Dreizehntes Kapitel

Ich hoffe inständig, dass sich Fannys Techniken als erfolgreich erweisen, Maman.

Als Raynes Schätzung zufolge hinreichend Zeit verstrichen war, dass er sicher nach Hause zurückkehren konnte, schrieb er seiner Gemahlin eine Nachricht, dass sie ihn früh am Donnerstagnachmittag erwarten könnte, beinahe eine Woche nach ihrer Vermählung.

Bei seiner Ankunft in Riverwood allerdings teilte ihm Bramsley mit, dass Lady Haviland eben zur Freemantle-Akademie gefahren sei und dort den Rest des Tages zu verbringen gedachte.

Rayne vertrieb die seltsame Enttäuschung, die ihn überkam, denn dass sie beide getrennte Wege gingen, war genau, was er sich von seiner Ehe gewünscht hatte. Er zog sich in sein Studierzimmer zurück.

Als Madeline schließlich erschien, blieb sie in der offenen Tür stehen und sah zu Rayne, der an seinem Schreibtisch saß.

»Willkommen zu Hause, Mylord«, begrüßte sie ihn höflich und zog ihre Handschuhe aus. »Ich hoffe, du konntest alles Geschäftliche in London zur Zufriedenheit erledigen.«

Rayne empfand eine verdächtige Freude, ihre Stimme zu hören und sie erstmals seit der Hochzeitsnacht wiederzusehen. Ihm behagte nicht, dass er sie vermisst hatte. Dann aber sah er sie richtig an.

Madeline war irgendwie verändert. Sie trug einen dunkelblauen kurzen Spencer über einem blassblauen Kleid aus Wollgewebe, und beides war ausgesprochen elegant.

»Ist dies eines deiner neuen Kleider?«, fragte er und überlegte noch, was an ihr anders war, als er aufstand.

»Ja. Arabella fuhr kürzlich mit mir nach London zum Einkaufen.«

»Ich weiß. Bramsley erzählte es mir.«

Madeline versteifte sich ein wenig, doch ihr Tonfall blieb ruhig. »Ah, erstattet Bramsley dir täglich Bericht über mein Tun?«

»Er erstattet mir regelmäßig Bericht über alles auf dem Anwesen.«

»Ich verstehe. Dann sollte ich lieber auf der Hut sein«, entgegnete sie, »wo du so viele Spione in deinem Haushalt beschäftigst.«

Rayne wusste nicht, ob sie scherzte, und fand es auch nicht mehr heraus, denn sie wechselte das Thema, indem sie sich einmal langsam im Kreis drehte. »Ich bin dankbar, dass Arabella mich mit der gegenwärtigen Mode vertraut machte, aber du bereust deine Großzügigkeit womöglich, wenn du die Rechnungen siehst. Ich habe eine beträchtliche Summe des Budgets ausgegeben, das du mir für Kleidung zur Verfügung stelltest.«

»Ich habe bereits einige der Rechnungen gesehen, aber ich bereue die Ausgabe nicht im Geringsten«, versicherte er ihr.

»Offen gesagt ich auch nicht. Deine Großmutter schien die Lumpen, dich ich trug, unpassend für eine Countess zu finden.«

Rayne verzog das Gesicht. »Hat sie sich abfällig über deine Kleidung geäußert?«

»Unter anderem«, antwortete Madeline unbekümmert.

Erst jetzt fiel Rayne auf, dass sie nach wie vor die Schwelle nicht übertreten hatte. Er ging um seinen Schreibtisch herum und auf sie zu. »Es tut mir leid, dass du ihre Vorwürfe ertragen musstest, Liebes. Gewiss war es höchst unangenehm.«

»Es war ein wenig unerquicklich«, gab Madeline zu. »Andererseits war es zu erwarten gewesen. Ich wusste, dass sie mich niemals akzeptieren würde. Wie du dich erinnern dürftest, hatte ich dich diesbezüglich gewarnt.«

»Ja, hattest du. Nur war die Meinung meiner Großmutter zu keiner Zeit von Belang für meine Entscheidung. «

»Trotzdem tut es mir leid, dass ich zwischen euch stehe«, murmelte Madeline mit echtem Bedauern.

