Prolog
Er legte die Hand auf den Einband seines
neuesten Buches, verschloss die Augen vor der Welt um ihn her und
kostete diese neue Realität aus, die immer noch so schmerzhaft süß
war.
Seine letzte Geschichte über Landry Langston
hatte allseits begeisterte Aufnahme gefunden. Die Leute hatten
diese kaum verhüllte Offenbarung seiner selbst gelesen und mehr
Exemplare dieses Bandes gekauft als von jedem anderen Roman
zuvor.
Er war einer der ihren. Nachdem man ihn so viele
Jahre lang um sein wahres Erbe betrogen, und er sein wahres Wesen
nur durch Zufall aufgedeckt hatte, konnte er jetzt als Ebenbürtiger
in ihrer Mitte stehen. Manche Leute, die eigentlich einflusslos
waren, hatten ihn einer oberflächlichen Bekanntschaft für wert
befunden, da ihm sein schriftstellerisches Können Ruhm und Reichtum
eingebracht hatte. Er erhielt Einladungen zu Feiern und
literarischen Diskussionen, die einem Landen ansonsten verschlossen
geblieben wären.
Doch nun würden sie ihn allein aufgrund der Macht
willkommen heißen, die in seinen Venen floss.
Die Entdeckung hatte ihn überwältigt, und er
hatte sie die ganzen Monate über geheim gehalten. Nun ja, es war
ein offenes Geheimnis, denn schließlich hatte er es auf Papier
festgehalten und veröffentlicht. Doch jetzt war er bereit, zwischen
sie zu treten, von ihnen anerkannt zu werden. Nicht nur von den
gesellschaftlichen Eintagsfliegen, sondern von den echten
Aristokraten. Er hatte sogar den ersten Schritt getan um
anzudeuten, dass ihm genau solch eine Einladung willkommen
wäre.
Er sah sich selbst an der Tafel auf Burg SaDiablo
sitzen, inmitten einer kleinen Gruppe erlesener Gäste. Er würde die
anderen Geladenen mit amüsanten Geschichten unterhalten, und er
würde mit der Lady schäkern – aber nicht so sehr, dass sein
Gastgeber Anstoß daran nähme. Ihm waren Gerüchte über einen Narren
zu Ohren gekommen, der Daemon Sadi in derlei Hinsicht zu
nahe getreten war.
Hatte Sadi dem Mann tatsächlich mithilfe von
Hexenfeuer das Gehirn herausgebrannt? Wie faszinierend. Vielleicht
…
Da er nun einer der ihren war, gab es so viel zu
lernen. So viel! So viele Türen standen ihm jetzt offen, da die
Fesseln des Landenrechts ihn nicht länger behinderten. Es gab so
vieles, das er vorher nicht hätte ausprobieren können. Außer in
Geschichten.
Lange hatte er Angst gehabt, etwas stimme nicht
mit ihm, weil er ein Verlangen nach Gewalt verspürte, das er nur
abreagieren konnte, indem er es in seine Bücher einfließen ließ.
Jetzt wusste er, dass Gewalt einfach ein Teil seines Wesens
war.
Oh ja! Jetzt war er einer von ihnen. Einer
derjenigen, die in all ihrer dunklen Pracht durch die Reiche
wanderten.
Er war nicht länger ein unbedeutender Landenmann,
der unter dem Joch der Gesetze eines anderen leben musste.
Er war ein Angehöriger des Blutes.