius, natürlich! Aber zuerst müssen wir die Sache mit meinen Schnecken erledigen.«

»Kann das nicht warten, Mann?« fragte Sulla drohend.

»Nein, Lucius Cornelius, kann es nicht!« beharrte Publius Vagiennius. Damit bewies er, daß er wußte, welche Männer zur obersten Heeresleitung gehörten und wie sie hießen. »Der Weg auf den Gipfel des Berges führt mitten durch mein Schneckenrevier. Es ist mein Schneckenrevier, ich habe es entdeckt! Die besten Schnecken der Welt kriechen dort! Hier.« Er griff nach seinem Proviantbeutel, der ganz unüblich quer über seinem langen Reiterspieß hing, und schnürte ihn auf. Vorsichtig holte er eine fünfzehn Zentimeter lange Schneckenmuschel hervor und setzte sie mitten auf Marius’ Schreibtisch.

Alle starrten wie gebannt auf die Schnecke, es herrschte völliges Stillschweigen. Da die Oberfläche des Tisches kühl und glatt war, traute sich die Schnecke nach wenigen Augenblicken aus ihrem Schneckenhaus heraus. Sie war nämlich hungrig, und außerdem hatte das Gerüttel in Publius Vagiennius’ Proviantbeutel sie in ihrer Ruhe gestört. Jetzt kroch sie wie ein Kaninchen aus dem Bau. Sie schob nicht den Kopf vor wie eine Schildkröte, sondern hob die Muschel in die Höhe und trat als Ansammlung unförmiger, schleimiger Klumpen in Erscheinung. Aus einem der Klumpen entstand ein spitz zulaufender Schwanz, aus dem anderen ein stumpfer Kopf, aus dem sich trübe Stielaugen wie aus dem Nichts hervorhoben. Als diese Verwandlung vollendet war, begann sie hörbar an dem Mulch zu kauen, den Publius Vagiennius um sie herumgewickelt hatte.

»Pfah!« entfuhr es Gaius Marius, »das nenne ich eine Schnecke.«

»In der Tat«, sagte Quintus Sertorius.

»Davon könnte eine ganze Armee satt werden«, sagte Sulla. Sein Geschmack, was Essen betraf, war eher konventionell, er mochte weder Schnecken noch Pilze.

»Das ist es!« schrie Publius Vagiennius. »Genau das ist es! Ich möchte nicht, daß diese gierigen mentulae« - bei diesem Wort zuckten seine Zuhörer zusammen - »über meine Schnecken herfallen! Dort oben sind sehr viele Schnecken, aber fünfhundert Soldaten, das wäre das Ende. Ich möchte sie an einen geeigneten Platz in Rom bringen und eine Zucht aufmachen. Und ich möchte nicht, daß mein Schneckenrevier zertrampelt wird. Ich will eine Konzession, und ich will, daß mein Schneckenrevier vor allen cunni in dieser Armee sicher ist!«

»Das hier ist also ein Heer von cunni«, sagte Marius ernst.

»Es trifft sich gut«, näselte Aulus Manlius in seinem vornehmen Tonfall, »denn ich kann dir da wohl behilflich sein, Publius Vagiennius. Ich habe einen Klienten aus Tarquinia - in Etrurien, weißt du -, der hat einen sehr exklusiven und teuren Laden auf dem Feinschmeckermarkt - in Rom, verstehst du -, und dort verkauft er Schnecken. Sein Name ist Marcus Fulvius - kein adliger Fulvius, weißt du -, und ich habe ihm vor ein paar Jahren ein bißchen Geld vorgeschossen, damit er auf die Beine kommt. Sein Laden geht sehr gut, und ich könnte mir vorstellen, daß er gerne mit dir ins Geschäft kommen würde, wenn ich mir diese wunderbare - wirklich wunderbare, Publius Vagiennius! - Schnecke so anschaue.«

»Also abgemacht, Aulus Manlius«, erwiderte der Legionär.

»Zeigst du uns jetzt endlich den Weg auf den Berg?« drängte Sulla, der immer ungeduldiger wurde.

»Gleich, gleich«, bremste ihn Vagiennius. Er wandte sich an Marius, der schon seine Stiefel schnürte. »Zuerst möchte ich von meinem Feldherren hören, daß mein Schneckenrevier sicher ist.«

Marius machte den letzten Knoten an seinem Stiefel und richtete sich auf. Er blickte Publius Vagiennius tief in die Augen. »Publius Vagiennius«, sagte er, »du bist ein Mann nach meinem Geschmack! Du verbindest handfeste Geschäftsinteressen mit treuem patriotischen Geist. Sei unbesorgt, ich gebe dir mein Wort darauf, dein Schneckenrevier ist dir sicher. Und jetzt führe uns bitte auf den Berg.«

Zusammen mit dem leitenden Ingenieur machte sich die kleine Truppe wenig später auf den Weg. Um Zeit zu sparen, ritten sie, Vagiennius auf seinem besseren Pferd, Gaius Marius auf dem älteren, aber eleganten Roß, das er sonst bei Paraden ritt. Sulla blieb seiner Vorliebe für Maultiere treu. Aulus Manlius, Quintus Sertorius und einer der Ingenieure ritten Ponys aus den Beständen des Heeres.