Rayne schüttelte den Kopf und blieb vor ihr stehen. »Dich trifft keinerlei Schuld …«

Weiter kam er nicht, denn er bemerkte, dass sie ihr Haar anders trug, und auch ihr Gesicht war verändert.

Doch ehe er etwas dazu sagen konnte, unterbrach sie seine Gedanken. »Hattest du schon deinen Tee?«

»Nein, noch nicht. Ich wollte auf dich warten.« Er hatte angenommen, dass sie sich gemeinsam zum Tee setzen würden und Madeline ihm von ihrer Woche erzählte.

Madeline lächelte reumütig. »Verzeih, dass ich dir Unannehmlichkeiten bereite, Mylord, aber ich hatte meinen Tee bereits mit unseren Schülerinnen in der Akademie. Ich bitte Bramsley, dir sofort welchen zu servieren. Nun entschuldige mich bitte. Ich möchte nach oben gehen und ein Bad nehmen. Dein wundervolles Badezimmer ist ein Luxus, von dem ich nicht einmal geträumt hätte.«

Rayne wollte sie zur Rede stellen, weil sie ihn schon zum zweiten Mal mit »Mylord« ansprach, aber die Vorstellung ihres fantastischen Körpers nackt in der Badewanne lenkte ihn zu sehr ab. Und ihre nächste beiläufige Bemerkung fuhr ihm geradewegs in die Lenden.

»Du darfst gern das Badewasser mit mir teilen. Es ist ein Jammer, so viel warmes Wasser zu vergeuden, auch wenn du es dir fraglos erlauben kannst. Und ich sollte fertig sein, bis du deinen Tee hattest.«

Mit diesen Worten wandte sie sich ab und schritt den Korridor hinunter zur Diele.

Rayne blickte ihr nach und beobachtete stirnrunzelnd ihren sanften Hüftschwung. Hatte Madeline ihn eben gebeten, zu ihr ins Bad zu steigen? Oder war sie lediglich sparsam und schlug vor, dass er nach ihr badete?

Wie auch immer, Rayne wollte ihr Vorschlag nicht aus dem Kopf, als er zu seiner Arbeit zurückkehrte. Eine halbe Stunde später gab er es auf, Konzentration vorzutäuschen.

Zweifellos war er idiotisch, zu seiner neuen Ehefrau ins Bad zu gehen, aber er konnte nicht widerstehen.

 

Madeline lehnte an dem hohen Rand der Kupferwanne und zählte die Minuten zusammen mit dem schnellen Pochen ihres Herzens. Sonst genoss sie es, in dem seidig-warmen Wasser zu liegen, aber heute hatte sie vor Spannung einen Knoten im Bauch, während sie wartete, ob Rayne zu ihr käme.

Sie hatte ihn überrascht, das war offensichtlich gewesen. Seine Augen waren eine Nuance dunkler geworden, als er sie ansah und überlegte, was sie ihm sagen wollte – genau wie Fanny es prophezeite.

Bisher schien Fannys Plan aufzugehen. Madeline hatte sich absichtlich länger in der Akademie aufgehalten, damit Rayne nicht den Eindruck gewann, sie wäre jederzeit für ihn verfügbar. Letzteres nämlich machte eine Frau laut Fanny für einen Mann weniger begehrenswert. Es war klüger, ihn im Ungewissen zu lassen.

Madeline wusste nicht recht, ob sie das Selbstvertrauen besaß, Fannys exzellente Ratschläge bis zum Ende zu befolgen. Immerhin war sie noch nie eine Verführerin gewesen. Aber sie hatte sich auf diesen Moment so gut vorbereitet wie sie konnte, indem sie Leinenhandtücher und Duftseifen auslegte, ehe sie sich entkleidete und bis zu den Schultern ins Badewasser sank.

Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust, als sie endlich ein Klopfen an der Tür hörte, gefolgt von Raynes Stimme, die leise ihren Namen rief.

»Du darfst hereinkommen«, antwortete sie und setzte sich auf.

