14. Kapitel

Noch eine Familienfeier in Polen, und ich würde definitiv nicht mehr in mein Brautkleid passen. Ich stehe in Małgorzatas Schlafzimmer vor dem Spiegel. Eben hat Danuta mir erst ein dramatisches Make-up und dann eine unglaublich kunstvolle Hochsteckfrisur verpasst, aus der sie zu guter Letzt meine mehrfarbigen Strähnchen herausgezupft und zu Locken gedreht hat. Jetzt hilft mir Karolina in mein frisch aufgebügeltes Kleid. Es ist fast noch enger als bei der Anprobe vor zwei Tagen – sollte ich binnen achtundvierzig Stunden wirklich noch weiter zugenommen haben? Karolina sagt nichts, aber ich kann ihre Gedanken lesen. Sie sagen laut und deutlich: Korsage! Ich betrachte mich seitlich im Spiegel. Schande – das Kleid sitzt wirklich nicht gut. Da hilft nur eines: bedingungslose Kapitulation.

»Äh, sag mal, Karolina, du hast nicht zufälligerweise doch die Korsage mitgenommen, die ich bei der Schneiderin anprobiert habe?«

Ein Strahlen gleitet über ihr Gesicht. »Zufälligerweise doch. Ich hatte gehofft, dass du noch vernünftig wirst.« Sie greift in ihre Handtasche und zieht das Folterinstrument heraus. Seufzend schäle ich mich wieder aus dem Kleid und werde kurz darauf von Karolina wie ein Rollbraten zusammengeschnürt. Was soll’s, verzichte ich eben die nächsten zwölf Stunden aufs Luftholen.

Bevor ich wieder in mein Kleid steige, greift Karolina noch mal in ihre Handtasche und holt einen Hauch blauer Spitze hervor.

»Hier, guck mal. Wenn du das trägst, bringt es euch Glück.«

Neugierig nehme ich das zarte Etwas in die Hand und betrachte es. Ein Strumpfband. Irgendwo in meinem Hinterkopf macht sich bei diesem Anblick ein Stück Erinnerung auf den Weg an meine Bewusstseinsoberfläche. Ein blaues Strumpfband. Something old, something new, something borrowed, something blue.

Richtig! Die Hochzeit meiner amerikanischen Gastschwester Tiffany! Ich kann mich noch gut an ihr baiserförmiges Ungetüm von Brautkleid erinnern. Es bestand aus hundert Prozent Polyester in der Ausführung »mit alles« – also Spitzen, Perlen, Stickereien und Reifrock. Dazu noch, ganz wichtig, ein blaues Strumpfband. Etwas Altes, etwas Neues, etwas Geliehenes und etwas Blaues – das war der wichtigste Brauch, den es laut meiner Gastmutter für eine glückliche Ehe zu beachten galt.

Ob das auch für die deutsche Braut gilt? Keine Ahnung. Ich wollte schließlich auf den Seychellen heiraten, mit deutschen Hochzeitstraditionen hatte ich mich im Vorfeld also nicht weiter beschäftigt. Mit polnischen natürlich noch weniger als gar nicht. Umso erstaunter bin ich jetzt. Sollte es in Polen genau die gleichen Hochzeitsbräuche geben wie in Kalifornien? Gewissermaßen ein grenzüberschreitendes Superbrauchtum? Bevor ich Karolina fragen kann, drückt sie mir noch etwas in die Hand. Eine goldene Kette mit einem hübschen Stein.