Die Spalte war kein Problem für den Ingenieur. »Das ist einfach«, meinte er und blickte den Kamin hinauf. »Ich baue eine schöne, breite Treppe bis ganz nach oben, dafür ist genug Platz.«

»Wie lange wirst du brauchen?« fragte Marius.

»Zufällig habe ich einige Wagenladungen Dielen und kurze Balken dabei. Also - ich würde sagen, zwei Tage, wenn ich Tag und Nacht arbeite«, antwortete der Ingenieur.

»Dann mach dich gleich an die Arbeit«, sagte Marius und sah Vagiennius voller Bewunderung an. »Du mußt zu drei Vierteln das Blut einer Bergziege haben, daß du hier heraufklettern kannst.«

»Ich bin in den Bergen geboren und aufgewachsen«, gab Vagiennius stolz zurück.

»Gut, dein Schneckenrevier wird ohnehin sicher sein, bis die Treppe fertig ist«, sagte Marius. Sie kehrten zu den Pferden zurück. »Wenn deine Schnecken bedroht sind, werde ich mich persönlich darum kümmern.«

Fünf Tage später hatte Gaius Marius die Zitadelle am Mulucha eingenommen, dazu einen ungeheuren Schatz an Silbermünzen, Silberbarren und tausend Talente in Gold. Außerdem fanden sie noch zwei kleine Truhen, die eine war randvoll gefüllt mit den feinsten, roten carbunculus-Steinen, die sie je gesehen hatten, die andere mit Steinen, die ihnen völlig unbekannt waren: lange, von Natur geschliffene Kristalle, von Menschenhand sorgfältig poliert, am einen Ende schimmerten sie rosa, am anderen Ende ging die Farbe langsam zu dunklem Grün über.

»Das ist ein Vermögen« sagte Sulla. Er hielt einen der zweifarbigen Steine in der Hand, die die Einheimischen lychnites nannten.

»Ja, das ist es!« freute sich Marius.

Alle Soldaten mußten antreten, und Publius Vagiennius wurde öffentlich, vor dem ganzen Heer, mit neun phalerae aus massivem Silber ausgezeichnet. Die großen, runden Schmuckscheiben waren in Hochrelief getrieben und wurden von schlichten, silberbeschlagenen Riemen zu drei Reihen mit je drei Stück zusammengehalten. So konnten sie auf der Brust über dem Brustpanzer oder über dem Kettenhemd getragen werden. Publius Vagiennius war stolz auf die Auszeichnung, aber viel mehr bedeutete es ihm, daß Marius Wort hielt und das Schneckenrevier vor Plünderern schützte, indem er den Weg auf den Gipfel einzäunen ließ. Der Durchgang wurde mit Leder umspannt, so daß die Soldaten nicht einmal sehen konnten, was für saftige Leckereien durch das dicht mit Farnkraut bewachsene Unterholz krochen. Sobald sie den Gipfel eingenommen hatten, befahl Marius, die Treppe unverzüglich zu zerstören. Aulus Manlius hatte inzwischen an seinen Klienten, den nichtadligen Marcus Fulvius, geschrieben und die Geschäftsverbindung angebahnt für die Zeit, wenn der Krieg in Africa vorüber und Publius Vagiennius entlassen wäre.

»Denk daran, Publius Vagiennius«, sagte Marius, als er ihm die neun silbernen phalerae verlieh, »wir vier erwarten in den nächsten Jahren die entsprechende Belohnung - Schnecken gratis auf unseren Tafeln, mit einer Extraportion für Aulus Manlius.«

»Abgemacht«, sagte Publius Vagiennius. Er hatte zu seinem tiefsten Kummer feststellen müssen, daß ihm Schnecken seit seiner Übelkeit überhaupt nicht mehr schmeckten. Aber er sah die Schnecken jetzt mit dem aufmerksamen Auge des Hegers und nicht mehr mit dem Auge des Jägers.

Am Ende des Monats Sextilis machte sich das Heer auf den Rückweg aus dem Grenzland. Die Versorgung unterwegs warf keine Probleme auf, denn die Ernte war bereits eingefahren. Der Besuch am äußersten Rand von König Bocchus’ Reich erzielte die gewünschte Wirkung. Bocchus war überzeugt, daß Marius jetzt, wo er Numidien erobert hatte, nicht mehr Halt machen würde, und beschloß, sich mit seinem Schwiegersohn Jugurtha zusammenzutun. Er eilte mit seinem maurischen Heer an den Mulucha. Dort traf er auf Jugurtha, der wartete, bis Marius abgezogen war, und dann seine ausgeraubte Bergzitadelle wieder besetzte.

Die beiden Könige folgten den Spuren der Römer auf dem Weg nach Osten. Sie hatten es nicht eilig mit einem Angriff und hielten sich in gebührender Entfernung, so daß sie unbemerkt blieben. Erst als Marius keine hundert Meilen mehr vor Cirta stand, schlugen sie zu.