Als er die Tür öffnete, hielt Madeline sich keusch ein Leinentuch vor die Brust, das sie auf dem Hocker neben der Wanne bereitgelegt hatte, und schirmte ihren bloßen Oberkörper vor Raynes Blicken ab. Er ahnte nicht einmal, was sie mit ihm vorhatte, und Madeline wollte sich möglichst lange unschuldig geben.

»Es tut mir leid, dass ich mich verspäte«, entschuldigte sie sich, während er die Tür schloss, »aber ich bin noch nicht ganz fertig. Das warme Wasser ist so herrlich. Macht es dir etwas aus, noch ein paar Minuten zu warten?«

Sie sah ihn mit großen Augen an, auch wenn ihr vor lauter Aufregung beinahe schwindlig war. Raynes Blick hingegen war durchdringender als gewöhnlich.

»Nein, es macht mir nichts aus«, sagte er und setzte sich auf den Hocker.

»Beabsichtigst du, mir zuzusehen?«

»Du brauchst nicht schüchtern zu sein. Ich habe all deine lieblichen Reize bereits gesehen, weißt du nicht mehr?« Auf ihr Zögern hin fügte er amüsiert hinzu: »Mit einem Handtuch kannst du schlecht baden.«

»Stimmt.« Ihr entfuhr ein nervöses Lachen, und sogleich schalt Madeline sich. Fanny hatte sie über unzählige Stunden geschult, da sollte sie es doch wohl besser beherrschen, die Femme fatale zu mimen!

»Nun gut«, murmelte sie und warf das Handtuch beiseite.

Sie fühlte seinen heißen Blick auf ihren glänzenden Brüsten.

Madeline erlaubte sich ein winziges Lächeln. Nachdem sie nunmehr seine ungeteilte Aufmerksamkeit hatte, war es Zeit, den Einsatz zu erhöhen.

Sie verlagerte ihre Position, stützte sich auf ein Knie auf und griff über den hohen Rand der Wanne in den Korb auf dem Boden, aus dem sie einen Seifenriegel nahm. Mit der edlen Seife sank sie wieder zurück ins Wasser, allerdings nur bis zur Hüfte. Sehr langsam strich sie mit der Seife über ihre nackten Schultern, dann ihren Hals hinab und zwischen ihre nassen Brüste.

»Diese Seife ist sündhaft weich und wohltuend auf der Haut. Sie ist aus Frankreich, nicht wahr?«

»Ich weiß nicht«, antwortete Rayne. »Bramsley kauft alles ein, was im Haushalt gebraucht wird.«

Bildete sie es sich ein, oder klang seine Stimme belegt, als er fragte: »Brauchst du meine Hilfe? Möchtest du, dass ich dir den Rücken schrubbe?«

»Danke, aber ich kann es allein.«

Rayne beobachtete sie weiter aufmerksam beim Einseifen. Nach einer kurzen Weile jedoch brach er das Schweigen.

»Etwas an dir ist anders. Und es ist nicht nur das neue Kleid.«

»Ich befolgte deinen Rat und frisiere mein Haar modischer.«

Im Moment war ihr Haar zu einem losen Knoten auf ihrem Kopf aufgesteckt, aus dem sich mehrere feuchte Locken um ihr Gesicht kringelten.

»Es steht dir sehr gut.«

Madeline errötete absichtlich ob seines Kompliments. »Ich gestehe, dass es mir Freude bereitet, ein wenig besser auszusehen. Was du nicht verstehen wirst, denn du warst immer schön.«

»Schön?«, wiederholte Rayne belustigt.

»Für einen Mann bist du auffallend schön.«

Sie sah, wie sein Mundwinkel zuckte. »Und du bist viel zu unsicher, was dein Aussehen betrifft, meine Süße.«

Was nicht ganz der Wahrheit entsprach. Bis sie Rayne begegnete, hatte sie nie weiter über ihre Erscheinung nachgedacht, denn es gab keinen Mann, dem sie gefallen wollte. »Für dich ist es leicht, Aussehen als unbedeutend abzutun. Du musstest dich nicht mit dem Mangel plagen, unscheinbar zu sein.«