»Und die leihe ich dir. Bringt auch Glück.«

Tatsächlich. So muss es sein. »Na, dann brauche ich jetzt nur noch etwas Altes, denn etwas Neues habe ich ja an.«

Überrascht zieht Karolina die Augenbrauen hoch. »Ach, du kennst den polnischen Brauch?«

Ich nicke und entschließe mich spontan, hier mal ein bisschen dicker aufzutragen. »Klar. Ich finde, wenn man einen Polen heiratet, sollte man sich auch ein bisschen mit polnischer Kultur und Tradition auseinandersetzen.«

»Polnische Kultur und Tradition? Oh, das finde ich ja gut. Willst du denn auch Polnisch lernen?«

»Klar. Sobald wieder etwas Ruhe eingekehrt ist, mach ich einen Kurs.«

Karolina lächelt, ich scheine endlich mal mit etwas bei ihr Gnade gefunden zu haben. Sehr schön! Und wenn es nur ein ausgedachter Sprachkurs ist.

»Und denkst du, ihr werdet eure Kinder bilingual erziehen? Das ist so eine tolle Chance – ich habe meine Magisterarbeit darüber geschrieben.«

»Klar, das finde ich auch richtig gut«, gebe ich ihr recht, so richtig in Gönnerlaune. Jetzt könnte mich Bogumił auch ruhig noch einmal fragen, ob ich schwöre, die Kinder katholisch zu erziehen – ich würde ihm begeistert beipflichten. Ist ja sowieso wurscht. Und jetzt, wo ich beschlossen habe, die ganze Geschichte als großes Märchen zu betrachten, in dem ich zufälligerweise die Rolle der Prinzessin spiele, bin ich deutlich besser gelaunt als in den letzten Tagen. Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass ich Spaß habe. Man darf einfach alles nicht so ernst nehmen!

Magda kommt ins Schlafzimmer und bleibt neben mir stehen. »Ach, Tine, du siehst so schön aus! Und so schlank!«

Ich nicke huldvoll. Viel mehr Bewegung ist mit der Korsage sowieso nicht drin.

»Setz dich auf das Bett, ich habe etwas für dich mitgebracht. Eine alte Familientradition.«

Wuhu – noch mehr Tradition! Ich setzte mich und gucke gespannt auf die Tüte, die Magda mitgebracht hat. Was da wohl drin ist? Müsste eigentlich etwas Altes sein, denn das fehlt noch bei meinem Outfit. Vorsichtig nestelt Magda am Verschluss der Tüte, dann zieht sie etwas heraus, was ich auf den ersten Blick identifizieren kann. Ein Schleier, glänzend-durchsichtig mit einer edlen, umlaufenden Spitze.

»Oh, der ist aber schön!«

»Er ist schon über hundert Jahre alt. In unserer Familie wird er immer von der Mutter an die Schwiegertochter weitergegeben. Der Tradition zufolge muss ich ihn dir also anstecken.«

Geschickt legt sie den Schleier so zusammen, dass ein großes Dreieck entsteht, dann befestigt sie ihn mit ein paar Haarnadeln unter meinem Dutt, so dass der Stoff sanft über meine Schultern fällt.

»Steh mal auf«, bittet sie mich dann. »Sehr gut, genau so soll es aussehen.« Magda macht einen Schritt auf mich zu und umarmt mich.

»Kochana córeczko, witamy cię w naszej rodzinie. Życzę ci tyle szczęścia i miłości, co i ja miałam w moim małżeństwie.«

Ihre Stimme zittert, und über ihre Wange rollt eine Träne.

Karolina übersetzt für mich. »Sie hat gesagt: Meine liebe Tochter, willkommen in der Familie. Ich wünsche dir so viel Glück und Liebe, wie ich in meiner Ehe gefunden habe.«

Jetzt fängt auch Karolina an zu heulen. Und ich habe auf einmal einen riesengroßen Kloß im Hals. Das leichte Gefühl von eben ist verflogen. Ich bin gar nicht die Prinzessin in einem Märchen, ich bin eine Betrügerin.

Laute Musik reißt mich aus meinen trüben Gedanken. Wo kommt die denn auf einmal her? Was ist denn jetzt schon wieder los?