Die Dunkelheit brach gerade herein, die Römer waren eifrig damit beschäftigt, ihr Lager aufzuschlagen. Dennoch traf sie der Angriff nicht völlig unvorbereitet, denn Marius sorgte immer dafür, daß Wachen aufgestellt waren, während man das Lager errichtete. Die Landvermesser legten zuerst die vier Ecken fest, diese wurden ausgesteckt, und dann ließ sich das gesamte Heer mit größter Präzision auf dem vorgesehenen Platz nieder. Jede Legion wußte, wo sie hingehörte, jede Kohorte jeder Legion, jede Hundertschaft jeder Kohorte. Niemand stolperte über den anderen, niemand stand am falschen Ort, niemand belegte zuviel Raum. Die Maultiere, die das Gepäck trugen, wurden an ihren Platz getrieben, die nichtkämpfenden Mannschaften jeder Zenturie kümmerten sich um die Maultiere und um die Wagen, von denen jede Hundertschaft einen besaß. Die Zugführer sorgten dafür, daß Tiere und Wagen untergebracht wurden. Mit Grabwerkzeugen und Palisadenpfosten aus ihren Rucksäcken ausgerüstet, marschierten die Soldaten, immer noch in voller Bewaffnung, zu dem Stück Umzäunung, für das sie zuständig waren. Sie arbeiteten in ihren Kettenhemden, mit Schwertern und Dolchen im Gurt. Ihre Speere waren fest in den Boden gerammt, daran lehnten ihre Schilde, die Helme hatten sie an den Kinngurten um die Speere und über die Schilde gehängt, so daß der Wind den Aufbau nicht umwerfen konnte. Auf diese Weise waren Helm, Schild und Speer auch bei der Arbeit stets griffbereit.

Die Kundschafter spürten den Feind nicht auf - nach ihren Berichten war alles ruhig - und halfen beim Ausheben der Gräben und beim Aufrichten von Palisaden. Die Sonne war untergegangen. In der kurzen, schimmernden Dämmerung, bevor die Nacht hereinbrach, strömten die numidischen und maurischen Truppen hinter einem nahegelegenen Hügelkamm hervor und überfielen das halbfertige Lager.

Die Schlacht fand in tiefster Finsternis statt, ein verzweifelter Kampf, und mehrere Stunden sah es nach einer Niederlage für die Römer aus. Schließlich wies Quintus Sertorius alle nichtkämpfenden Männer an, Fackeln anzuzünden, bis das Schlachtfeld so weit erleuchtet war, daß Marius sich einen Überblick verschaffen konnte, und von da an besserte sich die Lage der Römer. Sulla tat sich in der Schlacht besonders hervor. Er ermutigte die Truppen, die Müdigkeit zeigten oder in Panik gerieten, und tauchte überall dort auf, wo man ihn brauchte - es schien wie ein Wunder, war aber in Wirklichkeit seinem angeborenen Blick für militärische Situationen zu verdanken. Er erkannte stets im voraus, wo sich die nächste Schwachstelle bilden würde. Mit blutigem Schwert und blutüberströmt warf er sich in den Kampf wie ein erfahrener Soldat - mutig im Angriff, vorsichtig in der Verteidigung, glänzend in jeder schwierigen Situation.

Und nach acht Stunden nächtlichen Kampfes errangen die Römer den Sieg. Die numidischen und mauretanischen Truppen zogen sich einigermaßen geordnet zurück, aber mehrere Tausend ihrer Soldaten blieben auf dem Schlachtfeld liegen, während Marius überraschend wenig Männer verloren hatte.

Am nächsten Morgen zog die römische Armee weiter, denn Marius hatte beschlossen, daß eine Ruhepause für seine Männer nicht in Frage komme. Die Toten des eigenen Heeres wurden verbrannt, wie es Sitte war, die Toten des Feindes überließ man den Geiern. Diesmal marschierten die Legionen im Karree, mit Reitern am Anfang und am Ende der dichtgefügten Kolonne und den Maultieren und Gepäckzügen genau in der Mitte. Sollte unterwegs ein weiterer Angriff erfolgen, brauchten die Soldaten nur die Außenseite des Karrees zu verstärken, die Kavallerie bildete bereits die Flügel. Alle trugen jetzt ihre Helme auf dem Kopf, mit dem buntgefärbten Busch aus Roßhaar an der Spitze. Die Schilde steckten nicht mehr in den Lederhüllen, jeder hielt seine beiden Speere in der Hand. Bis Cirta war höchste Wachsamkeit geboten.

Am vierten Tag - Cirta lag noch einen Tagesmarsch entfernt - schlugen die beiden Könige erneut zu. Dieses Mal war Marius vorbereitet. Die Legionen formten sich zu Karrees, von denen jedes einen Teil eines größeren bildete, das Gepäck in der Mitte, und dann stellten sich die Soldaten jedes Karrees in Reih und Glied auf, so daß die dem Feind zugewandte Seite doppelt stark war. Wie immer verließ sich Jugurtha auf seine vielen tausend numidischen Pferde, um die vordersten Linien der Römer zu durchbrechen. Die Numider waren großartige Reiter, sie benutzten weder Sattel noch Zaumzeug und trugen keine Rüstungen, sie vertrauten allein ihrer Zahl, ihrem Mut und der tödlichen Genauigkeit, mit der sie Speere und Langschwerter handhabten. Aber weder Jugurthas noch Bocchus’ Reitertruppen konnten in die Mitte der römischen Karrees einbrechen. Ihre Infanterie stieß auf eine undurchdringliche Mauer aus römischen Legionären, die weder vor Pferden noch vor Fußsoldaten zurückwichen.