»Du bist nicht mehr unscheinbar.«

»Danke«, antwortete sie. »Aber ich denke, dir kommt es auch zugute. Wenn du mich anziehender findest, fällt es dir weniger schwer, dein Ziel zu erreichen.«

»Mein Ziel?«

»Einen Erben zu zeugen. Ist das nicht der Grund, aus dem du mich geheiratet hast?«

»Teils.«

»Dann sollten wir die Gelegenheit vielleicht nutzen. Du hast bewiesen, dass man den Liebesakt in einer Kutsche vollziehen kann. Ginge es auch in einer Badewanne?«

»Möchtest du, dass wir uns hier und jetzt vereinen? «

Sie zuckte nur mit den Schultern. »Es war lediglich ein Vorschlag. Ich vermute, dass es länger dauert, ein Kind zu zeugen, solange wir getrennte Schlafzimmer haben und du mich bloß gelegentlich in meinem besuchst. Aber ich möchte meinen Teil des Handels erfüllen, Rayne.«

Madeline hörte ihren Herzschlag, als sie auf seine Antwort wartete. Sie wollte Rayne wahrlich gern ein Kind schenken, doch im Moment würde sie sich schon damit zufriedengeben, seine Leidenschaft zu wecken.

Sie senkte die Stimme und ergänzte: »Ich betrachte es als meine Pflicht, den Liebesakt mit dir zu vollziehen. «

»Deine Pflicht«, wiederholte er matt.

»Eine angenehme Pflicht natürlich.«

Ihre leise, rauchige Stimme schien zu wirken, denn ein sinnliches Lächeln umspielte seine Lippen. »Ich stehe dir zu Diensten, Weib.«

»Warum entkleidest du dich dann nicht?«

Gehorsam stand Rayne auf und legte seine Kleider ab.

Madeline erinnerte sich an den Anblick seines nackten Körpers, doch konnte die Erinnerung dem Vergleich mit dem echten Rayne vor ihr nicht standhalten.

Es war etwas Ungezähmtes an ihm, eine intensive Aura, die nicht recht zu dem passen wollte, was man mit einem Adligen verband. Seine Brust war zu muskulös und seine straffen Schenkel waren die eines athletischen Reiters, keines verwöhnten reichen Sprosses, der den Müßiggang pflegte.

Madeline wollte kaum glauben, dass dieser prächtige Mann ihr Gemahl war. Und noch unfasslicher war ihr, dass sie seine Lust zu erregen vermochte. Sein Begehren war offensichtlich, wie Madeline feststellte, als sie der dunklen Haarlinie seinen Bauch hinunter zu den Lenden folgte, wo seine Erektion steil aufragte.

Sofort fiel ihr ein, wie sich seine Bewegungen in ihr anfühlten, welche unvorstellbaren Wonnen er ihr bereitet hatte. Diesmal jedoch ging es um sein Vergnügen.

Geschmeidig stieg er zu ihr in die Wanne. Madeline rückte an das Fußende, um ihm Platz zu machen, und Wasser schwappte über die Ränder, als Rayne sich mit dem Rücken an das höhere Ende lehnte.

»Nun, was hast du im Sinn?«, fragte er.

Madeline wurde heiß. Sie sollte die Beherrschung wahren, Rayne verführen und ihn glauben machen, er würde alles bestimmen.

»Du bist ein erfahrener Liebhaber«, antwortete sie. »Daher überlasse ich es dir.«

»Dann komm her«, befahl er. »Du bist viel zu weit weg.«

Kniend begab Madeline sich zwischen Raynes Schenkel. Er war nahe genug, dass sie seinen Duft wahrnahm, der sich mit dem Seifenaroma mischte. Aber anscheinend wollte er sie noch näher, denn er schlang einen Arm um ihre Taille. Im nächsten Moment war Madeline an ihn gedrückt und spürte sein Glied an ihrem Bauch.