Karolina stupst mich in die Seite. »Los, die Band ist da. Dann kommt auch gleich Jan. Am besten, Gerda übergibt dich an ihn. Deine Eltern sind ja nicht da. Leider. Oder soll ich sagen Zum Glück? Was Jan so über deinen Vater erzählt …«

Apropos übergeben: Ich glaub, ich muss gleich kotzen. Die ganze Lügerei, Karolina, die ununterbrochen redet, vielleicht auch nur die viel zu enge Korsage – mir ist so hundeelend, dass ich kaum gerade stehen kann.

»Hey, was ist denn los mit dir?«, will Karolina wissen. »Du bist ja auf einmal ganz blass. Na, das ist die Nervosität. Ganz normal. Aber mach dir keine Sorgen: Wenn es losgeht, beruhigst du dich auch wieder.«

Ich gucke unschlüssig. Ich will da nicht raus. Im Gegenteil, am liebsten würde ich mich unter der Bettdecke verstecken. Es klopft an der Tür. Erst zaghaft, dann entschlossener.

»Karolinko, a gdzie się podziała panna młoda? Janek już jest!«

Małgorzata. Ihre Stimme klingt ungeduldig.

Karolina schiebt mich Richtung Tür. »Raus aus dem Schlafzimmer und auf in den Kampf!« Dann flüstert sie mir ins Ohr: »Du siehst ganz toll aus – mein Bruder hat wirklich Glück, Schwägerin!«

Die Tür wird aufgerissen, und sofort ertönen fröhliche Ahs und Ohs vom versammelten Majewski-Clan. Alle scheinen sich im Flur zu stapeln: Małgorzata, Leszek, Wojtek, Kacper, und, und, und – nur Jan kann ich nirgends entdecken. Dafür steht weiter hinten an der Wohnungstür eine dreiköpfige Combo und schrammelt, was das Zeug hält. Ich drehe mich zu Karolina um, die direkt hinter mir steht und damit wahrscheinlich verhindern will, dass ich mich doch noch unter dem Bett verkrieche.

»Wo ist denn Jan?«

»Na, der steht natürlich noch im Hausflur. Der muss dich ja erst mal freikaufen.«

Hä? Ich drängle mich zur offen stehenden Wohnungstür durch, wo Gerda und Magda schon Stellung bezogen haben, und versuche, nach draußen zu spähen. Tatsächlich, da steht Jan in einem dunkelgrauen Anzug mit einer silbergrauen Weste. Fesch, sehr fesch. Und kaum wiederzuerkennen. Ich winke über die Köpfe der Band hinweg.

»Huhu, Jan, hier bin ich!«

Jan hüpft hoch, um mich besser sehen zu können.

»Hey, Tine, wow! Einen Moment, ich muss hier noch etwas regeln.«

Ich kann nicht genau sehen, was er macht, und verstehe natürlich auch kein Wort von dem, was er gerade mit dem Klarinettisten bespricht. Jedenfalls drückt er den dreien Gläser in die Hand und zieht etwas aus einem Rucksack. Eine Flasche. Ich ahne schon, was da drin ist. Mit Sicherheit kein stilles Wasser.

Die Männer lachen und prosten sich zu, dann geben sie den Weg in die Wohnung frei. Jan kommt rein und baut sich mit feierlicher Miene vor Gerda auf.

»Oma, ich möchte dich bitten – gibst du mir Tine zur Frau?«

Gerda nickt. »Natürlich, mein Junge.«

»Dann möchte ich dich um deinen Segen für uns bitten.« Er wendet sich an Magda. »Mutter, auch dich möchte ich um deinen Segen bitten.«

Magda nickt stumm, wahrscheinlich kämpft sie gerade wieder mit den Tränen. Jan greift nach meiner Hand und zieht mich zu sich. »Komm, wir müssen uns vor den beiden hinknien.«

Auch das noch. Ich würde keine größeren Geldbeträge darauf verwetten, dass ich in der Korsage überhaupt wieder hochkomme. Ächzend gehe ich in die Knie und lehne mich an Jan, der schon vor Gerda und Magda kniet. Magda legt uns die Hände auf die Köpfe und murmelt etwas, Gerda nickt wohlwollend. Für meinen Geschmack reicht das als Segen völlig, zumal ich merke, wie mir in dieser Haltung langsam die Luft ausgeht. Wenn ich nicht gleich ohnmächtig werden soll, muss ich dringend wieder hoch. Jan scheint das zu merken, jedenfalls rappelt er sich auf und reicht mir, als er wieder steht, die Hände. Er grinst.