Sulla kämpfte in der vordersten Linie, mit der führenden Kohorte der führenden Legion, während Marius die taktischen Anweisungen gab und den Kampfplatz so überblickte, daß das Risiko eines Überraschungsmanövers weitgehend ausgeschaltet war. Als die Reihen von Jugurthas Fußtruppen schließlich nachgaben, führte Sulla den entscheidenden Schlag gegen sie, und Quintus Sertorius focht dicht hinter ihm.

Getrieben von dem verzweifelten Wunsch, die Römer ein für allemal loszuwerden, verpaßte Jugurtha den richtigen Augenblick zum Rückzug. Als er dann endlich doch den entscheidenden Befehl erteilte, war es zu spät, und ihm blieb nichts anderes übrig, als weiterzukämpfen. Die Römer spürten, daß sie den Sieg bereits in den Händen hielten, und als sie gesiegt hatten, war es ein ganzer, runder, vollständiger Sieg. Die Armeen der Numider und Mauretanier waren aufgerieben, die meisten ihrer Männer lagen tot auf dem Schlachtfeld. Jugurtha und Bocchus konnten entfliehen.

An der Spitze eines müden, aber jubelnden Heeres ritt Marius in Cirta ein. In Africa würde es keine größeren Kämpfe mehr geben, das war jedem Soldaten klar. Dieses Mal quartierte Marius seine Truppen innerhalb der Stadtmauern von Cirta ein, denn er wollte sich nicht der Gefahr aussetzen, auf dem freien Feld dem Gegner eine Angriffsfläche zu bieten. Er brachte seine Truppen bei unglücklichen numidischen Zivilisten unter, und dieselben unglücklichen numidischen Zivilisten wurden am nächsten Tag als Arbeitstrupps auf das Schlachtfeld geschickt. Sie mußten die Unmengen africanischer Leichen verbrennen und die wenigen römischen Toten in die Stadt schaffen, wo sie ordnungsgemäß bestattet werden konnten.

Quintus Sertorius erhielt den Auftrag, sich um die vielen Orden zu kümmern, die Marius bei einer Versammlung des Heeres nach der Bestattung der Gefallenen verleihen wollte. Außerdem mußte er die Leichenfeier organisieren. Da er noch nie bei einer solchen Zeremonie dabeigewesen war, hatte er keine Ahnung, wie er diese Aufgabe anpacken sollte, aber er war klug und einfallsreich. Er machte einen altgedienten, erfahrenen Zenturio ausfindig und fragte ihn aus.

»Also, was du zu tun hast, junger Sertorius, ist folgendes«, sagte der alte Hase. »Zuerst mußt du alle Orden, die Gaius Marius selbst bekommen hat, herausholen und sie auf dem Podium ausstellen, damit die Männer sehen können, was für ein Soldat ihr Feldherr war. Wir haben gute Jungens, Plebejer hin oder her, aber sie wissen nichts über das Soldatenleben, weil sie aus Familien kommen, die mit dem Militär nie zu tun hatten. Wie sollen sie also wissen, was für ein ausgezeichneter Soldat Gaius Marius war? Ich weiß es! Weil ich nämlich in allen Feldzügen mit Gaius Marius gekämpft habe, seit - hm, seit Numantia.«

»Aber ich glaube kaum, daß Gaius Marius seine Orden mit auf den Feldzug genommen hat«, wandte Sertorius betrübt ein.

»Natürlich hat er das, junger Sertorius!« sagte der altgediente Soldat mit der Erfahrung aus hundert Schlachten und Scharmützeln. »Sie sind seine Glücksbringer.«

Und in der Tat, als Sertorius ihn fragte, bestätigte Gaius Marius, daß er seine Orden auf den Feldzug mitgenommen hatte. Marius schien das Eingeständnis ein wenig peinlich zu sein, bis Sertorius ihm erzählte, was der alte Zenturio über die Glücksbringer gesagt hatte.

Alle Bewohner von Cirta kamen und gafften, und es war eine eindrucksvolle Feier. Die Soldaten marschierten in ihren Paradeuniformen auf, der silberne Adler jeder Legion war mit dem Lorbeerkranz des Siegers geschmückt, genau wie die silberne Standarte jedes Manipels und das vexillum, die Fahne jeder Zenturie. Jeder Soldat trug seine Orden, aber da sie ein neues Heer mit neuen Männern waren, konnten nur wenige der Zenturionen und ein halbes Dutzend Soldaten stolz ihre Armreifen, Halsketten und Schmuckscheiben zeigen. Publius Vagiennius trug natürlich seine silbernen phalerae auf der stolzgeschwellten Brust.

Aber Gaius Marius war doch der Größte, dachte Quintus Sertorius wie geblendet, während er darauf wartete, daß er für den Nahkampf in der Schlacht mit dem goldenen Kranz ausgezeichnet wurde.