»Ich habe mich morgens rasiert«, sagte er, »aber ich fürchte, mein Kinn ist ein wenig zu rau für deine zarte Haut.«

Sie sah den Bartschatten, schüttelte aber den Kopf. »Das macht mir nichts.«

»Gut, denn ich möchte dich küssen.«

Sinnlich strich er mit dem Daumen über ihre Unterlippe, dann neigte er seinen Kopf zu ihr. Sein Mund war warm, und seine Lippen glitten mit sanftem Druck über ihre. Verständlicherweise ließ Madeline sich vollständig in den Kuss fallen und genoss den Tanz ihrer vereinten Zungen. Als Rayne schließlich ihren Mund wieder freigab, wich Madeline zurück, benommen von der überwältigenden Erregung, die er in ihr entfacht hatte.

Sie schluckte und ermahnte sich, dass sie ihn verführen wollte, nicht umgekehrt. »Erlaube, dass ich dir den Rücken schrubbe«, murmelte sie. »Ist das nicht auch eine der Pflichten einer Gemahlin?«

»Später. Zunächst einmal möchte ich etwas anderes tun.«

Er nahm ihr den Seifenriegel ab, schäumte seine Hände ein und legte sie auf ihre Schultern. Von dort wanderten sie nach oben, an ihren schmalen Hals, wo er ihren schnellen Puls fühlen musste, und anschließend nach unten.

Als seine Finger die Unterseite ihrer Brüste erreichten, richteten sich ihre Brustspitzen auf, die Rayne sodann mit den Daumen umkreiste.

Madeline stöhnte vor Wonne und wollte die Augen schließen, doch Rayne hielt sie davon ab. »Nein, bitte sieh mir zu.«

»Warum? Was hast du vor?«

Sein träges Lächeln war überwältigend. »Du wirst es sehen.«

Nachdem er die Seife in den Korb zurückgelegt hatte, umfingen seine Hände erneut ihre Brüste. Die Spitzen waren längst hart, und Rayne neckte sie. Ihm dabei zuzuschauen, erregte Madeline noch mehr. Sie rang nach Atem, weil seine erotischen Liebkosungen Hitzestrahlen durch ihren Leib jagten.

Dann tauchte er mit einer Hand ins Wasser, zu den dunklen Locken zwischen ihren Schenkel. Doch sie ergriff seinen Arm und hinderte ihn daran, sie dort zu berühren. »Rayne, mein Lieber, ich möchte dich um einen Gefallen bitten.«

Er zog verwundert eine Braue hoch. »Was für einen Gefallen?«

»Wir führen eine Vernunftehe, aber es besteht kein Grund, sie nicht zu genießen, habe ich recht?«

»Ja, das sagte ich dir bereits.«

»Doch wie es gegenwärtig steht, ist unsere Beziehung recht unausgewogen. Du besitzt alle Erfahrung, ich hingegen beinahe gar keine.«

»Und?«

Madeline wappnete sich. »Deshalb möchte ich lernen, dir Freude zu bereiten. Kannst du es mich lehren? «

Er betrachtete sie mit halb gesenkten Lidern. »Du erfreust mich schon, meine Süße.«

»Aber ich könnte noch viel mehr lernen. Du bist ein legendärer Liebhaber, und ich möchte deiner würdig sein. Bitte, verrätst du mir, wie ich eine vollkommene Geliebte werde?«

Ein Funkeln erschien in seinen Augen. »Willst du das wirklich?«

»Unbedingt.«

Als sich ihre Blicke begegneten, spürte sie etwas Urtümliches, Mächtiges zwischen ihnen, das ihr schmerzliches Verlangen steigerte.

»Wie erfreue ich dich, Rayne?«, fragte sie.

»Es gibt zahlreiche Arten, einen Mann zu erregen.«

»Nenne mir eine.«

»Du könntest damit anfangen, mich zu berühren.«

Sie tauchte eine Hand unter Wasser und strich über seinen flachen, harten Bauch. Unter ihren Berührungen zuckten seine Muskeln, noch bevor sie seine Lenden erreichte und den festen, samtigen Hodensack unterhalb seiner geschwollenen Männlichkeit umfasste. »So?«

Er murmelte zustimmend, und sein Glied regte sich. »Das kann einen Mann wild machen.«

»Wie ist es hiermit?« Sie schloss die Finger um seinen Schaft.