»So, meine Liebste – auf in die Kirche! Bogumił wartet bestimmt schon sehnsüchtig darauf, endlich eine anständige Frau aus dir zu machen.«

Armer Bogumił. Wenn der wüsste …

 

Die Kirche ist natürlich nicht so proppevoll wie an Ostern, aber gemessen daran, dass die meisten Gäste eigentlich erst vor drei Tagen von unserer Spontanhochzeit erfahren haben können, ist sie gut gefüllt. Wahrscheinlich herrscht strikte Anwesenheitspflicht für jeden Kolberger, der den Nachnamen Majewski trägt. Nur Jans kleine Schwester ist offiziell entschuldigt – das Baby ist immer noch nicht wieder ganz gesund. Alles in allem scheinen aber mindestens hundert Gäste der Einladung gefolgt zu sein. Ich überlege kurz, ob ein Teil von Oma Gerdas fünftausend Euro geopfert wurde, um Statisten dafür zu bezahlen, sich auf den Bänken von Bogumiłs Kirche zu drängen – aber da Jan den meisten Gästen freundlich zunickt, während wir auf den Altar zuschreiten, scheint er sie wohl tatsächlich zu kennen.

Vorn angekommen, begrüßt uns Bogumił mit warmen Worten, dann wendet er sich an die Festgemeinde und begrüßt auch diese. Das vermute ich jedenfalls ganz stark, verstehen kann ich es ja nicht. Jan und ich nehmen auf unseren Stühlen im Altarraum Platz und lauschen dem Chor, der jetzt das erste gefühlvolle Lied schmettert. Dann ist wieder Bogumił an der Reihe. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen erzählt er nun etwas über das Wesen der Ehe, jedenfalls schaut er ernst und blickt nach jedem Satz zu uns herüber. Wahrscheinlich fragt er sich, ob wir in Deutschland auch tatsächlich geheiratet haben und er uns jetzt zu Recht seinen Segen gibt. Oder ob er für diese Aktion demnächst richtig Ärger mit seinem Bischof bekommt. Schließlich darf er uns ohne die staatlichen Papiere eigentlich gar nicht trauen, das hat mir Karolina erklärt, nachdem Bogumił mit sorgenvoller Miene beim Brautunterricht auf uns eingeredet hatte. Nachdem Jan ihm aber noch einmal die Geschichte mit dem Nazi-General, unserer heimlichen Hochzeit und vor allem unserer überstürzten Flucht aufgetischt hat, bei der wir alle Papiere zu Hause lassen mussten, konnte er uns schon aus reiner Christenpflicht nicht hängenlassen. So gesehen ist diese Mär, obwohl völlig schwachsinnig, doch gar nicht so schlecht.

Bogumiłs Predigt dauert eine gefühlte Ewigkeit, langsam wird mir kalt. Mein Kleid ist eben eine Kreation für Mahé, Seychellen, und nicht für Kolberg, Polen. Die kleinen Härchen auf meinen Unterarmen stellen sich auf, ich bekomme eine Gänsehaut. Anscheinend zittere ich auch ein wenig, denn jetzt dreht sich Jan zu mir und flüstert mir ins Ohr: »Alles in Ordnung? Soll ich übersetzen?«

Ich schüttle den Kopf. »Nein, brauchst du nicht. Alles gut. Mir ist nur kalt. Hoffentlich dauert es nicht mehr so lang.«