Dann kam Sulla an die Reihe und erhielt ebenfalls den goldenen Kranz und einen vollständigen Satz von neun goldenen phalerae für seine Tapferkeit in der ersten Schlacht gegen die beiden Könige. Wie zufrieden er aussah, regelrecht - entrückt! Quintus Sertorius hatte gehört, daß er ein kaltblütiger Bursche sein sollte, mit einem Hang zur Grausamkeit. Aber in der ganzen Zeit, die sie in Africa zusammen gekämpft hatten, hatte er nicht ein einziges Mal etwas erlebt, das diese Behauptungen bestätigt hätte, und es konnte auch gar nicht stimmen, denn sonst stünde Sulla gewiß nicht so hoch in Gaius Marius’ Gunst, wie es offensichtlich der Fall war. Nun, Quintus Sertorius verstand einfach nicht, daß Kaltblütigkeit und Grausamkeit begraben werden konnten, wenn auch nur zeitweilig, solange das Leben gut lief, solange man es genießen konnte, solange es genügend geistige und körperliche Herausforderungen bot. Und Quintus Sertorius verstand auch nicht, daß Sulla sehr wohl wußte, daß er Gaius Marius die innere, dunklere Seite seines Wesens nicht enthüllen durfte. Lucius Cornelius Sulla zeigte sich in der Tat von seiner besten Seite, seit Marius ihn zu seinem Quästor gemacht hatte - und es fiel ihm nicht einmal schwer.

»Oh!« Quintus Sertorius sprang auf. Er war so in seine Gedanken versunken gewesen, daß er nicht gehört hatte, wie sein Name gerufen wurde. Sein Bursche, der fast so stolz war wie Quintus Sertorius selbst, verpaßte ihm einen kräftigen Stoß in die Rippen. Quintus Sertorius stolperte zum Podium, und vor den Augen der ganzen Armee setzte der große Gaius Marius ihm den goldenen Kranz auf das Haupt. Die Soldaten jubelten, und Gaius Marius und Aulus Manlius schüttelten ihm die Hand.

Nachdem alle Abzeichen, Armreifen, Schmuckscheiben und Banner verteilt waren, erhielten einige Kohorten goldene und silberne Kränze für ihre Standarten als Auszeichnung für die ganze Mannschaft. Dann ergriff Gaius Marius das Wort.

»Gut gemacht, ihr Männer aus den capite censi«, rief er. Die Soldaten, die Auszeichnungen erhalten hatten, standen wie benommen um ihn herum. »Ihr habt bewiesen, daß ihr mutiger seid als die Mutigen, klüger als die Klugen, bereitwilliger als die Bereitwilligen. Ihr habt härter gekämpft als alle, die ich hart habe kämpfen sehen. Viele bislang schmucklose Feldzeichen sind jetzt mit Kränzen geschmückt, und diese Kränze sind redlich verdient. Wenn wir im Triumph durch Rom ziehen, werden die Römer voller Stolz auf euch blicken! Und in der Zukunft wird kein Römer mehr sagen können, den Männern des Plebejerheeres sei Rom nicht wichtig genug, als daß sie für Rom Schlachten gewinnen könnten!«

Im November sah es schon nach dem Beginn der Regenzeit aus, als Gesandte des Königs Bocchus von Mauretanien in Cirta eintrafen. Marius ließ sie mehrere Tage warten und reagierte nicht auf ihre dringlichen Bitten.

»Sie werden butterweich sein«, sagte er zu Sulla, bevor er sie endlich vorließ.

»Ich werde König Bocchus nicht vergeben«, teilte er ihnen als Eröffnungszug mit, »also geht nach Hause! Ihr verschwendet meine Zeit.«

Ihr Sprecher war ein jüngerer Bruder des Königs, Prinz Bogud, und Prinz Bogud trat eilig vor, ehe Marius seinen Liktoren bedeuten konnte, die Gesandtschaft hinauszuwerfen.

»Gaius Marius, du mußt uns anhören! Mein Bruder, der König, ist sich seiner Verfehlungen nur allzu bewußt!« sagte der Prinz. »Er bittet nicht um Vergebung, er bittet nicht darum, daß du beim Senat und beim Volk von Rom ein gutes Wort für ihn einlegst, damit er wieder als Freund und Verbündeter Roms angesehen wird. Er bittet nur darum, daß du im Frühjahr zwei deiner erfahrensten Legaten an seinen Hof in Tingis hinter die Säulen des Herkules entsendest. Dann wird er ihnen ganz genau erklären, warum er sich mit König Jugurtha verbündet hat, und er bittet um nichts weiter, als daß sie ihm mit offenen Ohren zuhören. Sie sollen ihm mit keinem Wort antworten - sie sollen nur dir berichten, was er gesagt hat, so daß du antworten kannst. Tu das, ich flehe dich an, gewähre meinem Bruder, dem König, diese Bitte!«

»Was, ich soll zwei von meinen besten Männern bis nach Tingis schicken, gerade wenn die Zeit der Feldzüge beginnt?« fragte Marius mit gut gespieltem Unglauben. »Nein! Ich kann sie höchstens bis Saldae schicken.« Das war ein kleiner Hafen ein Stück westlich von Cirtas Hafen Rusicade.