»Auch das ist höchst angenehm«, gestand Rayne erstickt. »Mich zu streicheln wäre ebenfalls sehr wirkungsvoll. «

Sie folgte seinem Vorschlag und strich sacht auf und ab, so dass seine Erektion in ihrer Hand erbebte, was wiederum ein sinnliches Erschauern in ihr auslöste. Dann assistierte Rayne ihr, indem er seine Hand um ihre legte und sie fester um sein Glied drückte.

Zu Madelines Entzücken färbte sich sein Gesicht sinnlich rot, und sein Atem ging angestrengter.

»Es gibt gewiss noch mehr.«

»Benutze deine Fantasie, meine Liebste.«

Sie sah ihn nachdenklich an. »Ich denke, ich sollte deinen Leib mit meinen Lippen erkunden.«

An seinem Blick konnte sie ablesen, dass ihm die Idee gefiel. »Bitte, nur zu.«

Ohne seinen Schaft loszulassen, beugte sie sich vor und küsste seine Brust, leckte das Wasser von seiner Haut, doch es reichte ihr nicht. »Wenn du aufstehst, erreiche ich mehr von dir.«

»Ja, ich denke schon.«

Rayne richtete sich auf und lehnte sich an den hohen Rücken der Wanne, so dass seine Lenden direkt vor Madelines Gesicht waren. Er wirkte vollkommen ruhig, und dennoch spürte sie, dass er nicht annähernd so entspannt war, wie er sich gab.

Ihre Vermutung bestätigte sich, denn als sie Wasser aufschöpfte und es über seine pulsierende Erektion rinnen ließ, spannte sich sein Körper merklich an. Leider erinnerte Madeline sich nicht mehr ganz genau, was Fanny ihr beschrieben hatte, also musste sie schlicht ihrem Instinkt folgen. Sie strich mit beiden Händen über seine Schenkel und beugte sich vor, bis ihre Lippen sein Glied berührten.

Rayne rang hörbar nach Atem, als sie die glitzernden Tropfen von seiner Männlichkeit leckte.

Madeline blickte zu ihm auf und lächelte. »Ich möchte dich wahnsinnig vor Lust machen, Rayne. Wie stelle ich das an?«

»Ich würde sagen, du bist schon auf dem besten Wege.«

Alles Neckende war aus seinem Blick verschwunden und einer sinnlichen Intensität gewichen, die sie zu verbrennen drohte.

»Was tue ich nun?«

»Warum benutzt du nicht deinen wundervollen Mund?«

Er verharrte vollkommen still, die Hände seitlich auf den hohen Wannenrand gestützt und ganz Madeline ausgeliefert. Es war so erregend, dass sie buchstäblich glühte.

Ihre Finger zitterten ein wenig, als Madeline sie in das lockige Haar seiner Lenden tauchte. Dann neigte sie sich vor und nahm ihn in den Mund.

Sein Körper erbebte bei der ersten Berührung und hörte nicht auf zu beben, während sie ihn mit ihrer Zunge liebkoste. Als sie abermals aufblickte, grinste er, was beinahe ein bisschen schmerzhaft aussah. »Das ist nicht schlecht für eine Anfängerin.«

Nun fühlte Madeline sich herausgefordert und widmete sich umso inbrünstiger seiner Erregung.

Rayne knurrte leise und umklammerte den Wannenrand fester. Es faszinierte Madeline, welche Wonne sie ihm bereiten konnte.

»Gott«, murmelte er, als sie an ihm sog und leckte. »Und du sagtest, du wüsstest nicht, wie du mich erregst. «

»Du bist ein hervorragender Lehrer.«

Inzwischen war er nicht mehr nonchalant, stellte sie zufrieden fest, als er seine Hüften nach vorn bog. Sie ließ ihre Hände um ihn herumgleiten und umfasste seine festen Pobacken.

»Tut das weh?«, fragte sie.

»Ja, ich leide unvorstellbare Schmerzen. Ich werde jeden Moment platzen …«

Wie zum Beweis, schob er seine Hüften wieder nach vorn.

Madeline wurde beständig mutiger, nahm ihn tiefer in ihren Mund und setzte ihre Liebkosungen fort, bis er plötzlich in ihr Haar griff. »Das ist genug Pein.«

Sie sah nach oben und fragte sich, ob er wirklich wollte, dass sie aufhörte.