»Keine Sorge. Ich schätze mal, ein Lied, dann kommt er zur eigentlichen Zeremonie.«

Jan liegt mit seiner Einschätzung ganz richtig. Nach dem nächsten Lied bedeutet uns Bogumił mit einer Handbewegung, aufzustehen, was wir tun, und auch Karolina und Wojtek stehen auf und kommen zu uns. Bogumił wiederholt jetzt ganz langsam die Trauformel, die er mir schon im Unterricht erklärt hat. Er fragt uns erst einzeln, ob wir einander zu Mann und Frau nehmen wollen, was wir brav bejahen – ich hoffe nur, dass ich für diese Lüge nicht pronto im Fegefeuer lande –, und dann kommt der schwierige Teil: Das Ehegelöbnis zum Nachsprechen. Bogumił beginnt mit Jan.

 

»Ja Jan Krzysztof biorę Ciebie Krystyno Mario za żonę i ślubuję Ci miłość, wierność i uczciwość małżeńską oraz, że Cię nie opuszczę aż do śmierci. Tak mi dopomóż Panie Boże Wszechmogący w Trójcy Jedyny i Wszyscy Święci.«

 

Jan spricht Bogumił auf Polnisch nach. Dann blickt er mich fest an und gibt sein Versprechen noch einmal auf Deutsch:

 

»Ich, Jan Krystof, nehme dich, Christine Maria, zu meiner Frau, ich will dich lieben, achten, ehren und dir die Treue halten, in Gesundheit und Krankheit, in guten und schlechten Tagen, bis dass der Tod uns scheidet, das schwöre ich dir.«

 

Woran auch immer es liegt – das ist zu viel für meine Nerven. Zuerst fangen meine Hände an zu zittern, dann mein ganzer Körper. Karolina streicht mir über den Oberarm und murmelt ksch, ksch, aber das beruhigt mich nicht. Ich weiß nicht, warum mir das nicht schon vorher aufgefallen ist, aber: HALLO?!? ICH STEHE MIT EINEM FREMDEN MANN IN EINER FREMDEN KIRCHE UND BIN KURZ DAVOR, IHM DAS JA-WORT ZU GEBEN!!! Da wird man ja selbst als Atheistin mal die Nerven verlieren dürfen, oder? Außerdem muss ich ausgerechnet jetzt an die Wahrsagerin auf meiner Abi-Feier denken. Was, wenn sie recht hatte? Was bedeutet das dann für mich? Zählt diese Heirat schon mit? Oder habe ich noch einen Versuch auf den Seychellen? Will ich das überhaupt noch?

Mittlerweile zittere ich wie Espenlaub, und Bogumił sieht mich sorgenvoll an. Jan sagt irgendetwas auf Polnisch zu ihm, Bogumił nickt, und Jan legt seinen Arm um meine Schultern.

»Tine«, flüstert er dann, »keine Panik. Du machst das ganz toll. Bald haben wir es geschafft, und dann bist du in Lübeck, und alles ist wieder gut, versprochen!«

Er zieht mich noch etwas dichter an sich heran und haucht mir einen Kuss auf die Wange. Tatsächlich entspanne ich mich etwas, und das Zittern wird besser. Bogumił räuspert sich, dann wendet er sich an mich und spricht mir auf Polnisch mein Gelöbnis vor.

 

»Ja Krystyna Maria biorę Ciebie Janie Krzysztofie za męża i ślubuję Ci miłość, wierność i uczciwość małżeńską oraz, że Cię nie opuszczę aż do śmierci. Tak mi dopomóż Panie Boże Wszechmogący w Trójcy Jedyny i Wszyscy Święci.«

 

Als ich ansetze, meinen Teil des Versprechens auf Deutsch zu geben, fängt zwar nicht mein Körper, diesmal aber meine Stimme an zu zittern. Ich räuspere mich und beginne erneut.