Die gesamte Gesandtschaft hob abwehrend die Hände. »Ganz unmöglich!« rief Bogud. »Mein Bruder, der König, möchte um jeden Preis eine Begegnung mit König Jugurtha vermeiden!«

»Icosium.« Marius nannte einen weiteren Hafen, vielleicht zweihundert Meilen westlich von Rusicade. »Ich schicke meinen besten Legaten, Aulus Manlius und meinen Quästor Lucius Cornelius Sulla, aber auf keinen Fall weiter als bis Icosium - und zwar jetzt, Prinz Bogud, nicht im Frühjahr.«

»Unmöglich!« schrie Bogud auf. »Der König ist in Tingis!«

»Quatsch!« erwiderte Marius verächtlich. »Der König ist mit eingezogenem Schwanz auf dem Weg zurück nach Mauretanien. Wenn du einen schnellen Reiter hinter ihm her schickst, dann garantiere ich dir, daß Bocchus ohne Schwierigkeiten zu dem Zeitpunkt in Icosium sein kann, wenn meine Legaten dort eintreffen.« Starr blickte er Bogud an. »Das ist mein bestes - und mein letztes! - Angebot. Tu, was du willst.«

Bogud nahm das Angebot an. Als sich die Gesandtschaft zwei Tage später einschiffte, gingen auch Aulus Manlius und Sulla an Bord und segelten mit nach Icosium. Ein schneller Reiter sollte die demoralisierten Überreste der mauretanischen Armee einholen.

»Wie du gesagt hast, er hat uns erwartet, als wir einliefen«, berichtete Sulla einen Monat später bei seiner Rückkehr.

»Wo ist Aulus Manlius?« fragte Marius.

Sullas Augen glitzerten. »Es geht Aulus Manlius nicht gut, er hat beschlossen, den Landweg zu nehmen.«

»Etwas Ernsthaftes?«

»Einen so schlechten Seemann habe ich noch nie gesehen«, meinte Sulla.

»Was, das wußte ich gar nicht!« sagte Marius belustigt. »So hast vor allem du genau hingehört, nicht Aulus Manlius?«

»Ja«, grinste Sulla. »Er ist ein ulkiger kleiner Mann, dieser König Bocchus. Kugelrund, weil er dauernd Süßigkeiten in sich hineinstopft. Nach außen sehr wichtigtuerisch, darunter geradezu schüchtern.«

»Das paßt zusammen«, sagte Marius.

»Tja, er hat natürlich Angst vor Jugurtha, ich glaube nicht, daß das eine Lüge ist. Und wenn wir ihm garantieren, daß wir ihm die Herrschaft über Mauretanien lassen, dann wird er meines Erachtens liebend gern Roms Interessen vertreten. Aber Jugurtha beschwatzt ihn, du weißt schon.«

»Jugurtha versucht überall, die Leute zu beschwatzen. Hast du dich an Bocchus’ Regel gehalten und nichts gesagt, oder hast du etwas dazu geäußert?«

»Nun, ich habe ihn zuerst ausreden lassen«, sagte Sulla, »aber dann habe ich mich zu Wort gemeldet. Er wollte ganz majestätisch werden und mich wegschicken. Da habe ich ihm gesagt, daß seine Abmachung einseitig war, daß deine Vertreter von dir aus nicht gebunden seien.«

»Was hattest du zu sagen?« fragte Marius.

»Daß er, wenn er ein kluger kleiner König sei, besser nicht auf Jugurtha hören, sondern sich an Rom halten solle.«

»Wie hat er es aufgenommen?«

»Ziemlich gut. Er war in recht nachdenklicher Stimmung, als ich ihn verließ.«

»Dann warten wir ab und sehen, was als nächstes geschieht«, beschloß Marius.

»Ich habe außerdem herausgefunden«, fuhr Sulla fort, »daß Jugurtha wohl keine neuen Männer mehr rekrutieren kann. Selbst die Gaetuler wollen ihm keine Soldaten mehr geben. Die Numider haben den Krieg satt, und kaum jemand im ganzen Königreich, weder die Siedler in den bewohnten Gebieten noch die Nomaden im Inneren des Landes, glauben noch an einen Sieg.«

»Aber werden sie Jugurtha ausliefern?«

Sulla schüttelte den Kopf. »Nein, natürlich werden sie ihn nicht ausliefern!«

»Sei’s drum.« Marius fletschte die Zähne. »Nächstes Jahr, Lucius Cornelius! Nächstes Jahr kriegen wir ihn.«

Kurz bevor das alte Jahr zu Ende ging, erhielt Gaius Marius einen Brief von Publius Rutilius Rufus, der nach einer Serie schwerer Stürme mit großer Verzögerung eintraf.

Ich weiß es schon, Gaius Marius, Du möchtest gerne, daß ich mit Dir zusammen für das Konsulat kandidiere - aber mir hat sich eine Gelegenheit geboten, die ich unmöglich abschlagen kann. Ja, ich will nächstes Jahr als Konsul kandidieren, morgen werde ich meinen Namen eintragen lassen. Unsere Quellen scheinen zeitweilig versiegt zu sein, weißt Du. Niemand von Bedeutung kandidiert. Ich höre Dich schon fragen: Was, Quintus Lutatius Catulus Caesar wieder nicht? Nein, er ist gerade ziemlich am Boden, er gehört allzu offensichtlich der Fraktion an, die alle die Konsuln verteidigt, die verantwortlich sind für den Tod von so vielen Soldaten. Bisher ist der beste Kandidat ein Emporkömmling - nämlich Gnaeus Mallius Maximus. Er ist kein schlechter Kerl, mit ihm könnte ich sicherlich arbeiten - aber wenn er das beste Pferd im Rennen ist, habe ich sicher gewonnen. Dein Kommando ist für das nächste Jahr verlängert, wie Du sicherlich schon weißt.