Seine saphirblauen Augen schimmerten sinnlich, und darin erkannte sie eindeutig sein Verlangen nach ihr.

In dem Moment fühlte sie sich wunderschön. Schön und mächtig. Madeline kostete diese neue Erfahrung aus und verlor sich in seinen unglaublichen Augen.

Dieselbe Wirkung musste sie auf Rayne ausüben, denn er ließ sich auf einmal in die Wanne hinunter. Wieder schwappte Wasser über den Rand, als er Madeline in seine Arme zog. Sie beide zitterten vor Erregung und Verlangen.

Rayne spreizte ihre Schenkel und hob sie auf seinen Schoß, so dass sie rittlings auf ihm saß, ihre Scham auf seiner geschwollenen Männlichkeit.

»Ich habe mich gefragt, wie es sich anfühlt, wenn du mich reitest.«

Ihr wurde ganz schwindlig, als sie sich ausmalte, was seine Worte bedeuteten, und sie hielt den Atem an, während Rayne sie behutsam auf sich hinabführte. Ihr Körper schmolz förmlich um ihn herum.

Als er vollständig in ihr war, wimmerte Madeline leise. Es war ein herrliches Gefühl, das Rayne offenbar noch steigern wollte, denn er küsste sie fordernd und begann gleichzeitig, sich in ihr zu bewegen.

Sein Kuss war ein bisschen grob, sehr besitzergreifend, doch sie erwiderte ihn mit derselben Dringlichkeit, suchend, begehrend.

Bald wurden die Bewegungen schneller. Madeline presste ihre Schenkel an seine Hüften, wiegte sich in dem Takt, den Rayne vorgab. Die Reibung ihrer nassen, glitschigen Leiber machte das Erlebnis umso erregender. Nach wenigen Augenblicken war Madeline außer Atem, und dennoch kam die sinnliche Explosion in ihr vollkommen überraschend. Rayne fing ihren Wonnenschrei mit einem Kuss ab, und sie erschauerte in seinen Armen. Ihre Scheide pulsierte.

Rayne erreichte seinen Höhepunkt gleich darauf, solange ihr Schoß noch um ihn vibrierte, und das Echo ihrer kehligen Schreie vermengte sich mit seinem tiefen Stöhnen.

Danach sank Madeline an seine Brust. Ihr Herz hämmerte, und ihr Atem war fast ein Keuchen. Sie fühlte sich erschöpft, sinnlich und zu schwach, um sich zu rühren.

Rayne schien es ähnlich zu gehen. Er atmete in unregelmäßigen Stößen, lag mit dem Kopf an den Wannenrand gelehnt da und hatte die Arme lose um Madeline geschlungen.

Erst eine ganze Weile später lachte er leise. »Dies war nicht die Begrüßung, die ich erwartete, aber ich gestehe, dass ich noch kein Bad so genossen habe.«

Bei seinem Lachen wurde Madeline sehr warm ums Herz. Sie konnte sich immer noch nicht dazu bringen, sich zu bewegen. Vielmehr war sie nicht sicher, ob ihre Glieder ihr jemals wieder gehorchen würden.

Zugleich war sie geradezu euphorisch, hatte Raynes körperliche Reaktion auf ihre Liebkosungen doch ihre Hoffnungen in ungekannte Höhen schnellen lassen. Nach solch brennender Leidenschaft fiel es ihr viel leichter, an eine glückliche gemeinsame Zukunft zu glauben.

Plötzlich fiel ihr wieder ein, was sie mit Fanny zusammen geplant hatte. Sie drückte ihm einen zarten Kuss auf die Schulter. »Das war eine höchst erhellende Lektion«, murmelte sie.

»Du bist eine glänzende Schülerin«, entgegnete er. Als sie den Kopf hob und ihn ansah, waren seine Augen noch geschlossen und er lächelte.

Die bebenden Gefühle in ihrer Brust wurden stärker, was ein Warnzeichen war. Madeline musste dieses intime Zwischenspiel beenden, ehe sie sich verriet.