 

»Ich, Christine Maria, nehme dich, Jan Krystof, zu meinem Mann, ich will dich lieben, achten, ehren und dir die Treue halten, in Gesundheit und Krankheit, in guten und schlechten Tagen, bis dass der Tod uns scheidet, das schwöre ich dir.«

 

Meine Stimme schwankt, kiekst und holpert entsetzlich. Verdammt, Tine, reiß dich gefälligst zusammen!, schimpfe ich stumm mit mir selbst. Aber es hilft nichts. Gut, dass es nur ein paar Worte sind!

Bogumił seufzt erleichtert, als ich endlich fertig bin, und auch Jan sieht ganz glücklich aus. Dass er gar nicht so gelassen ist, wie er wirkt, zeigt sich, als er versucht, mir den Ring an den Finger zu stecken. Denn diesmal ist er es, der den Tatterich hat: Seine Hand zittert so stark, dass der Ring fast zu Boden fällt – würde Karolina nicht in letzter Sekunde ihre Hand unter seine halten und den Ring fangen. Gelächter aus der Hochzeitsgemeinde – die haben offenbar ihren Spaß. Beim zweiten Anlauf klappt es dann ohne Probleme, und auch ich stecke Jan den Ring an. Ob die Ringe auch aus Omas Budget stammen? Und ob man die nach der ganzen Show zurückgeben kann?

Jan reißt mich aus diesen schnöden kaufmännischen Gedanken: Plötzlich packt er mich, zieht mich an sich und küsst mich. Und zwar mitten auf den Mund. Ich bin so verdutzt, dass ich mich nicht wehre. Es fühlt sich auch nicht schlecht an. Jans Lippen sind ganz weich und sein Kuss hauchzart. Die Gemeinde jubelt und applaudiert. Ganz offensichtlich sind wir jetzt Mann und Frau. Na, wenn das so ist: Revanche! Und eh er sichs versieht, bekommt Jan nun einen Kuss von mir. Züchtig zwar, aber es ist eindeutig ein Kuss. Jan reißt erstaunt die Augen auf.

Tja. Tine Maria Majewska weiß eben, was sich gehört.

Flitterwochen
titlepage.xhtml
haupttitel.html
inhaltsvz.html
chapter1.html
chapter2.html
chapter3_split_000.html
chapter3_split_001.html
chapter4_split_000.html
chapter4_split_001.html
chapter5_split_000.html
chapter5_split_001.html
chapter6_split_000.html
chapter6_split_001.html
chapter7_split_000.html
chapter7_split_001.html
chapter8_split_000.html
chapter8_split_001.html
chapter9_split_000.html
chapter9_split_001.html
chapter10_split_000.html
chapter10_split_001.html
chapter11_split_000.html
chapter11_split_001.html
chapter12_split_000.html
chapter12_split_001.html
chapter13_split_000.html
chapter13_split_001.html
chapter14_split_000.html
chapter14_split_001.html
chapter15_split_000.html
chapter15_split_001.html
chapter16_split_000.html
chapter16_split_001.html
chapter17_split_000.html
chapter17_split_001.html
chapter18_split_000.html
chapter18_split_001.html
chapter19_split_000.html
chapter19_split_001.html
chapter20_split_000.html
chapter20_split_001.html
chapter21_split_000.html
chapter21_split_001.html
chapter22_split_000.html
chapter22_split_001.html
chapter23_split_000.html
chapter23_split_001.html
chapter24_split_000.html
chapter24_split_001.html
chapter25_split_000.html
chapter25_split_001.html
chapter26_split_000.html
chapter26_split_001.html
chapter27_split_000.html
chapter27_split_001.html
chapter28_split_000.html
chapter28_split_001.html
info_autor_split_000.html
info_autor_split_001.html
info_buch_split_000.html
info_buch_split_001.html
impressum_split_000.html
impressum_split_001.html
social_reading_stream.xhtml
hinweise.html