Rom ist im Augenblick ein ziemlich langweiliger Ort, ich habe Dir fast keine Neuigkeiten zu berichten und schon gar keinen hübschen Skandal. Deiner Familie geht es gut, der kleine Marius bereitet allen große Freude. Er will immer seinen Kopf durchsetzen und ist seinen Jahren weit voraus. Dauernd macht er Unsinn und bringt seine Mutter damit zur Verzweiflung - kurz, er ist genau so, wie ein kleiner Junge sein soll. Aber Deinem Schwiegervater, Caesar, geht es gar nicht gut, obwohl ihm natürlich nie ein Laut der Klage über die Lippen käme. Seine Stimme ist nicht in Ordnung, selbst mit Unmengen von Honig wird es nicht besser.

Und das ist eigentlich schon alles! Wie schrecklich. Was soll ich bloß schreiben? Noch habe ich kaum eine Seite gefüllt. Nun, da wäre noch meine Nichte, Aurelia. Wer ist das denn? höre ich Dich fragen. Und es interessiert Dich kein bißchen, schätze ich. Egal. Du mußt zuhören, ich mache es kurz. Du kennst sicherlich die Geschichte der Helena von Troja, obwohl Du ein italischer Bauer bist ohne einen Tropfen griechischen Blutes. Sie war so schön, daß jeder König und jeder Prinz in ganz Griechenland sie heiraten wollte. Genauso ist meine Nichte. So schön, daß jeder Römer von Stande sie heiraten möchte.

Alle Kinder meiner Schwester Rutilia sehen gut aus, aber Aurelia ist mehr als gutaussehend. Als sie noch ein Kind war, jammerten alle über ihr Gesicht - es war zu knochig, zu hart, alles war falsch. Aber jetzt, wo sie achtzehn wird, preist jeder dasselbe Gesicht in höchsten Tönen.

Ich liebe sie wirklich sehr. Ja, warum? höre ich Dich fragen. Tja, in der Tat interessiere ich mich normalerweise nicht für die weiblichen Nachkommen meiner engsten Verwandten, nicht einmal für meine eigene Tochter und meine beiden Enkelinnen. Aber ich weiß, warum ich meine liebste Aurelia schätze. Wegen ihres Dienstmädchens. Als sie dreizehn wurde, beschlossen meine Schwester und ihr Mann, Marcus Aurelius Cotta, daß sie ein eigenes Dienstmädchen brauche, als Gefährtin und als Wachhund. Sie kauften eine sehr gute Sklavin und schenkten sie Aurelia. Nach kurzer Zeit allerdings verkündete Aurelia, daß sie dieses Mädchen nicht haben wolle.

»Warum?« fragte meine Schwester Rutilia.

»Weil sie faul ist«, erwiderte die dreizehnjährige Aurelia.

So gingen die Eltern zu ihrem Händler zurück und wählten mit noch größerer Sorgfalt eine andere Sklavin aus. Aber auch die wollte Aurelia nicht haben.

»Warum?« fragte meine Schwester Rutilia.

»Weil sie glaubt, sie könne mich herumkommandieren«, erwiderte Aurelia.

So gingen die Eltern ein drittes Mal zu dem Händler und studierten die Listen von Spurius Postumius Glycon sorgfältigst. Sie fanden ein drittes Mädchen, wie die anderen war sie, das muß ich hinzufügen, bestens erzogen, Griechin und nach mündlicher Auskunft überaus klug.

Aber Aurelia wollte auch das dritte Mädchen nicht.

»Warum?« fragte meine Schwester Rutilia noch einmal.

»Weil sie zu sehr nach ihrer eigenen Zukunft schielt. Sie klimpert schon mit ihren Wimpern in Richtung Hausverwalter«, sagte Aurelia.

»Also gut, dann geh selber hin und such dir ein Dienstmädchen aus!« entgegnete meine Schwester Rutilia. Sie hatte endgültig genug von der ganzen Sache.

Und Aurelia suchte sich eine Sklavin aus. Als sie mit ihr nach Hause kam, war die ganze Familie entsetzt. Da stand nämlich ein sechzehnjähriges Mädchen, vom gallischen Stamm der Arverner, ein riesig großes, dünnes Geschöpf mit einem gräßlich runden, roten Gesicht, einer platten Nase, blaßblauen Augen, scheußlich geschnittenem Haar - ihr Haar war an einen Perückenmacher verkauft worden, weil ihr früherer Herr Geld brauchte - und den größten Händen und Füßen, die ich je bei Männern und Frauen gesehen habe. Ihr Name sei Cardixa, verkündete Aurelia.