Einen kurzen Moment noch, schwor sie sich und neigte seufzend die Wange an seine Schulter.

Rayne fühlte dieselbe wohlige Mattigkeit, erlebte dieselbe tiefe Zufriedenheit. Madelines verwegene Unschuld hatte ihn wahrhaftig verzaubert.

Seltsam, dass er einst dachte, sie wäre unscheinbar. Sie hatte nichts mehr mit der schlichten Jungfer gemein, für die er sie bei ihrer ersten Begegnung gehalten hatte. Ihre natürliche Sinnlichkeit erregte ihn nicht bloß, sie harmonierte überdies aufs Beste mit seiner eigenen Libido. Er spürte noch die Hitze ihrer Leidenschaft auf seiner Haut, obgleich das Badewasser sich bereits abkühlte.

Seine junge Frau übertraf eindeutig seine Erwartungen, und der Gedanke bereitete ihm Sorge.

Kaum aber hatte er ihn beiseitegeschoben, löste sich Madeline aus seiner Umarmung und richtete sich auf.

Erschöpft öffnete er die Augen und beobachtete, wie sie aus der Wanne stieg. Zu seiner Enttäuschung hüllte sie ihren fantastischen Körper in ein großes Leinenhandtuch.

»Du willst doch nicht gehen, oder?«

Lächelnd drehte sie den Kopf zu ihm um. »Du kannst gewiss ohne mich baden.«

Wüsste er es nicht besser, hätte er ihren Blick verführerisch, gar provokant genannt. Und er war überaus versucht, aufzustehen und Madeline in die Wanne zurückzuholen.

Stattdessen lag er da und runzelte die Stirn. Ihr Aussehen und ihr Verhalten hatten sich so sehr verändert, dass er seine neue Braut fast nicht wiedererkannte. Zwar war nichts Gekünsteltes an der Art, wie sie ihn mit ihren großen grauen Augen anschaute, aber er wurde misstrauisch.

»Du brauchst nicht zu gehen«, sagte er.

»Ich fürchte, ich muss. Ich sollte mich ankleiden und für den Abend bereitmachen.«

»Den Abend?«

»Ah, ich vergaß es zu erwähnen! Arabella gibt heute Abend für einige Nachbarn ein Dinner in Danvers Hall mit anschließendem Kartenspiel. Ich möchte hingehen, aber du brauchst mich nicht zu begleiten, wenn du nicht möchtest. Ich weiß, dass dir nichts an langweiligen gesellschaftlichen Anlässen liegt.«

Rayne runzelte wieder die Stirn. Madeline machte also eigene Pläne und stellte sich darauf ein, ihr Leben ohne ihn zu führen. War das nicht exakt, was er sich wünschte?

»Ich möchte mitkommen«, antwortete er. »Meine Anwesenheit macht deine Einführung in die Gesellschaft leichter.«

»Dann schicke ich ihr Nachricht, dass Sie dich erwarten darf.«

Nachdem sie sich abgetrocknet hatte, zog Madeline einen sehr femininen Morgenrock aus jadegrüner Seide an, den sie nicht vollständig schloss, kam zu ihm und beugte sich vor, um ihn auf die Lippen zu küssen. Sengende Hitze durchfuhr Rayne, bevor sie ihren Morgenmantel schloss und ihre weiblichen Reize wieder verbarg. Anschließend raffte sie ihre Kleidung zusammen, ging hinaus und schloss leise die Tür hinter sich.

Rayne ertappte sich dabei, wie er auf die Tür starrte, verwundert angesichts der betörenden Wandlung Madelines. Ihre neu entdeckte Sinnlichkeit gefiel ihm ebenso wie ihre Neugier, machte ihm aber auch Sorge. Camille hatte ihr Verführungstalent für ihre Zwecke eingesetzt …

Wieder einmal könnte sein Misstrauen übertrieben sein, dachte Rayne. Hatte er nicht auch fälschlicherweise unterstellt, Madeline hätte ein Verhältnis mit Baron Ackerby?

Doch selbst wenn ihre Beweggründe vollkommen unschuldig waren, musste Rayne feststellen, dass er sie entschieden zu anziehend und bezaubernd fand.