Du weißt ja, daß es mich immer sehr interessiert, aus was für Familien die kommen, die wir uns als Sklaven ins Haus holen. Denn, so schien es mir immer, wir beschäftigen uns gründlicher damit, die Speisenfolge für eine Abendgesellschaft auszuwählen, als mit den Menschen, denen wir unsere Kleider, uns selbst, unsere Kinder und sogar unseren guten Ruf anvertrauen. Wohingegen meine dreizehnjährige Nichte Aurelia ihre Wahl, das erkannte ich sofort, für diese gräßliche Cardixa aus genau den richtigen Gründen getroffen hatte. Sie wollte jemanden, der treu war, hart arbeiten konnte, gutmütig und gehorsam ihren Worten folgte. Auf gutes Aussehen, griechische Muttersprache und behende Konversation legte sie nicht den geringsten Wert.

Also bemühte ich mich herauszufinden, wer Cardixa war. Ich fragte Aurelia, und sie erzählte mir die Geschichte des Mädchens. Als Cardixa vier Jahre alt war, wurde sie zusammen mit ihrer Mutter verkauft, nachdem Gnaeus Domitius Ahenobarbus die Arverner geschlagen hatte und unsere Provinz Gallia Transalpina durchkämmte. Die beiden waren noch nicht lange in Rom, da starb die Mutter, anscheinend am Heimweh. Das Mädchen wurde so etwas wie ein weiblicher Page, sie lief mit Nachttöpfen, Kissen und Schlafröcken durch die Gegend. Sie wurde mehrmals verkauft, als sie nicht mehr den Reiz des Kindes hatte und zu der Riesin heranwuchs, die Aurelia ins Haus brachte. Einer ihrer Besitzer vergewaltigte sie, als sie acht Jahre alt war, ein anderer schlug sie jedesmal, wenn seine Frau jammerte, ein dritter ließ sie zusammen mit seiner Tochter, einer bockigen Schülerin, lesen und schreiben lernen.

»So hattest du Mitleid und wolltest das arme Geschöpf in ein freundliches Haus bringen«, sagte ich zu Aurelia.

Und jetzt kommt es, Gaius Marius, warum ich Aurelia mehr liebe als meine eigene Tochter.

Meine Bemerkung gefiel ihr nämlich überhaupt nicht. Wie eine kleine Schlange zischte sie mich an: »Ganz und gar nicht! Mitleid ist eine gute Eigenschaft, Onkel Publius, das steht in allen Büchern, und unsere Eltern sagen es auch. Aber Mitleid als Grund für die Wahl eines Dienstmädchen, das fände ich schlecht! Daß Cardixas Leben kein Zuckerschlecken war, dafür kann ich nichts, und darum bin ich in keiner Weise moralisch verpflichtet, ihr Unglück wiedergutzumachen. Ich habe Cardixa ausgewählt, weil ich sicher bin, daß sie eine treue, gehorsame und gutmütige Dienerin sein wird, die hart arbeiten kann. Ein schöner Umschlag sagt nichts darüber aus, ob es sich lohnt, ein Buch zu lesen.«

Ach, liebst Du sie nicht auch, Gaius Marius, wenigstens ein bißchen? Damals war sie ganze dreizehn Jahre alt! Und besonders auffallend war, daß sie dabei nicht, wie es durch meinen schlechten Brief vielleicht erscheint, kaltherzig und hochnäsig wirkte oder gar gefühllos. Nein, ich wußte, daß sie weder hochnäsig noch kaltherzig ist. Gesunder Menschenverstand, Gaius Marius! Meine Nichte hat gesunden Menschenverstand. Und wie viele Frauen kennst Du, von denen man das sagen kann? Alle diese Kerle wollen sie wegen ihrem Gesicht, ihrer Figur, ihrem Vermögen heiraten, ich würde sie lieber jemandem geben, der ihren gesunden Menschenverstand zu schätzen weiß. Aber wie soll man entscheiden, welcher der Männer, die um sie werben, der beste ist? Das ist die brennende Frage, die uns alle bewegt.

 

Gaius Marius ließ den Brief sinken, griff nach seiner Feder und legte sich ein Stück Papier zurecht. Er tauchte die Feder in das Tintenfaß und schrieb ohne Zögern.

Natürlich verstehe ich Dich. Mach es, Publius Rutilius! Gnaeus Mallius Maximus wird alle Hilfe brauchen, die er kriegen kann, und Du wirst ein sehr guter Konsul werden. Was Deine Nichte betrifft, so soll sie sich doch ihren Ehemann selbst aussuchen! Daß sie eine gute Wahl treffen wird, hat sie doch bei ihrem Dienstmädchen bewiesen. Obwohl ich ehrlich gesagt nicht verstehen kann, was das ganze Theater soll. Lucius Cornelius erzählte mir, daß er Vater eines Sohnes geworden sei, daß aber Gaius Julius, nicht Julilla, ihm dies mitgeteilt habe. Würdest Du mir den Gefallen tun und ein Auge auf die junge Dame haben? Ich glaube nämlich nicht, daß sie wie Deine Nichte so etwas wie gesunden Menschenverstand besitzt. Offen gestanden weiß ich nicht, wen ich sonst darum bitten sollte. Ihren tata kann ich ja wohl kaum fragen. Ich danke Dir, daß Du mich von Gaius Julius’ Gesundheitszustand unterrichtet hast und ich hoffe, Du wirst schon Konsul sein, wenn Du diesen Brief erhältst.